Wie richtig leben? Die bescheidene Zufriedenheit unserer Eltern, sie hat kein Heim mehr, in meinen Kindern zum Beispiel. Die stehen schon mal der Staatsmacht gegenüber, die fahren auch zur „Wir haben es satt“-Demo nach Berlin. Mit dem Bummelzug. Ich setze viel Hoffnung in diese Generation. Meine eigene Generation sieht sich unversöhnt: „Du meinst, du kannst irgendwas ändern mit deinem Biowahn?“ Mein Vater fand es noch überkandidelt, wenn man Biolebensmittel einkaufte. Zu teuer. Die Bio-Kritiker meines Alters haben genug Geld für Denn’s und Co., aber sie schauen zynisch und fatalistisch auf jeden moralischen Lebensentwurf. Ihnen mangelt es an Glauben, und vielleicht haben sie ja recht?
Ich bin aufgewachsen mit Schweinen und Schafen, Gänsen, Hühnern, Enten und Karnickeln. Auch in der DDR fütterte man diese Tiere mit subventionierten Lebensmitteln. Dann schlachtete man sie und aß sie auf. Man nannte es Arbeit, und sie zahlte sich aus. Später wohnte ich auf dem Bauernhof der Familie meines Freundes. Da wurde Landwirtschaft in etwas größerem Maßstab betrieben, und auch sie lohnte sich. Die Grüne Woche 1990 war ein Ereignis, da standen wir vor einer monströsen Kuh. Was für eine Kuh! Wir dachten nicht: Wie schrecklich, die arme Kuh, nein, so was dachten wir damals nicht. Jetzt denke ich das. Jetzt denke ich über Züchtung nach, über Tierwohl, jetzt bin ich Vegetarierin. Ich frage mich jeden Tag, wie wir leben sollen, darüber streite ich mit Freunden und Fremden.
Im Rahmen der Grünen Woche war ich vor ein paar Tagen zu einer Diskussionsrunde in Berlin eingeladen, es ging um „Co-Dörfer“, das Projekt soll Städtern, die mobil arbeiten können, das Leben auf dem Dorf ermöglichen. Sie sehnen sich danach, die Großstadt zu verlassen, ein anderes, harmonischeres, natürlicheres Leben zu leben. Ich wohne jetzt in Hamburg, und auch ich sehne mich danach. Aber ich vergesse nicht, was ich in dem kleinen Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, vermisst habe. Ich weiß auch, wie viel Arbeit es kostet, ein Haus und ein Grundstück zu erhalten. Mag sein, dass diese Art der Arbeit einen ausgeglichener macht, aber die Welt hat sie nicht nötig. Es ist eben auch Egoismus, der die Menschen aus der Stadt aufs Land treibt. Weg vom Elend, weg von schlechter Luft und Lärm. Und wenn sie dann weg sind, verstopfen sie die Ausfallstraßen auf dem Weg ins grüne Heim. In der Stadt benötige ich kein Auto. Ich beanspruche nur wenig Lebensraum, verbrauche wenig Strom und Heizung. In einem Haus auf dem Land wäre das anders. Allerdings: Es gibt neue Lebensformen dort, ländliche Gemeinschaften, die auf Solidarität beruhen, auf Teilen, auf Bescheidenheit, auf Verzicht.
Verzicht ist alles. Aber sollen wir verzichten? Wer nötigt uns dazu? Nichts bringt die Leute mehr auf die Palme, als ihnen den Verzicht nahezulegen, habe ich festgestellt, man kann auch ein paar Grüne fragen. Unsere Gesellschaft ist nicht auf Verzicht angelegt. Verzicht verhindert Konsum, und Konsum schafft Wohlstand. Ökologische Landwirtschaft hat viel mit Verzicht zu tun, ständig ist von ihm die Rede. Wir verzichten auf chemische Düngung. Wir verzichten auf Pestizide. Wir verzichten auf das Kupieren von Schwänzen und Schnäbeln. Verzichtende sind es, diese Öko-Landwirte. Verzichten sogar auf Geld, denn sie haben weniger Ertrag pro Quadratmeter und bekommen also weniger Fördergelder von der EU. Damit sich dieser Anbau dann noch lohnt, kostet das Produkt mehr. Dieses „mehr“ bezahlt der Konsument, der dann seinerseits wieder auf etwas anderes verzichtet, damit er sich dieses „Bio“ leisten kann. Ich verzichte auf ein Auto, auf Flugreisen, auf Fleisch, auf Tomaten im Winter. „Das kann man sich ja nicht leisten“, sagen Leute, die einen BMW fahren, einen neuen. Die können sich biologische Lebensmittel nicht leisten. Ich kann mir den BMW nicht leisten. Und dann gibt es ja noch Leute, die können sich keinen BMW leisten, die können sich auch keine biologischen Lebensmittel leisten, die kommen kaum über die Runden, wenn sie beim Discounter einkaufen. Denen kann man kaum Verzicht predigen, oder?
60 Milliarden Euro verteilt die EU an Subventionen an die Landwirte. Der größte Teil geht an Großgrundbesitzer, selbst wenn sie im Großen und Ganzen gesellschaftlichen Schaden anrichten, weil sie nicht nur produzieren und versorgen, sondern auch zerstören. Die Umwelt zerstören. Da könnte man also auf eine Demo gehen und von Frau Klöckner fordern, dass sie sich in Brüssel für eine andere Verteilung der Subventionen einsetzt. Und dann wäre es natürlich noch besser, wenn wir für Kartoffeln das bezahlen könnten, was die Produktion von Kartoffeln nun mal kostet, plus einem Gewinn für den Landwirt, damit der von seiner Arbeit auch leben kann.
Und wenn man sich mit dem Thema globale Landwirtschaft einmal richtig beschäftigt, dann wird man vielleicht selbst zynisch, und dann glaubt man am Ende vielleicht sogar, dass es sinnlos ist, Biolebensmittel zu kaufen und auf Demonstrationen zu gehen. Und dann hielte man jede Art von moralischem Engagement einfach nur für pittoresk. Möglich. Aber so will ich nicht leben. So will ich nicht sein.
Kommentare 8
Für mich klingt das alles richtig und nachvollziehbar, was Sie schreiben. Vielleicht erreichen Sie so aber jene nicht, die das Empfinden haben, dass ihr Leben ohnehin schon genug Verzicht bedeutet, aber ich würde das auch noch mal von der anderen Seite aufziehen.
Denn öko usw. bedeutet für mich keineswegs nur Verzicht (wenn überhaupt), sondern in erster Linie Gewinn. Man braucht sich doch nur mal anzuschauen, woran der typische deutsche Mensch im fortgeschrittenen (teilweise auch jungen) Alter leidet. Sinnentleerung, Übergewicht und Schmerzen. Was dagegen hilft ist eigentlich immer dasselbe: Eine Aufgabe, im Sinne von: das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun, bessere Ernährung und Bewegung.
Ich bin seit 25 Jahren Vegetarier (obwohl ich Fleisch mag) und ernähre mich überwiegend, wenn auch nicht sklavisch, von Biofutter, das, je nach dem, sogar nicht einmal teurer sein muss. Mein Speiseplan hat dadurch eine radikale Erweiterung gefunden, über die ich heute sehr dankbar bin. Ich habe besser kochen gelernt, was inzwischen zu einem echten Hobby geworden ist. Einseitig habe ich mit vorher ernährt, wenngleich ich das zu der Zeit nicht empfunden habe, ich habe einfach gegessen, was mir schmeckte.
Mal das Auto stehen zu lassen und das Fahrrad zu benutzen oder zu Fuß zu gehen ist super, inzwischen längst ebenfalls ein Hobbys von mir geworden. Sogar mich dem Wetter auszusetzen, liebe ich usw., ist auch gut die Abwehrkräfte und wenn man mal Sonnenlicht live sieht, ist das auch kein Nachteil.
Inzwischen setzen auch Spitzenköche auf bio, aus Geschmacksgründen. Irgendwer schrieb neulich, Biowein würde er sicher nicht kaufen, das ist ein Ruf aus dem Tal der Ahnungslosen, denn immer mehr renommierte Winzer steigen auf bio um, nicht nur als Marketinggag, sondern weil dies die Möglichkeiten beim Ausbau deutlich erhöht, z.B. bei der Orange-Wine Schiene.
Da schießt man am Ende des Tages reihenweise Synergieeffekte, bei denen ein Bereich den anderen genauso positiv befeuert, wie es umgekehrt ist, denn wer sich fett und keuchend, mit Herzrasen und Gelenkschmerzen durch sein Leben schleppt und Pipi in den Augen hat, weil die Ärzte nicht mehr bereit sind die Schmerzmitteldosis weiter zu erhöhen (und dazu muss es erst mal kommen) und man irgendwann nicht mehr weiß, ob man vor Schmerzen depressiv geworden ist oder von seinen Depressionen Schmerzen bekommen hat, darum das Haus nicht mehr verlässt und Fressen und Social Media das Einzige sind, was geblieben ist … ja, für jene klingt es tatsächlich so, als wollten einem die durchgeknallten Ökospinner, nun auch noch den letzten Strohalm entreißen.
Aber ist es nicht oft ein bescheidenes Leben, an dessen Ablauf viele unbedingt festhalten wollen, ohne dass man das Gefühl hat, dass es ihnen damit sagenhaft gut geht? Man muss nicht an die Kinder in Afrika denken (schön, wenn man es dennoch tut), schon gar nicht an die Umwelt oder Natur (die braucht uns schlicht nicht, umgekehrt wird ein Schuh draus), nein, man muss und darf an sich denken.
Mit Ende 20, man sollte es nicht glauben, fühlen sich die meisten … richtig: einsam (statistisch). Wenn das weg geht, fangen die Krankheiten an, viele füllen ihre Leere mit Konsum, versuchen es zumindest. Die täglichen Pakete bei den reichen Damen, die Unterschicht betäubt ihr Leid gerne mit Essen und Medienkonsum. Ich würde es den Menschen durchaus zugestehen, an sich zu denken (Linke haben da immer Probleme) und gerade darum würde ich von Zeit zu Zeit raten, Bilanz zu ziehen und zu schauen, ob das alles in die Richtung geht, die ich mir mal vorgestellt habe.
Dabei kann man recht deutlich sich ändernde Bedürfnisse - ich will nicht mehr die Nächte in lauten Szeneschuppen durchsaufen - von Resignationen unterscheiden. Ich finde es auch absurd, das Leben ständig als ein Wegbrechen von Fähigkeiten und Möglichkeiten auszudeuten. Das geht nicht mehr, das kann ich nicht mehr wie früher usw. Ist doch ein absurder, einseitiger Mist. Vieles kommt wirklich dazu, gerade wenn man schreibt, denkt, man wird gelassener, weitsichtiger, empathischer, also ich kann dem viel abgewinnen, das ist für mich kein angestrengtes Schönreden von Defiziten.
Will sagen, was so aussieht, als werde es immer zerfaserter und kleinkarierter (Ach, erst soll ich dies noch machen, nun soll ich auch noch das tun, es nimmt kein Ende mit den Forderungen, reicht man den kleinen Finger ist der Arm weg) läuft irgendwann wieder zusammen und schließt die Teilnahme an kulturellen Angeboten ja nicht aus, sondern ein. Es macht immer mehr Spaß, wird zum Selbstläufer und hat sogar in Zweifel mehr Zeit und Energie für andere, als jene, die ständig meinen, das ganz große Rad zu drehen.
„Die bescheidene Zufriedenheit unserer Eltern, sie hat kein Heim mehr“, kann sein, aber ich erinnere mich gut und gerne an die bescheidene Zufriedenheit meiner Großmutter, die zwei Weltkriege erlebte, schwere Erkrankungen und Hunger inklusive, die zum erste Mal im Alter irgendwo jenseits der 60 in den Urlaub fuhr und das auch nicht sehr oft, die bescheiden lebte und sich bis zu ihrem Lebensende über kleine Dinge freuen konnte, wie die Vögel, „die liebe Sonne“ und Kinder. Ihr Leben entsprach sicher nicht dem einer selbstbestimmten, emanzipierten Frau (schon, weil sie noch im Kaiserreich geboren wurde), aber ob es unglücklicher war, als das vieler Menschen, die heute ein „freieres“ Leben leben, weiß ich auch nicht.
War wohl hüben wie drüben sehr ähnlich und, letzte Bemerkung, ja, die Landwirtschaftspolitik ist ein einziges Fiasko, schon fast traditionell.
In der ganzen Debatte um "Nachhaltigkeit", "Bio", "Umwelt(schutz)" usw. fällt mir immer wieder eines auf. Die Wortwahl der jenigen, die für all diese wirklich guten Punkte, argumentieren. Es fällt, wie auch in dem Artikel und bei deinem(?)/Ihren(?) Kommentar immer wieder das Wort "Verzicht". Und mit diesem sehr negativ Konnotierten Wort lässt sich bei den Meisten einfach nichts positives Erreichen. Denn was suggeriert dieses Wort?! Einen 'Mangel', der wiederum 'Unbehagen' aus löst. Und wir wissen ja alle, der Mensch stebt nach der Bedürfnissbefriedigung. Das wusste Freud, dass hat Lacan und so viele Andere untersucht, erdacht, analysiert.
Argumentiert man also mit dem "Verzicht" gegenüber jemanden, der nicht wie die Autorin oder 'wir', eine vermutlich Jahrelange 'geistigen Transformation' im Sinne einer bewussten und auch aus der Freiwilligkeit heraus geborenen Geistes- und Lebenshaltung kommt, der wird auf taube Ohren stoßen. Menschen die sich zeitlebens nie oder kaum mit diesen Aspekten aus vollstem Herzen heraus beschäftigt haben, werden den 'Verzicht' immer als 'Mangel' fühlen, als etwas, dass von 'denen da oben' meine (da wären wir wieder) persönliche Freiheit der Lebensgestaltung einschränken (wollen). Veränderungen passieren langsam, und die jenigen die sich mit diesen Themen nicht beschäftigen, sollten auch behutsam darauf vorbereitet werden. In dem man Vorteile ins Feld führt (wie ja schon erwähnt wurde: Radfahren - frische Luft, Vegetarische Ernährung - größeres Speisenangebot usw.) Und nicht die 'Moralkeule' schwingen. Einige werden dann von selber drauf kommen, andere warscheinlich nie. Aber das macht ja eine diverse Gesellschaft aus.
Ein weiterer Aspekt den ich immer wieder durchdenke, auf 'Deutschland' bezogen, ist auch das Thema "Trauma". Die Großeltern/Elterngeneration hat durch den Krieg verschiedene Trauma entwickelt: Hunger, Mangel usw. So weit ich weiß, können Trauma bis zu 3 oder 4 Generationen vererbt werden. Es ist also kein Wunder, dass gerade die deutsche Gesellschaft deren Demographie ja nun mal zeigt dass diese Generation in der Mehrheit ist, sich so wehement gegen den gefühlten persönlichen 'Verzicht' zu Gunsten eines 'höheren', 'nicht habtischen' Zieles wehrt. Die nach dem Krieg durch Wirtschaftsaufschwung, im Westen mehr im Osten weniger, reichhaltigeren und vielfältigeren Nahrungs-Über- Angebot wurde von der 'Mangelgenration' gerne angenommen. Wer vorher nichts hatte, schlägt sich nun mal den Bauch voll. Und dieses Verhalten des Überessens (was ich durchaus nachvollziehen kann) wurde eben an die Kinder weiter gegeben.
Das sieht man auch am Konsumverhalten. Es ist nicht nur die 'Leere' die gefüllt werden möchte, sondern auch erlerntes/ vererbtes Verhalten. 'Der Deutsche' kauft im Schnitt zu viel Nahrungsmittel ein, die er dann wieder weg schmeißt. Da sitzt eine Urangst, bedingt durch die vorherige Generation, in den Knochen nicht genügend Nahrung zur verfügung zu haben. Das sehe ich auch immer vor Feiertagen. (Ich arbeite als Verkäuferin im Lebensmittel-Einzelhandel). Es wird eingekauft, gehortet, gehamstert, als würde nie wieder danach ein Supermarkt auf haben.... Eine Art 'Doomsday'. Und das auch, wenn wirklich nur ein einziger Feiertag bevor steht.
Die Gesellschaft an sich müsste also erstmal erkennen, dass sie ein Trauma hat um dann letzendlich diese Muster aufzulösen. Das wird sehr schwer bis unmöglich, da auch die Lobby immer mehr Öl in das Feuer der Angst vor dem Mangel kippt. Und leider sitzen in Politik und Vorständen nun mal - entschuldigt bitte das Wort - alte, weiße Dinosaurier aus eben der schon beschriebenen Generation die absolut keinen nachhaltigen Fortschritt wollen und geistig in den 70ern stehen geblieben sind.
"Aber ist es nicht oft ein bescheidenes Leben, an dessen Ablauf viele unbedingt festhalten wollen, ohne dass man das Gefühl hat, dass es ihnen damit sagenhaft gut geht? Man muss nicht an die Kinder in Afrika denken (schön, wenn man es dennoch tut), schon gar nicht an die Umwelt oder Natur (die braucht uns schlicht nicht, umgekehrt wird ein Schuh draus), nein, man muss und darf an sich denken."
Dieses Argument finde ich wirklich schön. Denn das wird einfach zu wenig in den Fokus der ganzen Debatte gerückt, wenn nicht sogar (absichtlich?) 'Vergessen' oder 'Untergraben'. Der Nachhaltigkeitsgedanke fängt bei sich selbst an. Was ich jetzt Esse, hat auswirkungen auf meine persönliche Zukunft. Gesundheitlich, geistig wie psychisch. Aber dafür muss man auch Zeit haben über sich nach zu denken. Viele haben das nicht, können es nicht - weil nie erlernt. Einige müssen es dann irgendwann, wenn die Rechnung kommt. Das durfte ich selber auch schon erfahren und auch in meinem Umfeld beobachten.
"läuft irgendwann wieder zusammen und schließt die Teilnahme an kulturellen Angeboten ja nicht aus, sondern ein. Es macht immer mehr Spaß, wird zum Selbstläufer und hat sogar in Zweifel mehr Zeit und Energie für andere, als jene, die ständig meinen, das ganz große Rad zu drehen."
Das sehe ich auch so. Ich habe keinen Führerschein - bewusst. Und bin lange - jeden Tag- 30 km zum Arbeitsplatz mit dem Fahrrad gefahren. Dadurch habe ich für mich so viel mehrwert gewonnen, im Freundeskreis haben sich dann immer mehr ein Fahrrad geholt und wir haben zusammen Touren gemacht/machen es noch. Das ist so viel bereichernder. Und vor allem: der gesundheitliche Faktor ist einfach höher. Viele meiner ehem. Kollegen aber auch mein Chef und meine Chefin konnten das einfach nicht verstehen warum ein "junger Mensch" keinen Führerschein macht und lieber einen längeren Weg (mit den öffentlichen im Winter oder bei Regen) in Kauf nimmt. Es wurde argumentiert mit "Man muss doch einen machen! Wenn du später Familie hast, wie bringst du deine Kinder dort und dort hin? Einkaufen ist doch so umständlich mit dem Fahrrad! Und denk doch nur mal, wenn du Alt bist, dann bist du gar nicht mehr Mobil, wie willst du dann den Arzttermin usw. wahrnehmen?!" - Das man aber durch viel Bewegung im Alter dann vielleicht nicht so eingeschränkt ist, bedenken viele halt nicht. - Aber auch hier: Das alles habe ich für mich "freiwillig" gemacht, für mein Umfeld dort wäre es ein Verzicht, wenn ihnen von heute auf morgen das Auto weggenommen würde. Aber durch das 'Vorleben', ohne gängeln, hatt sich sogar meine Chefin ein Fahrrad geholt und hat angefangen in ihrer Freizeit zu fahren... . Ein schöner Erfolg wie ich finde :)
Und zu guter letzt:
"Mein Vater fand es noch überkandidelt, wenn man Biolebensmittel einkaufte. Zu teuer. Die Bio-Kritiker meines Alters haben genug Geld für Denn’s und Co., aber sie schauen zynisch und fatalistisch auf jeden moralischen Lebensentwurf. Ihnen mangelt es an Glauben, und vielleicht haben sie ja recht?"
Nein, es hat nichts mit "Glauben" zu tun, sondern mit "der Deutschen" grundhaltung gegenüber Lebensmitteln. In keinem Land der EU sind Nahrungsmittel so günstig wie hier. Sogar polinsche und tschechische Köche fahren zum Einkaufen nach Deutschland, weil es hier Günstiger ist. In den Grenzregionen zur Schweiz ist es das selbe. 'All-you-can-eat' Restaurants (wenn man die so nennen kann) und Aktionen sind so bezeichnend für die Art wie wir hier über Nahrung denken - und wie wir mit ihr umgehen. Die wenigsten sehen nicht was Lebensmittel sind, nämlich 'Mittel zum Leben' oder "Waren um überhaupt Leben zu können". Wir schauen darauf das unsere Haustiere artgerechte Nahrung bekommen - aber das auch wir artgerechte Nahrung benötigen wird immer wieder außer Acht gelassen.
„Es fällt, wie auch in dem Artikel und bei deinem(?)/Ihren(?) Kommentar immer wieder das Wort "Verzicht". Und mit diesem sehr negativ Konnotierten Wort lässt sich bei den Meisten einfach nichts positives Erreichen.“
Wir können gerne Du sagen. Den Begriff des Verzichts etwas ins rechte Licht zu rücken, ist aber nun doch die Metabotschaft meines ganzen Kommentars!?! Insofern rennst Du bei mir natürlich offene Türen ein.
„Wer vorher nichts hatte, schlägt sich nun mal den Bauch voll. Und dieses Verhalten des Überessens (was ich durchaus nachvollziehen kann) wurde eben an die Kinder weiter gegeben.“
Ach, da gibt es immer zig Theorien zu, die von der Steinzeit über die Kriegszeit, bis in die Gegenwart reichen, es stimmt vermutlich alles ein wenig. Es ist auch immer leicht gesagt, die wahren Bedürfnisse auszubuddeln (denn welche sind das?), nur ist es mehr als ein semantisches Umschichten, wenn man tatsächlich auch mal auf die Menge an Vorteilen hinweist, die eine Veränderung häufig bedeutet.
„Das sehe ich auch immer vor Feiertagen. (Ich arbeite als Verkäuferin im Lebensmittel-Einzelhandel). Es wird eingekauft, gehortet, gehamstert, als würde nie wieder danach ein Supermarkt auf haben.... Eine Art 'Doomsday'. Und das auch, wenn wirklich nur ein einziger Feiertag bevor steht.“
Jou, das kann ich bestätigen, ich bin auch immer überrascht darüber.
„Die Gesellschaft an sich müsste also erstmal erkennen, dass sie ein Trauma hat um dann letzendlich diese Muster aufzulösen.“
Verbeiß' Dich da mal nicht rein, Theorien gibt es viele, Papier ist geduldig und jeder, der ein Buch geschrieben hat, meint immer damit gleich die ganze Welt erklären zu müssen, zumal Trauma obendrein einer der breit gelatschtesten Begriffe der Psychologie ist, der fast schon routinemäßig falsch, weil viel zu breit angewendet wird. Geiselnahmen, Kriegserlebnisse, Missbrauch, sowas sind Traumata, das meiste andere nicht. Ich kenne genügend Menschen, die nach dem Krieg Hunger leiden mussten und keineswegs prassen.
„Und leider sitzen in Politik und Vorständen nun mal - entschuldigt bitte das Wort - alte, weiße Dinosaurier aus eben der schon beschriebenen Generation die absolut keinen nachhaltigen Fortschritt wollen und geistig in den 70ern stehen geblieben sind.“
Auch da muss ich Dich leider enttäuschen, ich bin kein Freund des Bashings alter, weißer Männer, da ich das einfach für eine Mischung aus Rassismus und Sexismus halte, warum da alle so begeistert von sind, entzieht sich mir völlig. Endlich mal schön hassen, wo das doch sonst nur die Rechten dürfen?
„Der Nachhaltigkeitsgedanke fängt bei sich selbst an.“
Ja, und man ist kein schlechterer Mensch, dem alle anderen egal sind, wenn man nicht ums Überleben kämpft. Vom Arzt erwartet wir doch auch nicht, dass er blutet, damit er uns behandeln darf. Der Psychotherapeut sollte auch nicht weinend zusammenbrechen.
„Das sehe ich auch so. Ich habe keinen Führerschein - bewusst. Und bin lange - jeden Tag- 30 km zum Arbeitsplatz mit dem Fahrrad gefahren. Dadurch habe ich für mich so viel mehrwert gewonnen, im Freundeskreis haben sich dann immer mehr ein Fahrrad geholt und wir haben zusammen Touren gemacht/machen es noch. Das ist so viel bereichernder. Und vor allem: der gesundheitliche Faktor ist einfach höher.“
Ja, viele fahren mit dem Auto zur Arbeit, benutzen dort den Fahrstuhl und abends gehen sie dann im Fitnessstudio auf Rad und den Stepper. Kardiotraining.
„Viele meiner ehem. Kollegen aber auch mein Chef und meine Chefin konnten das einfach nicht verstehen warum ein "junger Mensch" keinen Führerschein macht und lieber einen längeren Weg (mit den öffentlichen im Winter oder bei Regen) in Kauf nimmt. Es wurde argumentiert mit "Man muss doch einen machen!“
Das ist glaube ich echte ne Generationenfrage. Je jünger, desto Smartphone, desto weniger Auto. Mich hat man führerscheintechnisch auch zum Jagen getragen, aber ich fahre tatsächlich ganz gerne, habe aber nie so eine erotische Beziehung zum Auto aufbauen können, wie viele das haben.
„Das man aber durch viel Bewegung im Alter dann vielleicht nicht so eingeschränkt ist, bedenken viele halt nicht.“
Genau. Die Menschen tun oft nur, was ihnen gut tut, wenn es der Arzt verordnet. Dann erleben sie es oft als eine lästige Pflicht und sträuben sich wieder. Nur Pillen fressen viele gerne, verstehe das wer will.
„Aber auch hier: Das alles habe ich für mich "freiwillig" gemacht, für mein Umfeld dort wäre es ein Verzicht, wenn ihnen von heute auf morgen das Auto weggenommen würde. Aber durch das 'Vorleben', ohne gängeln, hatt sich sogar meine Chefin ein Fahrrad geholt und hat angefangen in ihrer Freizeit zu fahren... . Ein schöner Erfolg wie ich finde :)“
Ja, super, so stelle ich mir das vor. Eine als gutes Vorbild reicht oft.
„Nein, es hat nichts mit "Glauben" zu tun, sondern mit "der Deutschen" grundhaltung gegenüber Lebensmitteln. In keinem Land der EU sind Nahrungsmittel so günstig wie hier. Sogar polinsche und tschechische Köche fahren zum Einkaufen nach Deutschland, weil es hier Günstiger ist. In den Grenzregionen zur Schweiz ist es das selbe. 'All-you-can-eat' Restaurants (wenn man die so nennen kann) und Aktionen sind so bezeichnend für die Art wie wir hier über Nahrung denken - und wie wir mit ihr umgehen. Die wenigsten sehen nicht was Lebensmittel sind, nämlich 'Mittel zum Leben' oder "Waren um überhaupt Leben zu können". Wir schauen darauf das unsere Haustiere artgerechte Nahrung bekommen - aber das auch wir artgerechte Nahrung benötigen wird immer wieder außer Acht gelassen.“
Bingo!
"Verbeiß' Dich da mal nicht rein, Theorien gibt es viele, Papier ist geduldig und jeder, der ein Buch geschrieben hat, meint immer damit gleich die ganze Welt erklären zu müssen, "
Natürlich, es ist wie du sagst, von allem ein bisschen. Aber dennoch gefällt mir diese Theorie doch von allen am Besten. Weil sie mir auch ein bisschen Hoffnung macht, dass die Gesellschaft irgendwo doch nicht so sehr was für ihr verhalten kann.
"Das ist glaube ich echte ne Generationenfrage. Je jünger, desto Smartphone, "
Konnte ich bisher nicht so beobachten. Ich kenne keinen Gleichaltrigen/-altrige die keinen Führerschein hat - und in der Generation ab 18, auch nicht. Liegt aber vielleicht auch am Bundesland, zwischen München und Stuttgart muss man ja fast schon dem industriellen Aushängeschild der beiden Länder fröhnen.
" Nur Pillen fressen viele gerne, verstehe das wer will."
Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Aber vielleicht hilft ja die Pille, keine Verantwortung für sich tragen zu müssen. Wenns nicht klappt mit dem Gesund werden, wars halt der Arzt oder eben die Tablette - ist dann zwar blöd gelaufen, aber "was kann ich denn dafür?". Verantwortung an höhere Distanzen abzugeben scheint mir durch die Geschichte hindurch ein hervorragendes Paradebeispiel für 'den Deutschen'. Natürlich sehr stark veralgemeinert.
Vielleicht liegt es aber auch an der nicht vorhandenen, oder nur sehr langsam vorankommenden, Sensibilisierung für diese Themen - außerhalb der Instagramm-super-healthy-Fitness-Community. Was bisher über gesunde, artgerechte Nahrung verbreitet wird, hat eher mit einem Leistungsgedanken zu tun - mehr Muskeln, mehr Hintern, weniger Körperfett usw. - als mit einem ganzheitllichen Konzept. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich das auch ändert, und einige Sachen auch in der breiten Bevölkerung anklang finden werden.
Was mich auch an Ratgebern für gesunde Ernährung (ob in Zeitschriften, Internet, Tv-Beiträge...) so stört, ist oft der zusammenhang von (als Paradebeispiel) 'Krebs' und Ernährung. Auch hier wird immer irgendwo eine innere Angst evoziert, ganz unterschwellig. Anstatt gesundes Essen mit Genuss zu konnotieren, wird es mit "Krankheit" in verbindung gebracht. Auch wenn die Artikel augenscheinlich ja eine Prävention darstellen "wollen". Das ist wie mit dem schon disktuierten 'Verzicht'.
"Auch da muss ich Dich leider enttäuschen, ich bin kein Freund des Bashings alter, weißer Männer, da ich das einfach für eine Mischung aus Rassismus und Sexismus halte, warum da alle so begeistert von sind, entzieht sich mir völlig. Endlich mal schön hassen, wo das doch sonst nur die Rechten dürfen?"
Ich habe der Bequemlichkeit halber natürlich nicht Dinosaurier*innen geschrieben. Stört für mich den Lesefluss. Ich beziehe mich natürlich auf alle weißen Dinosaurier der Gesellschaft, männlich, weiblich und mit vielen Buchstaben und Sternchen.
"Verbeiß' Dich da mal nicht rein, Theorien gibt es viele, Papier ist geduldig und jeder, der ein Buch geschrieben hat, meint immer damit gleich die ganze Welt erklären zu müssen, "
Natürlich, es ist wie du sagst, von allem ein bisschen. Aber dennoch gefällt mir diese Theorie doch von allen am Besten. Weil sie mir auch ein bisschen Hoffnung macht, dass die Gesellschaft irgendwo doch nicht so sehr was für ihr verhalten kann.
"Das ist glaube ich echte ne Generationenfrage. Je jünger, desto Smartphone, "
Konnte ich bisher nicht so beobachten. Ich kenne keinen Gleichaltrigen/-altrige die keinen Führerschein hat - und in der Generation ab 18, auch nicht. Liegt aber vielleicht auch am Bundesland, zwischen München und Stuttgart muss man ja fast schon dem industriellen Aushängeschild der beiden Länder fröhnen.
" Nur Pillen fressen viele gerne, verstehe das wer will."
Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Aber vielleicht hilft ja die Pille, keine Verantwortung für sich tragen zu müssen. Wenns nicht klappt mit dem Gesund werden, wars halt der Arzt oder eben die Tablette - ist dann zwar blöd gelaufen, aber "was kann ich denn dafür?". Verantwortung an höhere Distanzen abzugeben scheint mir durch die Geschichte hindurch ein hervorragendes Paradebeispiel für 'den Deutschen'. Natürlich sehr stark veralgemeinert.
Vielleicht liegt es aber auch an der nicht vorhandenen, oder nur sehr langsam vorankommenden, Sensibilisierung für diese Themen - außerhalb der Instagramm-super-healthy-Fitness-Community. Was bisher über gesunde, artgerechte Nahrung verbreitet wird, hat eher mit einem Leistungsgedanken zu tun - mehr Muskeln, mehr Hintern, weniger Körperfett usw. - als mit einem ganzheitllichen Konzept. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich das auch ändert, und einige Sachen auch in der breiten Bevölkerung anklang finden werden.
Was mich auch an Ratgebern für gesunde Ernährung (ob in Zeitschriften, Internet, Tv-Beiträge...) so stört, ist oft der zusammenhang von (als Paradebeispiel) 'Krebs' und Ernährung. Auch hier wird immer irgendwo eine innere Angst evoziert, ganz unterschwellig. Anstatt gesundes Essen mit Genuss zu konnotieren, wird es mit "Krankheit" in verbindung gebracht. Auch wenn die Artikel augenscheinlich ja eine Prävention darstellen "wollen". Das ist wie mit dem schon disktuierten 'Verzicht'.
"Auch da muss ich Dich leider enttäuschen, ich bin kein Freund des Bashings alter, weißer Männer, da ich das einfach für eine Mischung aus Rassismus und Sexismus halte, warum da alle so begeistert von sind, entzieht sich mir völlig. Endlich mal schön hassen, wo das doch sonst nur die Rechten dürfen?"
Ich habe der Bequemlichkeit halber natürlich nicht Dinosaurier*innen geschrieben. Stört für mich den Lesefluss. Ich beziehe mich natürlich auf alle weißen Dinosaurier der Gesellschaft, männlich, weiblich und mit vielen Buchstaben und Sternchen.
„Aber dennoch gefällt mir diese Theorie doch von allen am Besten. Weil sie mir auch ein bisschen Hoffnung macht, dass die Gesellschaft irgendwo doch nicht so sehr was für ihr verhalten kann.“
Nur kann das Kriterium für die Güte einer Theorie nicht sein, ob sie uns gut gefällt.
Nebenbei wäre es alles andere als toll, wenn niemand was dafür kann, was er tut, dann wäre nämlich eine Verhaltensänderung von vorn herein nicht möglich, eben weil man gar nicht anders kann. Deine gesamte sonstige Argumentation weist aber in eine andere Richtung, die m.E. viel besser und stimmiger ist.
„Konnte ich bisher nicht so beobachten. Ich kenne keinen Gleichaltrigen/-altrige die keinen Führerschein hat - und in der Generation ab 18, auch nicht. Liegt aber vielleicht auch am Bundesland, zwischen München und Stuttgart muss man ja fast schon dem industriellen Aushängeschild der beiden Länder fröhnen.“
Kann gut sein. Allgemein höre und lese ich immer wieder, „der Jugend“ sei Mobilität wichtig, aber nicht das eigene Auto.
„Verantwortung an höhere Distanzen abzugeben scheint mir durch die Geschichte hindurch ein hervorragendes Paradebeispiel für 'den Deutschen'. Natürlich sehr stark veralgemeinert.“
Und für viele Linke. Es kann einfach nicht alles solidarisch gelöst werden und die Entscheidung, etwas anders zu machen als „von oben“ vorgeschrieben, geht oft noch, weil es ja gegen „die da oben“ richtet, aber dann wirklich was aus seinem Leben zu machen, im Sinne einer eigenen Entscheidung, einer eigenen Verantwortung (ganz böses Wort in linken Ohren), das scheint irgendwie unmöglich. Statt dessen singt man den traurigen Opfer-Blues, anstatt wenigstens an den Stellen anzufangen, wo man es am besten könnte, auch ohne, dass man vorher demonstrieren geht oder daraus ein ganz große Politikum macht, nämlich indem man einfach anders isst, sich mehr bewegt, sich anders im Umgang mit anderen verhält, aber nein, zu einer guten linken Erzählung gehört stets das Pendeln zwischen ohnmächitger Wut und Depression. Aber das gilt alles als zynisch und herzlos: „Empört euch“, zündet ein paar Autos an, aber glaubt nicht, dass ihr irgendetwas ändert könnt. Der Zug ist immer schon abgefahren, schön wäre es gewesen, aber leider zu spät. Diese larmoyante Daueraggression hat mich nie begeistert.
„Was bisher über gesunde, artgerechte Nahrung verbreitet wird, hat eher mit einem Leistungsgedanken zu tun - mehr Muskeln, mehr Hintern, weniger Körperfett usw. - als mit einem ganzheitllichen Konzept.“
Absolut richtig.
„Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich das auch ändert, und einige Sachen auch in der breiten Bevölkerung anklang finden werden.“
Ist auch nicht ganz unwichtig. Mangelnde Bildung und Intelligenz ist ein Hauptrisikofaktor für Diabetes und das ist eine Krankheit, die unendlich viele Folgerkrankungen im Schlepptau hat, keine davon ist schön.
„Was mich auch an Ratgebern für gesunde Ernährung (ob in Zeitschriften, Internet, Tv-Beiträge...) so stört, ist oft der zusammenhang von (als Paradebeispiel) 'Krebs' und Ernährung. Auch hier wird immer irgendwo eine innere Angst evoziert, ganz unterschwellig. Anstatt gesundes Essen mit Genuss zu konnotieren, wird es mit "Krankheit" in verbindung gebracht. Auch wenn die Artikel augenscheinlich ja eine Prävention darstellen "wollen". Das ist wie mit dem schon disktuierten 'Verzicht'.“
Das ist auch das Motiv vieler Ökos aus Angst. Angst um die eigene Gesundheit, geschürt, durch z.B. diese Zusammenhänge, was alles passiert, wenn man nicht vollwertig und giftfrei isst. Ein sehr spezieller Menschenschlag, wie alle oft Täter und Opfer in einem.
Ich würde es genau so machen, wie Du es sagst und praktizierst, nämlich sagen, dass, wer ein lebenswertes Leben führen will, lernen sollte, das Leben zu genießen. Michael Jäger ist eine Lehrbuchformulierung gelungen: „Zum guten Leben gehört der Genuss, zum Genuss die Genussfähigkeit, zu den Genüssen der Kunstgenuss. Genießen aber ist nicht Konsumieren.“ Was er für die Kunst schreibt, kann man 1 zu 1 auf andere Bereiche übertragen und vom Geist des Genießers sollte man sich dabei leiten lassen, nicht von dem des Angsthasen, der erst Schadstoffe und Umweltgifte vermeidet und dann recht schnell auch das Leben selbst. Das ist die andere Seite der Selbstoptimierer, die Angsthasen, denen Welt stets und überall bedrohlich vorkommt.
„Ich habe der Bequemlichkeit halber natürlich nicht Dinosaurier*innen geschrieben. Stört für mich den Lesefluss. Ich beziehe mich natürlich auf alle weißen Dinosaurier der Gesellschaft, männlich, weiblich und mit vielen Buchstaben und Sternchen.“
So meine ich das aber nicht. Ich bin nicht beleidigt, weil ich zufällig ein älterer weißer Mann bin, sondern mich stört tatsächlich, dass es ein rassistisches Motiv ist. Jemanden aufgrund seiner Hautfarbe abzuwerten ist nun mal Rassismus, egal welche Hautfarbe man dann einsetzt.
Nenn die meinetwegen konservative Drecksäcke oder ignorante Angsthasen, aber wer gegen Rassismus und Sexismus ist, sollte nicht rassistisch und sexistsich argumentieren. Das war mehr ein Ruf an die Allgemeinheit, als an Dich, weil ich Dir nicht unterstelle da sonderlich engstirnig zu sein (im Gegenteil, es macht Spaß, sich mit Dir auszutauschen), aber gerade darum, mein bittender Appell, Dir das am besten gar nicht erst anzugewöhnen. Hart diskutieren kann man dennoch, sollte man auch. Unter anderem gegen die weinerliche Trantütigkeit vieler Linker, denen ich dann unterstelle, recht schnell gar nicht mehr nach Lösungen zu suchen, die – au weia – dann auch noch schnell umzusetzen wären, statt dessen, oft genug nur noch nach Ausreden. Darum können Linke auch (entgegen dem Klischee) oft so schlecht mit Grünen, die wollen noch was bewegen und freuen sich über jedes Windrad und jede Biomöhre. Viele Linke wolle sich ihre schlechte Laune nicht nehmen lassen, ihnen ist es wichtig, dass alles schon zu spät, alles Konkrete viel zu klein, jeder Einzelne viele zu unbedeutend wäre und träumen vom Aufstand der Massen und Verboten. Ist ja auch gerecht: Wenn alle depressiv und aggro sind, singen wir rote Revolutionslieder und liegen uns, unser Schicksal gemeinsam beweinend, schluchzend in den Armen. Ach was war das alles scheiße, aber wenigstens gehen wir gemeinsam unter. Pathologische Heterarchie nennt Wilber das, das Pendant zu pathologischen Hierarchie.
Da habe ich mich im Bezug auf die Theorie nicht so genau Ausgedrückt. Sie weckt in mir die Hoffnung, dass die Gesellschaft dadurch (oder Teile von ihr), das Trauma erkennen werden /können - somit ihr Fehverhalten - und aufgrunddessen eine Bedeutungsverschiebung eher und leichter stattfinden kann.. . Denn Trauma ist ja, zumindest Teilweise, Therapierbar. Und das Verhalten aufgrund des Traumas, ist im Grunde nicht tatsächlich gewollt sondern nur eine Form der Reaktion.
"Und für viele Linke. Es kann einfach nicht alles solidarisch gelöst werden und die Entscheidung, etwas anders zu machen als „von oben“ vorgeschrieben, geht oft noch, weil es ja gegen „die da oben“ richtet, aber dann wirklich was aus seinem Leben zu machen, im Sinne einer eigenen Entscheidung, einer eigenen Verantwortung (ganz böses Wort in linken Ohren), das scheint irgendwie unmöglich. Statt dessen singt man den traurigen Opfer-Blues, anstatt wenigstens an den Stellen anzufangen, wo man es am besten könnte, auch ohne, dass man vorher demonstrieren geht oder daraus ein ganz große Politikum macht, nämlich indem man einfach anders isst, sich mehr bewegt, sich anders im Umgang mit anderen verhält, aber nein, zu einer guten linken Erzählung gehört stets das Pendeln zwischen ohnmächitger Wut und Depression. Aber das gilt alles als zynisch und herzlos: „Empört euch“, zündet ein paar Autos an, aber glaubt nicht, dass ihr irgendetwas ändert könnt. Der Zug ist immer schon abgefahren, schön wäre es gewesen, aber leider zu spät. Diese larmoyante Daueraggression hat mich nie begeistert."
So empfinde ich das auch zum Teil. Wobei einige gute solidarische Projekte (z.b. die solid. Landwirtschaft) ja aus diesem Gedanken geboren werden, oder einige Komunen/ Höfe mit biologisch-dynamischer Erzeugung auch in dieses Spektrum fallen, konnte ich eher eine "Tatenlosigkeit" bei den Linken (nicht speziell die Partei, eher die Gesinnung) beobachten. (Zumindest hier, wo ich wohne). Da wird erstmal Diskutiert, dann - aber das ist auch schon eher die Außnahme - abgestimmt. Prozesse und Entscheidungen ziehen sich so lange hin, bis man es einfach wieder vom Tisch nimmt oder das Thema gar nicht mehr Aktuell ist.
Aber ja, die 'Opferrolle' ist eine wunderbare 'linke Erzählung' (das hast du wirklich schön geschrieben), wenn nicht sogar der moderne Mythos dieser Bewegung. Bei all diesen negativen Gefühlen, und Gedanken kann gar nichts gutes bei heraus kommen. Geschweige denn eine Form der Selbstverantwortung. Die destruktivität macht einfach krank, den einzelenen als auch Bewegungen. Sie lähmt und das schlimme an allem: die Angst greift um sich. Aber anstatt das in eine konstruktive Bahn zu lenken um Prozesse in Gang zu bringen, ist es wie du sagst: Es wird erstmal drauf gehauen, später kann man ja schauen was man aus den Scherben noch so basteln kann.
"Ist auch nicht ganz unwichtig. Mangelnde Bildung und Intelligenz ist ein Hauptrisikofaktor für Diabetes und das ist eine Krankheit, die unendlich viele Folgerkrankungen im Schlepptau hat, keine davon ist schön."
Definitiv. Wobei ich mir doch oft die Frage stelle, warum immer noch so wenig darauf geachtet wird. Wo es doch zum "Allgemeinwissen" gehört? Selbst in der Schule stehen doch einige solcher Dinge auf dem Lehrplan. Aber vielleicht hatte ich einfach nur Glück mit meiner Schule.
"Das ist auch das Motiv vieler Ökos aus Angst. Angst um die eigene Gesundheit, geschürt, durch z.B. diese Zusammenhänge, was alles passiert, wenn man nicht vollwertig und giftfrei isst. Ein sehr spezieller Menschenschlag, wie alle oft Täter und Opfer in einem."
Ja, dafür hat sich sogar schon eine Diagnose etabliert: Orthorexie. Der Zwang zum gesunden Essen.
Bei aller liebe dafür, spielen aber auch gerade die Bio-Lables und vertreibenden Firmen mit dem gesundheitsgedanken in der Bio-Branche. Viele Eltern kaufen ihren Kindern statt "Fruchtzwerge" eben die "Bio-Zwerge". Ist ja Bio. Kann ja nicht so ungesund sein.
Dieser Zwang und die Angst der Ökos mindert meiner Meinung nach den Faktor an Gesundheit beim Essen. Die Suggestion sollte man nicht unterschätzen. Man kann sich durchaus krank denken. Nicht zu vergessen die mich oft störenden "Bio-Tomaten" oder "Bio-Auberginen" aus Spanien, Israel, Peru usw. . Da wird oft ohne Nachzudenken zu diesen gegriffen. Greenwashing fürs Gefühl.
"Nenn die meinetwegen konservative Drecksäcke oder ignorante Angsthasen, aber wer gegen Rassismus und Sexismus ist, sollte nicht rassistisch und sexistsich argumentieren. Das war mehr ein Ruf an die Allgemeinheit, als an Dich, weil ich Dir nicht unterstelle da sonderlich engstirnig zu sein (im Gegenteil, es macht Spaß, sich mit Dir auszutauschen), aber gerade darum, mein bittender Appell, Dir das am besten gar nicht erst anzugewöhnen"
Vielen Dank dafür.
Natürlich hast du recht. Ich hatte es aber bisher als nicht so rassistisch empfunden, da ich ja eben auch weiß bin. Werde aber mal darüber nachdenken, ob es dadurch weniger rassistisch wird.
"Hart diskutieren kann man dennoch, sollte man auch. Unter anderem gegen die weinerliche Trantütigkeit vieler Linker, denen ich dann unterstelle, recht schnell gar nicht mehr nach Lösungen zu suchen, die – au weia – dann auch noch schnell umzusetzen wären, statt dessen, oft genug nur noch nach Ausreden. Darum können Linke auch (entgegen dem Klischee) oft so schlecht mit Grünen, die wollen noch was bewegen und freuen sich über jedes Windrad und jede Biomöhre. Viele Linke wolle sich ihre schlechte Laune nicht nehmen lassen, ihnen ist es wichtig, dass alles schon zu spät, alles Konkrete viel zu klein, jeder Einzelne viele zu unbedeutend wäre und träumen vom Aufstand der Massen und Verboten. Ist ja auch gerecht: Wenn alle depressiv und aggro sind, singen wir rote Revolutionslieder und liegen uns, unser Schicksal gemeinsam beweinend, schluchzend in den Armen. Ach was war das alles scheiße, aber wenigstens gehen wir gemeinsam unter. Pathologische Heterarchie nennt Wilber das, das Pendant zu pathologischen Hierarchie."
Ehrlich gesagt halte ich - als politische Partei allgemein - weder was von den Linken noch von den Grünen.(Einzelpersonen, die sich wirklich engagieren hier mal ausgenommen) Gerade die Grünen sind mir zu Janus-Gesichtig. Zu Kompromissbereit. Zu unüberlegt. Und doch irgendwie zu Nah an manchen Lobbies - zumindest gefühlt für mich. Gerade die Windparks sehe ich - auch wenn die Idee gut ist - doch auch Kritisch. Da wird viel Schabernack getrieben und unüberlegt gebaut auf Gebieten dessen Boden dafür gar nicht ausgelegt ist, so eine Last zu tragen. Die Windparks geben auch keinen Mehrwert für die in Deutschland - leider auch Geschichtlich bedingte - rare Naturlandschaft. Obowhl es schon gute Alternativen zu diesen Titanen existieren. Es wird aber leider davon nichts in den politischen Diskurs getragen. So als Beispiel.
Und die Linke und Linken - dazu fallen mir oft diese Zeilen ein:
Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, Kein Baum sieht den anderen, Jeder ist allein.
Ich sehe diese Gesinnung schon seit einer Weile nicht mehr als etwas "Geminsames" sondern als eine Singularität. Jeder möchte sich mit besonders kecken und schlauen Gedanken hervortun. Es werden Wohlstandsdebatten geführt, anstatt wirklich etwas bewegen zu wollen. Nicht nur im Bezug auf "Bio" oder "Nachhaltigkeit" sondern im Allgemeinen. (Kann man gut im Feed des Freitags sehen) Da wird gepusht und beklatscht, wer besonders schachtelig Denkt und Analysiert. Es geht hauptsächlich darum, den intellekt zur Schau zu stellen, sich als besonders Progressiv hervor zu tun. Das schlimmste jedoch sind die Scheuklappen. Andere Meinungen, Diskurse... das wird gar nicht erst aufgemacht oder versucht. Da gibt es keine Theorie dazu? Darüber wurde noch kein 1000 seitiger Wälzer a la Kant geschrieben? - Dann interessiert es uns nicht und man möchte darüber nicht nachdenken. - Im Sinne von Slime: Ihr seid nichts als linke Spießer... .
Die sich ebenfalls auf ihren Wohlstand ausruhen möchten. Nicht zu vergessen: Parolen mit dem Mac schreiben und auf hegemoniale Strukturen mit dem IPhone in der Hand aufmerksam machen.... dazu veganen Matcha-Chai-Latte zum Avocado-Chia-Samen Brot.
„Denn Trauma ist ja, zumindest Teilweise, Therapierbar. Und das Verhalten aufgrund des Traumas, ist im Grunde nicht tatsächlich gewollt sondern nur eine Form der Reaktion.“
Ja. Ich will auch nicht doof und bockig sein, tatsächlich kann man Traumata halbwegs therapieren und an der Theorie, dass diese weitergegeben werden ist durchaus etwas dran, man sollte den Blick nur nicht allein darauf verengen. Und ja, wir sind prinzipiell freie Wesen, die ihren Kurs aus Einsicht ändern können.
„So empfinde ich das auch zum Teil. Wobei einige gute solidarische Projekte (z.b. die solid. Landwirtschaft) ja aus diesem Gedanken geboren werden, oder einige Komunen/ Höfe mit biologisch-dynamischer Erzeugung auch in dieses Spektrum fallen, konnte ich eher eine "Tatenlosigkeit" bei den Linken (nicht speziell die Partei, eher die Gesinnung) beobachten. (Zumindest hier, wo ich wohne). Da wird erstmal Diskutiert, dann - aber das ist auch schon eher die Außnahme - abgestimmt. Prozesse und Entscheidungen ziehen sich so lange hin, bis man es einfach wieder vom Tisch nimmt oder das Thema gar nicht mehr Aktuell ist.“
Ja, man kann auch alles zu Tode diskutieren. Ich bin ein expliziter Fan guter Argumente, aber mir hat es nie eingeleuchtet, dass zu jedem Thema auch noch der letzte Trottel seinen Senf dazugeben muss. Warum? Das heißt nicht, dass man die Bedürfnisse auch von Menschen, die sich nicht gut ausdrücken können, nicht ernst nehmen soll oder m.E. sogar muss. Ebenso die jener Wesen, die keine Stimme haben, aber Empfindungen, man sollte versuchen, so gut es geht, deren Anwalt zu sein. Von der Kuh ist nicht zu erwarten, dass sie sich über die Bedingungen der Massentierproduktion beschwert, aber dennoch können wir wissen, dass es ihnen nicht gut geht.
„Aber ja, die 'Opferrolle' ist eine wunderbare 'linke Erzählung' (das hast du wirklich schön geschrieben), wenn nicht sogar der moderne Mythos dieser Bewegung. Bei all diesen negativen Gefühlen, und Gedanken kann gar nichts gutes bei heraus kommen. Geschweige denn eine Form der Selbstverantwortung.“
Die ist ja auch in dem meisten linken Varianten nicht gewollt. Mir sind irgendwie linke Ideen schon von meinem Umfeld her, immer als Normalfall vorgekommen. Darum habe ich auch erst nicht verstanden, wie Ideen, mit deren Hilfe man anderen wieder auf die Beine helfen kann, auf so mitunter wütende Ablehnung stoßen konnte. Ich dachte gerade mitfühlende Linke müssten begeistert sein, wenn man Menschen helfen kann mit ihrem Leben klar zu kommen, bis mir Schritt für Schritt klar wurde, das es gar nicht darum geht klarzukommen, sondern entweder große Teile, bishin zu jeder Faser unserer Gesellschaft mal mehr, mal weniger radikal abgelehnt werden. Das ist ein ganz anderer Ansatz, der, wenn man sich dann als bürgerliches Subjekt geoutet sieht, durchaus auch seinen Reiz hat, nur endet man in den immer gleichen Sackgassen und über den Rest habe ich mich schon ausgelassen.
„Die destruktivität macht einfach krank, den einzelenen als auch Bewegungen. Sie lähmt und das schlimme an allem: die Angst greift um sich. Aber anstatt das in eine konstruktive Bahn zu lenken um Prozesse in Gang zu bringen, ist es wie du sagst: Es wird erstmal drauf gehauen, später kann man ja schauen was man aus den Scherben noch so basteln kann.“
So empfinde ich es in vielen Fällen auch (es gibt dankenswerterweise Ausnahmen) und das Draufhauen wird ewig damit entschuldigt, dass man sich ja nur zur Wehr setzt, gegen das Schweinesystem. Machen die Nazis und Faschisten inzwischen auch nicht anders.
„Definitiv. Wobei ich mir doch oft die Frage stelle, warum immer noch so wenig darauf geachtet wird. Wo es doch zum "Allgemeinwissen" gehört? Selbst in der Schule stehen doch einige solcher Dinge auf dem Lehrplan. Aber vielleicht hatte ich einfach nur Glück mit meiner Schule.“
Die Spannbreite ist riesig. Manche Menschen sind einfach sagenhaft dumm und ungebildet und zudem kann man auch noch intelligent und gebildet, aber grenzenlos unempathisch sein. Das was ich vor langer Zeit in einer „Jungarbeiterklasse“ erlebte, die man als schulische Resterampe bezeichnen kann, scheint heute teilweise in immer breitere Schichten einzusickern. Viele Menschen werden heute wissender und intelligenter, aber vermutlich wird ein größerer Teil der Gesellschaft gleichzeitig immer dummer und roher und das muss man unbedingt stoppen, weil Menschen, die so gestrickt sind, oft nicht mal für sich selbst sorgen können und zudem jede Menge Leid verursachen.
„Ja, dafür hat sich sogar schon eine Diagnose etabliert: Orthorexie. Der Zwang zum gesunden Essen.
Bei aller liebe dafür, spielen aber auch gerade die Bio-Lables und vertreibenden Firmen mit dem gesundheitsgedanken in der Bio-Branche. Viele Eltern kaufen ihren Kindern statt "Fruchtzwerge" eben die "Bio-Zwerge". Ist ja Bio. Kann ja nicht so ungesund sein.“
Ja, man muss schauen, was einfach nur gute Werbung mit nix dahinter ist und darf sich eben auch hier nicht blenden lassen, ohne zum krankhaften Gesundesser zu werden.
„Dieser Zwang und die Angst der Ökos mindert meiner Meinung nach den Faktor an Gesundheit beim Essen. Die Suggestion sollte man nicht unterschätzen. Man kann sich durchaus krank denken.“
Richtig und die Vermeidung von Krankheiten als Motiv ist immer schon kein so guter Ansatz, aus dem von Dir genannten Grund. Man wird immer paranoider und fixierter auf die Esserei und das kann man nur dadurch lösen, dass man kapiert, dass das hohe Gut Gesundheit immer nur Mittel zum Zweck ist, der glückliches, gelungenes Leben heißt.
„Ehrlich gesagt halte ich - als politische Partei allgemein - weder was von den Linken noch von den Grünen.(Einzelpersonen, die sich wirklich engagieren hier mal ausgenommen) Gerade die Grünen sind mir zu Janus-Gesichtig. Zu Kompromissbereit. Zu unüberlegt.“
Unüberlegt ist das sicher nicht, die Frage ist bei den Grünen eher, ob sie ihre Ideale für Machtoptionen verraten und wo der Verrat beginnt und endet. Ich halte generell nicht viel von Politik, aber daran muss sich niemand ein Beispiel nehmen.
„Die Windparks geben auch keinen Mehrwert für die in Deutschland - leider auch Geschichtlich bedingte - rare Naturlandschaft. Obowhl es schon gute Alternativen zu diesen Titanen existieren. Es wird aber leider davon nichts in den politischen Diskurs getragen. So als Beispiel.“
Ich bin durchaus auch für einen breiten, regional passenden Energiemix und da haben wir wirklich mal eine Pionierrolle, das muss uns gelingen, darauf schaut die Welt, mit der grausamen Rumpftruppe in der Politik wird das aber vermutlich auch noch versemmelt. Vielleicht sind Bürger, oder Kleinstädte und Kommunen, die sich selbst organisieren einfach schneller.
„Ich sehe diese Gesinnung schon seit einer Weile nicht mehr als etwas "Geminsames" sondern als eine Singularität. Jeder möchte sich mit besonders kecken und schlauen Gedanken hervortun. Es werden Wohlstandsdebatten geführt, anstatt wirklich etwas bewegen zu wollen. Nicht nur im Bezug auf "Bio" oder "Nachhaltigkeit" sondern im Allgemeinen. (Kann man gut im Feed des Freitags sehen) Da wird gepusht und beklatscht, wer besonders schachtelig Denkt und Analysiert. Es geht hauptsächlich darum, den intellekt zur Schau zu stellen, sich als besonders Progressiv hervor zu tun.“
Jein, habe ich auch gedacht, tatsächlich gibt es aber mehrere Strömungen. Die Intellektuellen, aber auch die Feinde des Denkens. Linke haben sich immer derer annehmen wollen, zu denen sie oft nie Kontakt haben und deren Leben sie mitunter überhaupt nicht kennen, vielleicht noch die einfachen Arbeiter, von früher, aus irgendeinem Praktikum oder als man als Student gejobbt hat, aber seltenst kennt man die Unterschicht. Die hat wiederum mit den Linken auch nicht viel am Hut, außer dass sie sich ein besseres Leben erhofft, was man verstehen kann, doch der größte Teil der Unterschicht ist entpolitisiert, was man auch verstehen kann.
Marx, den keine 0,001% der Arbeitslosen je gelesen haben und den kaum ein Linker in größeren Zügen gelesen hat, ist ja dafür bekannt geworden, dass er meinte, Philosophen hätten die Welt nur interpriert, es ginge aber darum, sie zu verändern, womit innerhalb des linken Theoriegebäudes schon so ein komischer Selbstwiderspruch angelegt, den man zwar auflösen kann, aber oft degeneriert das zu einer latenten Intellektuellenfeindlichkeit der Linken, bzw. muss linkes Denken dann immer Maximaldosen von Ironie und Selbstkritik enthalten, die oft so wirr ist, wie sie meistens wirkt und hier liegt auch die oft zu findende Quelle der Gewalt, über die man auch lange reden kann, aber der Colt sitzt bei vielen Linken oft sehr locker … man wehrt sich.
Da bleibt es dann aber oft auch hängen, anstatt die Energien darauf zu verwenden, die Welt ein wenig besser zu machen, dass eigene Leben, die eigenen Beziehungen und das eigene Umfeld in Ordnung zu bringen. Ich finde das kompliziert genug, wer das nicht mal im Ansatz hinkriegt, aber gleichzeitig meint die Formel zu Weltrettung gefunden zu haben, da bin ich dann immer skeptisch. Nichts gegen großes Denken oder Visionen, aber so ein Rest Authentizität sollte dann doch noch sichtbar bleiben.
„Das schlimmste jedoch sind die Scheuklappen. Andere Meinungen, Diskurse... das wird gar nicht erst aufgemacht oder versucht. Da gibt es keine Theorie dazu? Darüber wurde noch kein 1000 seitiger Wälzer a la Kant geschrieben? - Dann interessiert es uns nicht und man möchte darüber nicht nachdenken. - Im Sinne von Slime: Ihr seid nichts als linke Spießer... .
Die sich ebenfalls auf ihren Wohlstand ausruhen möchten. Nicht zu vergessen: Parolen mit dem Mac schreiben und auf hegemoniale Strukturen mit dem IPhone in der Hand aufmerksam machen.... dazu veganen Matcha-Chai-Latte zum Avocado-Chia-Samen Brot.“
Ja, gibt es auch. Vor lauter Sorgen über die Welt, die dringend nach den Ideen verlangt, die man so hat, vergisst man, beim Umzug zu helfen, jemandem mit Sorgen die Hand zu halten oder hier und da mit anzupacken.
Schwer genug das alles unter ein Dach zu kriegen, weil wir ja eben auch von dem Erhalt der Genussfähigkeit und dem Recht darauf ausgegangen sind. Ich finde gerade die Philosophen und die Buddhisten haben gute Antworten darauf gefunden. Im Kleinen anfangen und die Welt dann in immer größeren Kreisen versuchen in Ordnung zu bringen.
Wenn man den dringenden Ruf spürt, sich um das Fernere zu kümmern, sollte man dem auch folgen, es wird dann schon passen, aber das Leben als unausgesetztes trauriges Gewürge wäre mir zu wenig. Ich meine eben, wie Du wohl auch, dass wir es sehr oft zu einem guten Teil selbst in der Hand haben und schon mal da anzufangen, ist ja nicht schlecht. M.E. sogar der beste Weg, die Welt zu einer besseren zu machen.