„Der Freitag ist für uns ein perfekter Partner“

The Guardian Guardian-Vorstand Colin Hughes über die deutschen Medien und die Chancen des Internet

Der Freitag: Der Guardian ist eine der größten Qualitätszeitungen Europas. Der Internetauftritt ist sogar einer der erfolgreichsten weltweit. Wie gestaltet sich aus Ihrer Sicht das Verhältnis

Wir haben von Beginn an erkannt, dass Internetauftritt und Zeitung lediglich verschiedene Facetten der selben Marke darstellen. Denn dahinter stehen die selben Werte und Ideen. Der Online-Auftritt des Guardian ist niemals eine separate oder untergeordnete Version der gedruckten Zeitung gewesen.

Journalisten es geschafft, den Print-Redakteuren zu zeigen, wie man neue Wege beschreitet. Nun arbeiten beide Teams in einer Einheit. Einige unserer Leser nutzen am liebsten das Netz, andere bevorzugen die Zeitung. Viele schätzen auch beides – je nachdem, wo sie gerade sind, womit sie gerade beschäftigt sind; ob man zum Beispiel reist, arbeitet oder am Wochenende zuhause ist. Print und Online ergänzen einander also vollkommen.

Warum ist der Guardian eine Partnerschaft mit dem Freitag eingegangen?

Vor drei Jahren haben wir den Entscheidung getroffen, Vereinbarungen mit anderen, ebenso unabhängigen und unkonventionellen Medien auf der ganzen Welt anzustreben. Das Konzept, dass Herr Augstein entwickelt hat, passt sehr gut zu unseren Vorstellungen. Der Freitag ist ein perfekter Partner, mit dem wir gerne zusammenarbeiten, um unsere Inhalte einer neuen Leserschaft zugänglich zu machen.

Welchen Unterschied sehen Sie zwischen der deutschen und der britischen Medienlandschaft?

Die deutschen Medien sind ernsthafter, berichten schwergewichtiger – mit einigen Ausnahmen natürlich. Die Qualitätsmedien neigen zu traditionelleren Zugangsweisen und formalerem Tonfall. Bei britischen Zeitungen und Magazinen hat eher eine Entwicklung zu leichteren, unbekümmerteren Herangehensweisen stattgefunden. Das betrifft meiner Meinung nach sowohl die Inhalte als auch das Design. Beide haben also eine gute und eine weniger gute Seite. Die deutschen Medien neigen dazu, Politik und Gesellschaft mit größerem Respekt zu begegnen – was ich gut finde. Aber sie sind manchmal auch recht dröge. Die britischen Medien sind dagegen weniger respektvoll – was nicht gut ist – im Ganzen aber auch ein wenig unterhaltsamer.

Wird es auch in 15 Jahren noch Zeitungen geben?

Ich glaube nicht, dass die Zeitungen verschwinden werden. Ebenso wenig wie Bücher oder das Radio, denen einst ein ähnliches Schicksal prophezeit wurde. Letztendlich bleibt es ein physisches Erlebnis eine Zeitung oder ein Buch in den Händen zu halten auf dem Sofa zu liegen und sich eine Radiosendung anzuhören. Das ist eine ganz andere Sache! Die Leute wollen aber auch auf alternativen Wegen auf Inhalte zugreifen können. Wir müssen ihnen also all diese Wege eröffnen, soweit uns dies ökonomisch möglich ist. Für mich haben Zeitungen übrigens gute wirtschaftliche Zukunftsaussichten. Vorübergehend wird das Klima sehr rau sein, einige Titel werden zu kämpfen haben. Diejenigen, die überleben, werden in eine neue Phase eintreten, in der wir viel entspannter mit der Frage umgehen werden, was im Print aufbereitet wird und was besser für andere Medien.

Die Auflage Der Guardian erscheint mit einer täglichen Auflage von 380.000 gedruckten Exemplaren und wird weltweit gelesen.

Die Tradition Das 1821 in Manchester gegründete Blatt wendet sich an eine linksliberale Leserschaft. Es steht für unabhängigen Qualitätsjournalismus und anspruchsvolle Berichterstattung.

Innovation im Netz Der Guardian gilt als Vorreiter im Bereich des Online-Journalismus. Seit 2006 sind alle Artikel bereits vor dem Erscheinen der Printausgabe im Netz abrufbar. Heute ist der Online-Auftritt mit monatlich 27 Millionen Usern eine der meistgelesenen virtuellen Tageszeitungen der Welt. Nach dem 11. September 2001 etablierte sich der Guardian in den USA als Bush-kritische Alternative zu einheimischen Medien.

Colin Hughes ist Managing Director
im Vorstand der britischen Tageszeitung The Guardian.

Nur für kurze Zeit!

12 Monate lesen, nur 9 bezahlen

Geschrieben von

Freitag-Abo mit dem neuen Roman von Jakob Augstein Jetzt Ihr handsigniertes Exemplar sichern

Print

Erhalten Sie die Printausgabe zum rabattierten Preis inkl. dem Roman „Die Farbe des Feuers“.

Zur Print-Aktion

Digital

Lesen Sie den digitalen Freitag zum Vorteilspreis und entdecken Sie „Die Farbe des Feuers“.

Zur Digital-Aktion

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Unabhängiger und kritischer Journalismus braucht aber Unterstützung. Wir freuen uns daher, wenn Sie den Freitag abonnieren und dabei mithelfen, eine vielfältige Medienlandschaft zu erhalten. Dafür bedanken wir uns schon jetzt bei Ihnen!

Jetzt kostenlos testen

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden