Raum im Widerstand

Veranstaltungsort Untypisch, ungewöhnlich, unfertig: Die Vierte Welt wurde als Ort der Begegnung geschaffen, fernab von White Cubes, Bühnen und „abgeschlossenen künstlerischen Werken“. Ein Ort der experimentellen Ästhetik, wo es um Gespräche und komplexe Diskurs geht
Die Vierte Welt, Veranstaltungsort am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg.
Die Vierte Welt, Veranstaltungsort am Kottbusser Tor in Berlin-Kreuzberg.

Foto: Vierte Welt

Die Vierte Welt etablierte sich in den zehn Jahren seit ihrer Gründung 2010 als widerständiger Kunstraum zwischen Politik und Philosophie, Ästhetik und Debatten am Kottbusser Tor.

Die beiden Gründer Dirk Cieslak und Annett Hardegen schufen einen Ort der Begegnung, der jenseits hierarchischer Strukturen von etablierten Theatern, ein neues Denken und gemeinsames Arbeiten von unterschiedlichen Künsten und Künstler*innen ermöglicht. Der Raum entwickelte sich zu einem Denk- und Lernraum, der sich auf allen Ebenen den üblichen Gewohnheiten des Kulturbetriebs entzieht:

Der althergebrachten Idee eines „abgeschlossenen künstlerischen Werks“ begegnet die Vierte Welt ganz bewusst mit Unfertigem, das ausdrücklich willkommen ist. Im Mittelpunkt steht stattdessen das gemeinsame Gespräch zwischen und mit Publikum und Künstler*innen.
Zahlreiche oft internationale Autoren, Bildende Künstler-, Bühnenbildner-, Choreografen, Musiker und Soundkünstler-, Performer, Philosophen-, Regisseure-, Tänzer- und Videokünstler entwickeln hier experimentelle Ästhetiken und komplexe Diskursformate. Ein herausfordernder Ort, der sich unermüdlich mit der Mechanik neoliberaler Politik und Ökonomie beschäftigt und Machtstrukturen und Repräsentation hinterfragt.

Selbst der Bühnenraum der Vierten Welt ist untypisch und eckt selbstbewusst an: die Sicht wird von zahlreichen Säulen aus nahezu jeder Position verstellt, große Fenster von allen Seiten ermöglichen den Kontakt mit der meist hörbaren Außenwelt, die Bar gleicht der einer studentischen Wohnküche und von den Decken hängen Kabel.

Neues Zentrum Kreuzberg | Galerie 1. OG | Kottbusser Tor | Adalbertstraße 96

19.04.2022, 11:35

Event: Weitere Artikel


Ruck nach rechts

Ruck nach rechts

Kunst und Diskurs Die vielfältigen psychosozialen Abwehrprozesse nach 1945 prägen bis heute politische und soziale Dynamiken. Die Berufung auf traumatische Erfahrungen scheint aktuell allerdings immer öfter ein Zeichen des Widerstands gegen Aufarbeitung zu sein
gestern, heute, morgen!

gestern, heute, morgen!

Programm Über drei Wochen hinweg laden die Vierte Welt – Veranstaltungsort in Berlin Kreuzberg – und das Institut für Postfordismus Menschen verschiedener Disziplinen ein, um rechtes Denken zu dekonstuieren und Wege zu suchen, wie Kunst Trauma bearbeiten kann
Alles wiederholt sich tausendmal

Alles wiederholt sich tausendmal

Interview Die Reihe „Trauma: rechte Gewalt / deutsche Geschichte(n)“ verknüpft künstlerische und diskursive Positionen zur (Nicht-)Aufarbeitung der Nazi-Diktatur. Ein Gespräch mit Elisa Müller aus dem Festivalteam

Traumascape | Trailer

Video In her new work „Traumascape“, Julia*n Meding investigates the connections between rationality and violence in the history of European knowledge: Even before the beginning of the Enlightenment narratives have had a violent effect ...


Böse Déjà-vus | Trailer

Video In nahezu jedem Bereich des Lebens in Deutschland setzen sich nach 1945 die Nazi-Kontinuitäten fort. Eine ausreichende Entnazifizierung fand nicht statt. Weder im öffentlichen Sektor noch im privaten Raum. Thema der Performance „Böse Déjà-vu“


Das ist nicht mein Land | Trailer

Video Trailer zu „Das ist nicht mein Land“ von Dirk Cieslak, produziert von der Vierten Welt, gefördert durch Senatsverwaltung für Kultur und Europa


Der zweite Anschlag | Trailer

Video Trailer zu „Der zweite Anschlag“, einem Dokumentarfilm von Mala Reinhardt. (Deutschland 2018, 62 min).