Ästhetik und Moral

Literaturstreit Antwort auf Ulrich Greiners Aufsatz „Die deutsche Gesinnungsästhetik“ in der „Zeit“ vom 2.11.1990
Exklusiv für Abonnent:innen | Ausgabe 45/2015

Was im Frühsommer als „Christa-Wolf-Debatte“ durch die Feuilletons rauschte, ist mittlerweile zum „deutschen Literaturstreit“ avanciert. Jetzt geht es nicht mehr um die, die versuchten, im SED-Staat schreibend Einfluss zu nehmen, ohne ihr Ideal eines demokratischen, humanen Sozialismus aufzugeben. Jetzt ist der Ring freigegeben für die Abrechnung mit der engagierten Literatur der Bundesrepublik.

Was sich da abspielt, ist kein Gelehrtenstreit, sondern Weichenstellung für die Literatur im zukünftigen Deutschland. Mit der deutschen Teilung, so ist es landauf, landab zu hören, ist die Nachkriegszeit zu Ende gegangen. Die Deutschen betrachten sich wieder als ganz normales Volk, das seine Vergangenheitshypothek endlich abschütteln darf. Und au