Die Ökonomie, sagt ein alter Witz, ist ja jene Wissenschaft, in der zwei Forscher den Nobelpreis dafür bekommen, dass sie das genaue Gegenteil herausgefunden haben. Oder anders gesagt: Sie ist jene Wissenschaft, in der jedes Jahr das Gegenteil von dem richtig ist, was im Vorjahr richtig war. Das unterscheidet die Ökonomie von den exakten Wissenschaften wie Physik, Chemie oder Mathematik, aber noch nicht unbedingt von anderen Geistes- und Gesellschaftswissenschaften wie Soziologie oder Philosophie. Bloß haben Soziologie und Philosophie nicht so direkten Einfluss auf die Politik.
Ökonomen tendieren nicht nur dazu, der Politik zu sagen, was die „richtige“ Wirtschaftspolitik ist. Ein scheinbarer Konsens unter den Ökonomen kann politische Meinungsbilder geradezu erzwingen. Das heißt, der Kampf um die Vorherrschaft eher konservativer oder eher progressiver Weltdeutungen wird heute in besonderem Maße auf dem Feld der Wirtschaftstheorie ausgefochten.
Dominanz des Neoliberalismus
Bis 2008, bis zum Ausbruch der Finanzkrise, war der „Neoliberalismus“ 30 Jahre lang dominant. Wobei „Neoliberalismus“ eine mittlerweile gut eingeführte, aber etwas unpräzise Hilfsvokabel ist. Bedeutete das Wort vor 40 Jahren noch etwas ganz anderes, nämlich grosso modo die Wirtschaftstheorie, die hinter der „sozialen Marktwirtschaft“ stand, so steht der Begriff heute für totale Marktgläubigkeit. Die Schule der marktgläubigen Ökonomen teilt sich in verschiedene Schulen: die Neoklassiker und Fans von Milton Friedman und seinen Nachfolgern, die Schule der „rationalen Erwartungen“ oder aber die „Austrians“, die Nachfahren der österreichischen Schule um Friedrich von Hayek. Aber grob kann man sagen: Der Neoliberalismus hat 30 Jahre lang alle anderen Schulen, allen voran den Keynesianismus, an den Rand gedrängt – und uns alle an die Wand gefahren.
Erst mit der Finanzkrise erlebte der Keynesianismus einen neuen Höhenflug, einige Monate lang war er sogar dominant. Hinter der Renaissance steht nicht nur die Macht des Faktischen – die Tatsache also, dass die Marktradikalen überhaupt keine Antworten auf die Krise formulieren konnten. Einige führende „Stars“ in der Ökonomie haben regelrecht zum Kampf um die Vorherrschaft geblasen. Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman bloggt nicht nur täglich auf der Webseite der New York Times, er verfasst nicht nur zweimal wöchentlich eine Kolumne. 2009 erschien von ihm auch der aufsehenerregende Essay „How Did Economists Get It So Wrong?“ („Wie kam es, dass die Ökonomen derart falsch lagen?“). Es war eine Kampfansage. An seiner Seite sind Leute wie der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz oder der Bostoner Professor und Wirtschaftsblogger Bradford DeLong.
Aufstand gescheitert?
Seither tobt ein Krieg der akademischen Ökonomen. Und weil die Ökonomie zwischen der Analyse der großen volkswirtschaftlichen Ströme („Makroökonomie“) und den kleinen branchenspezifischen und betriebswirtschaftlichen Untersuchungen („Mikro“) unterscheidet, spricht man in den USA vom „Makro-War“, vom „Makroökonomie-Krieg“. Neuerdings wird die Frage aufgeworfen, ob Krugman und seine Mitstreiter ihren „Makro-Krieg“ nicht schon wieder verloren haben. Denn spätestens 2010 ist die kurze keynesianische Dominanz zusammengebrochen. Nachdem das große Desaster abgewendet worden war, standen plötzlich nicht Bankenrettung, Arbeitslosigkeit und massenhafte Unternehmensbankrotte im Zentrum der Aufmerksamkeit, auch nicht der Absturz des Wachstums, sondern die „Staatsschulden“. Vor allem in Europa mit seiner Euro-Krise und drohenden Staatspleiten waren plötzlich die öffentlichen Haushalte und ihre Defizite das alleinige Thema, und konservative Ökonomen und Experten konnten zum Gegenschlag ausholen.
„Ist Krugmans Aufstand gescheitert?“, fragt der Wirtschaftsblogger „Noahpinion“ und insinuiert: Ja, zweifellos, aber auf lange Sicht mag sich ein neues Paradigma in der Ökonomie durchsetzen. Krugman erwidert, dass, selbst wenn man sich nicht auf allen Feldern durchsetzt, man immerhin verhindert, dass sich die gegnerische Seite auf allen Feldern durchsetzt. Und das hat auch kurzfristige Auswirkungen – „das kann den Unterschied ausmachen zwischen einer Arbeitslosenrate von sieben oder neun Prozent in einem Jahr“. Er gibt sich überzeugt: „Wir gewinnen den Streit.“
Organisierter Dissens
Lehnt man sich ein paar Zentimeter zurück, sind an all dem schon ein paar Dinge bemerkenswert. Erstens: In der Wirtschaftstheorie gibt es eine weltanschauliche Auseinandersetzung zwischen progressiven und konservativen Ökonomen, wie sie auf dem oft recht entideologisierten Feld der Politik nur noch selten vorkommt. Zweitens ist der Wechsel von neoliberaler Dominanz zum Aufschwung des Keynesianismus bis hin zum organisierten Dissens, wie wir ihn jetzt erleben, ein schönes Anschauungsbeispiel dafür, wie sich Ideen verbreiten und durchsetzen, wie Hegemonie und Konsens entstehen.
Der Politikwissenschaftler Henry Farrell und der Ökonom John Quiggin dokumentieren in einer neuen Studie nicht nur minutiös den globalen Streit in der Ökonomenzunft. Sie stellen auch einige bemerkenswerte systematische Überlegungen darüber an, wie sich „Ideen“ von „Experten“ zu einem „anscheinenden Konsens“ in einem wissenschaftlichen Fach entwickeln und wie dieser Konsens dann die Politik beeinflusst. Es geht hier um Ideen und um Macht.
Wenn eine bestimmte Idee – wie etwa die „Neoklassik“ und die Theorie der „Rationalen Erwartungen“ in der Ökonomie – dominant ist, wie in den 30 bleiernen neoliberalen Jahren, dann heißt ja Dominanz nicht, dass alle dieser Idee anhängen. Dominanz heißt, dass die Anhänger dieser Theorie wichtige akademische Institutionen und Think Tanks beherrschen, dass die verbliebenen Anhänger konkurrierender Theorien den Kopf einziehen und den Mund halten. Wenn sie nicht den Mund halten, lässt man sie als Außenseiter des Fachs erscheinen, die man nicht recht ernst nehmen muss. Die Anhänger der dominierenden Idee geben dagegen in der Öffentlichkeit den Ton an. Für interessierte Laien oder die Politik wirkt es dann so, als gäbe es einen Konsens unter den Experten.
Es gibt aber, wie Farrell und Quiggin das nennen, nur einen „scheinbaren Konsens“, also eine „sichtbare Dominanz“, was nicht heißt, dass es nicht unsichtbaren Dissens gibt. Aber „der Anschein von Konsens unter Experten ist äußerst wichtig dafür, dass diese Ideen politische Akteure auf Linie bringen“. Kurzum: Hegemonie und Dominanz ist nur möglich, wenn es den „Anschein von Konsens“ gibt.
Unerwartete Ereignisse freilich, auf die die Anhänger der dominanten Theorie überhaupt keine Antwort haben, können diese Dominanz gefährden. In diesem Fall kann sich eine konkurrierende Idee Gehör verschaffen und verbreiten. Die Autoren führen hier Metaphern aus der Epidemologie ein: Neue Ideen können andere „infizieren“. In kommunikativen Netzwerken gibt es Knotenpunkte – „Medienstars“, wichtige Ökonomen – die mit vielen anderen verbunden sind und die die „Infektion“ beschleunigen können. Die Verbreitung neuer Ideen ist ein Spiel aus Überzeugung, neuen Entdeckungen, gebetsmühlenhafter Wiederholung, spektakulärer Seitenwechsel, aber auch von Imitation und Nachplapperei. Die Anhänger der bisher dominierenden Idee versuchen dabei gegen die sich neu verbreitende Idee eine Politik der Eindämmung, ähnlich wie bei Anti-Seuchenprogrammen.
Backlash aus Europa
Trotz dieser Abwehrbemühungen können sogar mächtige Institutionen, die bisher als Bollwerke der dominierenden Idee galten, infiziert werden. Tatsächlich haben zum Beispiel der Weltwährungsfonds (IMF) oder die OECD in den vergangenen Jahren signifikant ihre Positionen verändert. Auch die bisherigen Vorkämpfer der „Mehr-Markt-weniger-Staat“-Ideologie sorgen jetzt regelmäßig mit Untersuchungen für Erstaunen, die zeigen, dass etwa die krass aufgegangene Ungleichheitsschere die Quelle aller Probleme der Marktwirtschaft ist.
Bemerkenswert ist, dass der globale antikeynesianische Backlash nach 2010 vor allem aus Europa kam – aus den Führungsetagen der Europäischen Zentralbank, der Führungsetage der Deutschen Bundesbank, den deutschen politischen Eliten, aber auch der neuen britischen Regierung. In den USA haben konservative Ökonomen dagegen noch längst nicht jenes Standing wiedererobert, das sie vor der Krise hatten.
Nachdem wir in den vergangenen 30 Jahren eine neokonservative Dominanz hatten und danach einen kurzen Frühling des Keynesianismus, sind wir nun in einer Zeit ohne „scheinbaren Konsens“. Auf absehbare Zeit müssen wir uns eher auf Dissens einstellen. Wenn „der Anschein von Konsens“ aber fehlt, fehlt auch die Voraussetzung dafür, dass eine bestimmte Schule der Wirtschaftswissenschaft die Politik auf Linie bringt. Somit müssen wir uns womöglich nicht nur auf ökonomische Krisenjahre einstellen, sondern, so die Autoren der Studie, auch auf eine Epoche „unauflösbarer Spannungen zwischen verschiedenen und diametral gegensätzlichen Ideen zur Ordnung der Wirtschaft, auf Konfusion und Grabenkriege“. Ökonomisches „Expertentum“ taugt somit nur noch begrenzt zur Legitimation von Politik.
Robert Misik ist österreichischer Journalist und Schriftsteller
Kommentare 24
Interessanter Beitrag. Ein Zustand in dem die Deutungshoheit verloren gegangen ist, stellt einen nicht unerheblichen Fortschritt gegenüber der bisherigen Situation dar. Ein bisschen erinnert das an den Verlust der moralischen Autorität der Kirchen, infolge der Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle. Die Wirtschaftswissenschaft wird den Ansehensverlust nie mehr wettmachen können, den sie durch die katastrophale Fehleinschätzungen ihrer neoliberalen Protagonisten erlitten hat.
In den fünfziger Jahren soll der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky einmal von einem Ökonomen gefragt worden sein, weswegen Österreich wirtschaftlich so erfolgreich wäre. Überall würden Schulen, öffentliche Bibliotheken und andere Objekte des Gemeinwohl gebaut.
Kreisky soll geantwortet haben: " Wir tuen viel für den Export. Wir haben all unsere Wirtschaftswissenschaftler exportiert."
Schöne Anekdote, ob sie stimmt weiß ich leider nicht.
zehn Sterne für Otto's Illustration **********
"wissenschaft" kann auch das Bierbrauen sein. Es hat Gründe, warum Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft, vive la differance?,
die beliebtesten Studienrichtungen sind. Nach Geld und Geld und Geld streben sie, aber vor allem ist dieses pseudoakademische Getue dasjenige Studium, welche die geringsten Anforderungen an den Verstand, an Denkvermögen, Logik und methodische Disziplin stellt, auf tönernem Fundament bauen sich Banalitäten oder Beliebiges auf.
die bezeichnung wirtschaftswissenschaft ist ein etikettenschwindel. es gibt nicht nur die plagiate bei doktorarbeiten von politikern. auch ganze machtgebilde möchten sich sonnen im glanz des anscheins hehrer wissenschaft.
der vergleich mit der situation der macht der römischen kirche und der rolle der theologie ist aufschlussreich. durch die realität überholte, weil evident widerlegte positionen der theologie schwächten den machtapparat der kirche.
die wirtschaft besitzt eine unverhältnismäßig große macht. die theoretiker des marktes stehen inzwischen so nackt da wie seit jahrhunderten die theologen und wie im märchen andersens der kaiser.
Herr Prof. Flassbeck sagte einmal, dass sich Ökonomen oder besser gesagt Makroökonomen eigentlich bestens verstehen müßten, weil sie bereits im zweiten Semester gelehrt bekommen, wie man es richtig macht.
Dass Ökomonen unterschiedlicher Meinung sind hängt davon ab, von wem sie bezahlt werden, d.h. welches Lied sie singen. Und wessen Brot ich esse, dessen Lied ich eben auch singe. Und zu solchen Typen gehören Sinn und Hüther, die eben nach dem Mund ihrer Lobbyisten sprechen.
Und genau von solchen Typen wird auch Merkel belehrt und darum geht es mit diesem Staat auch rasant abwärts.
Die Professoren Horn, Bofinger und eben auch Flassbeck haben einen Fahrplan, wie Europa aus der Krise kommen könnte, nur solche Leute werden eben nicht gefragt.
Die Liberalen sind immer die mit Abstand schnellsten, wenn es um Wiedererstarken nach einem wirtschaftlichen Schiffbruch geht. Das liegt einfach daran, dass ihre Hauptidee so eingängig simpel ist: Der Stärkere setzt sich durch.
Wer das nett verpackt als "starke Wirtschaft" oder geschickt camofliert als "Arbeit muss sich wieder lohnen" hat sofort Erfolg bei denen, die nicht mit Blendwerk gerechnet hatten. Das können locker 14,8 % sein.
"Oder anders gesagt: Sie ist jene Wissenschaft, in der jedes Jahr das Gegenteil von dem richtig ist, was im Vorjahr richtig war. Das unterscheidet die Ökonomie von den exakten Wissenschaften wie Physik, Chemie oder Mathematik,"
Meine Oma vom Bauernhof hat mir mal erzählt, es sei in Physik, Chemie und Mathematik jede Menge Hypothesen und Theorien gegeben, die sich später als falsch oder unvollständig erwiesen haben. Und überhaupt, was Unvollständigkeit betrifft (also quasi auch kein exaktes richtiges Wissen), dann besteht z.b. Physik überwiegend aus unvollständigen Theorien...
Es ist ja schon falsch zu sagen, der NeoLiberalismus hat versagt, als hätte er nur in bischen in den Nachkriegsjahren funktioniert? Das ist alles keine Evolution wie etwa das Abrutschen auf Hartz IV, usw. Nein, Neokapitalismus zerstört immer jede Gesellschaft ohne wenn und aber und macht gar vor den USA selbst nie halt..
die bezeichnung der dekoration und ritualisierten form der wirtschaft als wissenschaft ist ein etikettenschwindel.
nicht nur politiker schmücken sich gern mit fremden federn, z.b. als dr. oder prof. plag.
es sind aber meist und vor allem die machtkranken, die sich noch einen heißen hut aufs köpfchen setzen müssen.
die historische parallele ist beweis genug, was hier unter der weißen fahne der wissenschaft segelt. wie die herrschaftliche römische kirche die theologie als heiligenschein brauchte, so jetzt die wirtschaft den anschein von wahrheit durch institutionen mit höchstem ansehen.
aber wie die theologie und die kirche durch die evidenz der aufklärung an bedeutung und macht einbüßte, so wird die wirtschaft und ihre ritualisierte widerspiegelung in theoremen unter der wucht der realen entwicklung eingehen (wie ein heiß gewaschenes stück stoff).
Der Artikel erinnerte mich an "Turandot". Zum Beispiel jene unwesentlich gekürzte Passage:
Der TUI
"Munka Du (grau im Gesicht): Ich rede hier, Shi Meh, ich rede hier, weil ich mir nicht die Freiheit nehmen lassen will, zu reden, wo immer ich will, und was immer ich will. Ja, ich stehe hier, die Freiheit zu verteidigen, meine, eure, aller Leute Freiheit.
Ruf: Auch der Wölfe!
Munka Du (während die Polizei den Rufer sucht): Ja!
Ruf: Und der Schafe?
Munka Du: Ja, auch der Schafe! Ich bin nicht der Meinung, ich bin nicht der Meinung (trocknet sich den Schweiss), ich bin nicht der Meinung, dass man den Nackten Baumwolle für die Kleider vorenthalten soll, aber wenn ich dieser Meinung wäre, dieser Meinung wäre, wünschte ich, sie aussprechen zu dürfen, sie, die Meinung, die ich nicht teile, mit niemandem. Es handelt sich nicht um Baumwolle, es handelt sich um die Freiheit der Meinung über die Baumwolle ... Kaiserliche Majestäten, meine Herren! Lassen Sie uns nicht länger von der Baumwolle sprechen, sondern von den Tugenden, die ein Volk haben muss, sie entbehren zu können. Nicht: Wo ist die Baumwolle? lautet die Frage, sondern: Wo sind die Tugenden? Wo ist die heitere Entsagung hingekommen, die sagenhafte Geduld, mit der das chinesische Volk seine ungezählten Leiden zu tragen wusste? Den Hunger, die auszehrende Arbeit, die Strenge der Gesetze?...Mich geht nicht die Baumwolle in den Lagerhäusern des Kaisers an, mich geht die Freiheit an."
Oh, hätte er am Ende geschwiegen . Am Tage darauf steckt auf der Stadtmauer sein Kopf (neben anderen Köpfen).
Die Frage ist schon, wie es dazu kommen konnte, dass so schnell nach der weltgrößten Finanzkrise aller Zeiten (so wurde sie uns in den Medien verkauft), der Neoliberalismus, der mit ihr ja eigentlich einen gigantischen Schiffbruch erlitten hatte (Widerlegung all seiner Glaubenssätze), so schnell wieder auf die Beine kommen konnte. Ein Grund dafür mag sein, dass die, die in den Universitäten, in den Betrieben und in der Politik in der Verantwortung stehen, nichts anderes gelernt haben. Und ein anderer Ansatz steht doch gleich im Ruch des Kommunismus und der Planwirtschaft und das hat - so wird uns ja von allen Seiten immer und immer und immer und immer wieder eingetrichtert - nicht funktioniert und wird auch nie funktionieren, weil der Markt einem Naturgesetzt gleichsam usw. usf. blablabla... Insofern ist der Neoliberalismus alternativlos, weil die Leute nicht anders denken können und/oder sich ein Denkverbot auferlegt haben. Ein anderer Grund, warum der Neoliberalismus scheinbar wie der Phönix aus der Asche wieder auferstehen konnte, sind die Staatsschulden. Die sind geradezu ein Geschenk des Himmels für seine Apologeten. Das aber auch nur, weil neoliberale Politik das Agenturrating zu einem ganz wichtigen Instrument gemacht hat. Das ist aber nur ein Teil der Ironie. Der andere ist ja, dass die Schulden gemacht wurden, um eine neoliberal ausgerichtete Wirtschaft vor dem GAU zu bewahren. Eine ganz andere Ironie ist, dass das Wirtschaftsmodell, wie wir es heute haben, ohne Schulden gar nicht funktionieren würde. Würde alle nach dem alten Ideal wirtschaften (sparen, sparen und sparen, um dann zu mit dem angesparten Kapital zu investieren), wären wir nicht im Internetzeitalter. Schulden haben die rasante Entwicklung der Gesellschaft erst möglich gemacht. Aber ja: Vielleicht ist das Hauptproblem eben das der doppelten Standarts und des Vergleichens von Äpfeln mit Birnen.
"Würde alle nach dem alten Ideal wirtschaften (sparen, sparen und sparen, um dann zu mit dem angesparten Kapital zu investieren), wären wir nicht im Internetzeitalter. Schulden haben die rasante Entwicklung der Gesellschaft erst möglich gemacht".
Genau das ist der springende Punkt!!!!!!
Sehr guter Artikel. Dann wollen wir hoffen, dass wir das Sterben des Neokapitalismus noch erleben, bevor wir sterben...
Simpel ist die Idee, der Faschismus hat die gleiche Idee benutzt in seiner Rassenideologie, zu ihrer Zeit so Wissendschaftlich wie der Wirtschaftsunsinn heute.
Alles in allem soll immer die Machtbasis der Hochfinanz vernebelt werden und ihr mächtiger Einfluss ist eben Geld. Diese Typen mögen auch große Kriege wenn sie nur zum richtigen Zeitpunkt im Geldzyklus losbrechen, denn ohne Finanzierung geht das Ding nicht!
Fangen wir doch einmal an eine echte Alternative denken zu können, ein echtes Geld ohne eingebaute Selbstzerstörung und ohne Wachstumszwang, so etwas schafft es nicht in die "Wissenschaft die kein Wissen schafft"!
tinyurl.com/ynq2nh
Jeder Euro basiert auf Schulden, keine Schulden kein Geld, deshalb ist das Problem auch die Guthaben, denn diese erzwingen die Schulden, weil Schulden gleich Guthaben sind!
Es ist nichtd er Neo sondern die natürliche Ablaufphase im Kapitalismus = Geldlismus = Geldsystem = zyklischer Ablauf, Exponent, Absturz, Globalismus (Koloniallismus)
Ändern wir das Geldsystem dann ändern sich die Banken, die Wirtschaft und das Leben auf dem Planeten!
Ein Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften hat nie existiert. Die Gründe dafür sind sowohl im Artikel als auch in den Kommentaren genannt.
Seit 1969 gibt es einen "Preis der Schwedischen Nationalbank im Gedenken an Alfred Nobel". Der ist eine reine "Wir sind doch auch Wissenschaft!"-Veranstaltung einer ganz gewissen macroökonomischen Schule.
Gefällt mir dieser Beitrag. Ich mag auch die humorvolle Einleitung und möchte etwas (leicht rustikales) beisteuern.
Man muss es nicht ansehen, es ist auch gut nebenbei zu hören, während man zum Beispiel die Pellkartoffeln schält ;-)
www.youtube.com/watch?v=csuqZHLbGdg
Ja, die ganzen Betonköpfe in der Ökonomie... Auch dem Führer schwant langsam böses:
www.youtube.com/watch?v=uEqxdiX4Su4
Im Artikel steht:
„Ist Krugmans Aufstand gescheitert?“, fragt der Wirtschaftsblogger „Noahpinion“ und insinuiert: Ja, zweifellos, aber auf lange Sicht mag sich ein neues Paradigma in der Ökonomie durchsetzen. Krugman erwidert, dass, selbst wenn man sich nicht auf allen Feldern durchsetzt, man immerhin verhindert, dass sich die gegnerische Seite auf allen Feldern durchsetzt. Und das hat auch kurzfristige Auswirkungen – „das kann den Unterschied ausmachen zwischen einer Arbeitslosenrate von sieben oder neun Prozent in einem Jahr“. Er gibt sich überzeugt: „Wir gewinnen den Streit.“
Auf den ersten Blick kingt das gut, aber zeigt sich bei genauerem Denken nicht, dass Krugmann und seine „Politik“ letztlich zum weiteren Funktionieren des Bestehenden beiträgt?
Alles was passiert ist, dass viele wirtschaftlich absinken, während die Deutsche Bank Rekord nach Rekord aufstellt? Und mit Jain kommt jetzt ein ganz anderes Kaliber als es Ackermann war, der sagt einer Merkel wenn sie antanzen soll!
Nur Menschen die die Konsequenzen direkt am eigenen Portemonnaie verspüren, die können darin einen Anlass sehen über ihr eigenes Wahlverhalten nachzudenken.
Solange es nur andere, gar Spanier oder Griechen trifft, gibt es nicht den geringsten Grund nicht an des deutschen Kleinbürgers liebsten Grundwert festzuhalten, der Habgier. Sein Mantra ist: Nicht die Abzockerei ist schlecht, sondern nur, dass man selber zu denen gehört die abgezockt werden. Wenn man nur selber mitzocken darf, dann ist dieses System das Beste was es gibt.
Muss man euch kindische Denker wirklich an die letzten Wahlergebnisse erinnern? Wieviel % hat die FDP gerade wieder bekommen? Ist es realistisch anzunehmen, dass Die Linke im nächsten Bundestag überhaupt noch drin sitzt?
Bitte, es ist euer Geld!
Lieber Robert!
Von einem altlinken Ösi zum anderen, wieder einmal ein gelungener Artikel. Habe von Dir auch nichts anderes erwartet.
Servus
Karl
@winfired
Das "Geldsystem zu ändern" wäre keine Lösung. Das ist eine typisch kleinbürgerliche Ideologie, die nicht funktionieren kann, da sie ein Widerspruch in sich selbst ist und das Grundproblem unangetastet lässt. Das Schuldprinzip stammt nämlich nicht aus dem Geldsystem, sondern aus dem Warentausch!!!!!
Geld ist ist ein Tauschäquivalent - also quasi die "Königsware" unter allen Waren. Es kann somit kein Geld geben, was nicht "Ware" und zugleich "Wertaufbewahrungsmittel" ist, also quasi nur Tauschmittel wäre. Das ist auch logisch, weil die Warenform aller Produkte historisch älter ist.
Was ein Silvio Gesell schon hartnäckig ignoriert und ausgeblendet hat, ist heute erst recht falsch. Auch dessen Schüler wie z.B. Bernd Senf oder Helmut Creutz sind längst widerlegt - siehe auch die Kommentare hier:
www.streifzuege.org/2011/commons-die-dinge-selber-in-die-hand-nehmen
Es wäre viel mehr zu überlegen, wie wir Produkte erzeugen und bereitstellen können, ohne dass diese "Ware" sein müssen und wir dafür "Geld in die Hand nehmen müssen. In dieser Richtung liegt die Lösung - also in der Überwindung der kapitalistischen Produktions- und Lebensweise ganz allgemein. Geld ist abzuschaffen und eben nicht nur irgendwie zu ändern!
"Freigeld", "Schrumpfgeld", "Umlaufimpuls", "Monetative" u.ä. Ansätze sind alle längst widerlegt. Um das nachzuvollziehen muss man sich allerdings mal ernsthaft mit Argumenten auseinandersetzen...
Bei beiden hier erwähnten führenden und dominanten "Wirtschaftstheorie-Schulen" (Keynesianismus, Neoklassik) ist einer der Hauptprobleme die Tatsache, dass diese von einem langfristig steten Wirtschaftswachstum ausgehen, und damit verbundenen (Geld-) & Kapitalwachstum. Einzig unterscheiden sie sich darin, wer und in wie weit dieses Wachstum stimulieren und steuern soll: der Staat oder die (privaten) Marktteilnehmer. Das zweite Problem - beide stellen sich einen "homo oeconomicus" vor. Die Keynesianer zwar indirekt, als den Staat - doch auch da gibt es genügen Beispiele, wo der Staat keinesfalls rational oder ökonomisch gehandelt hat.
Wünschendwert wäre daher ein Sturz dieser Doppel-Dominanz, und eine breitere Vorstellung & Diskussion alternativer Wirtschafts(system-)theorien - vor allem ohne einer völligen Rückkehr zu alten Systemen/Ideologien wie Feudalismus, Kommunismus/Sozialismus, Kolonialismus, (faschichtischer) Korporationismus. Gerade eine Entideologisierung der wirtschaftlichen Debatte könnte jedoch dazu führen, über Systeme oder (Teil-)Lösungen nachzudenken, die durchaus Teile aus alten Systemen beinhalten: sei es nun Kommunismus, Neoliberalismus, soziale Marktwirtschaft etc. etc. Das Problem der heutigen makroökonomischen Lehre ist, daß hier zwei an sich gar nicht so extrem konträre "Schulen" (denn schließlich predigen Neoklassik wie Keynes Wirtschaftswachstum, freien Markt, Schuldenanhäufung) dogmatisch gegenüberstehen - so ähnlich wie einst in den Anfängen der Sowjetunion Trotzkisten und Leninisten.