Szene 1
Ort: Im Treppenhaus
Anwesend: Ich, Baby, Nachbar
Mitgehört
Der türkische Nachbar: "Oh, wie süß, das ist das Kind!"
Ich, stolz: "Ja, genau."
Der Nachbar, besorgt: "Das Kind, das so oft weint!"
Ich, höflich: "Oh – ja Entschuldigung, manchmal weint er halt …"
Der Nachbar, grosszügig: "Oh, zum Glück ist das bei uns vorbei!"
Ich, zerknirscht lächelnd: "Hm."
Der Nachbar, theatralisch: "Oh, wie bin ich froh, nicht Mami zu sein!"
Ich, irritiert: "Äh …"
Der Nachbar, klatscht in die Hände: "Oh, arme Mami!"
Szene 2
Ort: Im Treppenhaus
Anwesend: Ich, Baby, Nachbar
Mitgehört
Der türkische Nachbar, fröhlich: "Hallo!"
Ich, höflich: "Guten Tag!"
Der Nachbar, arglistig: "Na, weint er immer noch so oft?"
Ich: "Nein, überhaupt nicht."
Der Nachbar, vielsagend: "Ah ja!"
Szene 3
Ort: Im Treppenhaus
Anwesend: Ich, zwei Bibelvertreter
Mitgehört
Die Bibelvertreterin, höflich: "Guten Tag, wissen Sie vielleicht, ob die Familie Moussa arabisch spricht?"
Ich, misstrauisch: "Äh, keine Ahnung. Warum?"
Die Bibelvertreterin, zurückhaltend: "Wir möchten ihnen die heilige Schrift näher bringen."
Ich: "Aber nur, wenn sie arabisch sprechen?"
Die Bibelvertreterin, geduldig: "Ja, wir sind von der arabischen Arbeitsgruppe."
Ich: "Aha."
Der andere Bibelvertreter nickt.
Ich: "Aber vielleicht haben sie ja schon eine Religion – warum wollen Sie sie denn bekehren?"
Der Bibelvertreter blickt unschuldig, die Bibelvertreterin, unbeirrbar: "Wissen Sie, wir akzeptieren alle Menschen."
Ich: "Aha."
Die Bibelvertreterin: "Ja, ob katholisch oder evangelisch …"
Ich: "… oder muslimisch?"
Die Bibelvertreterin, gedehnt: "… oder muslimisch."
Ich: "Und warum wollen Sie denn jetzt die muslimische Familie vom Christentum überzeugen?"
Die Bibelvertreterin, nachsichtig: "Wissen Sie, alle Menschen glauben – alle haben ihren Gott."
Ich: "Ja eben, wenn sie doch bereits einen Gott haben …"
Die Bibelvertreterin, unschuldig: "Ja wir wollen lediglich von unserem erzählen."
Der andere Bibelvertreter nickt und klingelt.
Die Protokolle der besten, real existierenden Dialoge finden Sie immer montags im Alltag. Zuletzt: "Man muss etwas dafür tun!"