Männer-Metamorphosen im Wandels unserer Zeit

Protagonist:innen In ihren Arbeiten vereint das das Regieduo Koch/Matauschek Einflüsse des dokumentarischen Beobachtens mit Mitteln des fiktionalen Erzählens. „Wir waren Kumpel“ ist eine atemberaubend schön gefilmte Erzählung über die Vergangenheit unter Tage
Sie konnte irgendwann nicht mehr als Mann weiterleben: Martina
Sie konnte irgendwann nicht mehr als Mann weiterleben: Martina

Foto: Filmperlen

Martina

Martina konnte und wollte irgendwann kein Bergmann mehr sein. Sie wagte den mutigen Schritt und entschied, als Frau weiterzuleben. Nach vielen Operationen, ist von ihrem alten Selbst nur noch die Stimme geblieben. Zaghaft versucht sie, an ihrem neuen Arbeitsplatz in einem Salzbergwerk nahe Fulda, ein neues Leben aufzubauen. Bei ihrer Suche nach ihrer eigenen Stimme, wird sie immer wieder ungewollt mit ihrer Vergangenheit als (Berg-)Mann konfrontiert.

Locke & Langer

Locke & Langer, der Große und der Kleine, sind ein unzertrennliches Duo und die letzten “echten Kumpel”, nie um einen Spruch verlegen. Doch pünktlich nach Schichtende verwandeln sie sich zurück in Wolfgang und Marco, zwei grundverschiedene sensible Männer, die sehr unterschiedlich in die Zukunft blicken: Während Locke sich an seinen Bergmannsstolz klammert, sehnt sich Langer nach Selbstverwirklichung im Ruhestand. Doch beide fragen sich insgeheim wo ihr Platz in Zukunft wohl sein wird, inmitten eines sich anbahnenden Generationenkonflikts auch mit den eigenen Kindern, vor dem Hintergrund des unaufhaltsamen Klimawandels.

Thomas

Thomas wiederum, hat in den gefliesten Räumen der Besucherkaue seinen Platz gefunden. Seit Jahrzehnten kümmert er sich mit seinem Kollegen Frank um die Bergmannskleidung der Besuchergruppen. Hier ist er Teil einer Gemeinschaft, die durch die bevorstehende Stilllegung in Auflösung begriffen ist. Für ihn, den ewigen Junggesellen der mit seiner Mutter zusammenlebt, wird sein soziales Auffangbecken verschwinden. Seine einzige Leidenschaft, das Kochen, könnte einen Ausweg aus der drohenden Einsamkeit bieten, doch er muss sich dafür ein Stück von der Rolle als Muttersöhnchen emanzipieren.

Kiri

Auch Kiri hat auf der Zeche Zuflucht und seine neue Heimat gefunden. Als Jugendlicher flüchtete er vor dem Bürgerkrieg in Sri Lanka und schuf sich eine neue Identität als der Jim Knopf vom Pütt. Innerhalb der schützenden Mauern des Werks hat er seine Rolle als immer froher Bergmann perfektioniert. Ausgelöst durch die Schließung des Bergwerks und den Sorgen vor der ungewissen Zukunft lassen sich Fragen nach seiner Identität und der verdrängten Vergangenheit immer schwieriger ignorieren.

01.03.2024, 10:27

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