Wer waren die Toten?

Unscharf Anne Siemens Buch "Für die RAF war er das System, für mich der Vater" liefert keine "andere Geschichte des deutschen Terrorismus"
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Das Interviewbuch Für die RAF war er das System, für mich der Vater der Münchener Journalistin Anne Siemens gründet auf der Behauptung, dass die Frage nach den Opfern des deutschen Terrorismus im Gegensatz zu der nach den Tätern "stets im Hintergrund geblieben" sei. Auf den ersten Blick mag diese Behauptung wenig Widerspruch hervorrufen. Man könnte sogar Claus Peymann zitieren ("Die Faszination für das Böse liegt in der menschlichen Psyche"), um unabhängig von einer moralischen Beurteilung zu erklären, dass Täter von Verbrechen auf Öffentlichkeit, Nachwelt und Kunst seit je eine größere Attraktion ausgeübt haben als deren Opfer.

Für den Fall der RAF trifft dieser Umstand bei genauem Hinsehen aber nur bedingt zu.