Jetzt könnte ich anfangen zu schreiben

NACHRUF Einige - auch persönliche - Erinnerungen an den linken Aufklärer Hans Brender. Von Bernd Mansel
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Wer als Redakteur bei der Deutschen Volkszeitung - so in den siebziger Jahren - montags abends zum Umbruch in die Druckerei musste, hatte vorher einen Kampf zu bestehen: Er musste bettelnd und drohend Hans Brender irgendwie das Manuskript aus der Schreibmaschine holen. Termine waren sein Ding nicht. Und wenn man endlich das beschriebene Papier - die sechste oder siebte Fassung sicherlich - in der Hand hatte, holte Hans tief Luft und sagte sinngemäß: Jetzt bin ich soweit, dass ich anfangen könnte zu schreiben.

Handwerklich war das ein Hang zum Perfektionismus. Inhaltlich war es viel mehr: Wenn man einen Sachverhalt erklärt, beleuchtet und interpretiert hat, ist das nicht das Ende des Nachdenkens, sondern der Anfang. Nichts ist endgültig, einzig sicher ist der Wandel.