„Vom Gießen des Zitronenbaums“ zeigt alltägliche Situationen von Menschen überall auf der Welt, die in einem Klima von globaler geopolitischer Spannung leben. Die Gewalt, die an einem Ort ausbricht, ist der ähnlich, die an einem anderen Ort ausbricht. Bilder und Geräusche, die diese Gewalt oder Spannung transportieren, werden überall auf der Welt verstanden und nicht, wie in der Vergangenheit, nur in den entferntesten Ecken der Welt. Heute gibt es in allen Ländern Sicherheitskontrollen auf Flughäfen und in Shoppingmalls. Polizeisirenen und Alarmanlagen sind nicht nur vereinzelt zu hören, sondern bilden eine permanente Klangkulisse des Alltags.
Während ich in meinen früheren Filmen Palästina als einen Mikrokosmos der Welt zeigen wollte, versuche ich in meinem neuen Film, „Vom Gießen des Zitronenbaums“, die Welt zu zeigen als sei sie ein Mikrokosmos von Palästina. Durch die Massenmedien werden wir tagtäglich mit überlebensgroßen Bildern konfrontiert, die immer auch maskiert und verfälscht sind. „Vom Gießen des Zitronenbaums“ dagegen sucht den Moment im Marginalen, im Trivialen oder in dem, was normalerweise nicht in unserem Fokus liegt. Damit nähert sich der Film dem, was intim, zärtlich und berührend ist. Es sind die persönlichen und menschlichen Geschichten von der Suche nach Identität, die Fragen aufwerfen und Hoffnung geben.
Wie in meinen früheren Filmen gibt es wenig Dialog; was gesprochen wird, funktioniert eher wie ein Monolog, um Rhythmus und Musikalität in den Film zu bringen. Andererseits entsteht das Narrativ des Films durch die unterschwellige Montage; durch Szenen, die sich in der Choreographie der Bewegungen erzählen; durch die Burleske, die in der Welt des Absurden entsteht; durch Bilder, die sich der Poesie der Stille öffnen, die wiederum das Herzstück der cineastischen Sprache ist.“
Elia Suleiman