In Kooperation mit Neue Visionen

Die Vermessung der Welt im Kleinen

Wenn seine vorherigen Filme der Versuch waren, Palästina als Mikrokosmos der Welt darzustellen, so stellt Elia Suleiman in seinem neuen Film die Welt als Mikrokosmos von Palästina dar. Ein Kommentar des Regisseurs

Der Alltag ist der beste Ort, um das Absurde der Welt zu beobachten
Der Alltag ist der beste Ort, um das Absurde der Welt zu beobachten

Foto: Neue Visionen Filmverleih

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Vom Gießen des Zitronenbaums

Elia Suleiman

Komödie
Frankreich u.a. 2019
97 Minuten

ab dem 16. Januar im Kino.

In Kooperation mit Neue Visionen

„Vom Gießen des Zitronenbaums“ zeigt alltägliche Situationen von Menschen überall auf der Welt, die in einem Klima von globaler geopolitischer Spannung leben. Die Gewalt, die an einem Ort ausbricht, ist der ähnlich, die an einem anderen Ort ausbricht. Bilder und Geräusche, die diese Gewalt oder Spannung transportieren, werden überall auf der Welt verstanden und nicht, wie in der Vergangenheit, nur in den entferntesten Ecken der Welt. Heute gibt es in allen Ländern Sicherheitskontrollen auf Flughäfen und in Shoppingmalls. Polizeisirenen und Alarmanlagen sind nicht nur vereinzelt zu hören, sondern bilden eine permanente Klangkulisse des Alltags.

Während ich in meinen früheren Filmen Palästina als einen Mikrokosmos der Welt zeigen wollte, versuche ich in meinem neuen Film, „Vom Gießen des Zitronenbaums“, die Welt zu zeigen als sei sie ein Mikrokosmos von Palästina. Durch die Massenmedien werden wir tagtäglich mit überlebensgroßen Bildern konfrontiert, die immer auch maskiert und verfälscht sind. „Vom Gießen des Zitronenbaums“ dagegen sucht den Moment im Marginalen, im Trivialen oder in dem, was normalerweise nicht in unserem Fokus liegt. Damit nähert sich der Film dem, was intim, zärtlich und berührend ist. Es sind die persönlichen und menschlichen Geschichten von der Suche nach Identität, die Fragen aufwerfen und Hoffnung geben.

Wie in meinen früheren Filmen gibt es wenig Dialog; was gesprochen wird, funktioniert eher wie ein Monolog, um Rhythmus und Musikalität in den Film zu bringen. Andererseits entsteht das Narrativ des Films durch die unterschwellige Montage; durch Szenen, die sich in der Choreographie der Bewegungen erzählen; durch die Burleske, die in der Welt des Absurden entsteht; durch Bilder, die sich der Poesie der Stille öffnen, die wiederum das Herzstück der cineastischen Sprache ist.“

Elia Suleiman

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Zwischen den Welten

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Mit viel Lust an der Komik, die im Widerspruch liegt, gelingen in „Vom Gießen des Zitronenbaums“ grandiose Sketche, die sich zum schrecklich schönen Panorama einer nahenden Apokalypse zusammenfügen

Poesie der Stille

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Seit über zwei Jahrzehnten bereichert Elia Suleiman das Kino der Welt mit seinem magischen und zugleich verstörenden Kino. Ein Autoren-Filmer, der die Bilder sprechen lässt und ihnen vertraut

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„Die Episoden erinnern mit ihrem trockenen Humor und verborgenen Tiefsinn an Jacques Tati oder Buster Keaton, wirken aber auch kafkaesk. Suleiman will die Welt zeigen, als sei sie ein Mikrokosmos von Palästina. Das ist ihm beängstigend gut gelungen“

Film | Trailer

Mit viel Lust an der Komik, die im Widerspruch liegt, gelingen in „Vom Gießen des Zitronenbaums“ grandiose Sketche, die sich zum schrecklich schönen Panorama einer nahenden Apokalypse zusammenfügen

Film | Interview

Pressekonferenz zu dem Film „Vom Gießen des Zitronenbaums“ auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2019 mit dem Regisseur Elia Suleiman

Film | Szene

Ein Ausschnitt aus dem neuen Film „Vom Gießen des Zitronenbaums“ von Elia Suleiman, der als unbeschwerter Flaneur durch Paris streift

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Ein Ausschnitt aus dem neuen Film „Vom Gießen des Zitronenbaums“ von Elia Suleiman, der als unbeschwerter Flaneur durch Paris streift