Der Ausgangspunkt des Films sind die authentischen Gespräche zwischen Vater und dem erwachsenen Sohn in Tucson, Arizona, die der Sohn nach dem Tod der Mutter mit seinem Vater geführt hat. Sie werden mit Darstellern, Requisiten und gescriptetem Dialog inszeniert, der allerdings auf den wahren Begebenheiten beruht und in Zusammenarbeit mit Martin Goldsmith entstanden ist.
Die Atmosphäre bleibt jedoch dokumentarisch, da der Sohn während des Filmes immer hinter der Kamera ist, die Kamera führt und nicht im Bild auftaucht, während er seinen Vater interviewt. In den Sequenzen, die die Geschichte ins Deutschland der 30er und 40er Jahre zurückführen, kommt eine andere Bildsprache zum Einsatz: Archivmaterial und nachgestellte Standfotos. Da wir historische Kameras und Original-Objektive verwendeten, wirken die Aufnahmen besonders authentisch.
Sie könnten als Schnappschüsse der Ereignisse betrachtet werden – die Standfoto Ästhetik unterstreicht die Distanz, die durch den Erinnerungsprozess entsteht. Sie ahmt damit die Form nach, in der wir uns an wichtige Augenblicke unseres Lebens erinnern und symbolisiert zudem die zunehmende Ausgrenzung für unseren Protagonisten. Die Schauspieler, die in diesen Szenen agieren, Re-Enactment-Protagonisten, wurden mit Hilfe von Green Screen in die authentischen Hintergründe der Archiv-Fotos eingefügt und können sogar in dem Bewegtbild umhergehen.
Eine dritte Methode ist der Einsatz von geschriebenem, erfundenem Dialog und Soundeffekten zu existierendem Archiv-Material aus der Zeit. Mit dieser Methode lassen sich wichtige Momente im Film akzentuieren. Ich suche immer nach zusätzlichen Quellen, die das Material auf ungewöhnliche Weise kommentieren, wie die verschiedenen Zitate von der Bühnenaufführung der „Zauberflöte“. Dabei bin ich immer wieder überrascht, wie einfach sich unterschiedliche Elemente zusammenführen lassen, wenn Klarheit über die Geschichte und die dramatische Absicht jeder einzelnen Szene besteht.
– Anders Østergaard, Regisseur von „Winterreise“