Fest der Gastlichkeit

Hintergründe Einmal im Jahr bauen Jüdinnen und Juden Hütten mit einem Dach aus Laub, durch das sie die Sterne sehen können. Ob in Gärten, Hinterhöfen oder auf Dächern - Kinder und Eltern bauen sie gemeinsam auf und schmücken sie mit Bildern, Girlanden und Obst
Eine Sukka wird traditionell mit Bildern, Girlanden und Obst geschmückt.
Eine Sukka wird traditionell mit Bildern, Girlanden und Obst geschmückt.

Foto: Zeev Reichard

Sukkot – Fest der Ernte

DIE LAUBHÜTTE HEIßT SUKKA,
DAS FEST NENNT MAN SUKKOT.

Sukkot ist ein Erntedankfest und erinnert an den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. Es wird auch „Fest des Einsammelns“ genannt, auf Hebräisch „Chag A Assif“, denn im Herbst feiert man das Einbringen der Ernte, vor allem von Obst und Wein.

In der Tora wird Sukkot exakt beschrieben:

„Und das Fest der Ernte, der Erstlinge Deiner Arbeit, dessen, was Du auf dem Feld gesät hast, und das Fest der Einsammlung, am Ausgang des Jahres, wenn Du deinen Arbeitsertrag vom Feld einsammelst“
(2. Buch Moses Kapitel 23.16).

Das jüdische Volk feiert, in Freiheit leben zu dürfen. Eine Freiheit, die wertvoll und nicht selbstverständlich ist.
Die Laubhütte symbolisiert die provisorischen Behausungen der Jüdinnen und Juden während seiner vierzigjährigen Wanderung durch die Wüste. Nach Jahren der Knechtschaft und Sklaverei in Ägypten zog das Volk Israel in eine neue Zukunft. Die Juden waren zwar frei, aber hatten noch einen langen und beschwerlichen Weg vor sich. Die Laubhütte steht daher als Symbol für die fragile Sicherheit, die eine schnell erbaute Laubhütte bietet, aber auch für die Unsicherheit und Herausforderungen, denen sich das Volk Israel stellen musste.

Die SUKKA – Die Laubhütte

Die Sukka geht auf das biblische Gebot zurück, in einer Hütte zu wohnen:

„In Hütten sollt Ihr sieben Tage lang wohnen; jeder Einheimische in Israel soll in Hütten wohnen. Auf dass eure Nachkommen wissen mögen, dass ich die Kinder Israel habe in Hütten wohnen lassen, als ich sie aus dem Lande Ägypten geführt. Ich bin der Ewige Euer Gott. Und Mose verkündete die Feste des Ewigen den Kindern Israel.“ (3. Buch Moses Kapitel 23.42-23.44)

Die Sukka ist nicht nur eine Erinnerung an den Exodus, den Auszug aus Ägypten. Sie ist ein Symbol für Freiheit, Hoffnungen und Entbehrungen. Die Sukka darf kein ständiges Bauwerk sein, sondern muss jedes Jahr neu errichtet werden – ganz so, wie es auf einer Wanderschaft üblich ist.

In unseren Breitengraden ist es meist zu kalt ist, um das Gebot des Wohnens zu erfüllen. Daher hat man sich darauf geeinigt, zumindest die Mahlzeiten in der Sukka einzunehmen. In Israel und anderen Regionen, in denen es im Herbst wärmer ist, übernachtet man auch gerne in der Sukka. Gerade für Kinder ist das ein schönes Erlebnis an den Feiertagen.

Die jüdischen Gemeinden errichten für ihre Mitglieder und Gäste eine Sukka im Hof, in der sie nach den Gottesdiensten eine symbolische Mahlzeit einnehmen können.

Wann wird Sukkot gefeiert?

Sukkot findet vom 15. bis zum 21. Tag des jüdischen Monats Tischri statt. Nach dem jüdischen Kalender ist Tischri der erste Monat des Jahres und entspricht dem Zeitraum September bis Oktober des gregorianischen Kalenders.
Für die Feststellung des Datums gibt es tatsächlich kein festgelegtes historisches Ereignis, weshalb das Fest Sukkot eigentlich an jedem Tag des Jahres hätte stattfinden können. Doch ganz bewusst wurde es auf den Zeitpunkt der letzten Ernte des Jahres gelegt:

„Das Fest der Hütten sollst Du sieben Tage feiern, wenn du den Ertrag deiner Tennen und Kelter einsammelst“ (5. Buch Moses, Kapitel 16.14).

Sukkot feiern und erleben

Die jüdische Religion unterscheidet den Alltag von den Feiertagen, an denen besondere Gebote und Regeln gelten. Man zieht sich festliche Kleidung an, geht in die Synagoge, lädt Gäste in die Sukka ein oder macht Ausflüge in die Natur. So erleben Jüdinnen und Juden die Spiritualität der Festtage durch die Erinnerung an die Vergangenheit des jüdischen Volkes, durch Gastfreundschaft und Dankbarkeit.

Das neuntägige Fest ist in unterschiedliche Feiertage unterteilt:

Der 1. und 2. Tag von Sukkot gelten als Feiertag. Ähnlich wie an einem Schabbat darf an diesen Tagen keine Arbeit verrichtet werden.

Der 3. bis zum 7. Tag sind Halbfeiertage, auch Chol Hamoed genannt. So nennt man die Tage zwischen den Festtagen (Chol=Wochentag, Moed=Festtag). Chol Hamoed verbindet die Feierlichkeit des Festtages mit der Normalität des Alltages. Anders als am Schabbat darf zwar weiter gearbeitet werden, jedoch sollten Tätigkeiten, die sich verschieben lassen könnten, vermieden werden.

Um die Festtage als besondere Tage hervorzuheben, könnte man Ausflüge machen, Freunde besuchen oder Gäste bei einem guten Mahl in der Sukka empfangen.

Der 7. Tag heißt Hoschana Rabba.An diesem Tag werden sieben Umrundungen um das Betpult gemacht und betet symbolisch für Regen.

Der 8. Tag bezeichnet das so genannte Schlussfest, Schemini Azeret, das ein eigenständiger Feiertag ist. Man verlässt die Sukka und kehrt ins Haus zurück, um das Fest zu beenden. Auch die Arba'ah Minim werden nicht mehr benutzt.

Am 9. Tag schliesslich feiert man Simchat Tora, das Fest der Tora.

„Schalosch Raglajim“ - Die Drei Wallfahrtsfeste

Sukkot ist eines der in der Bibel beschriebenen drei Wallfahrtsfeste (neben Pessach und Schawuot). An diesen Festen wurden zur Zeit des Tempels die männlichen Bewohner des Landes aufgerufen, nach Jerusalem zu pilgern, um dort ihre Opfer darzulegen.
Jedes dieser drei Feste hat einen religiös-historischen Hintergrund und den Charakter eines Erntefestes.

„Drei Mal im Jahr sollst Du mir ein Fest feiern: Das Fest der ungesäuerten Brote sollst Du beobachten; sieben Tage sollst Du ungesäuerte Brote essen, wie ich es Dir befohlen habe, zur Zeit des Frühlingsmonats, denn in ihm bist Du aus Ägypten gezogen; und nicht mit leeren Händen sollst Du vor meinem Angesicht erscheinen. Und das Fest der Ernte, der Erstlinge Deiner Arbeit, dessen, was Du auf dem Feld gesät hast, und das Fest der Einsammlung, am Ausgang des Jahres, wenn Du deinen Arbeitsertrag vom Feld einsammelst. Dreimal im Jahr sollen alle Deine Männer vor dem Angesicht Gottes vor dem Ewigen erscheinen.“ (2. Buch Moses Kapitel 23.14-23.17)

16.09.2021, 16:17

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