Symposion. Ein Rausch in acht Abteilungen
Klangforum Wien
Samstag, 30. April | 19:00 | Stadthalle Köln-Mülheim
Glückliches altes Griechenland. Unter einem Symposion verstand man noch keine akademische Konferenz mit ermüdenden Vorträgen und Podiumsdiskussionen, sondern ein geselliges Beisammensein unter der Schirmherrschaft des Dionysos. Der Wein galt noch als ein legitimes Mittel zur spirituellen Bewusstseinserweiterung, ein Geschenk des Himmels an die Menschheit und unabdingbar bei einem kulturellen Ereignis mit Musik und angeregter Konversation. Mit einem 5-stündigen »Rausch in acht Abteilungen« lädt das Klangforum Wien zu einer Neuauflage der antiken Gepflogenheit. In der Funktion des Symposiarchen moderiert Festivalgesamtleiter und Kölner Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort einen Streifzug durch neuzeitliche Musik zwischen Gustav Mahlers »Trinklied«, Morton Feldmans »Atlantis« und Terry Rileys »Raum der Erinnerung«. Kulinarisch wird man mit Snacks und Getränken verwöhnt beim entspannten Gelage im legeren Mobiliar aus Sitzen und Futons. Der Konsum von Alkohol ist natürlich keine Teilnahmebedingung, nur ein ergänzendes Angebot. Berauschen kann man sich auch ausschließlich an der Musik.
Illusionen
Jean-Guihen Queyras mit dem Hamburger Ensemble Resonanz
Mittwoch, 04. Mai | 20:00 | Kölner Philarmonie
Das Hamburger Ensemble Resonanz und der französische Weltklasse-Cellist Jean-Guihen Queyras sind seit vielen Jahren musikalische Seelenverwandte. Schließlich kennen sie musikalisch so gar keine Schubladen. Ob Barockmusik im Originalklanggewand, ob auf- und anregende neue Musik – dieses tolle Team versteht sich in allen Tonlagen. Den Bogen vom 18. ins 21. Jahrhundert schlägt man auch in diesem Konzert, gleich zwei neue Werke stehen auf dem Programm. Der Tscheche Ondrej Adámek gehört zu den erfrischend unkonventionellen, mit hintergründigem Humor gesegneten Gegenwartskomponisten. Nicht weniger zieht die Italienerin Francesca Verunelli laut der Jury des Ernst von Siemens Musikpreises »mit ihrer Musik den Hörer in den Bann«. Zum Schluss geht es dann im furiosen „Sturm und Drang“-Stil hochvirtuos zu – mit einem Cellokonzert des Bach-Juniors Carl Philipp Emanuel.
Saluting Sgt. Pepper
Django Bates
Freitag, 06. Mai | 20:00 | Kölner Philharmonie
Sich mit den Beatles einzulassen kommt einem Griff nach den Sternen gleich. Aber dieser Django Bates schreckt bekanntlich vor nichts zurück. Der britische Multi-Instrumentalist, Komponist, Arrangeur und Bandleader ist immer mit gleich viel Ironie und Ernst bei der Sache, immer im überlagerten Zustand eines Sowohl-als-auch, wie man ihn eigentlich nur aus der Quantenmechanik kennt. Und eben aus der Kunst, aus der Kunst des Django Bates.
Zum 50. Release-Jubiläum von »Sgt. Pepper«, dem epochalen Studioalbum, mit dem die Beatles in den Rang der Unsterblichkeit gelangten, hatte sich Bates im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Bigband des Hessischen Rundfunks einem Tribute-Projekt verschrieben. Mit von der Partie waren der Gitarrist Stuart Hall und das skandinavische Art-Rock-Trio Eggs Laid by Tigers. Die spektakuläre Uraufführung gelang 2016 beim 47. Deutschen Jazzfestival in Frankfurt. Nach weltweiten Gastspielen machen die All-Stars jetzt in Köln Station. Mit sämtlichen Songs in originaler Tonart und Reihenfolge – same same but different – und gerade darin unübertrefflich.
Charles Ives: Universe Symphony
Bochumer Symphoniker und Tung-Chieh Chuang
SO 08. Mai | 20:00 |Kölner Philharmonie
Mit sinfonischen Mitteln die ganze Welt in Töne fassen – diese größenwahnsinnige Idee lag um die Wende zum 20. Jahrhundert offenbar in der Luft. 1915 verfiel ihr auch Charles Ives: Inspiriert durch die Philosophie der amerikanischen Transzendentalisten plante er nichts Geringeres als ein musikalisches Schöpfungsgemälde – von urzeitlichen Anfängen über die Evolution der Natur und der Menschheit bis zu ihrer künftigen Erhebung in rein geistige Sphären. Über viele Jahre arbeitete er an seinem ehrgeizigsten Projekt, dessen Fertigstellung seine Kraft schließlich überforderte.
Dank Johnny Reinhards überzeugender Aufführungsfassung von 1996 können wir das Werk dennoch erleben: seine komplexen, von zwei Dirigenten koordinierten Polyrhythmen und Mikrotonstrukturen, die außergewöhnliche, ziemlich schlagzeuglastige Instrumentierung, den »Erd-Akkord« der Bässe und den majestätischen »Pulsschlag des Kosmos«. Als Welt-Schöpfer musste Ives wohl scheitern, doch seine »Universe Symphony« zeigt ihn als kühnen Visionär und unermüdlichen Experimentator.