„Die Lichter gehen aus“ – gegen Abend nimmt die natürliche Helligkeit ab, leuchtet nochmals in der Dämmerung der blauen Stunde auf und wird allmählich zu Dunkelheit. Ein ebenso gewöhnlicher wie faszinierender Vorgang, doch erfahrbar nur mehr in ausreichender Entfernung von menschlicher Bebauung. Denn künstliches Licht gewinnt immer mehr Raum. Elektrische Beleuchtung hat unsere Wahrnehmung und unseren natürlichen Tagesrhythmus verändert. Dies hat Auswirkung auf unser ganzes Leben – einerseits positiv, denn nur Licht ermöglicht Leben und Produktivität, andererseits negativ als sogenannte Lichtverschmutzung mit Folgen für das gesamte Ökosystem. Dieser Antagonismus ist im Titel der neuen Werkserie des norwegischen Fotokünstlers Rune Guneriussen intendiert: „Lights go out“ darf als Metapher verstanden werden. Durch unsere nicht endenden Eingriffe in die Natur droht uns allen – im übertragenen Sinn –, das Licht auszugehen. Rune Guneriussen thematisiert mit seiner Kunst eben dieses Spannungsfeld zwischen Natur und Mensch.
Mit seinem Schaffen bewegt sich Rune Guneriussen zwischen Installationskunst und Fotografie. In seiner Serie Lights go out treten abstrakte Lichtinstallationen in „Dialog“ mit der Natur. Im Zusammenklang ergeben sich wirkungsstarke und stimmungsvolle Bilder, die in demselben Maße idyllisch wie irritierend sind. So entspinnt sich bei genauerem Hinsehen zwischen Natur, Installation und Licht ein Netz feiner Widersprüche. Es vermittelt die persönliche Wahrnehmung des Künstlers vom sich wandelnden Miteinander von Mensch und Natur, das zwischen Abhängigkeit und Entfremdung schwankt. Die Serie Lights go out kann als Guneriussens Kommentar zu einer sich global zuspitzenden Umweltkrise verstanden werden, als Ausdruck seiner Auseinandersetzung mit einem der wohl drängendsten Themen unserer Zeit.
Bislang zählt die Serie Lights go out 29 großformatige Fotoarbeiten. Eine Auswahl wird nun in der ersten musealen Einzelausstellung des Künstlers in Deutschland gezeigt. Zur Schau erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Sprache.