Ein Stück Brot

Rousseau-Biografie Bernhard Taureck porträtiert Rousseau als Voltaire-Antipoden und zeitgemäßen Denker, dessen Ausbeutungskritik auch für heutige Globalisierungsgegner noch aktuell ist
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Hungrig und erschöpft von dem langen Marsch – 1731 auf der Rückkehr aus Savoyen nach Paris – macht der 19-jährige Jean-Jacques Rousseau bei einem heruntergekommenen Bauernhaus in der Umgebung von Lyon Halt. Ein magerer Bauer öffnet die Tür. Er teilt mit ihm karge Nahrung, entrahmte Milch und Gerstenbrot. Dies sei alles, was er habe. Man isst zusammen, der Bauer fasst Vertrauen gegenüber dem jungen Mann, öffnet ein Geheimfach in der Küche und serviert Wein und Schinken. Rousseau versteht nicht. Der Bauer antwortet seinem verblüfften Blick: Wenn man Verdacht schöpfe, dass er vor Hunger nicht dem Verrecken nahe sei, müsse er um das Wenige fürchten, das er habe, um sein Leben.

Das ist der Augenblick, wo sich in Rousseau