Der Proteststurm ließ nicht lange auf sich warten. Eigentlich wollte die Karlsruher Hochschule am 3. Oktober den Egoshooter 1378 km veröffentlichen, der von Studenten entwickelt wurde. Doch weil die Kritik an dem Computerspiel so heftig ausfiel, wurde die Präsentation zum Jahrestag der Deutschen Einheit abgesagt. Der Grund für die Empörung: In dem Spiel kann man als Grenzsoldat der DDR auf Flüchtlinge schießen. Wahlweise kann der Nutzer Grenzsoldat oder Flüchtling spielen. Wer als Grenzsoldat eine bestimmte Menge von Flüchtlingen erschossen hat, bekommt einen Orden, wird aber im Jahr 2000 vor Gericht gestellt.
"Geschmacklos und dumm", nannte die Linken-Vorsitzende Gesine Lötzsch das Spiel. "Makaber und skandalös", lautet das Urteil des SPD-Mitglieds Markus Meckel. "Widerwärtig" ist sich Bild.de. Und die erste Anzeige ist auch schon auf dem Weg: Hubertus Knabe, der Leiter der Stasi-Gedenkstätte in Hohenschönhausen, hat die Berliner Staatsanwaltschaft eingeschaltet; die soll nun untersuchen, ob "1378 km" Gewalt verherrlicht.
Nun hat der Egoshooter allerdings einen prominten Fürsprecher gewonnen: Peter Sloterdijk. Der Rektor der Hochschule in Karlsruhe kann die Aufregung nicht verstehen und verteidigt seinen Studenten Jens Stober, der 1378 km entwickelt hat. Das Spiel gehöre zu den "Serious Games" und soll Jugendlichen vermitteln, was vor 20 Jahren an der 1378 Kilometer langen innerdeutschen Grenze passiert ist. Das Spiel verharmlose nicht, sondern sensibilisiere. Einen "hohen moralischen und künstlerischen Anspruch" weist Sloterdijk dem Spiel zu. Die Präsentation hat er jetzt dennoch verschoben, um zur "Versachlichung der Diskussion beizutragen".
Zwei Reizthemen in einem Spiel
Die reflexhafte Empörung, die das Spiel auslöste, ist so erwartbar wie symptomatisch für die deutsche Diskussionskultur. Zumal es mit "Verbrechen in der DDR" und "Ego-Shooter" zwei Reizthemen verbindet. Beide sind so emotional aufgeladen, dass ein kleiner Nadelstich genügt, damit es verbal und medial knallt. Dass Angehörige von Maueropfern das Spiel kritisieren, ist allzu verständlich. Doch jene, die nun am lautesten Kritik üben, sind nicht Opfer-Angehörige. Bei der schrillen Kritik von Politikern und Berufs-Erregten schwingen hingegen persönliche Interessen wie die Suche nach ein bisschen Aufmerksamkeit der Medien mit.
Der eigentliche Gedanke hinter dem Spiel, das als ernsthaftes Kunstprojekt entwickelt wurde, geht bei all der Empörung unter: Zum einen rückt das Spiel die Verbrechen in der DDR wieder ins Bewusstsein der jüngeren Generation, für die die Schüsse am "antifaschistischen Schutzwall" zeitlich und gedanklich sehr weit entfernt sind. In 1378 km tauchen Kurztexte auf, die handfesten Geschichtsunterricht betreiben.
1378 km kann man aber zugleich als eine generelle Kritik an Ego-Shootern verstehen: Denn die Verbindung der realen Schrecken der jüngeren deutschen Geschichte mit dem virtuellen Spiel öffnet die Augen für das, was in den Ego-Shootern überhaupt passiert. Die sind längst zur Normalität in den deutschen Kinderzimmern geworden. Wenn das Computerspiel hilft, ein bißchen darüber nachzudenken, ist schon einiges gewonnen.
Kommentare 105
Na sag mal, wie stellst du dir denn so die Situation an der Grenze vor? Da wandert jemand mit Fluchtabsicht zur Grenze Richtung BRD und wird dann abgeknallt? Oder wie?
Der eigentliche Gedanke hinter dem Spiel ist ein ganz anderer...darüber solltest du im Zusammenhang mit dem Tag der Veröffentlichung nachdenken.
Zweitens. Bevor dieser deutsche Kapitalismus Spiele über die Verbrechen anderer in Auftrag gibt, sollte er über seine eigenen Verbrechen nachdenken und vor einem Tribunal zur Verantwortung gezogen werden.
Drittens weiß ich wovon ich schreibe, weil ich einige Jahre Realität erlebt habe, inkl. Nachüberprüfung wegen Anfangsverdacht einer Republikflucht. Dabei wollte ich meine Heimat garnicht verlassen.
1378 km kann man aber zugleich als eine generelle Kritik an Ego-Shootern verstehen: Denn die Verbindung der realen Schrecken der jüngeren deutschen Geschichte mit dem virtuellen Spiel öffnet die Augen für das, was in den Ego-Shootern überhaupt passiert. ... Wenn das Computerspiel hilft, ein bißchen darüber nachzudenken, ist schon einiges gewonnen.
Diese Formulierung bringt es genau auf den Punkt. Angesichts der öffentlichen Empörung, sich eines Spruches von Tucholsky entsinnend, denkt man: 'Wenn bei uns einer interessante Kunst macht, sitzt halb Deutschland unter'm Hundertwasserkalender und nimmt übel.'
Man fragt sich, ob Sloterdijk sich dieses Spiel auch nachträglich noch als Kunst schönrationalisiert hätte, wenn alternativ zu dem hier beschriebenen feature die Option 'KZ-Wärter schießt auf fliehenden Juden' bestünde.
[Und bevor man sich hier aufregt: Ja, ich finde, man kann NS- und DDR-Unrecht miteinander vergleichen, aber Nein, ich finde NICHT daß NS- und DDR-Unrecht dasselbe Ausmaß haben. Darum geht es aber auch nicht.]
Das Problem mit solchen Spielen wurde m.E. von Slavoj Zizek einmal gut auf den Punkt gebracht - es ist nicht das Ausleben einer Seite von uns, die im wahren Leben nicht existierte; es ist das Ausleben des wahren Selbsts, das im Alltag mangels Möglichkeiten unterdrückt wird. In dieser Hinsicht ist dieses Spiel moralisch verwerflich.
"Zum einen rückt das Spiel die Verbrechen in der DDR wieder ins Bewusstsein der jüngeren Generation, für die die Schüsse am "antifaschistischen Schutzwall" zeitlich und gedanklich sehr weit entfernt sind. In 1378 km tauchen Kurztexte auf, die handfesten Geschichtsunterricht betreiben."
Geschichteunterricht? Sie scherzen. Ohne Hintergründe für diese Grenze, die dann einfach so als Willkür steht.
Heute habe ich ein Lied von diesem Liederbarden Reinhard Mey gehört. Bezog sich auch aufs Mauer und Stacheldraht. Und am Ende kommt: Der Tod ist wieder mal ein Meister aus Deutschland.
Ich muss jetzt nur noch kotzen gehn.
@Magda
Haben Sie die angesprochenen Kurztexte gelesen?
Oder wollen Sie sagen, die Hintergründe seien so komplex, dass sie in kurzer Form gar nicht dargestellt werden könnten?
Falls Sie meine zweite Frage mit ja beantworten sollten, dann bin ich anderer Meinung. Es kann keine Rechtfertigung dafür geben, die eigenen Bürger wie in einem Käfig einzusperren und noch viel weniger dafür, "Republikflüchtlinge" einfach mal abzuknallen.
@
Das Problem mit solchen Spielen wurde m.E. von Slavoj Zizek einmal gut auf den Punkt gebracht - es ist nicht das Ausleben einer Seite von uns, die im wahren Leben nicht existierte; es ist das Ausleben des wahren Selbsts, das im Alltag mangels Möglichkeiten unterdrückt wird. In dieser Hinsicht ist dieses Spiel moralisch verwerflich.
Mit der selben Begründung könnte man auch sämtliche Gleich-Kommt-Bud-Spencer-und-es-gibt-Haue-Filme als moralisch verwerflich brandmarken, wobei dann noch der feine Unterschied bestünde, dass diese als kommerzielle Produkte für Massenmedien (Kino und Fernsehen) hergestellt wurden, während es sich bei "1378 km" um ein Stück Medienkunst handelt, das eben Produkte wie sogenannte "Killerspiele" künstlerisch unterläuft indem es den Begriff nahezu wörtlich nimmt.
@Magda
Warum du dich jetzt übergeben musst, habe ich auch nicht verstanden.
So ein Dreck ist gut für psychologische Kriegsführung oder Bekloppte!
Ja und?
Ein aufgebrachter Deutscher aus den erfahrenen Ländern fragt, ob denn dann die nächste Stufe der Spieleentwicklung das virtuelle KZ sei? Man könne sich dann aussuchen, ob man sich vergasen lassen oder lieber auf der anderen Seite der Tür Punkte sammeln wolle.
"Sammlen Sie Punkte?"
"Geschichteunterricht? Sie scherzen. Ohne Hintergründe für diese Grenze, die dann einfach so als Willkür steht."
Habe ich das richtig verstanden: mit dem entsprechenden Hintergrundwissen erscheint einem diese Grenze nicht mehr als Willkür?
Ich hoffe nicht. Diese Grenze war reine Willkür und nichts anderes. Gibt es etwas, was das relativieren könnte?
@Magda: Das mit dem Kotzen habe ich auch nicht verstanden. Und bei der Willkür kann ich mich ebenfalls nur Tittas Fragen anschließen.
Zum Thema Kotzen.
Wenn jemand Paul Celans Todesfuge mit der Mauer in Verbindung bringt, dann finde ich das unangemessen.
Die DDR hat - an der Nahtstelle zweier Systeme - damals die gravierendsten und für die Bürger brutalsten Entscheidungen getroffen. Aber ich frage mich eben auch immer: Was wäre ohne eine Grenzentscheidung passiert? Gab es andere Wege? Wenn je, welche? Ist reines empörtes Moralisieren ein Politikersatz?
Ich werde über die Rigorosität dieses Grenzregimes nichts Rechtfertigendes sagen. Aber ich gebe zu bedenken, dass es völlig andere Zeiten waren, ein kalter Krieg herrschte.
Beuys fand, wegen der Proportionen müsse die Mauer erhöht werden
Sich auf Sloterdijks "Expertise" zu berufen zeugt allenfalls davon, dass sich der so sich Berufende auf dasselbe scharlatanske Niveau begibt, wie der schnell nuschelnde Rauner und Pseudophilosoph aus Karlsruhe.
Wir sind hier nur Zeuge des Marketings für das neueste Produkt aus der Zeitgeistschmiede Sloterdijks.
"Da wandert jemand mit Fluchtabsicht zur Grenze Richtung BRD und wird dann abgeknallt? Oder wie?"
- Wird er etwa nicht?
"Bevor dieser deutsche Kapitalismus Spiele über die Verbrechen anderer in Auftrag gibt, sollte er über seine eigenen Verbrechen nachdenken und vor einem Tribunal zur Verantwortung gezogen werden."
- Klasse! Der "deutsche Kapitalismus" wird zu einem (un-)moralischen Subjekt hypostasiert. Tatsächlich gibt dieser jedoch gar nichts in Auftrag und verfügt auch, was etwas heißen will, noch weniger als Luggi über die Fähigkeit nachzudenken, weswegen die Generalbundesanwältin Luggis Anklage gegen den Kapitalismus im Zweifelsfalle wohl doch wird fallen lassen.
"Drittens weiß ich wovon ich schreibe".
- Gut für dich zu wissen, denn andere dürften daraus kaum schlau werden.
Vielleicht liest auch mal jemand das dünne Geschwätz, die noch dünneren, formelhaften "Entschuldigungen" des Spieleautors, der sich für einen Künstler hält, auf der Homepage zum Spiel (1 Bildschrimseite)
www.1378km.de/
besonders dort auch die Zeilen:
"An dieser Stelle soll auch klar gestellt werden, dass es sich bei 1378(km) nicht um ein eigenständiges Spiel, sondern um eine kostenlose Modifikation von „Half-life 2: Deathmatch“ handelt, wonach sich auch die oben erwähnte Altersfreigabe richtet. "
Da wird dann also mit Hilfe der im o.a. Blogtext genannten Textschnitzel aus zeitgeschichtlichen Arbeiten (Quellenangaben???) , die sich der im November 1986 in Karlsruhe geborene "Game-Designer und Medienkünstler" Stober, seit 2007 (!!!) Student im Fach Medienkunst Game/InfoArt unter der Leitung von Prof. Michael Bielicky an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe weitgehend fachfremd und unverdaut zusammengeklaubt hat und einem astreinen Ego-Shooter ein "lehrreiches Geschichtsbuch", das wahrscheinlich auch noch einen "eigenständig" und "erfolgreich" abgelegten Bachelor hergeben wird.
Welcher Rezensent kann sich eigentlich freiwillig so reinlegen lassen, bzw. sich selbst reinlegen, um dem irgendetwas Positives abzugewinnen???
Sancta Simplicitas!
Solche Professoren verdienen solche Studenten!
Wer den Trailer des Spiels auf
video.golem.de/games/3834/1378(km)-teaser-trailer.html
überlebt, der kann sogar glauben, dass Stobers Sympathien bei den Ostdeutschen, wenn auch nicht bei den Opfern zu finden sind:
Wer den humpelnden Republikflüchtlichg sieht, der, nachdem er frei sichtbar bei hellstem Tageslicht (!!!!) bis an den ersten Zaun mit den Selbsschußanlagen läuft, um sich dann selbst dort den finalen Rettungsschuß zu holen, während zuvor das Heroenlied der Grenztruppe mit schmalzig gespielter DDR-Nationalhymne in Überfliegerpose "gespielt" wurde, der weiß, dass es keine Alternative gab und gibt.
Mal sehen, wann es an der neuen deutschen Ostgrenze, aber dann umgekehrt, auch so weit,ist und das ganz im Ernst.
Wenn man weiß, dass beim Serious Games Award 2007 die Silbertrophäe (2.Platz), dotiert mit 7.500 Euro an das Spiel „Virtuelles Training für Polizeieinsatzkräfte” produziert von TriCAT GmbH gegangen ist, das ja sicher nicht für die Ausbildung der gegen die Stuttgarter S21-Demonstranten eingesetzen Polizeikräfte genutzt worden war, so kann man hoffen, daß "1378 km" im nächsten Jahr zurecht den ersten Platz dieses renomierten Wettbewerbs machen wird, da es eben nur ein harmlos, langweiliges Edu-Spiel ist, das die Kids eh nicht nutzen, weil sie gleich das Original (Half Life 2) wählen werden.
Quelle:
www.nordmedia.de/content/digitale_medien/digital_media_cluster/serious_games_conference/subcontent/gewinner_des_serious_games_award_2010_ausgezeichnet/index.10667.html
@ Benjamin von Brackel
Sehr geehrter Herr Brackel,
Sie schreiben:
Der eigentliche Gedanke hinter dem Spiel, das als ernsthaftes Kunstprojekt entwickelt wurde, geht bei all der Empörung unter: Zum einen rückt das Spiel die Verbrechen in der DDR wieder ins Bewusstsein der jüngeren Generation, für die die Schüsse am "antifaschistischen Schutzwall" zeitlich und gedanklich sehr weit entfernt sind. In 1378 km tauchen Kurztexte auf, die handfesten Geschichtsunterricht betreiben.
1378 km kann man aber zugleich als eine generelle Kritik an Ego-Shootern verstehen: Denn die Verbindung der realen Schrecken der jüngeren deutschen Geschichte mit dem virtuellen Spiel öffnet die Augen für das, was in den Ego-Shootern überhaupt passiert. Die sind längst zur Normalität in den deutschen Kinderzimmern geworden. Wenn das Computerspiel hilft, ein bißchen darüber nachzudenken, ist schon einiges gewonnen.
Das ist, mit Verlaub, pseudopädogogischer Bullshit.
Ich habe oben heute Abend dieses begründend schon einiges geschrieben. Es sei auch an Sie gerichtet und hier nicht nocheinmal wiederholt.
Insbeondere mein Argument, das ich an Kubrick ausführte.
Vielleicht können Sie Ihre Pro-Position ja doch revidieren und zwar nicht nur, weil sie die Opfer verletzt, sondern weil die vorgeschobene Begründung, die Sie nur borgen, nicht selbst ableiten, dies sei ein "serious game", ein Lernspiel also nur peinlich sein kann.
Zum Thema Kotzen.
Nun, werte Magda, bei dir sitzt die Kotze ja offenbar sehr lockerer. Dabei ist dein vorgeführter Ekel nichts als eine rhetorische Trickserei, um vom eigentlich hier zur Sprache stehenden wirklich empörenden Thema ablenken zu können. Dafür musst du hier eigens Reinhard Mey und seine ungemäße Übertreibung ins Spiel bringen.
Jedoch ist nicht er hier das Thema, sondern die verbrecherischen gezielten und befohlenen Tötungen von Menschen, deren angebliches Verbrechen es war, nicht (weiter) in der DDR leben zu wollen.
So einfach ist im Kern der Geschichtsunterricht, und dazu meinst du intelligenten Menschen einen solchen spekulativen Senf vorsetzen zu können:
"Aber ich frage mich eben auch immer: Was wäre ohne eine Grenzentscheidung passiert? Gab es andere Wege? Wenn je, welche? Ist reines empörtes Moralisieren ein Politikersatz?"
Du kannst dir im stillen Kämmerlein solche Fragen stellen, so oft du magst, hier, in der Öffentlichkeit, setzt du sie der Kritik aus, und die lautet von meiner Seite: spekulativer und irrelevanter Schmarren. Relevant ist, dass du hier die politischsten aller Fragen mit deinem Moralverdikt für unpolitisch und irrelevant zu erklären versuchst.
Die wesentlichen politischen Errungenschaften der Neuzeit sind humane Errungenschaften, die ihren Niederschlag gefunden haben in den Garantien der Menschenrechte in den modernen Staatsverfassungen. Und eins der wesentlichen und elementaren Menschenrechte ist das Recht auf Freizügigkeit, das Recht eines jeden Menschen, sich an den Ort seiner Wahl zu begeben.
Die Kritik an denjenigen aber, die Menschen, die nichts tun, als dieses Menschenrecht in Anspruch zu nehmen, abknallen lassen wie die Kaninchen, diese Kritik als verfehltes unpolitisches Moralisieren zu deklarieren, das ist allerdings in Wirklichkeit der Gipfel an moralischer wie politischer Verkommenheit.
Oft ist das Gegenteil von "gut", eben nur "gut gemeint". Warum gibt's hier im Forum nur so viele Ungenügsame, die meinen, dass alles niedergemacht werden müsse, das nicht den eigenen hehren Ansprüchen genügt. Bisweilen wird es dann noch mit einem Schuss Arroganz garniert.
"Du kannst dir im stillen Kämmerlein solche Fragen stellen, so oft du magst, hier, in der Öffentlichkeit, setzt du sie der Kritik aus, und die lautet von meiner Seite: spekulativer und irrelevanter Schmarren."
Meinst Du nicht, oranier, dass es Historiker gibt, die sich diesen Fragen zuwenden, die die damaligen Zusammenhänge im Blick haben ohne dass man ihnen Rechtfertigung des Unrechts vorwirft?
"Und eins der wesentlichen und elementaren Menschenrechte ist das Recht auf Freizügigkeit, das Recht eines jeden Menschen, sich an den Ort seiner Wahl zu begeben."
Kämpf dafür. Überall auf der Welt.
Und hör auf, so zu geifern. Das macht Dich nicht überzeugender mit Deiner Kanonade.
"Kämpf dafür. Überall auf der Welt.
Und hör auf, so zu geifern. Das macht Dich nicht überzeugender mit Deiner Kanonade."
Köstlich! (Besser kann Selbstbeschreibung nicht funktionieren.)
Oranier soll kämpfen, weil Magda kein einziges Argument für ihre Meinungsäußerung eingefallen ist. Als Erwiderung gibt es nur diese spekulative Frage, die dann nicht mal sie selbst, sondern Oranier beantworten soll:
"Meinst Du nicht, oranier, dass es Historiker gibt, die sich diesen Fragen zuwenden, die die damaligen Zusammenhänge im Blick haben ohne dass man ihnen Rechtfertigung des Unrechts vorwirft?
Also da kann ich Oranier wirklich nur recht geben: inhaltsloses Geschwurbel, mehr ist nicht.
Was wären denn wohl möglichen Alternativen zu Mauer und Schießbefehl gewesen: Fußkette für zuhause?
Was mich empört (ich darf jetzt auch mal), ist diese sprachliche Verharmlosung von Magda:
"Was wäre ohne eine Grenzentscheidung passiert? Gab es andere Wege? Wenn je, welche? Ist reines empörtes Moralisieren ein Politikersatz?"
Genau hier fängt die Gehirnverkleisterung doch an. Der Schießbefehl, also der Befehl zur Ermordung anderer, wird im Begriff "Grenzentscheidung" verharmlost. Da fängt doch die Grenzwertigkeit der Diskussion schon an. Ist empörtes Verharmlosen ein Diskussionsersatz?
@Titta
"Der Schießbefehl, also der Befehl zur Ermordung anderer, wird im Begriff "Grenzentscheidung" verharmlost."
Mag sein. Desgleichen finden wir bei uns im politisch korrekten Westen unter der Bezeichnung "Finaler Rettungsschuss". Da geht's auch ums Töten, nicht ums Retten.
Der Unterschied liegt in der Befehlsstruktur des Militärs. Es ist immer der schmale Grad zwischen Befehlsverweigerung und Kadavergehorsam. Beides hat Konsequenzen.
Ich denke manchmal, dass eine offene Grenze die wirklich positiven Errungenschaften der DDR auch dem Westen schmackhaft gemacht hätte. Es hätte zumindest Diskussionen darüber gegeben und einiges wäre als bessere Lösung anerkannt. Die Furcht des Regimes vor der Abwanderung der besten Facharbeiter, Ingenieure und Akademiker war zum Teil sicher berechtigt - aber nicht für alle. Denn Heimat wiegt schwer in Deutschland. Immer noch.
Die richtigen Spiele sind doch alle verboten. Da werden die Gegner nach dem "Abknallen" auch noch waidgerecht ausgenommen und gegessen. Nach der Blutsuppe reicht man einen gut gekühlten Chardonnay zur Leber. Zum Nachtisch gibt's Augen in Aspik.
Wieso gelingt es mir nicht, so einen Schwachsinn ernstzunehmen? Wo ist denn jetzt meine Knarre? Ich muss mir noch den Weg aus dem Blog freischießen.
@ Oranier
Auch in dem Bewußtsein, dass sie dies nicht beantworten werden: Das elementarste Recht des geborenen Menschen ist das auf sein Leben. Deswegen erscheint es mir müßig, darüber zu diskutieren, aus welchen Grund es ihm, staatlich verordnet, genommen werde - Ehebruch, Mord, Republikflucht.
Daraus erst ließe sich entwickeln, welche Rechte er sonst noch habe, unvordenkliche oder abgeleitete, ob denn schon die Unversehrtheit dazu gehöre.
Magdas Brast kann ich verstehen, wenn und soweit alles und jedes auf "die" Mauer reduziert wird. Es ist schließlich, in meiner Wahrnehmung, das Symbol, das viele Menschen dazu verleitet, Unrechte gleich zu behandeln, obwohl es Gleichheit im Unrecht nicht gibt. Verzeihen Sie das Wortspiel.
Wir sollten uns ggfs. vergegenwärtigen, nur so als Anregung, dass es an einem Ego-Shooter nie, niemals, unter keinem denkbaren Umstand ein pädagogisch sinnvolles Ergebnis geben kann, außer einer gewissen Fingerfertigkeit im Umgang mit einer Spielekonsole. Des Herrn Professors S. Ausführungen, weil er ja nun wirklich kein Idiot ist und darum weiß, sind daher als das zu werten, was sie sind: Der erbärmliche Rechtfertigungsversuch für eine völlige Fehlkonstruktion am eigenen Institut, eine aberratio ictus seiner Lehrtätigkeit. Da darf man dann schon mal schwadronieren. Ich finde, von dem sollten wir uns nicht anstecken lassen.
Grüße, e2m
@Gero Steiner
Meine eigene Gehirnverkleisterung geht nicht soweit, daß ich nun anfange, "Westdeutschland" zu verteidigen.
Jedoch habe ich so meine Schwierigkeiten mit solchen Formulierungen:
"Die Furcht des Regimes vor der Abwanderung der besten Facharbeiter, Ingenieure und Akademiker war zum Teil sicher berechtigt - aber nicht für alle. Denn Heimat wiegt schwer in Deutschland. Immer noch."
Die Abwanderung der Intelligenz ist doch nicht die Ursache für den Mauerbau, die ist doch nur die Folge einer bereits völlig verfehlten Politik.
Die wirkliche Intelligenz verläßt doch ein Land nicht, weil es woanders mehr zu verdienen gibt. Die wirklich positiven Errungenschaften der DDR sind doch gerade durch den Mauerbau konterkariert worden, und zwar für den Rest der Zeit.
Ich habe vor Jahren mal eine Dokumentation gesehen über sog. Republikflüchtlinge und deren weiteres Leben im Westen. Deren Quintessenz von der Freiheit im Westen: Sie hätten es zu Wohlstand, zu einem eigenen Häuschen gebracht und zu einem anständigen Auto. Ihre Flucht hätte sich also gelohnt.
Was ist das für eine Vorstellung von Freiheit?
Und in so einem Scheißland bin ich großgeworden, wo einem der Besitz von Häuschen und Auto als höchste individuelle Freiheit verkauft wird. (Da krieg ich dann Würgereiz.)
@ man am 04.10.2010 um 23:08
Möglicherweise hat der Herr Strobel , der Spielautor," es tatsächlich gut gemeint, dann viele ihr Verdikt auf ihn, aber nicht auf die Kritiker dieser verunglückten Pädagogik.
Ansonstent, ganz arrogant, fordere ich jetzt von Ihnen mal den Entwurf einer ausgearbeiteten Unterrichtseinheit (ca. 8-10 Schulstunden) ein, die einen Jugendlichen Heranwachsenden am Ende davon abhält das Original, "Half Life 2", das er sowieso spielt weiter zu spielen und erklärt,warum die die blauen Freedom Fighters im Original nicht das schaffen, was die roten Russenknechte in "1378 km" dann schaffen sollen?
Meinen Sie wirklich, die dämlichen Zwischentexte, mit denen kein Lehrer auf einem Arbeitsblatt in die Klasse kommen würde, falls er nicht eine Powerpointproduktion als Präsentationsmittel mit einer Unterrichtsvorbereitung gar dem gehaltenen Unterricht verwechselte.
Und nicht zuletzt: Wenn von 30 Schülern/Schülerinnen einer Klasse 5 Ego-Shooter-Spieler wären, die zu "erziehen", davon abzulassen und so noch zu "lernen", dass die DDR ein "Unrechtsstaat" - was etwas anderes ist als eine Diktatur! - gewesen sei, dann schaffen Sie es sicher auch den 25 anderen insbesonde den 17 Mädchen/jungen Frauen zu erklären sie zu motivieren, dass sie sich so einen Mist ansehen sollen um etwas zu lernen, das Sie so schon wissen. Der politische Unterricht in der Schule hat da erprobtere, wirksameere Mittel um Formen staatlicher Herrschaft und juveniler Gewaltverherrlchung zu analysieren und zu würdigen, durchaus auch unterhaltend.
'waidgerecht' - ein schönes wort.
Lieber Gero Steiner,
das mit den Augen war in irgendeiner Folge von Indiana Jones und wir wissen doch, Indiana kennen keinen Sch(m)erz.
ich finde ego-shooter nicht demokratisch. aber demokratie find' ich auch nicht immer gut.
Für mich waren die andern immer die Helden, die Scheiternden auf der matten Scheibe, wo ich von nix nox eine Ahnung hatte. Aber heute!
dann biste ja hier richtig :-)
(relativier, relativier)
"- Klasse! Der "deutsche Kapitalismus" wird zu einem (un-)moralischen Subjekt hypostasiert. Tatsächlich gibt dieser jedoch gar nichts in Auftrag und verfügt auch, was etwas heißen will, noch weniger als Luggi über die Fähigkeit nachzudenken, weswegen die Generalbundesanwältin Luggis Anklage gegen den Kapitalismus im Zweifelsfalle wohl doch wird fallen lassen."
Grenzen sind oft wilkürlich, manchmal auch net (zum Beispiel in der Erziehung :)). Vielleicht hat ja der Westen die "Mauer" bezahlt und gefordert? Wartet ma noch flugs 200 Jahre ab, gell? Wer weiss, ob "Deutsche" ohne sie net auch auf "Deutsche" geschossen haetten?
Und ist es übler, auf Deutsche zu schiessen, als auf Roma, Mexikaner oder Afghanen? Was is mit den Drohnen? Naja, die verurteilen wir ja auch. Zeigt auch dermassen Wirkung......
Wer erinnert die Mauer gegen Roma in Usti nad Labem? Wer war schon mal an der US-mexikanischen Grenze? Aber einige haben hier ja die Weishheit (fast haett ich freudsch fehl "Wessiheit" geschriem)(und die Kritik) gepachtet?
Warum sollte ich dem nicht zustimmen?
:-)
Wenn man sich mal reich fühlen möchte, dann muss man nur mal kurz überlegen und Alles aufzählen, was man hat und was nicht mit Geld bezahlt werden kann.
Das macht reich.
@ oranier - "Die Kritik an denjenigen aber, die Menschen, die nichts tun, als dieses Menschenrecht in Anspruch zu nehmen, abknallen lassen wie die Kaninchen, diese Kritik als verfehltes unpolitisches Moralisieren zu deklarieren, das ist allerdings in Wirklichkeit der Gipfel an moralischer wie politischer Verkommenheit."
Auch wenns wehtut, oranier. Du bist ja ein Textanalytiker. Diese Sprache, genau diese Sprache kenne ich aus Schauprozessen aller Art. Mach Dich mal sachkundig, dann findest Du es ob bei Freisler oder Wyschinski. Der Begriff "verkommen" wurde da gern verwendet. Ich bin nicht verkommen, ich hoffe nicht. Ich bin nur anders aufgewachsen.
@ Titta - "Der Schießbefehl, also der Befehl zur Ermordung anderer, wird im Begriff "Grenzentscheidung" verharmlost."
Zur Klärung: mit "Grenzentscheidung" meinte ich nicht das Grenzregime der DDR, verallgemeinernd "Schießbefehl" genannt. Ich meinte, die Entscheidung, eine solche hermetische Grenze zu ziehen.
Ich denke allerdings immer, dass es für dieses Grenzregime keinen speziellen Schießbefehl brauchte, die Anweisung, Grenzübertritte mit allen Mitteln zu verhindern, genügte schon. Die Soldaten waren - wenn man das mal verfolgt - weitgehend auf sich und ihre Vorgesetzten gestellt.
Nebenher und auch wenns schwer fällt. Die Grenzregime in allen Ländern des Ostblocks waren fast genau so. Überall Stacheldraht und Grenzzäune und ein "Grenzregime".
Auch aus Ungarn - der fröhlichsten Baracke des Sozialismus - konnte man nicht nach Österreich kommen. Von Bulgarien nicht in die Türkei aus Jugoslawien nicht nach Italien. Zu diesem Ostblock gehörte die DDR - ich habe dazu schon mal was geschrieben. Und sie hat - auf Heller und Pfennig - die Schuld des Krieges an den Russen bezahlt. Das DDR-Grenzregime ist nur deshalb so im Fokus, weil die DDR jetzt im nachhinein eigentlich nur ein unrechtmäßiges Gebilde war und - auch rückwirkend - niemals ein normales Land gewesen ist. Dabei war es nicht die DDR, die zuerst gegründet worden ist, sondern die Bundesrepublik Deutschland. Weil Adenauer meinte: Lieber das halbe Deutschland ganz.
Und Berlin war nie eine "normale" Stadt, wie alle wissen. Auch dafür haben seine Bürger bezahlt in Ost und West.
Dass die DDR mit ihrer verfehlten Politik selbst beigetragen hat zu all den Entwicklungen, wie der Flucht von Fachkräften, wer wird das bestreiten. Damals herrschte eine unerbittliche Auseinandersetzung - auch als "Klassenkampf" bezeichnet - den die Menschen bezahlen mussten. Und vieles lief noch unter dem Rubrum "Mühen der Anfänge".
Das waren Jahre, in denen ich mit meiner Mutter immer BBC gehört habe. Damals war ich keine DDR-Freundin, auch das habe ich schon mal zum Thema gemacht. Und ich bin auch nie eine glühende Anhängerin gewesen, das ist erst in den Jahren nach der Wende - wie bei vielen Ostdeutschen - entstanden, dass dieses unpolitische hochmütige Reduzieren auf Gegenwehr stößt.
Ich persönlich wüsste gern, ob Ulbricht den Mauerbau tatsächlich selbstherrlich entschieden hat oder ob die Russen Druck gemacht haben. Ich denke manchmal, dass Ulbricht mit seiner Entscheidung die Russen endlich zwingen wollte, die DDR nicht mehr als Pokereinsatz im Handel mit dem Westen einzusetzen. Auch noch bis an die 60er konnte man manchmal annehmen, die Russen werfen die DDR dem Westen zum Fraß vor, wenn sich der Handel lohnt. Um diese Dinge geht es mir. Nicht um die Rechtfertigung von Gewalt gegen Menschen.
Nebenher: Dieses Warnschild steht jetzt im Schlosspark Pankow am entsprechenden Gebäude.
http://lh6.ggpht.com/_Sc4ZfO5dTTA/TKrV8dUOcEI/AAAAAAAABQE/KgK44qTso5E/s400/Milit%C3%A4rischer%20Sicherheitsbereich2.jpgVon Pankow aktuell
Leider muss man auf den Links klicken, es gelingt nicht, das Bild einzubetten. Aber, es ist ein Schießbefehl, der da zu lesen ist.
Ach, jetzt gehts doch. Sorry
Auch auf die Gefahr, dass mein Kommentar gesperrt wird, jetzt platz mir der Kragen. Es wurde schon gesagt, was ist an diesen Spiel pädagogisch wertvoll oder trägt zum Geschichtsunterricht bei - nichts! Nicht nur schlecht gemachte Uniformen, ist die von vor 1945?, ist das die Fortsetzung des Kalten Krieges mit anderen Mitteln? Hier sagte schon jemand, man muss den historischen Bezug einarbeiten. Da sollte ein Balken ganz rechts sein, der auch angibt, wer damals von den Blockparteien das Händchen zu diesen Grenzgesetz in der Volkskammer gehoben hat. ( Das waren nicht nur Kommunisten ) Die letzte Volkskammer war übrigend im Palast der Republik, der musste aber als Symbol weg. " Sammeln sie Punkte " - dann kommt das nächste Spiel über Auschwitz oder getötete Einwanderer an der Grenze zu Mexiko. Vielleicht kommt der nächste Dreck - wie lange kann man die Luft anhalten beim "Waterboarding", der Spieler hat 5 Leben usw. Aber es ist auch möglich, ich bin zu alt für diesen Schwachsinn - Geschichtsunterricht!
Drei Antworten für oranier.
1. Nein. Du beweist mehr Phantasie als Realitätssinn.
2. Der deutsche Kapitalismus stand schon einmal vor einem Tribunal; in Nürnberg.
3. oranier, du bist schlau genug. Deshalb verzichte ich auf Wissenstransfer meinerseits.
btw. die meisten, die sich über die Grenze aufregen waren und sind "Wessis"; ist irgendwie seltsam
@ Magda
Die alte narzisstische Leier: Statt sich mit den Inhalten und Argumenten der Kritik auseinanderzusetzen, wird sich gegen den Kritiker gewandt und dieser auf das eigene Niveau herabzuziehen versucht. Man selber kotzt im Konferenzzimmer den Teppich voll, aber derjenige, der sich über die stinkende Brühe mokiert, wird als der Geifernde gebrandmarkt.
"Meinst Du nicht, oranier, dass es Historiker gibt, die sich diesen Fragen zuwenden, die die damaligen Zusammenhänge im Blick haben ohne dass man ihnen Rechtfertigung des Unrechts vorwirft?"
Du fährst ja fort, in deinen Formulierungen zu verharmlosen, schreibst von "Unrecht", als ginge es um Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung. Bis morgen 50 mal schreiben: "Abknallen von 'Republikflüchtigen' ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit."
Vielleicht achtest du vor allem einmal auf die feinen Unterschiede! Es ging bei meiner Kritik nicht um das Im-Blick-Haben der damaligen Zusammenhänge, was für mich positiv bedeuten würde, auch und gerade aus der historischen Distanz heraus die Ursachen- und Bedingungsfaktoren dessen zu erhellen, was geschehen IST, sondern um die blanke Spekulation darüber, was geschehen WÄRE, wenn ...
Wenn du Historiker findest, die sich seriös und wissenschaftlich "diesen Fragen zuwenden", dann brauchst du dich ja nicht ständig selber damit zu überfordern. Dann kannst du sie ja vielleicht auch dafür gewinnen, nach der Klärung der Frage, was damals passiert WÄRE, mit dir gemeinsam Patiencen zu legen, um die, uns alle brennend interessierende, Frage auszuloten, was demnächst noch so alles passieren WIRD.
@ ed2murrow
"Auch in dem Bewußtsein, dass sie dies nicht beantworten werden"
- Warum sollte ich nicht, falls sich für mich Beantwortbares ergibt? Ich bitte nur um etwas Geduld, da ich gegenwärtig nur bedingt und zeitweilig konzentrationsfähig bin.
Grüße
oranier
Wenn ich hier eins lerne, dann ohnehinGeduld, Oranier, es läuft uns nichts weg. Gesundheit geht vor, und das meine ich so, es hat Priorität! Nur so war der von Ihnen zitierte Satz zu verstehen.
Beste Wünsche, e2m
die dingens... na, wie heisst sie? die von angelina jolie verkörpert wird.... ?? ah ja klar, lara croft!
Seit langem mal wieder ein lesenswerter Kommentar! Die zu erwartende Empörung hat der Autor umsonst; aber weshalb er dann sogleich geduzt werden muß, erschließt sich mir nicht.
Die Frage geht an luggi: heißt das, er ist noch einer von "uns" (ich schließe mich aus diesem Kreis vorsorglich aus) oder ist das "Du" eher fürsorglich (wie gegenüber einem minderjährigem Kind) zu verstehen. Falls Sie sich beide privat kennen, ziehe ich meine Frage zurück.
Eines wird man Ihnen, Benjamin von Brackel, nicht absprechen können: Der Artikel ist Ihnen wirklich gelungen. Denn was Sie schreiben, „Die reflexhafte Empörung, die das Spiel auslöste, ist so erwartbar wie symptomatisch für die deutsche Diskussionskultur“ hat sich ja nun, an den Kommentaren ablesbar, eingestellt.
Das wirkliche Problem habe ich mit der Aussage, das Spiel sei ein „ernsthaftes Kunstprojekt“. Wenn ich es mit einem der erfolgreichsten Gratis-Spielen aller Zeiten vergleiche, dem Moorhuhn, dann gerate ich schon ins Grübeln: Denn mit dem Abschießen von Trickfiguren in Form von Geflügel, Äpfeln etc. bekam man nicht nur herrliche Cartoons präsentiert (und das ist meiner Wahrnehmung nach zeichnerisch immer noch höchste Kunstvollendung), sondern man verlor Zeit: Um genau das Gesöff nicht zu konsumieren, das damit beworben werden sollte. Und selbst da gab es Bedenken des Tierschutzbundes (sic).
Ich werde jetzt den Teufel tun und hier aufzählen, welche und wie viele Ego-Shooter der Täter von Winnenden auf dem PC hatte und ob das kausal dafür war, dass er zur -verfügbaren- tatsächlichen Waffe griff. Es gibt jedenfalls eine ganze Reihe anderer Konsolen- oder PC-Spielformen, die außer reiner Fingerfertigkeit und ein gewisses Erinnerungsvermögen (denn Ego-Shooter leben einzig allein vom Prinzip des try error) etwa strategisches Denkvermögen voraussetzen. Adventures der gehobenen Art (wie es etwa diejenigen waren, die auf Lucasfilms zurückgingen, oder auch die Myst-Serie) wären genau die Plattform, um spielerisch die angeblich so wertvollen Messages unter zu bringen. Das Problem: Der Programmieraufwand ist immens, weswegen die recht banal und einfach gestrickten Shooter schon alleine aus Kostengründen erste Wahl gewesen sein dürften.
Wenn also Prof. S. nun irgendetwas von „Serious Games“ faselt, so kann das auch daran liegen, dass er des Englischen nicht ganz so mächtig ist. Er meinte sicher „Serial Games“, wie Serial-Killer. Dieser Fehlleistung sollte man mE. nicht auch noch mit Feststellungen im Präsens Indikativ sekundieren: „Der eigentliche Gedanke ... geht unter“. In der Tat.
@ ed2murrow am 05.10.2010 um 13:05
Lieber e2m,
Verzeihung, wenn ich Sie berichtige, aber der englische Begriff "seriuos games" bezeichnet genau die Menge oder Klasse von Spielen, die in stringentem Sinne mit Lernen oder Erziehung in verbunden werden können, d.h. in solchen Prozessen didaktisch begründet und methodisch angemessen eingesetzt werden können, dafür konzipiert sind. Im Gensatz dazu sind alle Spiele zu sehen, die nur der Unterhaltung dienen, befriedigten Sie einen guten oder einen schlechten Geschmack.
Dass die ego-shooter der Unterhaltungsklasse niemals zu "serious-Games" ("edu ware") umgestrickt werden können und bezüglich der Einschätzung Sloterdijks sind wir uns wohl einig.
Es wundert mich zwar nicht, führt(e) aber auch nicht wirklich weiter, dass hier wieder nur oder vornehmlich der Komplex der allgemeinen "Vergangenheitsbewältigung" der DDR - unterschiedlich beurteilt je nach Sichtweise, was aber mit dem Spiel, seiner Beurteilung als soches gar nichts zu tun hat - in den Mittelpunkt genommen wurde und nicht die Frage nach dem erhobenen Anspruch Lernmittel (einen Charakter den ich bestreite), bzw. Kunstwerk zu sein, was Sie zu bestreiten scheinen).
Von beidem ist dieses Objekt sicher Lichtjahre entfernt.
Lieber oranier, das mit dem Narzissmus kommt bei Dir oft vor. Titta würde sagen, das verweist auf einen selbst. Irgendwie narzisstisch gekränkt, vielleicht ein bisschen? Klein wenig. Warum eigentlich?
"Man selber kotzt im Konferenzzimmer den Teppich voll," - Stimmt, ich erinnere mich, das war eine Meisterleistung. Du hast Dich sogar noch dazu selbst beglückwünscht.
"aber derjenige, der sich über die stinkende Brühe mokiert, wird als der Geifernde gebrandmarkt. "
Da gibts nichts zu brandmarken. Da muss man nur lesen. :-))
Liebste Grüße
von Magda
Lieber Uwe Theel,
serial war sarkastisch gemeint, aber das ist wiederum mein Fehler, weil ich den gleichen Humor bei anderen voraussetze.
Ich finde in dem Artikel summa summarum, jenseits also der wenigen Kritikpunkte, eine Momentaufnahme, die ganz für sich spricht: Virtuelle und tatsächliche Realitäten, deutsche Zustände/Befindlichkeiten, die philosophische Verbrämung durch Herrn S.. Und insoweit ist sie gelungen, mehr kann ich zu meiner persönlichen Wahrnehmung nicht sagen.
"Da gibts nichts zu brandmarken. Da muss man nur lesen. :-))"
Gut, das tue ich dann mal.
"Zur Klärung: mit "Grenzentscheidung" meinte ich nicht das Grenzregime der DDR, verallgemeinernd "Schießbefehl" genannt. Ich meinte, die Entscheidung, eine solche hermetische Grenze zu ziehen."
Die Differenzierung macht keinen Sinn. Eine Grenze hermetisch ziehen zu wollen, sie also absolut dicht machen zu wollen, hat logischerweise den Schießbefehl zur Folge.
"Das DDR-Grenzregime ist nur deshalb so im Fokus, weil die DDR jetzt im nachhinein eigentlich nur ein unrechtmäßiges Gebilde war und - auch rückwirkend - niemals ein normales Land gewesen ist."
Unrechtmäßig inwiefern?
Ich bin so aufgewachsen, daß ich es immer ganz normal fand, daß es zwei deutsche Staaten gibt. Die DDR war nach meinem ganz subjektiven Empfinden ein ganz normales Land, aber eben mit einer unnormalen Grenzsicherung.
"Damals herrschte eine unerbittliche Auseinandersetzung - auch als "Klassenkampf" bezeichnet - den die Menschen bezahlen mussten."
Zum einen: wenn es Menschen gibt, die bezahlen, muß es natürlicherweise auch welche geben, die verdienen.
Zum anderen: Welchen Klassenkampf meinst du? Den innerhalb der DDR oder der mit dem Klassenfeind im Westen? Mit dem ersten habe ich naturgemäß nichts zu tun. Der zweite ist ebenfalls nicht meine Sache.
"Und ich bin auch nie eine glühende Anhängerin gewesen, das ist erst in den Jahren nach der Wende - wie bei vielen Ostdeutschen - entstanden, dass dieses unpolitische hochmütige Reduzieren auf Gegenwehr stößt."
Wer reduziert denn hier auf was? Und inwiefern ist das hochmütig? Ein Generalvorwurf klärt gar nichts.
"Und Berlin war nie eine "normale" Stadt, wie alle wissen. Auch dafür haben seine Bürger bezahlt in Ost und West."
Meine damaligen FreundInnen in Thüringen wie die in Westberlin fanden Berlin immer privilegiert, und zwar beide Teile.
"Ich persönlich wüsste gern, ob Ulbricht den Mauerbau tatsächlich selbstherrlich entschieden hat oder ob die Russen Druck gemacht haben. Ich denke manchmal, dass Ulbricht mit seiner Entscheidung die Russen endlich zwingen wollte, die DDR nicht mehr als Pokereinsatz im Handel mit dem Westen einzusetzen. Auch noch bis an die 60er konnte man manchmal annehmen, die Russen werfen die DDR dem Westen zum Fraß vor, wenn sich der Handel lohnt."
Den oder die Russen gibt es nicht, allenfalls die Regierung oder die Bürger der UdSSR. Umgekehrt möchte ich auch nicht als die Deutsche herhalten müssen.
Ob nun Ulbricht oder russische Entscheidungsträger für den Mauerbau verantwortlich waren, was ändert das an den Folgen? Wird dadurch das Leid, das diese Grenze verursacht hat, irgendwie relativiert? Welchen Erkenntnisgewinn hätte dieses Wissen für dich?
In dem Spiel kann man als Grenzsoldat der DDR auf Flüchtlinge schießen. Wahlweise kann der Nutzer Grenzsoldat oder Flüchtling spielen. Wer als Grenzsoldat eine bestimmte Menge von Flüchtlingen erschossen hat, bekommt einen Orden, wird aber im Jahr 2000 vor Gericht gestellt.
Mir fällt nichts mehr. Das ist krank!!!
Ach Gottchen. Wem der Gedanke nicht gefällt, der kann sich doch einfach einbilden, die Grenze sei ein antifaschistischer Schutzwall gewesen. Dann muss man gedanklich nur noch links und rechts vertauschen, damit einem nicht auffällt, dass die "Faschisten" von der falschen Seite kommen.
@dD
Es ist aus jeder Perspektive gleich krank!
So?
Merken Sie eigentlich, was Sie tun?
Mit "Da täuschen Sie sich gewaltig und fallen gleich mit Ach und Krach auf Sloterdijks Hauptargument herein" verbinden Sie ein Apodiktum mit zwei Werturteilen, begehen auch noch einen Stilfehler (mit Ach und Krach schafft man gerade noch was, krachend fällt man auf was herein) und entziehen sich dem Sachargument.
Und da glauben Sie allen Ernstes, man sollte sich mit so einem Nullum auch noch auseinandersetzen? Schlafen Sie sich aus, axiom, vielleicht wird's beim nächsten Mal besser.
"Merken Sie eigentlich, was Sie tun?"
axiom: "Sind denn Ihre Kommentare reflexhaft gewesen?"
ed2: "Mit "Da täuschen Sie sich ... vielleicht wird's beim nächsten Mal besser."
q.e.d.
"Sind denn Ihre Kommentare reflexhaft gewesen?"
Was ist denn nun besser, reflexhaft oder Einzelhaft? Oder doch lieber Ekelhaft?
@ ed2murrow am 05.10.2010 um 15:24
Lieber e2m
einen kleine Rückfrage, wenn gestattet:
Meinen sie mit der Artikel von Brackels "spreche für sich selbst, dass er unfreiwillig den grundsätzlichen Irrtum des Sloterdijkschen Ansatzes, wie den, der von ihm im Sinne von Strobel dokumentierten Bewertung derartiger "Spiel" endeckt? - Hätten wir es mit einer "List der Vernunft" zu tun?
@ Titta
bei Ihrem quo errat demonstrator pflichte ich Ihnen bei. Vollumfänglich.
Lieber Uwe Theel,
was Sie in "" als Zitat vorgeben, stammt nicht von mir, die Frage träfe mich also nicht. Auch ist es nicht an mir, Ihnen etwas zu gestatten.
Gleichwohl: Das Spiel hat nichts mit Vernunft zu tun, auch nicht in den nachträglichen Rechtfertigungsversuchen. Es ist einfach Business. Das ist auch eines der Erfolgsrezepte des Artikels selbst.
na herrlich. da denkt sich eine hochschule im irgendwo aus: wir machen mal ein projekt zu 20 jahre deutsche einheit. und dann fällt denen nix anderes ein als die mauer. es gibt kaum bessere beweise dafür, dass es keine einheit gibt. was ich nicht schlimm finde, ich will es nur ausprechen dürfren, ohne als ewiggestrige, wahlweise jammerossi bezeichnet zu werden. ich bin froh, nicht wie alle zu sein. denn auf mich kommt es an, nicht auf alle.
Luggi
"2. Der deutsche Kapitalismus stand schon einmal vor einem Tribunal; in Nürnberg."
Nö, das war der Nationalsozialismus.
Und Luggis Statement ist wirklich dubios. So ähnlich komisch wirkt es auf mich, wenn ich das Falsche bei Luggi richtig verstanden habe, wenn heute die Kinder Bahros der Linkspartei die Hand schütteln.
Oder verstehe ich was falsch, Luggi?
@ man am 01.10.2010 um 19:22
Dass Sie Tucholsky in keiner Weise verstanden haben und unangebracht instrumentalisieren, will ich hier gar nicht diskutieren.
Aber Sie müssten mir einmal erklären, wie sie darauf kommen, das ein Ego-Shooter-Spieler z.B. den Nato-Krieg gegen Serbien nachspielen kann, ohne zu bemerken, dass dort völkerrechtswidriger Krieg als Spiel tendenziell legitimiert und verherrlicht wird, während er bei "1378 km" plötzlich zur kritischen Einsicht käme, wo Unrecht anfängt?
@ man am 01.10.2010 um 19:22
Lieber man
könnten Sie dem geneigten Leser einmal inhaltlich und nach den Regeln der Kunst beschreiben und erklären, was den "Kunstcharakter" von "1378 km" ausmache?
Sie träfen bei mir auf kundige Leserschaft.
Danke.
ut
... ein kalter Krieg herrschte. (Magda)
Ist Krieg Krieg?
Darüber hinaus war der nicht nur Ursache sondern gleichzeitig Output u.a. dieser Grenze, die sich wohl mit "antifaschistisch" nicht beschreiben ließe, weil ja keiner 'raus kam.
"Was wäre ohne eine Grenzentscheidung passiert? "
Das ist relativierend, weil es bereits die Annahme "Gab es andere Wege?" in sich trägt.
there are many alternatives?
Werden Linke bald auch zu Afghanistan sagen, es sei alternativlos gewesen, wie beim Einfall der SU?
@ ed2murrow am 06.10.2010 um 00:02
Danke für die Antwort, ich denke, ich habe verstanden.
P.S. Die Formel sollte nur signalisieren, dass ich es sachlich und freundlich meinte - aus gemachten Erfahrungen .-)
"Wir sollten uns ggfs. vergegenwärtigen, nur so als Anregung, dass es an einem Ego-Shooter nie, niemals, unter keinem denkbaren Umstand ein pädagogisch sinnvolles Ergebnis geben kann, außer einer gewissen Fingerfertigkeit im Umgang mit einer Spielekonsole." -- e2m
Korrekt, es sei denn, man benötigt kriegerisch motivierte taktische Grundtrainings... ("sinnvoll"? - nein!)
Herr Theel:
"Mal sehen, wann es an der neuen deutschen Ostgrenze, aber dann umgekehrt, auch so weit,ist und das ganz im Ernst." schreiben Sie.
Ich verstehs im Kontext nicht. Können Sie das bitte m al erläutern?
@ axiom
Ich mach es jetzt mal genauso wie Sie, indem ich Ihnen schreibe: Sie reiben sich an den falschen Eichen. Was Sie als Kultur- und Textkritik versuchen, zu elaborieren, ist Selbstkarikatur und in der Tat Reflex. Brackel hat in dem von mir zitierten Kontext das Attribut "deutsch" verwendet. Er irrt, es ist das Attribut der Klugschwätzer.
n8 und luck
Lila Pause:
www.bildschirmarbeiter.com/game/bridge_tactics
@ kay.kloetzer am 06.10.2010 um 00:05
liebe Frau Kloetzer,
da hat sich eine "hochschule im irgendwo (nicht nur nicht; ut) aus(gedacht): wir machen mal ein projekt zu 20 jahre deutsche einheit" sondern da wurde, wie e2m oben bemerkte "Business" gemacht. So wie ich es verstehe, soll hier Business sowohl im Geschäft mit der (virtuellen) Gewaltbereitschaft Heranwachsender gemacht worden, als auch mit bürgerlicher Ideologiebildung zum Thema Antikommunismus, was von den Autoren als reguläre (Schul)bildung im "neutralen" Fach Geschichte "Wie es gewesen ist!") ausgegeben wird.
Wie soll es auch außer "busyness" noch Einheit geben, solange der Osten weiter seinen Frieden mit dem Kapitalismus hält, den er 1989(90 offensichtlich mehr wollte als alles andere und der Westen seinem seit spätestens 1933 als offizielle Politik serviert bekommenen und verinnerlicht habenden kruden Antikommunismus nicht den Krieg erklärt?
Das ist keinen private Frage, da kommt es auf alle an.
P.S.: Damit keiner auf falsche Ideen kommt: Ich rede dem "Grenzregime" in keiner Weise das Wort, widerspreche aber solchen pseudopädagogischen, nur ideologischen "Projekten" wie "1379 km" als Möglichkeiten des kritischen Umgangs damit oder demokratischer politischer Willensbildung überhaupt.
"es gibt kaum bessere beweise dafür, dass es keine einheit gibt."
Nee. Das ist kein Beweis.
Aber davon mal ganz abgesehen. Es wird solange keine Einheit geben, solange es uns noch gibt, also diejenigen, die in einem zweistaatlichen Deutschland großgeworden sind. Ergo: das "Problem" der Einheit, die es (noch) nicht gibt, erledigt sich mit unserem Ableben.
Uns ergeht es so, wie es unseren Eltern und Großeltern erging, wenn sie uns vom Krieg erzählt haben. Also: im Grunde nichts Neues unter der Sonne. Alles ganz normal.
Das einzige, was wir vielleicht wirklich tun können: die Geschichten erzählen, die außer uns keiner erzählen kann.
Wäre das nicht eine Idee? Die FreitagsbloggerInnen erzählen ihre Geschichten vom Leben in einem geteilten Land, von ihrem Leben mit dieser Grenze, die hier und auch nach 20 Jahren noch so die Gemüter in Wallung bringt, weil sie nämlich vor allem eines darstellt: sichtbares Zeichen menschlicher Willkür, Zeichen der Herrschaft von Menschen über Menschen, im Namen einer guten Idee. Dieses Paradoxon ist es nämlich, um das sich eigentlich der Streit entzündet. Oder nicht?
Schön, mal wieder was von dir gehört zu haben, kay, und liebe Grüße nach drüben ;-)
Herzlich Titta
Muhh- harr-harr!
Ey, ey, so voll lokka, wa?
lieber herr theel,
es gibt genauso wenig DEN osten wie es den WESTEN gibt. 1989/90 - das war ich nicht. das waren überhaupt wenige, obwohl es in zahlen die mehrheit war. aber gemessen an der kraft, die hier schlummert, noch immer schlummert seit '45/49, war es ein fliegenschiss.
Echt? Es gibt niemanden, der Fiske gelesen hat? Voll krank.
@ Nicklos Luhmann schrieb am 06.10.2010 um 00:49
Dann popeln Sie sich mal wie ihre freundin Emma in uni im pöter und achten darauf, dass niemand Ihren Proxy anpißt.
Wirklich tiefgesunken Adlerchen, oder muß Du nur wieder - ich zietiere - "pinkeln" nach zuviel Genuß von "deutschem Zitronensaft" und erledigst das an feindlichen Proxys?
liebe titta, ich glaube nicht an die nächste generation, das bin ich nämlich selber.
für mich war die so genannte wende ein segen. gut, ich habe keine kinder, aber ich gebe auch so weiter, was prägte. jetzt, wo auch, anders herrschaft von menschen über menschen uns beschäftigt, werde ich immer enger in meinem weltbild, enger sogar als einst. ich kenne nur noch: überleben, aushalten.
damals, als es anders ums überleben und aushalten ging, kannte ich mehr gleichgesinnte.
herzliches zurück
ka
Blood's boilin'? Fragen Sie den allwissenden Freitag.
Kann es sein, dass Sie sich verfolgt fühlen, nur weil ich mal das Wort "Hochbegabung" erwähnt hatte? Keine Angst, ich lasse Ihnen ihre Butter auf dem Brot.
Sie haben mich entlarvt!!!Ich bin ein nazi mit jüdischen Wurzeln! Moderation bitt steinigen, mich!!!! ;)
ps an titta:
"Wäre das nicht eine Idee? Die FreitagsbloggerInnen erzählen ihre Geschichten vom Leben in einem geteilten Land ..." - würde wer weiterlesen, wenn nicht spätestens im dritten absatz die verfolgung käme, das leiden unter der reglementierung? es wären von uns immer erklärungsversuche, wäre immer eine art selbstverteidigung. mich interessieren aber eure erwartungen. mich interessiert eine mauerfallausgabe nur aus sicht der westdeutschen, am liebsten, ich gebe es zu, der westberliner. die haben ja vergleichbares erlebt.
was, verdammte dieser erde, ist mit den linken?
herzlich
y (das vergaß ich)
@ kay.kloetzer am 06.10.2010 um 01:01
Liebeb Frau Kloetzer,
Betrachten Sie WESTEN und OSTEN bitte als Abkürzungen, für das sich bis heute post fest Durchgesetzthabende in der Differenz, die ich oben zog.
Wirklichkeit ist komplexer, das weiß ich natürlich.
Aber mich würde wirklich sehr interessieren, was Sie da im Osten noch "schlummern sehen", da ich nämlich trotz Gespächen auch mit der kleinen Verwandtschaft, die ich noch in Ostberlin habe bis heute niemals richtig erklärt bekommen konnte, warum ein DDR-Bürger persönlich - auch und gerade als Anhänger des Sozialismus still to come - und in "genügender" Anzahl 1989/90 Kohl und die CDU wählen konnte und damit alles, was danach kam.
Was schlummert da, wann wacht es auf und warum oder auch nicht?
lg
ut
gill bost
Dann waren die Nazis also keine Vertreter des Kapitalismus? Sondern Sozialisten?
Was ist komisch daran, wenn Bahros Kinder einer Partei die Hand schütteln? Die Linksparteihand?
Liebe kay.kloetzer,
dank fein diffenzierter medialer Unterstützung entstand über Jahrzehnte in Westdeutschland ein Bild vom Osten, das bis heute wirkt.
Als ich sieben Jahre alt war, packten wir Päckchen für die armen Kinder in der Ostzone, die Adressen gab uns die Schulleitung. Damals stellten wir zu Weihnachten Kerzen ans Fenster, um die armen ostzonalen Menschen zu grüßen, die in der Diktatur darben mussten und kaum was zu essen hatten. Da legten wir gern noch ein Pfund Zucker und Haferflocken ins Päckchen.
Das prägte. So wuchs man auf als Kind im Westen: wir haben es gut, die drüben in der Ostzone sind arm dran.
Unser Fernsehn zeigte uns Gruselbilder, DDR-Soldaten im Stechschritt und darbende Menschen. Wenig Zwischenfarben oder -töne. Auch Chinesen wurden sahen wir, die hießen dann Maos blaue Ameisen, wegen der damaligen Einheitskleidung. Werden die igendwann die Welt erobern?, wurde bang gefragt. Ja, wir hatten Angst vor den blauen Ameisen.
Dann der Bau der Mauer, später Schießbefehl und Stacheldraht, verblutende Menschen, Tote, furchtbar. Ich war damals noch klein, meine Elterngeneration fand das typisch für die DDR. Später argumentierten wir zu Mauerbau und Schießbefehl mit dem Hinweis auf andere Grenzregime, aber mit flauem Gefühl im Magen. Ich erinnere dunkel, dass “der Spiegel” viel später den Bau der Mauer im Rückblick für alternativlos hielt. Mauerbau, Schießbefehl – oder Selbstaufgabe der DDR, zu den zehn größten Ökonomien der Welt gehörend, auch dank des hervorragenden Bildungssystems. (Oder war es doch nicht der Spiegel, damals ein sehr einflussreiches Wochenblatt für Intellektuelle unter Rudolf Augstein? Kann sein, dass ich mir das zusammengelesen habe, hier und dort.)
Erst Anfang der 70-er Jahre veränderte sich die bundesdeutsche Sicht auf die DDR, aber nur für wenige. "Der Bildungsriese DDR / imponiert uns sehr" riefen wir bei Demos und ernteten Kopfschütteln bei Passanten, als wir für bessere Bildung im Westen eintraten. Wir westdeutschen Linken waren eine schweinekleine Minderheit und wir blieben es.
Havemann, Biermann, Bahro kamen später, auch Solchenyzin. Und zu Diskussionen von Linken mit der bundesdeutschen Sozialdemokratie, die erfolgreich auf Konvergenz setzte.
Irgendwann dann die Wende mit Hymnengesang unterm Brandenburger Tor. Kohl, Brandt und der mit den Ohren. Damals, als den DDR-lern klar gemacht wurde, dass deren Biografie nichts tauge. Als eine Treuhand her musste. Als die BRD-ler auftrumpften, weil sie schon immer geahnt hatten, dass Sozialismus Murks sei.
So trumpfen sie auf bis heute, auch im Freitag, akklamiert von herumdissidierenden Wandergesellen von hier wie dort. In einem Forum, dessen Redaktion unterwegs zu sein scheint.
(Das sind meine sehr verkürzt dargestellten Erinnerungen.
Eine gemeinsam erarbeitete Langfassung im Freitag wäre schön.
Ost-West. Unter einem anderen Blog, dieser hier ist vergiftet.)
Und liebe Leute, die Zeitrechnung beginnt nicht erst im Jahr 1989!
Kein Problem. Das wäre dann "gelb", siehe Netiquette. Ein bisschen maßvoller in Zukunft, bitte, Herr Luhmann. Die wenigsten hier haben Lust auf Ihr lokka fließendes Pipi.
Beste Grüße und einen schönen guten Morgen,
JJK
Hallo Titta, was ist bei Ihnen ein " normales Land " ?
Herr Kosok, vielleicht kümmern Sie sich im Gegenzug um herrn Theel ständige Beileidigungen und Verleumdungen anderen Usern gegenüber. Er scheut sich schließlich nicht, jeden Tag mehrmals andere zu verwechseln oder als Nazi und Faschist zu bezichtigen. irgendwann kocht einem das Pipi dann mal über. Vielleicht können Sie das ja ein wenig verstehen.
Dasselbe gilt für Herrn Weinsztein. Warum erhält dieser Herr keine gelbe Karte für seine ständigen Pöbeleien Herrn derDonnerstag gegenüber? Weil dieser dafür an anderer Stelle schleimt?
oranier schrieb am 04.10.2010 um 22:51
„Die wesentlichen politischen Errungenschaften der Neuzeit sind humane Errungenschaften, die ihren Niederschlag gefunden haben in den Garantien der Menschenrechte in den modernen Staatsverfassungen. Und eins der wesentlichen und elementaren Menschenrechte ist das Recht auf Freizügigkeit, das Recht eines jeden Menschen, sich an den Ort seiner Wahl zu begeben.“
Werter Oranier,
nur um ganz sicher zu sein: Errungenschaft der Neuzeit bedeutet doch, also ausgehend von dem Verb errungen, dass dies heut schon erreicht wurde, oder? Also der Mensch hat das Recht, sich an den Ort seiner Wahl zu begeben…
Reden wir nicht vom Rest der Welt, reden wir von hier: Warum müssen Menschen aus bestimmten Ländern ein Visum beantragen, wenn sie z.B. einen Deutschkurs an einer Sprachschule, sagen wir in Berlin (is in Germnany), belegen möchten?. Und warum kann Germany (über die deutsche Botschaft und die Ausländerbehörde) den Antrag ablehnen? Z. B. mit der Begründung, es bestehen erhebliche Zweifel am Reisegrund (muss unter Umständen im Begründungsformular nur angekreuzt werden), mit anderen Worten: Wir glauben Ihnen nicht, dass Sie Deutsch lernen wollen. Sie haben zwar in Ihrem eigenen Land bereits das Level A2 oder B1 erreicht, den gesamten Kurs in Berlin bezahlt, auch eine Unterkunft, Geld auf dem Konto einer deutschen Bank für den besagten Zeitraum deponiert (der monatliche Betrag ist festgelegt und liegt übrigens ein ganzes Stück über Hartz IV…). Und das Schönste an unserer Begründung ist: Sie können uns nicht das Gegenteil beweisen. Begeben sich wohin sie wollen, aber nicht nach Germany. Heute nicht und später auch nicht. Am besten nie.
Und dann gibt’s ja noch die Leute, die zwar an den Ort ihrer Wahl kommen, aber doch nur sehr eingeschränkt. Abschiebe-Haft nennt man das. Die Begründung lautet dann: Es bestehen erhebliche Zweifel an Ihrem Fluchtgrund. Flüchten Sie bitte, wohin Sie wollen, nur nicht nach Germany. Schon klar, da gibt´s eine Errungenschaft der Neuzeit, er wird nicht abgeknallt. Nicht gezielt und nicht befohlen. Mit ein bisschen Glück sorgt er selbst für sein Ableben. (Man nehme dazu nur eine Zelle, ein Feuerzeug und zwei Wärter, die erheblichen Zweifel am Klingelgrund haben.) Gezielt und befohlen wird er nur nicht ins Land gelassen, egal welche Gründe er hat, dies zu begehren.
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, ich verabscheue Abknallen jeglicher Art. Es geht mir hier auch nicht um Relativierung, á la heute wird auch…
Diesen Hinweis auf die Errungenschaften aber gegen eine angebliche Kritik (die so überhaupt nicht formuliert wurde) ins Feld zu führen, entzieht deiner Kritik völlig den Boden.
Diese neuzeitliche Errungenschaft existiert nicht.
Werte Grüße
@ Titta - "Die Differenzierung macht keinen Sinn. Eine Grenze hermetisch ziehen zu wollen, sie also absolut dicht machen zu wollen, hat logischerweise den Schießbefehl zur Folge."
Tja, dann gibt es Schießbefehle an vielen Grenzen.
"Ich bin so aufgewachsen, daß ich es immer ganz normal fand, daß es zwei deutsche Staaten gibt. Die DDR war nach meinem ganz subjektiven Empfinden ein ganz normales Land, aber eben mit einer unnormalen Grenzsicherung."
Das sind Spitzfindigkeiten.
"Meine damaligen FreundInnen in Thüringen wie die in Westberlin fanden Berlin immer privilegiert, und zwar beide Teile."
Persönlich ja, mir geht es um eine politische Einordnung. Eine Stadt mit diesem Viermächtestatus ist keine "normale" Stadt.
Und das hatte natürlich Folgen.
"Ob nun Ulbricht oder russische Entscheidungsträger für den Mauerbau verantwortlich waren, was ändert das an den Folgen? Wird dadurch das Leid, das diese Grenze verursacht hat, irgendwie relativiert? Welchen Erkenntnisgewinn hätte dieses Wissen für dich?"
Tja, warum interessieren sich Historiker oder Politologen oder politisch interessierte Leute für sowas? Du kommst reichlich schlicht des Weges, finde ich.
Und dann noch mit dem Leid der Menschen zu kommen. Das gehört zu den gegenwärtig zelebrierten Heucheleien, die ich einfach nicht ertrage. Du hast ja eine Lizenz zum Beten. Tu das.
Haha weinzstein,
IhrEntweder-Oder-Spielchen geht eben nicht auf - genausowenig, wie Luggis.
Wie war das nochmal mit Röhm?
Auch an Sie die Frage - was soll ich vergessen, damit Ihre Fragen zu Ihren Antworten führen.
Es ist schonmal besser, wenn man DE verläßt, offenbar entstehen hier wieder krude Bündnisse.
Wie wollen Sie die letzte Frage beantwortet bekommen:
möglichst objektiv?
oder subjektiv?
Ihre Naivität besteht in dem Glauben, daß Linke es reißen werden. Diese Art von Selbstüberschätzung hat mehrmals zum Desaster geführt.
Weinzstein:
"vergiftet" ! Das sagte immer mein Parteisekretär.
Warum kann sich ein westdeutscher Linker nicht vorstellen, daß es auch ostduetsche Linke gibt, die den Laden nicht wiederhaben wollen, weil Bildung, auf die man so schwört, weil der "Bildungsriese" DDR lediglich ökonomisch (und zulasten der Bevölkerung) stark war. Danke für die Blumen, aber wenn man Millionen Menschen zusammensperrt und ihnen arbeitsspezifische und staatskonforme Bildung verpasst (und andere Bildung und Erfahrung raubt), weil man meint, das "Richtige" für den Einzelnen zu kennen und bescheiden zu können, um sie das Exportniveau steigern zu lassen, um damit den Weltmarkt-Krösus raushängen zu lassen, dann ist das die Vorstufe zum Neoliberalismus oder seine beste ideologische Begründung.
Stimmt - Vergiftungen benötigen rasche Heilung.
Warum kann sich ein westdeutscher Linker nicht vorstellen, daß es auch ostduetsche Linke gibt, die den Laden nicht wiederhaben wollen, weil Bildung, auf die man so schwört, weil der "Bildungsriese" DDR lediglich ökonomisch (und zulasten der Bevölkerung) stark war. Danke für die Blumen, aber wenn man Millionen Menschen zusammensperrt und ihnen arbeitsspezifische und staatskonforme Bildung verpasst (und andere Bildung und Erfahrung raubt), weil man meint, das "Richtige" für den Einzelnen zu kennen und bescheiden zu können, um sie das Exportniveau steigern zu lassen, um damit den Weltmarkt-Krösus raushängen zu lassen, dann ist das die Vorstufe zum Neoliberalismus oder seine beste ideologische Begründung.
Stimmt - Vergiftungen benötigen rasche Heilung.
@luggi
"2. Der deutsche Kapitalismus stand schon einmal vor einem Tribunal; in Nürnberg."
Irrtum!
Der deutsche Kapitalismus war länstt auf Goldbarrenzusammen geschrumpft, in der Schweiz, der Türkei, Portugal, Argentinien, Brasilien vorrübergehend entschwunden.
Die da 1946/47 vor dem Tribunal des Internationalen Kriegsverbrecher Gerichtshofs in Nürnberg standen, waren, außer Albert Speer, nur die Puppen, die der deutsche Kapitalismus von 1933- 45 anseiner Krisen , Kriegs- und Völkermord katastrophenleine tanzen ließ.
Albert Speer bekam nur schlappe zwanzig Jahre Festungshaft in Berlin Spandau für sein Fordern und Fördern als Rüstungsminister des Dritten Reiches, der Beteiligung und Organisation von Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Zwangsarbeit u. u., befreit von jeden zivilrechtlichen Entschädigungsforderungen der Opfer, der Überlebenden und deren Hinterbliebenen.
Nein!:
"Der deutsche, wie jeder andere feudalstaatliche, staatssozialistische Kapitalismus stand noch niemals nirgendwo vor Gericht.
tschüss
JP
@Magda
Die persönliche Verunglimpfung meiner Person hilft dir argumentativ auch kein Stückchen weiter. Inhaltlich kam von dir wieder nix.
Wenn man, wie du, Fragen aufwirft, sollte man zumindest sagen können, was man sich von der Beantwortung dieser Fragen erhofft. Diese Mindestvoraussetzung an einen gemeinsamen Diskurs befindest du als schlicht.
Naja, manchen ist halt das schon zuviel. Oder sie haben schlicht ganz andere Interessen als einen gemeinsamen Diskurs.
Du hast ja nicht nur eine Lizenz zum Kotzen, sondern auch eine zum Denken. Tu das.
In diesem Sinne
Titta
@kk
"jetzt, wo auch, anders herrschaft von menschen über menschen uns beschäftigt, werde ich immer enger in meinem weltbild, enger sogar als einst. ich kenne nur noch: überleben, aushalten.
damals, als es anders ums überleben und aushalten ging, kannte ich mehr gleichgesinnte."
Wäre das nicht erzählenswert? Ich jedenfall finde es spannend, was du denn nun genau damit meinst.
"mich interessieren aber eure erwartungen. mich interessiert eine mauerfallausgabe nur aus sicht der westdeutschen, am liebsten, ich gebe es zu, der westberliner. die haben ja vergleichbares erlebt."
Das hätte ich nun wiederum nicht gedacht, daß das interessiert.
"was, verdammte dieser erde, ist mit den linken?"
???
LG
Titta
Lieber ed2murrow,
danke zunächst für deinen sensiblen persönlichen Zuspruch (ich pflege hier die Diskussionspartner zu duzen, aber wenn es lieber das Sie sein soll, stelle ich mich darauf ein)! Tatsächlich befand ich mich, was ich hier nicht weiter auswalzen möchte, in einer Grenzsituation, in der ich unversehens ganz persönlichen Anlass bekam, über den einmaligen und unwiederbringlichen Wert des menschlichen Lebens nachzudenken.
Den philosophischen Konstrukteuren der Menschenrechte ging es um eine Konstitution der menschlichen "Natur", aus welcher sich die entsprechenden Rechte deduzieren ließen. Das geschah dann wohl weniger hierarchisch-systematisch als in positivistischen Aufzählungen. Systematisch-logisch wäre zu fragen, ob das "Recht auf Leben" überhaupt in die Reihe gehört.
Ich habe der Natur nach nicht das Recht zu leben, nur das Recht, mein vorhandenes Leben von meinen Mitmenschen respektiert und von Gesellschaft und Staat geschützt zu bekommen. Die lebenden Menschen sind dann allererst das Substrat, die Träger, die Subjekte der Menschenrechte, zu denen dann allerdings in vorderster Linie ihre "Sicherheit", der Schutz ihres Lebens gehört, in einem Atemzug jedoch sowohl in der amerikanischen aus auch in der französischen Deklaration zusammen mit der Freiheit genannt.
Dazu muss man wissen, dass damals "Freiheit" zumal Freiheit von feudalen Bindungen bedeutete, exakt also die "Freizügigkeit", ein elementares Menschenrecht, welches die bürgerliche Revolution mühsam erkämpft und welches die DDR im Wortsinn hat verkommen lassen.
Das war hier einzig mein Thema: die Ableitung der Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus der systematischen Missachtung der Errungenschaften der durch die bürgerliche Revolution konstituierten Menschenrechte. Und dies kontradiktorisch zu den ideologischen Lippenbekenntnissen zu den humanen Errungenschaften auch der bürgerlichen Epoche.
Was ausdrücklich nicht mein Thema war, war "Ego-Shooter". Da bedarf es von meiner Seite keines ergänzenden Wortes zu deinen kritischen Gedanken mitsamt denen über Professor S..
Grüße
oranier
@ gill bost am 06.10.2010 um 00:25
Mein Gedanke, der hinter dem kurzen steht, ist:
Man kann davon ausgehen, dass die heutige Ostgrenze Deutschlands (nach Polen Tschechien und der Slowakei) heute schon einen Problemgrenze ist, die der Westgrenze der EU nach Afrika in nichts nachsteht, sich mittel- mindestens langfristig dazu auf jeden Fall entwickeln wird. Sollten also Polen und alle Länder die einem Zustrom von Arbeitsuchenden aus den verarmenden Staaten der früheren Sowjetunion, der mit und ohne EU-beitritt derselben mir langfristig nicht verhinderbar scheint, wenn "es so weiter geht", nicht selbst mit Hilfe Deutschlands und der EU verhindern, dann müßte/könnte Deutschland sich selbst abriegeln, mindestens so, wie die USA es gegenüber Mexico tun, vom Beispiel der Mauer in Israel/Palästina gar nicht zu reden.
Niemand in Deutschalnd würde wagen, darüber ein Spiel zu machen. - Zumindest hoffe ich das.
Dank für den aufreizend anregenden Blog.
Mein Diskurs Ergebnis sieht vorläufig, mittenmang, so aus:
Hallo alle miteinander.
www.freitag.de/community/blogs/joachim-petrick/ddr--nomenklatur-grenzregime-ein-stockholm--syndrom?
07.10.2010 | 01:36
DDR- Nomenklatur, Grenzregime, ein Stockholm- Syndrom?
zeitgeschichte
DDR- Nomenklatur, Grenzregime, ein Stockholm- Syndrom
Bin ich froh, dass ich erst jetzt in diese Geh- Denk- Hotline
„O3.Oktober 1990, Tag der Deutschen Einheit“
nach vierzig Jahren kommoder DDR- Diktatur, samt regierungskriminellen Grenzregime (1949- 1989) mit Warteschleife „Bitte Warten Sie, Sie werden gleich verbunden…! Bitte Warten Sie! Sie werden……..“Sie mich auch!““
einsteige.
Nachdem ich mich in der da unscharf herunter gelesen habe, sage ich einmal so:
JP
@ Titta und kay.kloetzer - "Wäre das nicht eine Idee? Die FreitagsbloggerInnen erzählen ihre Geschichten vom Leben in einem geteilten Land ..."
Meine Güte, ich mache das seit geraumer Zeit immer wieder.
Aber ich zitiere hier nochmal eine Passage aus Natasche Wodins Nachtgeschwistern, die ich an anderer Stelle schon verwendet habe:
„Es läuft eine Talkshow, eine der vielen, die regelmäßig zu Verhören ausarten, sobald ehemalige DDR-Bürger unter den Gästen sind. Jeder Westdeutsche darf seinem ostdeutschen Landsmann öffentlich die Gesinnungsfrage stellen, das gehört zur politischen Korrektheit; jeder Exbewohner der DDR, der nicht damit aufwarten kann, dass er von der Stasi beschattet wurde, ist verdächtig, ein potentieller Angeklagter, der dem westdeutschen Rechtsstaat in Gestalt eines x-beliebigen Wichtigtuers und Medienschwätzers seine Unschuld beweisen muss. Niemand stellt den westdeutschen Inquisitoren die Gegenfrage nach deren Moral, nach deren Lebensläufen. Eine völlig verschüchterte ostdeutsche Lehrerin wird ins Kreuzverhör genommen, man unterstellt ihr allein aufgrund ihres Berufs Zusammenarbeit mit der Stasi. Man spricht so mit den Leuten, als hätte die einzige Dauerfrage ihres Lebens darin bestanden, ob sie für oder gegen den Staat waren, darüber hinaus will niemand etwas von ihrem Leben in der DDR wissen“.
@ Luggi,
"Der deutsche Kapitalismus stand schon einmal vor einem Tribunal; in Nürnberg."
Und, ist er hingerichtet worden oder hat er "Lebenslänglich" bekommen?
Spaß beiseite: der "deutsche Kapitalismus", was genau soll das sein? Kapitalismus ist ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem. Das hält sich nicht an nationale Grenzen.
Für die Zeit des Faschismus gibt die Rede vom deutschen KAPITAL allerdings wenigstens noch einen Sinn. Aber wer oder was soll das in der globalisierten Gegenwart sein, in der es nicht einmal mehr eine deutsche Währung gibt und Aktionäre aus aller Herren Länder in deutsche Unternehmen investieren? Und, wie gesagt, vor Gericht bringen kann man nur Personen, aber keine Gesellschaftssysteme.
Und das waren bei den Nürnberger Prozessen hohe Nazifunktionäre, Wehrmachtsgenerale und RÜSTUNGS-Industrielle. Keineswegs aber der Kapitalismus - wie wollten die USA den auch anklagen? - und nicht einmal die Vertreter des deutschen Kapitals in ihrer Gesamtheit. Es ging um die Ahndung eines verbrecherischen Krieges, und der wurde eben von Krupp und Flick befördert. Und wegen der Profitmöglichkeit bei Kriegsvorbereitung und -führung unterstützten die Vertreter der Schwer- und Elektroindustrie die Kriegspolitik der Nazis.
Die Vorstellung, letztere seien nicht deshalb angeklagt und ggf. verurteilt worden, sondern weil sie "Vertreter des Kapitalismus" waren, ist einigermaßen absurd.
"die meisten, die sich über die Grenze aufregen waren und sind "Wessis"."
Stimmt, ich entsinne mich an die Bilder von massenhaft in die DDR strömenden Leuten aus der BRD und aus Westberlin, als die ärgerliche und hinderliche Grenze endlich fiel.
@Oranier
"Und, ist er hingerichtet worden oder hat er "Lebenslänglich" bekommen?"
:-)))
Humor mit soviel Feinsinn ist selten. Danke!
"die meisten, die sich über die Grenze aufregen waren und sind "Wessis"."
Die sich aus dieser Logik ergebende Folgerung wäre dann: Baut mehr Mauern und das Volk fühlt sich wohler.