Empfehlung der Woche

Hegemonie oder Untergang – Die letzte Krise des Westens?

Hegemonie oder Untergang – Die letzte Krise des Westens?

Rainer Mausfeld

kartoniert

216 Seiten

24 €

Zur Empfehlung
Berlin Science Week 2025

Berlin Science Week 2025

Berlins Festival für Wissenschaft und Kultur

Zahlreiche Veranstaltungsorte in ganz Berlin

Vom 1. bis 10. November 2025!

Zur Empfehlung
Stiller

Stiller

Stefan Haupt

Drama

Deutschland 2025

99 Minuten

Ab 30. Oktober 2025 im Kino!

Zur Empfehlung
Robotron

Robotron

Code und Utopie

Veranstaltungsort: GfZK Neubau

Vom 25. Oktober 2025 bis 22. Februar 2026!

Zur Empfehlung

Politik : Null Toleranz für Jung

Verteidigungsminister Jung versucht vor der Awacs-Entscheidung im Bundestag mit einem Machtwort die Kriegsdebatte zu beenden. Den Gefallen wird man ihm nicht tun

Zum Kommentar-Bereich

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Share Icon
Jetzt kostenlos testen

Vor der heutigen Debatte im Bundestag über die Erweiterung des Awacs-Einsatzes in Afghanistan hat Verteidigungsminister Franz Josef Jung noch einmal davor gewarnt, von Krieg zu sprechen, wenn es um den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch geht. Und: Die Diskussion müsse endlich aufhören.

Diesen Gefallen wird man Jung aber nicht mehr tun können, heute nicht und in Zukunft wahrscheinlich noch weniger. Was in Afghanistan gerade beginnt, ist der Anfang einer neuen Strategie der US-Armee und auch der NATO: Eine Offensive nach dem Vorbild des Irak. Wenn man in das Polizistendeutsch der Regierungspolitik wechselte, müsste man sagen, die Aktion "Zero Tolerance" steigt. Durch verstärkte Präsenz soll den Taliban der Raum zum Operieren genommen werden und schneller eingegriffen werden können: Militärisch heißt das, die Bodentruppen werden verstärkt. Es wird zu mehr Kampfeinsätzen kommen, und die Zahl der toten und verletzten deutschen Soldaten wird steigen. Wir müssen uns darauf einstellen, in den nächsten Monaten wieder Bilder und Geschichten von einem blutigen Krieg präsentiert zu bekommen.

Die Großkoalitionäre und allen voran Franz Josef Jung aber halten strikt daran fest, dass kein Krieg herrscht – oder falls doch, dass man damit nichts zu tun habe. Auch der Awacs-Einsatz wird wieder mit dem Bild des fleißigen und friedlichen deutschen Pioniers in Uniform verkauft, der demokratische Aufbauarbeit leistet. Die Aufklärer sollen "nur" als Fluglotsen dienen. Das müssen sie aber auch, den am afghanischen Himmel wird es in Zukunft enger werden. Wer mehr Bodentruppen schickt, braucht auch mehr Luftraum-Überwachung.

Sich aus einem Krieg halb herauszuhalten ist feiger, als einen Krieg zu führen oder ihn nicht zu führen. Es ergibt keinen Sinn. Zwischen den Zeilen hat das auch heute wieder Barack Obama klar gemacht, der sich von Europa und Deutschland mehr Engagement wünscht. Die Bundesregierung macht aber weiter mit ihrer Realitätsverweigerung. Sie müsste sich andernfalls einer Bevölkerung stellen, die den Krieg mehrheitlich ablehnt, und sie müsste in eine gesellschaftliche Debatte eintreten. Doch dazu fehlt der Mut, fehlen immer noch Ziele einer Außenpolitik, die diesen Namen verdient. Deshalb wäre eine solche Debatte am Ende auch offen, unbeherrschbar. Jemand, der nach dem Motto "Die Welt als Wille, ohne Vorstellung" Politik betreibt, will sich das nicht zumuten. Aber die nächsten Monate werden Franz-Josef Jung diese Zumutung nicht ersparen.

Themen

sticky banner image

1 Monat für € 16 € 0

Entdecken auch Sie den Freitag digital mit Zugang zu allen Artikeln auf freitag.de inkl. F+