Blick in die Zukunft

Kommentar Mit großer Freude lädt das Team um den Intendanten Daniel Kühnel seine Besucher*innen zur zweiten Festivalrunde ein, die auch in diesem Jahr mit Respekt, Vernunft und Verantwortung, aber ohne Angst vor Corona stattfinden soll ...
Das Kulturzentrum der Johanniskirche in Löbau.
Das Kulturzentrum der Johanniskirche in Löbau.

Foto: Ben Wiesenfarth

Das Lausitz Festival steht heuer unter dem neu erfundenen Wort »Zwischensamkeit«, mit dem wir das Gefühl, sich auf einer Schwelle zwischen Zeiten und Räumen zu befinden, etikettieren. Auch wenn die Wortschöpfung so natürlich klingt wie Aufmerksamkeit, Einsamkeit, Wirksamkeit oder Achtsamkeit, irritiert das Wort, das keine Richtung oder Bewegung vorgibt, sondern vielmehr einen Zustand beschreibt, der den Moment des Erstaunens ob der Realisation bevorstehender Veränderungen einfängt – ein Innehalten, das durch die Erfahrung von Kunst zur Bewusstwerdung in Kultur gerinnen kann. Diese Kultur ist ein Phänomen, bei dem es um den Auf- und Ausbau von Weltentwürfen auch für die Zukunft, also um ein »Weltschaffen« geht.

Es geht dem Lausitz Festival nicht darum, ein zusätzliches Konsumangebot zu machen, nicht darum, die Lausitz zu einem erweiterten Kulturverzehr zu überreden. Es geht vielmehr darum, den Auftrag der Kunst in der Lausitz besser zu hören als anderswo, um hier eine Vorstellung der Zukunft zu entwickeln, die den eigenen europäischen Maßstäben treffender als woanders aktuellen Sinn zu verleihen vermag. Diesem nur gemeinsam mit Ihnen denkbaren Schaffen einer Welt der neuen Lausitz im Herzen des »alten Kontinents«, dessen Zukunft noch ganz vor ihm liegt, widmet sich also auch das Lausitz Festival 2021.

Dazu erwartet [die Zuschauer*innen] unter anderem Konzertereignisse vom Barock bis zur Gegenwart mit verschiedenen Orchestern und berühmten Solisten, hochkarätig besetzte Liederabende romantischer Prägung sowie ungewöhnliche Kostbarkeiten, die bunte Vielfalt des Jazz’, aufregende Theaterund Musiktheaterproduktionen von Shakespeare über Verdi zu Jelinek, Poetry-Events, Installationen aus der Schenkung Sammlung Hoffmann, Filmprojekte und Filmfolgen, eine philosophischdiskursive Gesprächsreihe, Weltmusik, Ausstellung sowie Lesungen, die das jüdische Leben sprachlich beleuchten. Alle knapp 80 Veranstaltungen tragen auf unterschiedliche Weise zur reflektierenden Erfahrung der »Zwischensamkeit« bei, und auf den folgenden Seiten erfahren Sie mehr über die Kunstereignisse von Wort und Bild, Bewegung und Ton. Ich freue mich darauf, das mit Ihnen in einer Zeit des Übergangs in einer Region, die wie keine andere für den Übergang steht, zu erleben.

Übergänge sind nichts Ungewöhnliches und eigentlich ein menschlicher Dauerzustand von Zwischensamkeit; sie können als das verhandelnde Heute beschrieben werden und stellen eine Art von Sichtweise auf die Welt dar, die nicht auf das Feste, Erreichte, Materialisierte, Gegenständliche, sondern auf die fortwährende Entwicklung gerichtet ist. Die Einnahme einer prozessbetonten Perspektive hat jedoch einen Preis: Sie kann nur unter Aufgabe von Gewissheiten erfolgen. Angst und Zuversicht, Erinnerung und Wille, nachdenkliche und gestaltende Energie leben in den Zwischenzeiten und Zwischenräumen Seite an Seite und heben sich in dem Prozess nicht auf. Deshalb sind Übergänge einerseits schwer zu ertragen und beinhalten andererseits einen Zauber, der jedem Menschen ganz wesentlich ist, weil in ihm auch die Hoffnung Raum hat. Und just diese leitet unsere »Zwischensamkeit«.

– Daniel Kühnel, Indendant des Lausitz Festivals 2021

13.08.2021, 10:14

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