Casablanca und Karlshorst

Zur Ausstellung Zur Erinnerung an das welthistorische Ereignis der Kapitulation der deutschen Wehrmacht zeigt das Museum Berlin-Karlshorst eine Sonderausstellung, die aufgrund der Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 zunächst größtenteils im Netz eröffnet
Casablanca und Karlshorst

Foto: Harry Schnitger, Museum-Berlin-Karlshorst

Die Sonderausstellung im Museum Berlin-Karlshorst widmet sich den letzten beiden Jahren des Weltkrieges. Sie spannt den Bogen von der Konferenz in Casablanca bis zur bedingungslosen Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands am 8. Mai 1945 im heutigen Museumsgebäude, dem Offizierskasino einer Wehrmachtskaserne, das bereits im April zum sowjetischen Hauptquartier geworden war. Trotz konfliktreicher Beziehungen untereinander hatte sich die Anti-Hitler-Koalition 1942 auf eine „Deklaration der Vereinten Nationen“ gegen den „Hitlerismus“ verständigt. Seitens des NS-Regimes sind diese letzten Kriegsjahre gekennzeichnet durch eine neuerliche Eskalation des Terrors in den besetzten Gebieten, aber auch im Deutschen Reich selbst.

Anhand dieser beider Erzählstränge gliedert sich nun die Ausstellung: Sie dokumentiert erstens die alliierten Bestrebungen der Anti-Hitler-Koalition, das nationalsozialistische Deutschland zu besiegen. Seit der Niederlage bei Stalingrad Anfang Februar 1943 befanden sich die Wehrmacht und ihre Verbündeten an der Ostfront in der Defensive. Die Rote Armee eroberte immer mehr Gebiete zurück. Seit den anglo-amerikanischen Operationen in Italien 1943 und in der Normandie 1944 bedrängten schließlich westalliierte und sowjetische Truppen das Deutsche Reich von Süden, Westen und Osten. Bei ihrem Vormarsch stießen die Soldaten auf vielfältige Spuren der deutschen Massenverbrechen. Sie befreiten diverse Konzentrationslager. Die Alliierten hatten sich darauf geeinigt, deutsche Verbrechen zu ahnden. Sie sammelten Beweisdokumente und ab 1944 bereitete die United War Crimes Commission Gerichtsverfahren vor.

Zweitens befasst sich die Ausstellung mit den nationalsozialistischen Verbrechen, die in der letzten Kriegsphase begangen wurden. Diese sogenannten Endphasenverbrechen forderten mehrere hunderttausend Opfer. In den Gebieten, die die Deutschen noch kontrollierten, richtete sich die Gewalt vor allem gegen Häftlinge in Zwangsarbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslagern, gegen Kriegsgefangene und gegen Teile der sowjetischen Zivilbevölkerung. Einen weiteren Tatkomplex bildet die Räumung der Konzentrationslager durch die SS. Bei diesen, von den Häftlingen als Todesmärsche bezeichneten Verlegungen, starben zehntausende Menschen an Entkräftung, Hunger oder durch gezielte Morde. Zudem richtete sich die Gewalt des NS-Regimes zunehmend auch gegen deutsche Soldaten und Zivilisten selbst. Die Verbrechen in der Endphase des Krieges konnten erst durch das Eintreffen der alliierten Truppen beendet werden.Die Ausstellung endet – analog ihrer inhaltlichen Dramaturgie – im historischen Kapitulationssaal, in dem am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa beendet worden war.

Auf der Website kann die Sonderausstellung „Von Casablanca nach Karlshorst“ jederzeit virtuell besucht werden. Viele Details – die Highlights der Ausstellung – sowie der historische Kapitulationssaal werden in einem 360-Grad-Rundgang vorgestellt. Zusätzlich präsentieren die Kuratorinnen einzelne Objekte und geben Einblicke in die Entstehung der Ausstellung. Auf der Website befinden sich des Weiteren Bilderserien historischer Fotos zur Kapitulation in Karlshorst und zum Kriegsende in Berlin 1945.

08.05.2020, 09:43

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