Für den Caritas-Sprecher und Internet-Redakteur der katholischen Kirche im Oldenburger Land, Dietmar Kattinger, ist seine neueste Kreation eine „Wertevermittlung mit Augenzwinkern“, wie er gerne betont. Ab sofort kann im Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta für 19, 90 € die erste deutsche Katholiken-Krawatte geordert werden, mit weißen und zartgelben Schrägstreifen und zum dicken Ende hin mit dem Aufdruck „Gern katholisch“ versehen. Da das Textil die Farben des Vatikans trägt, sei der Herrenbinder eine waschechte „Krawatte der Katholischen Kirche“, wie Kattinger betont. Eine offizielle Anerkennung als Kirchenreliquie steht seitens der Deutschen Bischofskonferenz oder gar des Heiligen Stuhls allerdings noc
oder gar des Heiligen Stuhls allerdings noch aus.Die Idee zu der neuesten Werbeoffensive ist dem kirchlichen PR-Mann auf einer Reise nach Litauen gekommen. Dort gibt es nämlich schon schmucke Malteser-Krawatten. Kaum zurückgekehrt, ließ Kattinger eigens einen rot-weißen Caritas-Halsschmeichler designen. Über 800 Mal soll die original norddeutsche Wohltätigkeits-Textilie schon verkauft und am Hals von Caritas-Präsident Peter Neher sogar schon bis ins Bundeskanzleramt getragen worden sein. Nun gibt es also die gesamtkatholische Krawatte als tragbares Bekenntnis. Allerdings habe es auch schon innerkirchliche Kritik gegeben, wieso der Binder nicht gut ökumenisch den Aufdruck „Gerne christlich!“ trage, gibt Kattinger zu. Auf den Schlips getreten fühlt sich der Caritas-Mann bei der Frage, ob die Kirche sich mit dieser Aktion nicht zu sehr bei den Leuten anbiedere und wo die Grenzen klerikaler PR erreicht seien. Ob man dann nicht etwa auch Unterwäsche mit kirchlich-christlichen Motiven bedrucken könnte, unter dem Motto: Der Glaube geht durch die Waschmaschine. Da muss Kattinger tief durchatmen und hält etwa ein Papst-Konterfei auf Damenunterhosen für geschmacklos. Auf dem T-Shirt fände er es aber akzeptabel, wenn es ein Ausdruck der Freude wäre. Kirchenwerbung scheint also erlaubt, solange sie nicht unter die Gürtellinie geht - Mission im Weichspülgang sozusagen.Dabei ist Kattinger noch nicht einmal der erste spiritus rector crawattus ecclesiae germaniae. Bereits seit dem September 2006 bietet etwa die Württembergische Landeskirche einen eigenen evangelischen Kirchenschlips an, allerdings ohne Werbeslogan, eher dezent mit kleinen Kreuzen übersät. Damit würden die Pfarrer Flagge zeigen oder zu Kongressen gehen, heißt es aus der landeskirchlichen Pressestelle in Stuttgart. Allerdings ist das evangelische Pendant bis jetzt ein Ladenhüter, gerade einmal rund 250 Stück wurden seit Beginn des Verkaufs abgesetzt.Der Fundraising-Beauftragte der Evangelischen Kirche von Hannover, Pastor Paul Dalby, sieht in der neuesten katholischen Werbeoffensive aus Vechta keine Probleme oder gar eine unwürdige Anbiederung an den Zeitgeist. Auch in seiner Landeskirche gibt es ein eigenes Krawatten-Design. Bloß weil Mode-Label wie „Vive Maria“ christliche Symbolik auf Boxer Shorts und Ribbed Top drucken und damit in letzten Jahren sowohl für Aufsehen als auch für Protest verletzter religiöser Seelen gesorgt haben, müsse die Kirche sich nicht textiler Werbung enthalten. Zudem seien Jesus, Maria, Kreuz und Co. eben auch uralte Kultur-Motive, auf die die Kirchen heute kein Copyright besitzen würden. Haute Couture-Designer wie Donatella Versace, Christian Lacroix, Galliano oder Jean Paul Gaultier verwendeten in ihren letzten Kreationen verstärkt religiöse Versatzstücke wie etwa Priestersoutanen oder Heiligenbildchen. Allerdings hält Dalby den Hype um „sacro and holy chic“ schon wieder für abklingend.Kann man also kirchenferne, vor allem jüngere Menschen mit mehr oder weniger anzüglichen Kleidungsstücken für die christliche Botschaft interessieren? Von einem solchen Trend könne bei heutigen Jugendlichen gar keine Rede sein, meint Klaus Farin vom Archiv der Jugendkulturen aus Berlin. Natürlich würden junge Mädchen auch weiterhin wie früher Kettchen mit Kreuzanhänger tragen, aber das sei keine neue Modewelle oder gar bewusste Hinwendung zu mehr Kirchlichkeit. Genauso sei auch unter muslimischen Jugendlichen weiterhin die Gebetsperlenkette populär. Zwar gibt es etwa eine eigene Kollektion der Jesus Freaks, und im freikirchlichen Bereich gehen Armbändchen mit dem Aufdruck „Was würde Jesus sagen? wwjs“ von Hand zu Hand. Aber ein eigenes christliches Textil ist bislang bei der Jugend nicht zur heiß begehrten Mode oder zumindest zu einem Geheimtipp geworden und wird es wohl auf absehbare Zeit auch nicht werden. „Was fehlt, ist so etwas wie eine christliche Kultband, deren Insignien als christlich-religiöse Accessoires dann alsbald auf allen Schulhöfen zu finden wären“, schätzt der Jugendforscher. Den Sprung an die Spitze der Charts haben die kirchlichen PR-Experten bislang aber noch nicht geschafft.