Arbeit am Trauma

KEIN HOLOCAUST-KITSCH Eine kritische Nachbetrachtung zum Fall Binjamin Wilkomirski
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Reality-Soaps, Talkshow-Exhibitionismus und Big Brother machen es überdeutlich: Nicht, wieviel Privates öffentlich gemacht wird, gar gemacht werden muss, ist das Problem, sondern wieviel Privates die Öffentlichkeit denn anzuhören überhaupt bereit ist. Konkurrenz um Aufmerksamkeit, die Währung der Mediengesellschaft, zwingt, so scheint es, zu immer außergewöhnlicheren Geschichten. Und die sind dann vor allem Opfergeschichten. Während Erfolg nämlich, von dem zu erzählen ähnlich lohnend wäre, sich schon in der Öffentlichkeit abspielen muss, um als solcher überhaupt gelten zu können, kann Opfer jeder sein: Opfer politischer Ereignisse, Opfer von Eltern oder Verwandten, Opfer von Kollegen, Opfer dunkler Mächte,