De Maiziere:Demokratie vielleicht nicht richtig für Afghanistan

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Frisch vom Truppenbesuch aus Afghanistan zurückgekehrt, gab Bundesverteidigungsminister Thomas de Maiziere heute sein erstes Internet-Radio Interview und käute genau die Phrasen wieder, die schon seinem Vorgänger niemand mehr abnehmen wollte:

" Die Entwicklung ist zufriedenstellend aber nicht gut. Ich bin vorsichtig optimistisch. Die Dinge stabiliseren sich bei uns im Norden. Die Taliban haben nicht mehr in dem Umfang und zum Teil gar nicht mehr die Hoheit über ganze Gebiete, deswegen verlegen sie sich auf diese spektakulären Anschläge, die wir auch gestern zu beklagen hatten. Das ist eher Ausdruck von Schwäche als von Stärke. Andererseits hat das natürlich eine verheerende psychologische Wirkung. (...) Der Einsatz war richtig damals, die Ziele waren zu hoch gesteckt. Eine freiheitliche Demokratie nach westlichem Vorbild in diesem Land zu errichten ist zu illusionär, vielleicht nicht einmal richtig für dieses Land."

Verheerend, in der Tat. Zum Beispiel für die sieben UN-Mitarbeiter, die im März dieses Jahres in Mazar-e Sharif gelyncht wurden. BBC im Juli 2011:

" It was a shocking incident but Balkh province - of which Mazar-e Sharif is the capital - has also seen a resurgence of the Taliban and the rise of other militant groups. They have spread their violent campaign to other previously peaceful areas of Balkh - Chimtal, Char Bolak and Sholgar. (...) This was one place in Afghanistan where people could walk freely on a road without bothering about their safety. But not any more," (...) "The Taliban are spreading like wild fire," said an angry Mohammad Jan who had come from neighbouring Kunduz province."

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Foto:dpa


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Foto:ddp

Nicht nur optisch wirkt De Maiziere wie ein Klon seines Vorgängers, auch seine Rhetorik bemüht die immer gleichen Bilder:

Zu Guttenberg :

" Es klingt vielleicht ein wenig anmaßend, wenn ich jetzt sage, ich weiß das, nachdem das tatsächlich mein erster Besuch in Afghanistan ist, und wo man sehr vorsichtig sein sollte, die Dinge vom Schreibtisch aus zu bewerten."

De Maiziere:

" Vor Ort sieht die Welt ganz anders aus als am Schreibtisch in Berlin."

Liebe Afghanen: Die Dinge stabilisieren sich. In einem gewissen Umfang. Zum Teil. Letztlich könnt ihr mit unserer Demokratie eh nichts anfangen. Und jammert bloß nicht über unsere nächtlichen Besuche, wir wollen lediglich verhindern, dass ihr wieder Terror exportiert.

Thomas De Maiziere:Demokratie nicht gut für Afghanistan

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