Planen und Bauen im Nationalsozialismus

Ausstellung Sowohl die Raum- und Stadtplanung als auch die Architektur trugen dazu bei, die rassistische Ideologie der Nationalsozialisten in der Gesellschaft zu verfestigen. „MACHT RAUM GEWALT“ zeigt Forschungsergebnisse einer Historikerkommission
Ausstellungsansicht „MACHT RAUM GEWALT“
Ausstellungsansicht „MACHT RAUM GEWALT“

Foto: Andreas FranzXaver Süß

Die Ausstellung nimmt nicht nur das Deutsche Reich, sondern auch die von Deutschland besetzten Gebiete im Osten Europas und internationale Querbezüge in den Blick. Darüber hinaus fragt sie nach baulichen und personellen Kontinuitäten und Brüchen bis in die Gegenwart. Das Bauwesen im NS-Staat durchdrang alle Lebensbereiche und war essenziell für die nationalsozialistische Diktatur: Seine hohe ideologische und propagandistische Bedeutung entsprach seinen rassistischen Inklusions- und Exklusionspraktiken, die darüber bestimmten, wer wie leben durfte – und wer wie sterben musste.

Anhand von Modellen, Fotografien, Filmen und anderen Zeitdokumenten werden die vor allem menschenverachtenden Produktionsbedingungen des Bauens im Nationalsozialismus dokumentiert. Die umfangreiche Schau gliedert sich chronologisch in sieben Themenfelder: Wohnungs- und Siedlungsbau, Partei- und Staatsarchitektur, Lager im Nationalsozialismus, Infrastruktur und planerische Ordnung des Raums, Internationalität, Kontinuitäten in Städtebau und Architektur in Ost und West nach 1945 sowie Bauliche Hinterlassenschaften des Nationalsozialismus.

Damit werden erstmals die Ergebnisse des durch das Bundesbauministerium beauftragten Forschungsprojekts „Planen und Bauen im Nationalsozialismus. Voraussetzungen, Institutionen, Wirkungen“ einem breiten Publikum öffentlich vorgestellt. 15 Forschungsaufträge wurden von der 2017 berufenen Unabhängigen Historikerkommission (UHK), der Wolfgang Benz, Tilman Harlander, Elke Pahl-Weber, Wolfram Pyta, Adelheid von Saldern, Wolfgang Schäche und Regina Stephan angehören, vergeben und verantwortlich betreut. Der von ihnen gewählte Ausstellungsort könnte nicht geschichtsträchtiger sein. In den Sälen am Pariser Platz arbeitete ab 1937 Albert Speer als „Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Berlin“. Kuratiert wird die Ausstellung von Benedikt Goebel, dem Harald Bodenschatz und Angelika Königseder als wissenschaftliche Berater*innen zur Seite stehen.

Begleitet wird die Ausstellung mit Symposien, Führungen, Bildungsangeboten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Darüber hinaus hat die Akademie der Künste ein Veranstaltungsprogramm mit Diskussionsrunden, Konzerten und Lesungen entwickelt. Eine Filmreihe aus Dokumentar- und Künstlerfilmen, entstanden zwischen 1961 bis 2019, wird während der Laufzeit der Ausstellung täglich gezeigt.

Ein reich bebilderter Katalog (320 Seiten, ca. 420 Abbildungen) erscheint in deutscher und in englischer Sprache. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der 15 Forschungsaufträge werden in vier Forschungsbänden im Hirmer Verlag, München, publiziert.

Eine Ausstellung der Unabhängigen Historikerkommission (UHK) „Planen und Bauen im Nationalsozialismus“ in Kooperation mit der Akademie der Künste, Berlin; das Gesamtprojekt wird mit Bundesmitteln des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) gefördert.

17.05.2023, 12:25

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