9. November 1989: Schlusspunkt einer Karriere

Biografie Nach dem Fall der Berliner Mauer stellt Wolf-Rehfeldt ihre künstlerische Tätigkeit ein – kompromisslos. Ihre Werke, oft nicht größer als Postkarten, dienten dem (unzensierten) künstlerischen Austausch, dessen Notwendigkeit sie hiernach nicht mehr sah
Ruth Wolf-Rehfeldt, „Victory Defeat“, 1974. Courtesy die Künstlerin und ChertLüdde, Berlin
Ruth Wolf-Rehfeldt, „Victory Defeat“, 1974. Courtesy die Künstlerin und ChertLüdde, Berlin

Foto: Courtesy of the artist and ChertLüdde, Berlin

Ruth Wolf-Rehfeldt

Künstlerin

Ruth Wolf-Rehfeldt (*1932 in Wurzen) lebt in Berlin und ist als Künstlerin insbesondere für ihre visuelle Poesie und Mail Art bekannt. Obwohl sie keine formale künst-lerische Ausbildung hat, schuf sie Gemälde, Pastelle, Zeichnungen und sogenannte Typewritings. Diese Schreibmaschinengrafiken sind komplexe Studien, die sich mit Konkreter Poesie, Linguistik, Grafikdesign und Konzeptkunst befassen – innovative Hybride aus Sprache, Symbolen und visueller Form. Während sich Wolf-Rehfeldt zu Beginn ihres Schaffens mit Semiotik und Konkreter Poesie beschäftigte, verlagerte sich ihr Schwerpunkt in späteren Jahren auf abstrakte Kompositionen, wobei sie von sprachlichen Zeichen zu Sprache als Form und Materie überging.

Wolf-Rehfeldt wurde 1975 als Kandidatin für den Verband Bildender Künstler der DDR nominiert und 1978 als Vollmitglied aufgenommen. Während der Zeit ihres künstlerischen Schaffens war sie mit einem großen Netzwerk von Künstler:innen verbunden, das als Mail-Art-Bewegung bekannt ist. Sie und ihr Partner Robert Rehfeldt waren in der DDR Pioniere dieser Form des künstlerischen Austauschs, die eine unzensierte Zirkulation von Kunst und Ideen ermöglichte. Da sich ihre kleinformatigen Schreibmaschinengrafiken gut für die postalische Verbreitung eigneten, legte Ruth Wolf Rehfeldt sie oft ihren Sendungen bei.

Ihre Arbeiten wurden unter anderem im MINSK Kunsthaus in Potsdam, im The Wende Museum in Culver City, im Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin, im Lindenau- Museum Altenburg, im MAMCO in Genf, in der National Gallery of Arts in Tirana, im Albertinum in Dresden, im Goethe-Institut in Minneapolis, im Hamburger Bahnhof in Berlin, in der Malmö Konsthall, bei der Documenta 14 in Kassel, im Museum Barberini in Potsdam, im Kunstnernes Hus in Oslo, im Martin-Gropius-Bau in Berlin, in der Kunsthal Charlottenborg in Kopenhagen und in der Weserburg Museum für moderne Kunst in Bremen ausgestellt.

08.03.2023, 14:12

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