Luft anhalten

Berliner Abende Kolumne
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Ich beobachte den Mann schon seit drei Stationen und werde einfach nicht aus ihm schlau. Was macht er da bloß? Eigentlich wirkt er ganz normal. Er ist frischrasiert, ordentlich gekämmt und trägt gepflegte Kleidung: schwarze Lederhalbschuhe, eine dunkelblaue Jeans und einen schwarzen Mantel. Er könnte Architekt oder Dozent an der Uni sein. Schließlich gebe ich mir einen Ruck. Wenn ich ihn nicht anspreche, werde ich nie erfahren, was er da macht. Ich gehe zu ihm.

"Was tun Sie da?", frage ich.

Er gibt mir mit der Hand ein Zeichen, dass ich kurz warten soll, und ich warte. Nach fünf Sekunden atmet er geräuschvoll aus.

"Ich wollte nicht unhöflich sein", sagt er noch nach Luft schnappend und lächelt. "Aber ich konnte jetzt nicht mittendrin abbrechen." Er