Die libanesische Künstlerin Caline Aoun (*1983) zeigt, wie untrennbar die reale und die virtuelle Welt geworden sind. Statt den permanenten „Lärm“ der medialen Bilder- und Datenflut, die unser Leben dominiert, weiter zu verstärken, verleiht sie ihm eine materielle Dimension. In der Arbeit „Infinite Energy, Finite Time“ nutzt die Künstlerin Druckerfarbe um vier miteinander verbundene Brunnen zu betreiben und schafft einen kontemplativen Raum.
Patrizio Di Massimo (*1983) setzt sich in seinen Gemälden häufig mit Momenten des Innehaltens auseinander. Er zeigt Menschen schlafend oder ruhend – oft in intimen häuslichen Szenen. Seine Arbeiten kreisen um Themen wie Care-Arbeit, Gemeinschaft sowie das Spannungsfeld zwischen Ruhe und Unruhe. Auch die langsame, konzentrierte Praxis der Malerei begreift er als bewussten Gegenpol zur Beschleunigung durch digitale Prozesse.
Jeppe Hein (*1974, Kopenhagen) lädt in seiner wandernden Arbeit „Breathe With Me“ die Betrachtenden dazu ein, sich der eigenen Atmung bewusst zu werden und schafft hiermit einen meditativen Moment. Die Besuchenden visualisieren ihr eigenes Ausatmen als blau gemalten Strich und im Zusammenspiel der Striche wird der kollektive und verbindende Aspekt unseres Atems sichtbar.
Judith Hopfs (*1969) skulpturale Figuren, versunken ins Smartphone, fordern uns auf, unser eigenes digitales Verhalten zu hinterfragen: Wie präsent sind wir noch in unserer Umwelt, wenn der Blick nur aufs Display gerichtet ist? Es wird deutlich, wie stark das Smartphone auch unsere Erholungsmomente beeinflusst – und ob Ausruhen in der digitalen Dauerpräsenz überhaupt noch möglich ist. Hopfs Werk ist ein kritischer Impuls zur Selbstreflexion und stellt gesellschaftliche Machtverhältnisse sowie alltägliche Gewohnheiten in den Mittelpunkt.
Moritz Jekats (*1987) Video- und Rauminstallation „Wetlands of Pharmacology“ lässt den Besucher auf eskapistische Weise abtauchen. Im Zentrum von Jekats Arbeit steht die Auseinandersetzung mit dem Thema Koexistenz und dem Zusammentreffen unterschiedlicher Ideen, Gefühle und Perspektiven in gemeinsamen digitalen oder physischen Räumen. Inspiriert von Theoretikern wie Donna Haraway experimentiert Jekat mit Empathie, Identität und Gastfreundschaft an der Schnittstelle von physischer und virtueller Welt. Ein Wasserbett und Soft-Skulpturen verbinden Besucherinnen und Charaktere in dieser immersiven Installation, die Fürsorge als Gegenentwurf zu Gewalt in Videospielen neu definiert.
Anna Jermolaewa (*1970) ist eine in Russland geborene Konzeptkünstlerin, die seit 1989 in Wien in Österreich lebt. Ihre künstlerische Praxis umfasst ein breites Spektrum von Medien. Anna Jermolaewa hat für Biennale 2024 in Venedig den österreichischen Pavillon bespielt. Die Arbeit „Research for Sleeping Positions“ bezieht sich sich auf Anna Jermolaewas Ankunft in Wien im Mai 1989, als sie nach ihrer Flucht aus der Sowjetunion einige Tage auf einer Bank am Westbahnhof verbrachte. Die Künstlerin versucht 17 Jahre nach ihrer Auswanderung auf dem Bahnhofsmobiliar eine geeignete Schlafposition zu finden, und weist damit auf das unbequeme Design von Sitzmöbeln im öffentlichen Raum hin, das dazu gedacht ist, das Verweilen von Obdachlosen zu unterbinden.
Thomas Liu Le Lann (*1994) lebt und arbeitet in Genf. In seiner künstlerischen Praxis setzt er sich auf spielerische und zugleich verstörende Weise mit Themen wie Machtlosigkeit, Versagen und Verletzlichkeit auseinander – stets im Spannungsfeld zwischen Intimität und Kollektivität. Dabei nutzt er unterschiedliche Medien, um individuelle Beziehungen zu familiären Situationen, kapitalistischen Systemen und der Freizeitgesellschaft kritisch zu hinterfragen. Seine Videoarbeit mit dem Titel „Die Mächtigen: Sommer 2023“ greift persönliche Kindheitserinnerungen an das Fechten auf und visualisiert zugleich unterschiedliche Grade von Erschöpfung und Verletzlichkeit.
Martin Parr (*1952) zeigt in seinen Dokumentarfotografien extreme Massenphänomene in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Kontexten. Die Aufnahmen zeigen stets mit einer Brise Humor Szenen aus überfüllten Urlaubsgebieten. Sie spielen mit der Ambivalenz von dem Wunsch nach Erholung und den Bildern, die die Tatsache thematisieren, dass Urlaub selbst zum Stressfaktor werden kann.
In ihrer Werkserie „For Most of It I Have No Words“ zeigt die Künstlerin Sophie Utikal (*1987) ihren eigenen Körper in emotionalen Zuständen, für die ihr die Sprache fehlt. Über ihre großformatigen Textilarbeiten sucht sie nach Ausdrucksformen jenseits des Sagbaren und stellt sich dabei immer wieder die Frage, was vom vom eigenen Körper – und dessen Bild – lernen kann. Den Körper begreift sie als Archiv und Medium für Gefühle, Erinnerungen und verkörpertes Wissen. Ihre Darstellungen sind zugleich intim und verletzlich und berühren Themen wie Selbstwertschätzung und gesellschaftliche Tabus rund um den weiblichen gelesenen Körper.
Bill Viola (1951–2024) war ein Pionier auf dem Gebiet der neuen Medien, der Video- und Installationskunst. Seine visionären Environments, die sich durch immersive Video- und Klanglandschaften auszeichnen, konzentrierten sich meist auf die grundlegenden menschlichen Erfahrungen von Geburt, Tod und der Entfaltung des Bewusstseins. In der Videoinstallation „The Reflecting Pool“ geht es dem amerikanischen Künstler darum, der bzw. dem Betrachtenden die Verbindungen zwischen Körper und Geist, Kontemplation und Aktion, innerer und äußerer Realität bewusst zu machen.
Wiktoria (*1991) lebt und arbeitet in Paris. Sie ist nicht nur Videokünstlerin und Fotografin, sondern interessiert sich auch sehr für gesellschaftlich-politische Themen, die sie in ihrer künstlerischen Praxis in diverse Medien übersetzt. Ihre skulpturale Arbeit „Mobile Stones“ simuliert ein Smartphone. Das Gewicht, die Größe und auch die Weichheit der Oberfläche imitieren die haptische Dimension eines Smartphones. Die Besucher:innen der Ausstellung sind eingeladen, ihr echtes Handy gegen ein Mobile Stone auszutauschen und die Ausstellung mit der sensorischen Dimension eines Smartphones in der Hosentasche erleben, ohne wirklich ein Handy direkt zur Hand zu haben, das mit ablenkenden Impulsen den ruhigen und entspannenden Besuch unterbricht.