Was ist Heimat? Was bedeutet es, in zwei Kulturen zu leben? Seit dem 1961 abgeschlossenen Anwerbeabkommen sind viele Türk*innen nach Deutschland gekommen, um hier zu arbeiten. Sie wurden damals „Gastarbeiter“ genannt, obwohl sie meist wenig Gastfreundschaft erlebten. Aus dem Weggehen auf Zeit wurde oft der Versuch einer dauerhaften Beheimatung in einer fremden, oftmals fremdenfeindlichen Kultur.
In dieser umfangreichen Gruppenausstellung mit 16 renommierten Künstlerinnen und Künstlern aus dem türkischen Kulturraum geht es um Erinnerungen an das in der Heimat Zurückgelassene, um Hoffnungen, die sich mit einem Neuanfang in der Fremde verbinden und die schwierigen Pendelbewegungen zwischen unterschiedlichen Kulturen. Grundlegende Debatten – etwa zu Geschlechterrollen, zum Umgang mit Traditionen, zu Fragen der Identität und der Religion – werden künstlerisch reflektiert und gedeutet. Die meisten Kunstschaffenden sind dabei selbst Grenzgänger, sie pendeln zwischen Istanbul und Berlin, sie wurden in der Türkei geboren und sind in Deutschland aufgewachsen oder umgekehrt, sie haben kurdische oder armenische Wurzeln, sie verstehen sich als Europäer*innen oder Weltbürger*innen.
Zu sehen sind unter anderem Installationen, Skulpturen, Textilkunst, Zeichnungen, Fotografien und Videos. Die Werke eröffnen emotional und gedanklich neue Perspektiven auf ein Themenfeld, das ein wichtiges Kapitel deutsch-türkischer Vergangenheit und Gegenwart berührt – und dennoch bislang viel zu selten zur Sprache gekommen ist.
Kuratiert wurde die Ausstellung von Prof. Dr. Burcu Doğramacı (München) und Prof. Dr. Marta Smolińska (Poznań/Berlin).
Mit Werken von: Halil Altındere, Imran Ayata, Mehtap Baydu, Nezaket Ekici, Şakir Gökçebağ, Gülsün Karamustafa, Ekin Su Koç, Servet Koçyiğit, Bülent Kullukçu, Silvina Der Meguerditchian, Hakan Savaş Mican, Pınar Öğrenci, Cengiz Tekin, Güneş Terkol, NilYalter, Özlem Yenigül.