Es sollte ein Film über einen Mann werden, der seit Jahren das Wetter in der totalen Einsamkeit der Arktis erforscht. Über einen Wettermann. Es ist aber ganz anders gekommen als wir jemals hätten erwarten können. Und zwar zu hundert Prozent anders!
Als wir zu den Dreharbeiten zum wohl einsamsten Arbeitsplatz der Welt – eine Wetterstation am russischen Polarmeer – aufbrachen, wartete auf uns eine totale Veränderung, die schneller als der Klimawandel dort war. Unsere „filmische“ Hauptfigur war im Inbegriff, den Ort zu verlassen. Der Mann war ein Psycho-Wrack und murmelte wieder und wieder, er hätte das „Ringen mit der Isolation“ verloren und die Isolation mache ihn krank. Der Mann wurde durch Wladimir sowie das Meteorologen-Pärchen, Alexander und Sascha – Romeo und Julia der Arktis – ersetzt.
Die drei wurden unsere neuen Protagonisten. Nur einmal im Jahr kommt im Sommer ein atomares Versorgungsschiff und beliefert die Meteorologen mit Produkten, die für das gesamte Jahr reichen müssen. Und sie warten drauf, wie auf einen Erlöser, der manchmal früher, manchmal mit wochenlanger Verspätung eintrifft. Da ist noch ein Bewohner: ein alter, charismatischer Mann, der eine lange Zeit fort war, aber in der Wetterstation geboren wurde und dort aufwuchs. Er ist der Sohn einer ehemaligen Meteorologin und eines Leuchtturmwärters. Als der „Rückkehrer“ in der fernen Zivilisation seine Krebsdiagnose erhielt, kehrte er an den Ort seiner Kindheit zurück. Seine Mission: Die Rettung des jahrhundertealten Leuchtturms, in dem schon seine Eltern wohnten und arbeiteten. Was für eine Symbolik! Während sein innerer Leuchtturm erlischt, will er den alten, wahrhaftigen Leuchtturm vorm Zusammensturz retten.
Mit der Kamera haben wir die vier Eremiten und ihren äußerst filmtalentierten Hund, dessen Leben vor Ende der Dreharbeiten leider ein böses Ende nehmen sollte, begleitet. Wir besuchten sie im Herbst, im Winter und im Sommer und zeigen ihren alltäglichen Kampf mit der Kälte, dem Sturm und der Abgeschiedenheit. Das ist existenzielles Theater – tragisch und komisch zugleich. Die Arbeit dieser Meteorologen hat zwar auch Einfluss auf die Wettervorhersagen bei uns, aber das, was sich dort abspielt, übertrifft jegliche Vorstellung davon.
Dort, wo wir waren, vergisst man, wie man das Wort Klima buchstabiert. In diesem „Irgendwo im Nirgendwo“ ist die Umwelt so sehr durch den Menschen verseucht, dass man denken könnte, wir hätten das apokalyptische Bühnenbild von „Star Wars“ benutzt. Sie dürfen gespannt sein auf einen dokumentarischen Bericht aus dem arktischen Jenseits, auf einen Streifen voller Leidenschaft, Tragik, Absurdität, Liebe und sogar Blut.
– Stanislaw Mucha, Regisseur von „Wettermacher“