Geschichte über Liebe, Schmerz und Musik

Zum Film Martin Goldsmith wuchs als gewöhnlicher amerikanischer Junge auf. Aber von seiner Kindheit an hing ein Schatten über der Familie. Er wusste nur, dass seine Eltern aus Deutschland stammten und seine Verwandtschaft im zweiten Weltkrieg gestorben war
Geschichte über Liebe, Schmerz und Musik

Foto: RealFiction Filme

Für Martin Goldsmiths Eltern hatte in Amerika ein neues Leben angefangen ein Leben, in dem man keine Frage über die Vergangenheit stellt. Erst als erwachsener Mann brach er den Bann und befragte seinen Vater zu der deutschen Vergangenheit seiner Eltern, beides säkuläre Juden, und der gesamten Familie in den 30er Jahren.

Die Gespräche zwischen Vater und Sohn erwecken die schöne und schmerzhafte Geschichte der Eltern über Liebe, Musik und Tod in Berlin der Kriegsjahre zum Leben. Beide waren begabte Musiker, Günther noch ganz am Beginn seiner Karriere, Rosemarie schon Orchestermusikerin. Aber nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze 1935 konnten sie nur noch als Mitglieder des Jüdischen Kulturbundes auftreten, einer fragwürdigen Organisation, die vollständig von der Reichskulturkammer kontrolliert wurde. Der Film folgt den Gesprächen zwischen Vater und Sohn, während sich die Vergangenheit der Familie mit raffiniert bearbeitetem Archivmaterial entfaltet, entsteht in der Gegenwart des Films eine langsame Annäherung zwischen Vater und Sohn, die sich anfühlt wie die Überwindung eines riesigen Grabens aus ungesagten Worten. In Sprache und Land, Heimat und Kultur waren die beiden einander fremd geblieben.. Martin Goldsmith ist selbst zu hören als Gesprächspartner seines Vaters, der in Winterreise von Bruno Ganz in seiner letzten, sehr intensiven Rolle verkörpert wird. Der Film beruht auf dem Buch, das Martin Goldsmith nach den Gesprächen mit seinem Vater schrieb: „Die unauslöschliche Symphonie. Musik und Liebe im Schatten des Dritten Reiches eine deutsch-jüdische Geschichte“.

21.10.2020, 14:28

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