n Inszenierungserfolg angesehen. Läuft die Generalprobe gut, dann steht die Premiere unter einem schlechten Omen, so heißt es. Und Applaus ist das sicherste Zeichen für das Scheitern im Finale. Daher ist es auch Tabu, ein gutes Gelingen zu wünschen – es würde die sensiblen Künstler verunsichern. Tobias PrüwerBBachelor Bachelorarbeit eingetütet – Halbfinale bestanden! Das Finale nennt sich seit dem Bologna-Prozess trefflich „Master“. Aber: Wer schon nach dem Halbfinale geht, hat keine Chance auf den Pokal? Nach dem Bachelor bietet sich die Chance, zu reflektieren: Möchte man statt eines Masters vielleicht etwas anderes machen? Die Praxis kennenlernen – oder wirft man nach sechs studierten Semestern nicht einfach so die Flinte ins Korn? Zu Zeiten des Magisters gab es nur einen Abschluss – und die Überschreitung der Regelstudienzeit war normal. Heute gibt es den Bachelor, und das ist in jedem Fall eine Medaille. David KappenbergBergfest Man begeht Bergfeste, wenn die Hälfte eines Projekts, einer Dienstzeit oder eines Lebensabschnitts überstanden ist. Im – insbesondere technischen – Studium soll das Bergfest mehr oder weniger festlich den Punkt markieren, von dem aus ein Ende absehbar ist. Oft findet das Bergfest als mehrtägige Veranstaltung statt. An der TU Ilmenau zum Beispiel gibt es neben einem Ball auch eine Festvorlesung und einen Bierathlon – ein Massentrinkspiel, das auf den Ernst des Lebens vorbereiten soll. TPCChampions League Zwei deutsche Klubs stehen im Halbfinale der Champions League, beide mit großen Aufgaben: Die Bayern können ihrem designierten Neu-Trainer Pep Guardiola beweisen, dass sie seiner Ex-Mannschaft FC Barcelona auf Augenhöhe begegnen können. Und Borussia Dortmund kann im Match gegen Real Madrid zeigen, dass der Bundesliga nun endgültig der Sprung an die europäische Spitze gelungen ist.Sie haben sie eingeholt, die italienische Serie A mit ihren endlosen Skandalen und nun auch die englische Premier League. England bleibt nun immerhin die Zuschauerrolle im deutsch-spanischen Duell und die Ausrichtung des Finales im Londoner Wembley-Stadion. Erik PeterDDritte Halbzeit Beweis dafür, dass ein Halbfinale nach dem Abpfiff noch nicht vorbei sein muss, sind Ausschreitungen zwischen Fans – auch Dritte Halbzeit genannt. Die Verlängerung des Spiels mit anderen Mitteln. Doch die Popularität des körperbetonten Duells hat seit den Hooligan-Festspielen der Achtziger Jahre enorm gelitten. Viele Faustkämpfer sind in die Jahre gekommen, und die Mehrheit des Fannachwuchses bastelt heute lieber bunte Fähnchen und übt sich in monotonen Chorälen. Auch die Stadien als Kampfarenen sind kaum mehr zu gebrauchen, zu viele Kameras und Ordnungshüter. Mangels echter Ereignisse halten jetzt schon Freudenfeuer (Bengalos) und vorzeitige Siegesfeiern (Platzsturm) für die Randale her, während sich die wahren Kämpfer für die Ehre des Vereins bei Matches auf Raststätten oder Wald- und Wiesen-Fluren begegnen. Die, die angesichts des Mobs den Untergang der Zivilisation heraufbeschwören, können beruhigt sein: In Gefahr begibt sich nur der, der darin umkommen will. EPHHalbmarathon Es gibt den Moment im Leben eines Mannes, in dem der Haarwuchs aus dem Leim gerät, die Haarvegetation vom Scheitel rutscht und sich unterhalb neue Plätze sucht. Auf dem Kopf wird es licht, dafür sprießt es in der Nase, sogar auf ihr, im Ohr, auf dem Rücken, eigentlich überall, wo es eine Zumutung ist. Das ist der Moment, in dem man unruhig wird. Die allmähliche Zuwucherung des Körpers ist ein Gruß vom Ende her. Danach kommen die Altersflecken. Viele hören in dieser Phase um die vierzig mit dem Rauchen auf. Und fangen mit dem Laufen an. Es beginnt die Saison der Halbmarathons. 21,0975 Kilometer gegen den körperlichen Abstieg, die schwindende Attraktivität, das Drängen der Jungen. Es ist ein Ringen um den Status quo, ein Drehen an der Uhr. Mark StöhrHälfte des LebensMit gelben Birnen hänget / Und voll mit wilden Rosen / Das Land in den See / Ihr holden Schwäne, Und trunken von Küssen / Tunkt ihr das Haupt / Ins heilignüchterne Wasser.Weh mir, wo nehm’ ich, wenn / Es Winter ist, die Blumen und wo / Den Sonnenschein, Und Schatten der Erde? Die Mauern stehn / Sprachlos und kalt, im Winde / Klirren die FahnenEin wunderbar-trauriges Gedicht von Friedrich Hölderlin. Man muss es nicht mit Fußball in Verbindung bringen, indem man den letzten Vers auf ein Spiel unter schwierigen meteorologischen Bedingungen umbiegt. Zu sagen wäre, dass es eine feine Tradition der Fußballlyrik gibt, dass unter den ganz großen Spielern einer selbst mit Gedichten hervortrat– Joel Bats, französischer Nationaltorwart in den achtziger Jahren:„Aber ich bin nur ein Schatten / der unstet irrt / hinter den grauen Mauern / deines mir für immer / verbotenen Reichs.“ Michael AngeleLLandtag Hinterher ist man immer klüger, aber nicht immer einig. Nach einer Landtagswahl sehen die Gewinner diese als Testlauf für den Bundestag, die Verlierer behaupten das Gegenteil. Selbst wenn die Bundestagswahl noch in der fernen Zukunft liegt, gelten die Wahlergebnisse im Land als Gradmesser für die Performance der Bundesparteien, und unterlegene Spitzenkandidaten müssen um ihre politische Zukunft fürchten. So war der CDU-Politiker Norbert Röttgen nach der Schlappe in Nordrhein-Westfalen als Bundesumweltminister entlassen worden.Ist eine Landtagswahl wirklich nur das Halbfinale auf dem Weg in den Bundestag? In den Landesparlamenten wird auch Politik gemacht – aber es stimmt: Außer Bildungs- und Innenpolitik werden dort kaum wichtige Entscheidungen getroffen. Auch Europawahlen werden als Testlauf für den Bundestag gesehen – aber das liegt an der nationalen Borniertheit der Parteien. Felix WerdermannMMittsommernacht Die Sonne hat den nördlichsten Punkt ihrer Umlaufbahn erreicht und beschenkt die Menschen auf der Nordhalbkugel mit dem längsten Tag im Jahr. In Skandinavien hat diese Feier eine lange Tradition. Für die Schweden ist es nach Weihnachten das zweitwichtigste Fest des Jahres, die ersten Jungkartoffeln werden verspeist und der Schnaps nicht nur besungen.Man kennt das am 21. Juni stattfindende astronomische Ereignis als Sommersonnenwende auch im Rest Europas. Zahlreiche heidnische Kulturen verehrten es als Sommerbeginn. Und seit Jahren werden die Sonnwendfeiern wieder zelebriert. Das bekannteste Beispiel sind die Feste an den Externsteinen im Teutoburger Wald. Dort treffen sich besonders seit den neunziger Jahren Partypeople und Esoterikfreaks. Es werden allerdings auch immer wieder mal Neonazis gesichtet. Meistens sind die Mittsommernachtsfeste jedoch harmlose Dorfzusammenkünfte und Kirmesersatz, bei denen die Freiwillige Feuerwehr das Höhenfeuer stellt. TP QQuarterlife Crisis Mit dem Begriff wird ein psychologisches Phänomen benannt, auf das man seit dem gleichnamigen Bestseller zweier junger, erfolgreicher Amerikanerinnen 2001 auch öffentlich aufmerksam geworden ist. Die beiden Mitzwanzigerinnen haben es selbst erlebt: Orientierungslosigkeit trotz festem Job, das Gefühl im ständigen Vergleich mit anderen nicht genug zu leisten, Selbstzweifel trotz der vermeintlich unendlichen Möglichkeiten. Von wegen: Just do it!Offenbar geraten junge Menschen in die Falle der Qual der Wahl – und kriegen vor lauter Druck, das ultimative Glück in Job, Familie und Selbstverwirklichung zu finden, nur noch den Besuch zum Psychologen auf die Reihe. Oder sie gehen auf die Webseite quarterlifecrisis.com. Die ist wenigstens übersichtlich. Juliane LöfflerUUran Die Halbwertszeit ist die Zeit, in der sich etwas um die Hälfte verringert – etwa die Strahlung bei radioaktivem Atommüll. Dabei variiert die exponentielle Abnahme der Strahlung bei Uran-Isotopen zwischen Sekunden und Jahrmillionen. Die Halbwertszeit kann man auch sinnvoll nutzen: Mit der C14-Methode, die auf der Abnahme von radioaktiven 14 C-Atomen bei Organismen gemäß dem Zerfallsgesetz beruht, konnte man für Gletschermann Ötzi ein Alter von 5.000 Jahren berechnen. In der Wissenschaft steht Halbwertszeit für die abnehmende Häufigkeit, mit der eine Publikation binnen fünf Jahren zitiert wird. Und in Zeiten, in denen man ständig neue Informationen aufnehmen muss, verliert einmal erlerntes Wissens an Relevanz. TP VVorabend Er war die Stille vor dem Sturm auf die Bastille 1789 in Paris oder das Winterpalais in Sankt Petersburg 1918. Der Vorabend kündigt eine große Veränderung an. Da spitzt sich etwas zu, die Unzufriedenheit und der Zorn werden unkontrollierbar, die Truppen sammeln sich zum entscheidenden Schlag. Kleinere Proteste münden in der Erhebung. In Frankreich etwa leitete 1788 parallel zu den politischen Emanzipationsbestrebungen eine katastrophale Missernte die Revolution ein. Die Getreidespeicher der Eliten waren voll, die unteren Stände begehrten gegen die explodierenden Brotpreise auf. Der Vorabend ist das Bündel Dynamit, das auf den Funken wartet. MSZZauber Sie können Spiele im Alleingang entscheiden, führen Regie auf dem Platz – und vollstrecken im entscheidenden Moment. So grandios sie zaubern, so scheitern sie auch. Roberto Baggio hat 1994 mit feiner Technik und Chuzpe die Italiener ins Finale hofiert. Er hat damals alle spielentscheidenden Tore markiert. Und verschoss im Finale den Elfmeter. Italien wurde nicht Weltmeister.Zidane. Er steigerte sich langsam bei der WM 2006, war vom Aus bedroht, und bereitete im Viertelfinale den Triumph gegen Brasilien vor. Im Halbfinale gegen die Portugiesen verwandelte er selbst. Der Rest ist Legende. Maxi Leinkauf