»Diese Nacht macht uns alle zu Irren!«

Zum Stück „Queen Lear“ in der Inszenierung von Christian Weise am Maxim Gorki Theater zeigt in erster Linie ein abgründiges, spöttisches, poetisches, bitteres Spiel vom Ende, in dem die Selbstzerstörung einer stabil geglaubten Ordnung absolut ist
Tim Freudensprung und Aram Tafreshian in „Queen Lear“.
Tim Freudensprung und Aram Tafreshian in „Queen Lear“.

Foto: Ute Langkafel MAIFOTO

„[König Lear] ist doch das Stück der Stunde. Es gibt einen Machtwechsel am Anfang, der die gesamte Welt und die Figuren des Stückes komplett verändert. Ein einziges Ereignis – und danach ist niemand mehr der, der er zuvor war. Ich erlebe heute wieder viel intensiver, dass sich unsere Welt verändert.“ – Christian Weise

Zeitenwende. Die Queen dankt ab. Die nachfolgende Generation soll es nun richten. Queen Lear ruft ihre drei Kinder zur Erbteilung, die sie an öffentliche Liebesbekundungen knüpft. Als Lieblingskind Cordelia ihr die hohle Unterwerfungsgeste verwehrt, verstößt die Lear sie in störrisch egomanischer Verblendung, und macht sich damit selbst zur Ausgestoßenen. Die Geschichte nimmt ihren verderblichen Lauf: brutal und trostlos jagt eine Ungeheuerlichkeit die Nächste, alle Gewissheiten sind längst passé.

14.02.2022, 16:07

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