Vollständig eröffnet

Humboldt Forum Auf mehr als 16.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche werden rund 20.000 Exponate gezeigt und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Sie geben einen faszinierenden, Epochen und Kontinente umfassenden Überblick über die Kunst und Kulturen der Welt
Der Schlüterhof im Humboldt Forum
Der Schlüterhof im Humboldt Forum

Foto: Frank Sperling

Die Präsentationen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin sowie der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss befassen sich, im engen Austausch mit internationalen Partnern und Communities, mit den Kulturen Afrikas, Amerikas, Asiens und Ozeaniens.

Nach einer digitalen Eröffnung im Dezember 2020 und schrittweisen Eröffnung der temporären Ausstellungen und der Sammlungspräsentationen im Westflügel in 2021 ist das Humboldt Forum seit dem 17. September 2022 nun vollständig eröffnet. Neben bedeutenden Beständen, die bis vor fünf Jahren von den Staatlichen Museen in Berlin-Dahlem ausgestellt waren, werden zahlreiche Objekte aber auch erstmals präsentiert.

Neu eröffnet werden nun die Räume zu Nord-, Mittel- und Südamerika sowie der zweite Teil der Sammlungspräsentationen zu Asien und Afrika mit Höhepunkten wie den Ausstellungsbereichen zum zur globalen Diversität des Islam oder dem Königreich Benin. Die Spannbreite der neuen Präsentationen reicht von der Sammeltätigkeit des norwegischen Forschungsreisenden Johan Adrian Jacobsen an der Westküste Kanadas und den indigenen Perspektiven auf die Objekte in Berlin bis hin zum Leben der Dinge in der Amazonasregion.

Zahlreiche Highlights

Zu den Highlights gehören besondere Exponate wie etwa ein traditionelles Versammlungshaus (Bai) aus Palau, ein fidschianisches Doppelrumpfboot (Drua), der bekannte Goldmann Kazike der präkolumbischen Quimbaya oder die monumentalen Cotzumalhuapa-Stelen aus dem heutigen Guatemala. Die Kunst der Khmer ist u.a. mit raumgreifenden, 23 Meter langen historischen Abgüssen der Reliefs der Tempelanlage Angkor Wat mit Szenen aus Himmel und Hölle vertreten. Religiöse Architektur der nördlichen Seidenstraße lässt sich anhand der spektakulären Rekonstruktion der begehbaren buddhistischen Höhle der Ringtragenden Tauben erleben.

Im Ausstellungsbereich zur globalen Diversität des Islam trifft das Publikum auf einen seltenen iranischen Derwischmantel aus dem 19. Jahrhundert und auf Vitrinen, deren Inhalt von Moscheegemeinden in Berlin gestaltet wurde. Zwei Räume widmen sich der Kunst aus dem historischen Königreich Benin. Gezeigt werden ehemals zum Berliner Bestand gehörende historische Werke, die nach der kürzlich erfolgten Rückgabe an Nigeria als Leihgaben in Berlin bleiben. Den berühmten Bronzen wird zeitgenössische Kunst aus Nigeria gegenübergestellt. Die mit den nigerianischen Partner*innen gemeinsam konzipierte Ausstellung wird in den kommenden Jahren gemeinsam weiterentwickelt.

Enge Zusammenarbeit

In die Ausstellungen sind an verschiedenen Stellen zeitgenössische künstlerische Interventionen integriert, die sich unmittelbar auf die Sammlungen beziehen oder in Auseinandersetzung mit ihnen entstanden sind. So hat etwa die mexikanische Künstlerin Mariana Castillo Deball in ihrer großflächigen Installation Codex Humboldt Fragment 1 / Codex Azoyú Reverso die Inhalte zweier bedeutender mesoamerikanischer Bilderhandschriften aus dem 16. Jahrhundert in Form von 320 Keramikplatten veranschaulicht.

In vielen Ausstellungsbereichen wurde eng mit internationalen Partnern und Communities zusammengearbeitet. So auch bei den sechs temporären Ausstellungen, die von der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss sowie dem Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst gemeinsam mit Communities aus vielen Regionen der Welt entwickelt wurden. Sie sind Ergebnisse jahrelanger Zusammenarbeit und verknüpfen verschiedene Wissens- und Erfahrungsgebiete, die zum Forum-Charakter des Humboldt Forums beitragen. Exponate der nordamerikanischen Omaha und Haida, der indischen Naga, Fragen an Objekte aus Tansania sowie eine Präsentation von Skulpturen aus Afrika, Asien und Europa geben Einblicke in verschiedene Gesellschaften und deren kulturelle Praktiken.

Im Fokus: Kontextualisierung

Dabei präsentieren die Museen nicht nur aktuelle, kooperative Forschung zu den Objekten und neue Ausstellungs- und Vermittlungskonzepte, sondern stellen sich auch der eigenen Sammlungsgeschichte. Die kritische Aufarbeitung der Provenienzen und Erwerbungskontexte ebenso wie deren Einbettung in die Kolonialgeschichte sind Teil der Erzählung im Humboldt Forum und werden die Arbeit mit den Sammlungen auch zukünftig prägen. Dazu trägt auch das vielfältige Programm des Humboldt Forums bei, das neben Ausstellungen Bildungs- und Wissenschaftsangebote sowie Veranstaltungen zu dem Kernthema Kolonialismus und Kolonialität umfasst.

Zahlreiche Angebote widmen sich der Vermittlung der Herkunft der Objekte in den Sammlungen des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst: So führt etwa ein Begleitheft anhand ausgewählter Sammlungskontexte und Objekte in die Vielfalt und Herausforderungen der Provenienzforschung ein und erklärt, warum es wichtig ist, die Herkunft der Stücke gemeinsam mit Vertreter*innen der Herkunftsgesellschaften zu erforschen und wie man dabei vorgeht. Bei Führungen zum Thema können die Besucher*innen mit den Provenienzforscher*innen selbst ins Gespräch kommen.

21.09.2022, 13:25

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