Veranstaltungsreihe
Rassismus tötet.
Rechte Gewalt traumatisiert.
In der Vergangenheit, in unserer Gegenwart – auch in Zukunft?
Verheerende Affektlagen und bösartige Wiederholungen: Wir wiederholen unter den Bedingungen des Widerstands gegen die Durcharbeitung der Erinnerung. Welche Folgen hat eine Wiederholung ohne Durcharbeiten? Welche Zusammenhänge bestehen zwischen der mangelhaften Durcharbeitung der Vergangenheit und dem Erstarken rechter Bewegungen in der Gegenwart?
Trauma – rechte Zukunft / deutsche Geschichte(n) ist der Versuch, uns der Geschichte weißer, speziell deutscher, wiederholender Täter*innenschaft und der stetigen Reproduktion von Machtverhältnissen zu stellen. Wir wollen uns mit Schuldabwehr und Täter*innen-Opfer-Verdrehungen konfrontieren und suchen ein Durcharbeiten anstelle eines Erinnerns im Duktus einer Erinnerungskultur, die alles schnell wieder gutmachen will.
Trauma – rechte Zukunft / deutsche Geschichte(n) ist der Versuch, Räume zu teilen, marginalisierte und privilegierte Perspektiven zusammenzubringen, Zeiten zu verbinden, Linien zu ziehen und Fragen zu stellen.
Der Begriff „Trauma“ ist dabei Sinnbild für den empfundenen Abgrund, an dem wir uns bewegen. Im Fokus stehen (künstlerisch bearbeitete) Geschichten der Traumatisierung von negativ Betroffenen. Wir begeben uns in Spähren, in denen wir versuchen etwas zu verstehen, über das wir scheinbar die Kontrolle verloren haben. Wir benutzen den Begriff, um in eine künstlerisch-diskursive Forschung einzusteigen und damit automatisierte und versteckte Prozesse auszuloten, die durch Angst- und Bedrohungsszenarien ausgelöst werden und unter den Oberflächen persönlicher, sozialer und politischer Gefüge weiterwirken.
Das Institut für Widerstand im Postfordismus und die Vierte Welt laden über drei Wochen Menschen, Künstler-, Aktivist- und Wissenschaftler*innen unterschiedlichster Disziplinen ein, um die Strukturen, Ursachen und Wirkungen rechter Bewegungen unter die Lupe zu nehmen und das Umfeld ihres eigenen Handelns und Kulturschaffens auf rassistische Praktiken zu befragen. Das Programm bringt Filme, Lesungen, Gespräche, Theorie, Performances und Workshops zusammen. Mit ihren jeweiligen Mitteln nähern sich Künstler-, Aktivist- und Wissenschaftler*innen der Bedeutung unbewusster, durch Generationen hindurch wirkender Erbschaften. Zusammenhänge zwischen gestern, heute und morgen werden gegen- und miteinander gelesen und vermeintlich vergangenes und aktuelles rechtes Denken dekonstruiert. Die Veranstaltung Trauma – rechte Zukunft / deutsche Geschichte(n) fragt danach, wie Kunst Trauma bearbeiten kann, und ruft Ansätze für eine Praxis der Detraumatisierung auf.
Trauma – rechte Zukunft / deutsche Geschichte(n) ist ein Projekt des Instituts für Widerstand im Postfordismus und der Vierten Welt, gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa und das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg.
Die Veranstaltung Trauma ´89 entsteht in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Die Veranstaltungen Menschen mit Nazi-Hintergrund und Gestern ist heute werden von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
Idee/Konzept Annett Hardegen, Elisa Müller // Inhaltliche Mitarbeit/Konzept Sebastian Eis // Inhaltliche Beratung Melmun Bajarchuu, Anna-Lena Werner // Programm Artist Talk Wirya Budaghi // Programm Trauma ´89 Massimo Perinelli // Programm Installation/Talk Temporäre Denkmäler Coalition of Cultural Workers Against the Humboldt Forum (Adetoun und Michael Adebisi-Küppers), Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland (Tahir Della), TALKING OBJECTS – Decolonizing Memory and Knowledge (Isabel Raabe), Benedikt Stoll // Presse Nora Gores
Die Veranstalter*innen
Elisa Müller und mit ihr das Institut für Widerstand im Postfordismus beschäftigen sich seit 2018 mit dem Erstarken rechter Tendenzen und der Frage, welche Zusammenhänge zwischen den historischen Altlasten der rechten Geschichte Deutschlands und dem gegenwärtigen Rechtsruck bestehen. Annett Hardegen leitet die Vierte Welt und arbeitet seit gut zehn Jahren zusammen mit verschiedenen Künstler*innen und in diversen Formaten, um die Konsequenzen und Ausformungen eines neoliberalen und zunehmend rechtspopulistischen Macht-Zusammenspiels sichtbarer werden zu lassen. Sebastian Eis beschäftigt sich als Philosoph*in mit Werdensprozessen und dem Verhältnis von Politik und Ästhetik.