Plastik sparen oder vermeiden!

Leseprobe Etwa acht Millionen Tonnen Plastikmüll gelangen jedes Jahr in die Ozeane. Plastikmüll ist mittlerweile auch an den entlegensten Küsten der Welt zu finden. Inzwischen haben Wissenschaftler sogar Mikroplastik eingebettet im arktischen Eis entdeckt
Plastik soweit das Auge sehen kann: Strand von Panama City
Plastik soweit das Auge sehen kann: Strand von Panama City

Foto: LUIS ACOSTA/AFP via Getty Images

Einleitung

Wissen Sie, wie viel Plastik Sie täglich wegwerfen? Nein? Oder jährlich? Oder in Ihrem ganzen Leben? Wahrscheinlich wissen Sie es nicht. Und das muss Ihnen auch nicht unangenehm sein. Obwohl Plastik ein unglaubliches Material ist – stark, flexibel und preiswert – werfen wir es oft in den Müll, ohne groß darüber nachzudenken. Doch all die Bonbonverpackungen, Wasserflaschen, T-Shirts aus Polyester (ja, unsere Kleidung besteht zu mehr als 60 Prozent aus Kunstfasern) summieren sich mit der Zeit. Im Durchschnitt werden in Deutschland täglich 1,3 Kilogramm Abfall produziert, 8 Prozent davon entfallen auf Kunststoffe. Hochgerechnet auf Deutschland sind das also 8.975.342 Kilogramm Plastikmüll – an einem einzigen Tag.

Die Auswirkungen sind immens, denn der Plastikabfall sammelt sich in unseren Flüssen und erstickt das Leben in den Meeren. Jahr für Jahr gelangen 8 Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane. Das entspricht der Menge von mehr als einem Dutzend mit Plastikmüll gefüllten Einkaufstüten pro Meter Küste. Dass die Verwendung von Plastik so viel Müll erzeugt, ist jedoch nicht das einzige Problem. Auch die Plastikherstellung ist mit Belastungen für Mensch und Umwelt verbunden. Aus diesem Grund geht es in diesem Buch nicht nur um den Plastikmüll, sondern auch um die bei der Kunststoffproduktion entstehenden CO2-Emissionen und die negativen Auswirkungen von Plastik auf die menschliche Gesundheit. Sie werden auf den folgenden Seiten einige erschreckende Zahlen und Bilder finden, doch dieses Buch hat nicht das Ziel, Sie betroffen zurückzulassen. Es ist vielmehr ein Aufruf zum Handeln, und es zeigt Ihnen, wie Sie Ihren Plastikkonsum analysieren und dann reduzieren können. Wenn Sie das Wachstum Ihres ganz persönlichen Plastikbergs berechnen können – von den Gegenständen, die Sie über lange Zeit begleiten, wie ein Auto oder ein geliebtes Spielzeug, bis hin zu Einwegartikeln, die nach Gebrauch umgehend im Müll landen, wie Coffee-to-go-Becher –, können Sie Ihren Plastikkonsum mit gezielten Maßnahmen verringern.

Dieses Buch, ursprünglich in Kanada erschienen, bezieht sich oftmals auf amerikanische Hintergründe, wurde aber wo möglich an deutsche Gegebenheiten angepasst. Es möchte Ihnen Ideen und Ressourcen zur Verfügung stellen, die Sie benötigen, um sich auch jenseits des privaten Umfelds zu engagieren. Es nimmt die bestehenden Systeme unter die Lupe und vermittelt Ihnen ein besseres Verständnis für die Vor- und Nachteile der vorgeschlagenen Lösungen für das Plastikproblem.

Der Plastik-Fußabdruck

Der Plastik-Fußabdruck ist eine Kennzahl zur Bestimmung der Plastikmenge, mit der der eigene Lebensstil derzeit zum globalen Müllberg beiträgt – vergleichbar mit dem CO2-Fußabdruck, nur dass es beim Plastik-Fußabdruck um alle Plastikprodukte geht, die man im Lauf seines Lebens erwirbt, benutzt und irgendwann wegwirft.

Im Allgemeinen wird der Plastik-Fußabdruck durch ein sogenanntes Plastikmüll-Audit gemessen (am Ende der Kapitel 4 und 5 finden Sie mehr dazu). Dabei handelt es sich um eine Auflistung aller Plastikprodukte, die die betreffende Person innerhalb einer bestimmten Zeitspanne wegwirft. Das beinhaltet sowohl Gegenstände, die über einen längeren Zeitraum verwendet werden, wie z. B. Laptops, als auch Verpackungen und Einwegartikel, die oft nur wenige Minuten benutzt werden. Mithilfe dieser Liste können Sie herausfinden, wie viel Plastikmüll Sie innerhalb eines Jahres oder in Ihrem gesamten Leben verursachen.

Sie werden feststellen, dass es nicht einfach ist, den eigenen Plastik-Fußabdruck zu messen. Viele Ihrer Zahlen werden Schätzwerte sein, die auf der Basis Ihres momentanen Plastikverbrauchs gewonnen werden. Das Ergebnis bildet also womöglich nicht die Phasen in Ihrem Leben ab, in denen Sie weniger (oder mehr) Plastik verwendet haben, aber das Ziel der Übung besteht ja darin, ein allgemeines Bild von Ihrem Plastikverbrauch zu erhalten.

01.06.2023, 15:22

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