„Wegen der herausragenden Darstellungen, von den Kinderschauspieler:innen bis zu den 80jährigen, wegen der Fähigkeit, die Zärtlichkeit und Komödie einer Familie ebenso zu zeigen wie ihre Kämpfe, und wegen des Portaits unserer Verbindung zur Erde um uns herum und unserer Abhängigkeit von ihr: Der Goldene Bär der Berlinale 2022 geht an Alcarràs.“
–M. Night Shyamalan, Präsident der Jury
Jede und jeder in diesem Familien-Ensemble hat seine eigene Stimme und Geschichte. Die lärmende Unbeschwertheit des Familienfests, harte Arbeitstage vom Morgengrauen bis tief in die Nacht, der Kampf in der Genossenschaft gegen das Preisdiktat der Supermärkte, die Fröhlichkeit der gemeinsamen Ernte, das tiefe Wissen über Pflanzen und Boden, die Ungewissheit über das, was kommen mag: „Alcarràs“ ist ein grandios choreografierter Film voller Farben, Kontraste und Facetten, voller Leben und Liebe. Je näher das Ende dieses Sommers rückt, desto mehr nehmen die Spannungen in der Familie zu. Fast übersehen die Solés, dass sie einen Trumpf in Händen halten, den ihnen niemand wegnehmen kann.
Director's Note
Alcarràs ist ein kleines Dorf im tiefsten Katalonien, wo meine Familie Pfirsiche anbaut. Als mein Großvater vor einigen Jahren starb, übernahmen meine Onkel und Tanten das Land. Die Abwesenheit meines Großvaters brachte mich dazu, die Familientradition und ihre Verbundenheit mit dem Land, die Bäume, die sie anbauten, auf eine neue Art wert zu schätzen. Ich spürte, dass das alles eines Tages verschwinden könnte. So entstand die Idee zu „Alcarràs“: Die Geschichte einer Familie von Obstbauern, den Solés, die kurz davor stehen, ihr Land zu verlieren, weil der legale Eigentümer die Bäume durch Solarpanele ersetzen will.
Altes und Neues
Seit der Jungsteinzeit schon bestellt die Menschheit das Land in Familienwirtschaft. Es ist die älteste Arbeit, die die Menschheit kennt. Aber die Geschichte der Familie Solé spielt in einer Zeit, in der diese traditionelle Form der Landwirtschaft kein ausreichendes Einkommen mehr einbringt. Viele Familien sehen sich gezwungen, nach etlichen Generationen ihr Land aufzugeben. Was bedeutet Landwirtschaft heute für uns? „Alcarràs“ ist auch eine Hommage an die Widerständigkeit der letzten Familien von Landwirten, die in unserer westlichen Welt jeden Tag mehr vom Verschwinden bedroht sind. Eine Geschichte über die Verbundenheit mit dem Land, über Familienbeziehungen und die Spannung zwischen den Generationen, über die Notwendigkeit, Althergebrachtes zu überwinden, über die Bedeutung des Familienzusammenhalts in Krisenzeiten.
Eine große Familie
Ich wollte einen vielstimmigen Film machen, weil ich zeigen wollte, was es bedeutet, Teil einer großen Familie zu sein. Sich überkreuzende Dialoge, entgegengesetzte Energien, Durcheinander, subtile aber bedeutungsvolle Gesten, Emotionen mit Dominoeffekt ... Jedes Mitglied der Familie Solé versucht, seinen Platz in der Welt in einem Moment zu finden, in dem sie kurz davor sind, ihre familiäre Identität zu verlieren.
Das Ensemble
Wir haben mit großartigen nicht-professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern aus der Gegend von Alcarràs gearbeitet, die eine wirkliche Verbindung zum Land und zum Boden haben und die den besonderen Dialekt dieser katalanischen Region sprechen. Wir haben sehr viel Zeit miteinander verbracht, um diese Familie Solé, ihre Verbindungen und ihre Wirklichkeit zu schaffen. Bis heute nennen sie sich untereinander bei ihren Rollennamen des Films, im Gefühl, dass sie nun alle zwei Familien haben: ihre wirklichen und die Alcarràs-Familie.
(Carla Simón)