Wie sag ich's meinen Enkeln? Die die Heldenepen aus Opis bewegter 68er-Jugendzeit allesamt für Tünkram halten, schlaubergermäßig sowieso immer alles besser wissen und jeder Erzählung mit einer Metareflek tionsebene den Garaus machen. Großvaters Jugenderinnerungen werden zum Beispiel mit psychoanalytischem Jargon platt gemacht. Walter Moers' Käpt'nBlaubär - Der Film ist ein Kinderfilm und ein Männerfilm. In erster Linie richtet er sich an das sprichwörtliche Kind im Manne, das sich hier ordentlich Streicheleinheiten abholen kann.
Von Batman bis zu JamesBond haben Moers und der Regisseur Hayo Freitag tief in die Kino-Mythenkiste gegriffen und Stoff für ihre Parodien gefunden. Auch dass Blaubär ein Fernsehserienstar ist, gehört zur selbstreflexiven Rahmenhandlung.
Frauen kommen bezeichnenderweise gar nicht vor, obwohl sie es sind, die ihre Kleinen hauptsächlich in die Nachmittagsvorstellungen ins Kino begleiten. Der mit vielen witzigen Details gespickte Trickfilm erzählt vom Scheitern der 68er anhand einer Männerfreundschaft. Käpt'n Blaubär und sein "Erzrivale und Fernschachgegner" Professor Dr. Feinfinger streiten seit der Schulzeit um antagonistische Lebensentwürfe. Das Gute gegen das Böse, Weltverbesserer gegen den Weltzerstörer. Eigentlich tobt da ein Glaubenskrieg, der aber über die Jahre eingeschlafen ist, und erst als Feinfinger die Enkel von Käpt'n Blaubär entführt, um sie zu Schurken zu erziehen, bricht der alte Kampf wieder aus. Feinfingers Wunderwaffen können aber letztlich den bärigen Sinn fürs Soziale nicht aufhalten, und so gibt es am Schluß nicht nur einen gelungen Generationenvertrag, sondern auch einen Aufstand der ausgebeuteten Wellenzwerge gegen ihren Sklavenhalter Feinfinger zu bestaunen. Glücklich segelt das Prinzip Hoffnung - mit zerschossenen Segeln zwar - in die untergehende Sonne.
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