1997: Einiges Tränenreich

Zeitgeschichte Nach dem Tod von Prinzessin Diana hat deren Idealisierung fast sakrale Züge. Die Monarchie setzt erst auf erhabene Distanz, schaltet dann jedoch auf mehr Volksnähe um
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 36/2017
Bei der Trauer um Diana wird Geschmack zur Nebensache
Bei der Trauer um Diana wird Geschmack zur Nebensache

Foto: Thomas Coex/AFP/Getty Images

Ausgerechnet Elton John. Ein Popstar, schwul und mit rötlicher Perücke, soll am 6. September 1997 in der ehrwürdigen Westminster Abbey die Bühne betreten und der Welt auf dem Höhepunkt der Trauer um Prinzessin Diana den Weg weisen. Ein purer Akt der emotionalen Sabotage, finden manche Briten. Der Auftritt des Sängers sei ungefähr „so passend wie ein Abendmahl in einer Nachtclub-Toilette“, schreibt die Musikzeitschrift NME. Doch solche Meckerer schätzen die Stimmung im Land falsch ein: Der Tod von Diana stürzt Großbritannien in einen Zustand der ostentativen Trauer. Die Menschen haben jeglicher englischer Zurückhaltung entsagt und sich hemmungslos einem Gefühlsüberschwang hingegeben – und dazu brauchen sie El