US-Republikaner Die radikalen Konservativen bei den US-Republikanern setzen für die Präsidentenwahl 2012 auf eine Kongressabgeordnete und fünffache Mutter aus dem US-Staat Minnesota
Diese Frau ist eine attraktive Brünette, die entschieden kein Blatt vor den Mund nimmt, und gegen Präsident Obama hetzt, er sei Sozialist und eine Gefahr für Amerika. Wo immer sie auftaucht, strömen ihre Fans in Scharen herbei. Sie wird von Liberalen gehasst und von Konservativen geliebt. Geht um Sarah Palin? Nicht ganz – sie heißt Michele Bachmann, ist republikanische Kongressabgeordnete und wird als eine der immer mächtiger werdenden Stimmen in der US-Politik gefeiert. Die 54-Jährige gilt als Hätschelkind der so genannten Tea-Party-Bewegung, die lautstark gegen die Gesundheitsreform, das Kreditpaket und den Klimaschutz protestiert. Bachmann kann beanspruchen, Teil des immer klarer zutage tretenden „weiblichen Markenimages“ der Kon
Konservativen zu sein, das nach der Wahl Obamas einen Aufschwung erlebt.Blutige Föten „Alle diese Frauen bauen auf die Frustration an der Basis. Sie wiegeln eine Personengruppe weiter auf, die sowieso schon aufgebracht ist“, erklärt die Analystin Shaun Bowler von der University of California in Riverside. Die Politik, die Bachmann, Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin und andere am rechten Rand der Konservativen betreiben, zeichnet das Bild eines Amerika, das von seinem eigenen Präsidenten bedroht wird. Während Bachmann davon spricht, das Weiße Haus wolle Umerziehungslager für die Jugend errichten, wirft Sarah Palin Barack Obama vor, er sei mit Terroristen befreundet. Frauen wie Palin und Bachmann geben einer schlimmen politischen Gesinnung einfach nur ein attraktives weibliches Gesicht.Die Menschenmassen, die am 5. November in Washington demonstrierten, waren Bachmanns Ruf gefolgt. Sie hatte mit Unterstützung des Fernsehkanals Fox News ihre Aktivisten dazu aufgefordert, den US-Kongress zu belagern und das Ende der Gesundheitsreform zu erzwingen. Tausende taten genau, wie ihnen geheißen, erschienen zum Massenaufmarsch und skandierten ununterbrochen: „Wir wollen Michele.“ Ein letzter Beweis dafür, dass mit Bachmann in wenigen Jahren eine Provinzgröße zur Medienberühmtheit avancierte, deren Anhang der bösen Fratze des modernen Konservativismus nichts schuldig bleibt. Ein Demonstrant trug am 5. November eine Maske auf der Nancy Pelosi, die Sprecherin des Repräsentantenhauses, mit blutigen Föten abgebildet war. Ein anderer hielt ein Bild hoch, auf dem die Leichen von Juden aus dem KZ Dachau abgebildet waren – darunter stand National Social Healthcare.Bachmann verurteilte zwar im Handumdrehen all jene, die sich bei ihrer Kundgebung auf den Holocaust berufen hatten, doch reichte ein flüchtiger Blick auf ihre Karriere, um zu sehen, dass dieser aufgehende Stern lange Zeit selbst mit radikalen Positionen zu experimentieren wusste. Im Oktober 2008 bezeichnete sie einen Kollegen im Kongress als Anti-Amerikaner, später befeuerte sie die Sucht nach einem Schlag gegen Obama mit den Worten, „eine kleine Revolution ab und an“ könne „eine gute Sache“ sein. Sie sprach in einer Rede, die sich zwei Millionen User im Internet anschauten, von einer „Gangster-Regierung“, die versuche, den einst von Bill Clinton gegründeten Freiwilligen-Verein AmeriCorps zu vergrößern, um junge Menschen mit Gewalt zu indoktrinieren. Bachmann im Interview: „Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass junge Amerikaner bald zu einem Zwangsdienst herangezogen werden.“ Eine Rhetorik, die manchem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Erst kürzlich eröffnete sie ihrem Publikum in Colorado: „Wir müssen hier und heute einen Pakt schließen, wir müssen unsere Pulsadern aufschneiden und in dieser Sache Blutsbrüder werden. Diese Gesundheitsreform wird nicht durchkommen.“Palins ErbeWer die Aura einer solchen Politikerin ergründen will, wird mit einem Amerika konfrontiert, das in zwei Welten gespalten ist. Dem liberalen Milieu liefern Bachmanns Auftritte Material für Witze in den Daily Shows, dem restaurativen Biotop ist dies Beweis genug, dass Amerikas liberale Medien das eigene Land hassen. „Die Anhänger der Konservativen fühlen sich in ihrem Glauben, Opfer zu sein, immer dann bestätigt, wenn Palin oder Bachmann angegriffen werden“, erklärt Shaun Bowler von der University of California. Sarah Palins Vermächtnis könnte es sein, 2012 eine Nominierung als Präsidentenbewerberin in die Hände deren zu geben, die sie unterstützt haben, und sich von Michelle Bachmann beerben zu lassen. Die hat bereits – wie es ihre Art ist – eine solche Mission in religiöse Floskeln verpackt und nicht von vornherein abgelehnt: „Wenn ich spüren würde, dass es das ist, wozu der Herr mich bestimmt, würde ich es tun“, beantwortete sie die Frage einer konservativen Website nach Ambitionen auf die Präsidentschaft. Solche Kommentare erfüllen die Liberalen mit Zorn und Hass. „Die meisten Amerikaner finden es unglaublich, dass sie überhaupt solche Absichten hegt“, meint Aaron Landry, der für Mnpublius.com, einen Blog aus Minnesota, arbeitet. „Aber das haben viele Menschen in Alaska auch über Sarah Palin gedacht.“
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