Handelte es sich bei der Sarrazin-Debatte nicht um ein Symptom kollektiver Sozialpathologie, sondern um eine rationale Auseinandersetzung, das Buch von Arye Sharuz Shalicar müsste darin eine Hauptrolle spielen. Enthält es doch alle Leitmotive, die darin vorkommen: die Schwierigkeiten junger Menschen mit „Migrationshintergrund“, die hohe Kriminalitätsrate von Ausländern in „sozialen Brennpunkten“, die Frage nach der Vereinbarkeit des Islam mit republikanischen Tugenden, ja sogar die nach der „Vererbung“ von Intelligenz. Shalicar böte sich als Medienliebling überdies weit besser an als der freudlose Ex-Finanzsenator. Gerade mal 32 Jahre alt, hat er etwas von einem knuddeligen Hiphopper und schreibt einen lässigen Stil. Wenn ihm dennoch keine vergleichbare Resonanz zukommen dürfte, hat dies einen einzigen Grund: Shalicar ist Sohn jüdischer Exil-Iraner und vor allem deshalb von Berlin nach Israel gezogen, weil er hier den handgreiflichen Antisemitismus der deutsch-arabischen Communities nicht mehr ertragen hat.
Mehr als die Hälfte seiner Autobiografie Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude, die sympathischerweise weniger um seine Person als um die historische und gesellschaftliche Qualität seiner Erfahrungen kreist, widmet Shalicar der Beschreibung des gewöhnlichen Antisemitismus, der ihm nicht seitens Berliner Kleinbürger, sondern von migrantischen Freunden, Bekannten und Schulkameraden entgegengeschlagen ist. Lange Zeit interessierte sich Shalicar überhaupt nicht für seine jüdische Identität, sondern nahm sich vor allem als das wahr, was er aus „integrationspolitischer“ Sicht tatsächlich gewesen ist: ein Deutscher mit iranischem Migrationshintergrund, eher durchschnittlich in der Schule, mit einem weitläufigen Verwandtenkreis, aber wenigen sozialen Außenkontakten, im Klassenverband stets darauf bedacht, sich mit den übrigen „Schwarzköpfen“ gut zu stellen, weil deutsche Freunde rar waren. Es waren banale Geschehnisse, die ihm bewusst machten, dass es einen Hass gibt, der tiefer sitzt und bedrohlicher ist als der ordinäre Ausländerhass. Das Wort „Scheißjude“ begegnet ihm zum ersten Mal, als arabische Männer in der Berliner U-Bahn bemerken, dass er eine Kette mit einem Davidstern besitzt, die er von seiner Großmutter geschenkt bekam. „Sie kannten mich nicht. Doch offensichtlich hat mein Anhänger, das kleine Symbol um meinen Hals, gereicht, dass sie sich das Recht herausnahmen, mich (...) zu beleidigen und mich andeutungsweise anzuspucken.“ Er beginnt dann rasch zu merken, dass die migrantische Community, die ihn vor der Verachtung schützen soll, die ihm in Deutschland als „Ausländer“ entgegenschlägt, gefährlicher zu werden vermag als jene Verachtung selbst; das Wort „Scheißjude“besitzt eine andere Qualität.
Alltägliche Diskriminierung
Nachdem er seinen Eltern von dem Zwischenfall berichtet hat, sagt sein Vater Sätze zu ihm, die ihn nicht mehr loslassen: „Bevor ich anfange, dir Geschichten zu erzählen, um dir verständlich zu machen, wer oder was du bist, wer wir sind, musst du eins im Voraus wissen und es dein ganzes Leben zumindest im Hinterkopf behalten: Du bist ein Jude und die ganze Welt hasst dich!“ Selten ist die übliche Unterstellung, Antisemitismus sei nur eine besondere Erscheinungsform des Rassismus, durch das Beschreiben alltäglicher Diskriminierungserfahrungen so triftig widerlegt worden wie in Shalicars Autobiografie. Es wird evident, dass „Islamophobie“ – die Angst vor dem Islam – durchaus einen rationalen Kern haben kann. Shalicar jedenfalls bekommt Angst vor dem islamisch begründeten Antisemitismus seiner Klassengemeinschaft im Berliner Bezirk Wedding, in der Sätze wie „Weißt du, ich hasse alle Juden! Sie sollen alle verrecken“ fester Bestandteil der Pausenhofkonversation sind. Obwohl er ihre Interessen und Umgangsformen, ja sogar viele ihrer Ressentiments teilt und alles andere als ein Sonderling ist, wird er fortan als „der Jude“ verhöhnt und tätlich angegriffen. Er muss erfahren, dass seine Familie, von der er sich eigentlich abgrenzen will, der einzige Ansprechpartner für seine Ängste ist.
Es gehört zu den Qualitäten von Shalicars Buch, dass es nirgendwo eine Rückbesinnung auf das Judentum als Gegengift zum Antisemitismus propagiert. Die Option, für die er sich entschieden hat, dürfte sein Buch in Deutschland jedoch weit unpopulärer machen als ein Plädoyer für die Rückkehr zum Judentum: Shalicar hat sich für den jüdischen Staat entschieden. Hier hat er als Fallschirmjäger für die Armee gedient, hier hat er an der hebräischen Universität Internationale Beziehungen studiert, für das Nahost-Studio der ARD in Tel Aviv gearbeitet, und hier lebt er heute als Pressesprecher der Israelischen Armee und Vorsitzender der Organisation junger deutschsprachiger Einwanderer. Das „Ticket nach Israel“, das er 2001 in Deutschland ohne Rückfahrkarte gelöst hat, erschien ihm als Ticket in die Freiheit. Was seine Lebensgeschichte über Antisemitismus, Islam und Migrationspolitik in Deutschland aussagt, was seine Karriere vom durchschnittlichen Weddinger Schüler zum erfolgreichen Akademiker für das Verhältnis von „Abstammung“, Erziehung und Gesellschaft bedeutet und welche Konsequenzen Bildungspolitiker aus seinen Alltagsansichten von Berliner Schulen ziehen müssten – darüber zu streiten wäre lohnender als über genetische Alltagsreligion.
Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude. Die Geschichte eines Deutsch-Iraners, der Israeli wurdeArye Sharuz Shalicar, DTV 2010, 240 Seiten, 14,90
Arye Sharuz Shalicar liest am 28. Oktober um 19 Uhr im jüdischen Gemeindehaus an der Fasanenstr. 79-80 in Berlin-Charlottenburg
Kommentare 76
Lieber Herr Klaue,
Journalismus sollte von rational arbeitenden und recherchierenden Menschen betrieben werden, die sich nicht gemein machen. Sonst muss man Pressesprecher werden.
Daher:
www.youtube.com/watch?v=YQk5k8LOItI
Schnell wie ein Maschinengewehr geht das, gerade bei diesem Thema, überhaupt nicht.
Ihr Beitrag, das merkt man sofort, bemüht sich wahnsinnig intensiv um den rationalen Kern. - Wer könnte das übersehen?
MfG
Christoph Leusch
Und was willst Du der Welt damit sagen?
Sehr lesenswerter Artikel, danke dafür.
Der rationale Kern der "Islamophobie" ist natürlich (im Wortsinne) für den Islamophilen wie das Weihwasser für den Teufel.
Der Kampfbegriff "Islamophobie" selbst sagt im Grunde schon alles: jegliche Kritik am Islam und seinen realen Erscheinungsformen wird pauschal als irrational ("Phobie") verunglimpft. Mit diesem rhetorischen Kunstgriff soll die Ratio ausgeschaltet werden, um Kritik im Keim zu erstecken.
Danke, endlich.
Hab mich schon ganz alleine gefühlt!
Lieber "der Donnerstag",
Ein Hämophiler ist auch kein Vampir und, rhetorisch gesehen, kein Liebhaber des Blutes.
Sie wissen schon, was mit Islamophobie gemeint ist.
Allerdings sind Zweifel angebracht, wenn in Texten Ausschließlichkeitsvokabeln verwendet werden, wie jeglicher, immer, alle.
Islamophobie ist daher, auch sprachlich, d.h. in unserer deutschen Sprache, ein durchaus passender Begriff, weil er die kränkliche Seite, die gestörte Seite, gut kennzeichnet.
Das Gegenteil Islamophilie, die Geneigtheit, Liebhaberei, sie kann natürlich ebenso zu einer Deformation der Wahrnehmung führen. Dann hält man Bombenleger und Raketenwerfer für Palästinenserfreunde. - Da hat man dann sicher die falschen Freunde.
Aber, das ist bei weitem nicht so naheliegend, weil die Proportionalität bezüglich der realen Probleme in Palästina, die mit dem Islam eher weniger, dafür aber mehr mit Macht und Gewalt, mit dem Recht des Stärkeren zu tun haben, eine ganz andere ist.
Wenn Sie sich das Video Herrn Shalicars anschauen, es in der Fantasie etwas eingrauen oder altern, dann sieht er aus wie ein Pälästinenser in Kampfuniform, abzüglich der Kopfbedeckung, von irgend einer geheimen Brigade zur Verkündung einseitiger Ergebnisse ins Bild gesetzt.
Nun, hat der Mann noch Angst, oder leidet er gar an einer Phobie? Ja, das ist möglich. Jetzt fühlt er sich aber stark, weil die kontraphobische Abwehr das eigentlich pathologische am Phobiker ist. Das ist der Kampfanzug.
Kehren Sie mit dieser Erkenntnis wieder in den Kiez nach Berlin zurück und beachten Sie die Verhältnismäßigkeit, dann müsste auch Ihnen der Unterschied auffallen. - Herrn Klaue ist leider, er war wohl leicht gedankenlos, nicht viel aufgefallen.
Herr Klaue hat aber Herrn Shalicars autobiographischen Erlebnisse umgedeutet, zu einer rationalen Berechtigung für Islamophobie, obwohl aus den Hinweisen die er hier gibt, weder ablesbar ist, ob es sich bei den jugendlichen Sprücheklopfern, Shalicars Berliner Umgebung, überhaupt um gläubige Muslime, also ihre Religion ernst nehmende Leute handelt. Er hat auch bei keinem der Abgeschilderten nachgefragt, sofern sie denn aus dem Text Shalicars überhaupt identifizierbar sind.
Aber Schulkameraden, Nachbarn und das Umfeld des heutigen Fallschirmjägers und Pressesprecher, kann man schon einmal aufsuchen, wo man doch um die Ecke wohnt, lebt, arbeitet und Texte verfasst.
Das meine ich, mit dem Hinweis, Journalisten sollten nicht einfach nur ein Buch durchlesen und dann dieses hier anpreisen (Triftigkeit), mit dem Hinweis, es enthalte einen ernsten rationalen Kern.
Der Wortbrei, besteht ja aus einer Masse, zur Unkenntlichkeit verrührter Erregerheightlights, Antisemitismus und Islamophilie, Islamophobie, Palästinenser, Araber, etc. pp., sie werden alle in einen semantischen Zusammenhang gesperrt, obwohl die Hauptkonflikte und Kritikpunkte nicht zusammen passen.
In der U-Bahn, ausgerechnet das macht Herr Klaue zum Aufhänger seines Textes, sei Shalicar von arabisch aussehenden jungen Männern angepöbelt worden. In der Schule, nur "Schwarzhaarige" (Araber?) um ihn, die ebenfalls jedes sichtbare Zeichen seines jüdisch- Seins (Kettchen, evtl. mit Schriftzeichen oder Davidstern) zum Anlass für die Diskriminierung des Mitschülers nehmen. Spätestens bei diesen Details müsste doch bei dem Publizisten und journalistisch auftetenden Herrn Klaue eine Warnlampe blinken und er sich zu mehr Recherche veranlasst sehen.
Hören Sie Herr Klaue, das Buch kommt von einem Pressesprecher der israelischen Armee! Da sollte man sich schon mehr Mühe geben, wenn man eine so hochtrabende These gegen die "Schwarzköpfe" ins Feld führt.
Insofern hat Herrn Shalicars Autobiografie vor allem einen sehr starken, irrationalen Kern und Herr Klaue folgt dem, obwohl er erst einmal prüfen müsste, wo darin ein Körnchen Rationalität trotzdem noch liegen könnte.
MfG
Christoph Leusch
Lieber "Derrico",
Da müssen Sie aber schon mehr schreiben, damit ich weiß, was Sie wissen wollen!
MfG
Christoph Leusch
Lieber ohitika33,
Von Ihnen wüsste ich gerne, wie Sie zu ihrem Nick kamen. Zufallsgeneriert?
MfG
Christoph Leusch
@Columbus
Dass der Autor des Buches Pressesprecher der israelischen Armee ist, beweist noch lange nicht, dass er die Unwahrheit sagt.
Zum Begriff "Islamophobie" nur kurz: Ob Begriffe treffend sind, hängt davon ab, worauf man sie anwendet. Dieser Begriff wird aber nun mal leider häufig dafür instrumentalisiert, jegliche Kritik am Islam - auch rational begründete - als irrational zu verunglimpfen. Daher halte ich diesen Begriff für unbrauchbar.
Zur Diskussion:
www.taz.de/1/debatte/kommentar/artikel/1/das-reine-ressentiment/
Ob die Leute, die Shalicar in Berlin antisemtisch bepöbelt haben, gläubige Muslime sind oder nicht - wie sollen Shalicar oder Klaue das bitte herausfinden? Man kann natürlich immer noch mehr recherchieren. Nur dass man dann am Ende leider nur noch einen Euro Stundenlohn verdient hat. Was Selbstausbeutung betrifft, spreche ich aus eigener Erfahrung. Aber alles hat seine Grenzen.
Worum es hier geht, ist doch die Frage: Gibt es eine große Zahl von gläubigen Muslimen, die, weil sie das sind, antisemitisch sind. Denn nur dann wäre die Kritik am Islam in diesem Fall gerechtfertigt.
Sie werden wohl nicht bezweifeln wollen, dass es im - zufällig islamisch geprägten - Nahen Osten ein hohes Maß an Antisemitismus und an Bewunderung für Adolf Hitler gibt. Wäre es dann nicht Ihnen, zu beweisen, dass dieser Antisemitismus mit dem Islam nichts zu tun hat?
Dass es für Araber auch noch andere Gründe gibt, Israel zu hassen, geschenkt. Es geht hier allerdings darum, dass sie Juden hassen, weil sie Juden sind. Und das nennt sich nun mal Antisemitismus.
Ich finde, Magnus Klaue hat überzeugend herausgearbeitet, dass es einen entscheidenden qualitativen Unterschied zwischen Antisemitismus und "Islamophobie" gibt. Letztere hat einen rationalen Kern, ersteres nicht. Es gibt keine jüdische Weltverschwörung. Es gab auch niemals Pläne im Namen "des Judentums", Andersgläubige zu unterdrücken. Es gibt aber genügend Muslime, die dieses Ziel verfolgen, Tariq Ramadan z.B., der nach der erfolgreichen Islamisierung Europa die Andersgläubigen zu Menschen zweiter Klasse machen möchte - nach eigener Aussage.
Daraus zu schließen, dass "der Islam" oder "alle Muslime" solche Ziele verfolgen würden, können Sie meinetwegen islamophob nennen, wenn Ihnen dieser Begriff schon so gut gefällt. Darauf hinzuweisen und damit nicht einverstanden zu sein, aber wohl hoffentlich nicht.
Herr Leusch, wie soetwas geht, fragen Sie am besten den Freitag und z.B. die Userin Lee Bertine, die sich hier einst mit vier bis fünf Nicks bewegen konnte. Und vor allem: Warum besonders diejenigen, die ganz gerne andere "dialektisieren", diese Tatsache als Hingespinst abtaten bevor es herauskam.
Als fester Autor der Zeitschrift „Bahamas“, verwundert es nicht sonderlich, dass Magnus Klaue das Amt und die kulturelle Herkunft des aktuellen IDF- Pressesprecher quasi als wissenschaftlichen Beleg für die Unwiderlegbarkeit und Redlichkeit seiner eigenen Ressentimentgeladenen Setzungen hernimmt.
Dieses „linksradikale“ Zirkular, welches mit der „bedingungslosen Unterstützung Israels“ und der kompromisslosen Unterstützung US-amerikanischer „Weltordnungskriege“ die westliche Zivilisation vor dem neuen und viel schlimmeren „Islamofaschismus“ retten will, weil dass die unumgänglichen Grundvoraussetzungen für den Weltkommunismus wären, bekommen dann sogar für ihre „Analysen“ - als im „Kern nicht völlig unzutreffend“ - auch schon mal einige Pluspunkte vom Stasi West verpasst.
Dass mittlerweile u. a. auch Springers „Welt“ regen Kontakt zu diesen Leuten unterhält, sollte da noch weniger verwundern.
Lieber "der Donnerstag",
Ich sehe von "herausarbeiten" hier nichts.
Diskusssionen um Antisemitismus werden hier bei uns nicht abgewürgt, sondern sie gehören zur kulturellen und politischen Verständigung unseres Landes, sind ein Identitätskern.
Wo sollte das sein, dass Diskussionen um Antisemitismus abgewürgt werden. Sie sind Schulthema, Universitätsthema, Gesellschaftsthema und Zeitungsthema.
Aber, der Begriff Antisemitismus sollte auch nicht verallgemeinernd auf alle anderen Themen, Palästina, Araber, Islam, Muslime, Wedding, Integration gekippt werden. Es bringt weder Erkenntnisse, noch dient es einer Verständigung.
Ich glaube viel eher, dass Herr Klaue sich keine große Mühe gemacht hat.
Das ist auch mein Hauptvorwurf, denn es geht um Journalismus und Presse und um die Verallgemeinerung von subjektiven Erfahrungen, die erst einmal auch überprüft werden müssen, zumal, wie das Video zeigt, auch Herr Shalicar seine ganz speziellen Interessen vertritt.
Daher bleibt ja auch alles so an der Oberfläche. Konkrete Namen werden nicht genannt. Die Cliquen nicht vorgestellt und bezeichnet, trotzdem zeigt sich Herr Klaue von der "Handgreiflichkeit" überzeugt.
Alles ist eine Berufung auf persönliche Erfahrungen, die Shalicar, es ist nun wirklich kein ganz durchschnittlicher und alltäglicher, sondern eher ein aussergewöhnlicher Fall, mit dieser von Herrn Klaue angegebenen Begründung nach Israel und in die israelische Armee brachte. - Selbst Israeli und jüdische Beobachter hier bei uns, dürften das als eher ungewöhnliche Reaktion sehen.
Ein heutiger Hauptmann der israelischen Armee, in Berlin-Wedding aufgewachsen, schreibt seine Begründung für die Entdeckung, er lebe lieber in Israel. Das ist die eine Seite.
Beim Militär kann es keine journalistische oder neutrale Haltung geben, und daher, das hat überhaupt nichts mit der Person oder Glaubwürdigkeit Shalicars zu tun, ist bei der Besprechung eines solchen Buches mehr Aufwand dringlich geboten.
Das Geldargument als Recherchehindernis oder als Grund, warum nicht differenziert berichtet wird, zählt nicht. - Wenn bei so einem Thema und dieser These das Geld und die Zeit fehlt, dann lässt man besser die Finger davon. Das ist meinen Meinung.
Herr Klaue behauptet ja, die Erfahrung Shalicars sei verallgmeinerungsfähig und evident (triftig). Fragen an die Autobiografie Shalicars hat er keine, er hält sie für übertragbar.
Auch Sie gebrauchen jetzt wieder das Wort "Araber", obwohl doch bekannt ist, dass die meisten Muslime in Deutschland, in Berlin, gar keine Araber sind.
Bei der Autobiografie geht es ja um die Wahrnehmung hier in Deutschland und um die Verallgmeinerung der Erfahrung Shalicars, nicht um den Nahen Osten, nicht um Araber, nicht um Palästina.- In diesen Zusammenhang rückt das aber, wenn ein Hauptmann und Pressesprecher der israelischen Armee als Quelle und unhinterfragt glaubwürdiges Presseorgan hier vorgestellt wird.
Es geht, wie gesagt, nicht um Unwahrheit oder Wahrheit, sondern um die Verallgmeinerung einer subjektiven Wahrnehmung und die muss journalistisch überprüft werden. Herr Shalicar hat ja autobiografisch nur begründet, warum er sich in Israel wohler fühlt und welche vorder- und untergründigen Motive er für sich selbst entdeckt hat. Das ist der Sinn einer Autobiografie, aber nicht das Ziel einer steilen These über jugendliche "Schwarzköpfe" im Wedding.
Zudem hat der Fallschirmjäger nun wirklich keine der Eigenschaften, die ihm Herr Klaue andichtet (knuddelig, Hip-Hopper), weil er ihn als Bauchschreiber kennzeichnen will, der schreibt, was er erlebt hat. Im Gegenteil, diese Autobiografie ist ganz bewusst und gezielt geschrieben. Dies sichtbar zu machen, dazu ist das Video hilfreich.
MfG
Christoph Leusch
@Columbus
Ihr Einwand, dass den Aussagen eines Pressesprechers der israelischen Armee zum Thema Antisemitismus mit besonderer Vorsicht zu begegnen ist, ist sicher nicht unberechtigt. Das alles einfach als Propaganda abzutun, halte ich aber auch für keine angemessene Reaktion.
Was würden Sie denn dazu sagen, wenn - sagen wir - ein Türke, der in Deutschland aufgewachsenen ist, in die Türkei zurückkehrt, dort Regierungssprecher der AKP wird und anschließend ein Buch über seine Erfahrungen mit "Islamophobie" in Deutschland schreibt. Ist dann auch garantiert alles Propaganda?
Davon abgesehen, haben Sie mich offenbar falsch verstanden. Ich behaupte nicht, dass bei uns Debatten über Antisemitismus abgewürgt werden. Höchstens Debatten über Antisemitismus unter bestimmten Gruppen von Migranten. Mir ging es darum, dass der Begriff "Islamophobie" dazu dient, Debatten über die Ziele islamischer Fundamentalisten abzuwürgen.
Und noch ein Missverständnis: Ich habe von Arabern statt von Türken gesprochen, weil wohl klar sein dürfte, dass unter arabischen Zuwanderern Antisemitismus weiter verbreitet ist als unter türkischen. Ich vermute das jedenfalls stark, lasse mich da aber gerne eines Besseren belehren.
Guten Abend, lieber Herr Leusch.
Ich kann dem, was Sie hier schreiben, ohne große Einwände soweit zustimmen, bis auf einen Punkt, an dem ich noch immer laboriere:
Was spricht denn dagegen, die Überschrift des Artikels — für die meines Wissens die Autoren nicht verantwortlich sind —, die tatsächlich den Schluß nahelegt, es könnte sich bei dem Text hier um eine, nunja, feuilletonistische Induktion handeln, die über die Brücke einer Autobiographie hin zum gesellschaftlich ganz Allgemeinen schreitet, außer Betracht zu lassen und an ihr vorbei den Text von Herrn Klaue als das zu lesen, was er mE nach ist, nämlich die Rezension von nicht mehr und und nichts anderem als dem Buch von Arye Shalicar?
Grüße,
Josef Allensteyn-Puch
@j-ap, warum sollte ausgerechnet die Überschrift des Artikels, dessen Grundfunktion das Informieren
des Lesers über den Inhalt des Textes ist, außer Betracht gelassen werden? Warum sollte der Artikel des Herrn Klaue als 'Rezension' eines x-beliebigen Buches gelesen werden? Wird man ihm dann gerechter....?
Da haben Sie Recht, Herr Allenteyn-Puch.
Ich muss es mehr als Rezension sehen, denn als Statement Herrn Klaues. -Ich hoffe es jetzt jedenfalls. - Aber die Suche nach "rationalen Kernen" im Begriff "Islamophobie" hat mich zu sehr genervt.
Ich sitze ja auch nicht in Berlin und brüte über "arabische Communities". Welche zudem?- Die kriminellen Libanesengangs, die sich nicht einmal als Araber fühlen, sondern als Levantiner, dafür aber OK-ähnliche Organisationen aufbauen. Die jugendlichen Abzockerbanden in den Kiezen, die sich gegenseitig verbal und brutal fertig machen und den Koran höchstens so kennen wie andere Leute die Bibel oder die Thora und den Imam so verspotten, wie sie ihren Kiez-Bruder aus dem Iran als Juden unsäglich beschimpfen?
Mir ging das Suchen nach den "inhärenten Wurzeln" des Antisemitismus, häufig ist es eine Suche nach dem dicksten polemischen Hammer, hier zu leicht von der Hand.
derDonnerstag schrieb am 27.09.2010:
Ok. Keine Propaganda,aber doch sehr subjektiv und dazu eben mit diesem Hintergrund.
Der müsste übrigens auch bei einem AKP-Journalisten / Pressesprecher oder bei einem CIA- bzw US-Militär-Sprecher, die sich beispielsweise über ihre persönlichen Erfahrungen mit den Iranern oder Irakern auslassen, mit gebührender Distanz betrachtet
werden. - Ich finde ja, die Rezension und die Kenntnis des Videos passen daher gut zusammen.
Was den Antisemitismus angeht und die Unterschiede zwischen Türkei-arabische Halbinsel, Golfstaaten, so denke ich das auch. Allerdings halte ich "Antisemitismus" eher für ein auch empirisch weniger bedeutsames Phänomen im Dauerkonflikt Israel-Palästina und im Konflikt der dort je anhängigen arabischen (Bruder)-Staaten, als es bei uns dargestellt wird.
Hauptpunkt dort ist, die weiter wachsende Ungleichheit und weiter bestehende Ungerechtigkeit, ist die unbeantwortete Frage nach den zwei Staaten. - Ich bin überzeugt, wer dafür eine diplomatische und vertragliche Lösung findet und sie mit festen Schutzgarantien der internationalen Gemeinschaft versieht, der lässt auch aus dem anderen,viel kleineren Ballon, dem Antisemitismus der so genannten Straße und arabischen Jugend, die Luft heraus. Dann müssten sich die unterentwickelten arabischen Staaten ihren Binnenproblemen widmen und könnten nicht die Frontstellung gegen Israel nutzen, Reformen abzuwehren.
Bedenken Sie nur, was eine Verständigung Israels mit den Palästinensern für die Entwicklung im Iran bedeutete.
Dort fiele die Außenprojektion des Regimes in sich zusammen und die "grüne Revolution" fände
mehr Anhänger.
Derzeit stützen sich aber die Radikalen in Israel und in Palästina gegenseitig, so, wie hier bei uns, mit den bekannten Schlagworten, z.B. Berliner gegeneinander gestellt werden, deren Probleme auf ganz andere Art und Weise gelöst werden müssen.
MfG und gute Nacht
Christoph Leusch
@Nicklos Luhmann
waren Sie hier stets nur als Nicklos unterwegs? Das glaube ich Ihnen nicht, aber so was haben Sie auch nie behauptet.
@Nicklos Luhmann
ist erst seit Juli 2010 Mitglied der FC.
Unter welchem Nick ich ihn davor kennenlernen durfte, weiß ich nicht.
Was mir bei ihr/ihm auffällt, ist ein wenig Stalkerei in manchen ihrer/seiner Kommentare, in denen man ohne Quellenhinweis kurz zitiert wird. Harmlos also, ein wenig lästig aber, weil er hier auf user/innen verweist, die sich hier - vor ihrer oder seiner Zeit - mit vier bis fünf Nicks bewegen konnte[n].
Merkwürdig und drollig freundlich gegrüßt:
weinsztein
Nun ja, der arme Jude konnte sich immerhin an den bösen, ihn andeutungsweise bespuckenden arabischen Jugendlichen rächen, indem er als Falschimjäger der israelischen Armee dessen Großmütter und -väter dransgsaliert, erniedrigt und ermordet hat. SO macht das ein moderner, aufgeklärter Mensch. Vielleicht sollten sich die arabischen Jugendlichen etwas davon abschneiden - Gewalt ist durchaus gesellschaftsfährig wenn es von einem scheindemokratischen Staat in rechtsstaatlicher Manier ausgeführt wird.
Solange es sich nicht um den Pöbel handelt und alles vorher in Gesetzesform gegossen wurde ist es rechtmäßig und somit unterstützungswürdig.
Es mag ja sein, dass der im Titel angesprochene Kern so "rational" gar nicht ist, vielmehr emotional und ressentimentbeladen. Auf jeden Fall ist die Islamophobie beklagenswert und zu überwinden. Freilich muss man selbst wohl auch erlebt haben, wie bereits Fünftklässler mit muslimischem Hintergrund abfällige Bemerkungen machen, wenn die Rede im Unterricht auf die Juden kommt, und man muss vielleicht selbst erfahren/gehört haben, dass "Du Jude!" selbst auf dem Fussballplatz bei Studenten mit muslimischem Hintergrund ein Schimpfwort ist, wenn der Ball zu spät oder gar nicht abgegeben wurde. Usw. usf. Der Beispiele sind es Legion.
Der muslimische Antisemitismus in Deutschland ist eine traurige Tatsache.
Las als Kind mal Welskopf-Henrich, "ohitika" schien mir nun ein gutes Alleinstellungsmerkmal zu sein.
Beste Grüße, o.
(Leif Miles schrieb am 28.09.2010 um 01:28)
Weil die Überschrift, die über dem Artikel steht, nicht zum folgenden Textinhalt paßt? Wäre es so, wie Sie schreiben, wäre also die Überschrift tatsächlich nur das Schlaglicht, das verknappt die Intention des Textes wiedergibt, dann hätten Sie recht und man dürfte sie nicht vom Inhalt ablösen. Genau das ist hier nach meinem Eindruck aber nicht der Fall.
(Columbus schrieb am 28.09.2010 um 01:54)
Nachdem ich die Überschrift des Textes von Herrn Klaue gelesen hatte, war ich auf folgende Spur gesetzt: Hier will uns jemand erklären, daß das, was man landläufig »Islamophobie« nennt, eine rationale Sache sein könne, und er wird uns, davon gehe ich aus, Gründe für diese seine Auffassung vorlegen.
So.
Nach der Lektüre des Artikels allerdings war von diesem allgemeinen Anspruchshorizont, den uns die Überschrift eröffnet, nichts mehr übrig. Herr Klaue beschäftigt sich ausschließlich mit dem Buch von Arye Shalicar. Er extrapoliert das, was im Buch steht, eben — nach meiner Lesart — nicht zu einem allgemeinen soziologischen Befund, der die gesamte gesellschaftliche Breite abmißt. Wäre das so, dann wären Ihre Einreden von weiter oben in der Tat am Platze, und mehr noch, dann wäre dieser Text von Magnus Klaue nichts anderes als der Versuch, den Leser hinters Licht zu führen.
Aber gerade der Fokus des Textes, der nur auf einer natürlich notwendigerweise subjektiven Einschätzung beruht, für die das Genre 'Autobiographie' ja steht und worüber uns der Artikel auch nicht im Unklaren läßt, verdeutlich mir, daß es hier lediglich um eine Rezension geht. Hier steht ja nicht eine Aussage der Form »Alle Migranten/Muslime/Weddinger Kiezeinwohner sind so, deshalb ...«, für so einen großen Befund wäre nämlich wirklich wesentlich mehr Recherche nötig gewesen, sondern nur: Herr Shalicar schreibt das in seinem Buch so auf.
Es kann sein, daß ich mich täusche, aber ich habe das so gelesen.
Viele Grüße an Sie beide,
Josef Allensteyn-Puch
Israel ist ein "scheindemokratischer" Staat? Ganz im Gegensatz zum Iran wahrscheinlich.
Wogegen richtet sich nun Ihre "Kritik"? Hassen Sie nur den Staat Israel oder sind Sie selbst Antisemit?
Schließlich würde mich noch interessieren, was Sie damit sagen wollen, "Gewalt" sei "gesellschaftsfähig", wenn sie von Israel ausgehe? Soll Israel es hinnehmen, wenn die Hamas seine Zivilbevölkerung mit Raketen beschießt, Selbstmordattentäter losschickt etc. Finden Sie diese Form von Gewalt o.k.?
in etlichen auto-biografien ließe sich sicherlich der 'rationale Kern des Antisemitismus' finden .... aber ich kann mich natürlich auch täuschen....
au!
Um feststellen zu können, ob Sie sich täuschen, müßten Sie uns mal einige Beispiele dieser »etlichen auto-biografien« nennen, Rahab.
@Zachor!
Die Frage ist, ob diese Tatsache beim Namen genannt werden darf, ohne dass der Vorwurf der "Islamophobie" greift.
Ist "Nur Israelhass" nicht Antisemitismus genug? Von Venezuela-Hass oder von Kenia-Hass oder von Laos-Hass hab ich unter sich links nennenden Menschen noch nie etwas gehört.
Es ist schon ziemlich traurig anzusehen, in welchem Ausmaß sich die Islam-Apologeten und Judenfresser in diesem wie anderen Foren tummeln, die so schön über Unterdrückung in Palästina schwafeln und die einzige Ursache für diesen Konflikt in der Existenz des Staates Israel sehen, nicht aber im in dieser Region schon seit Jahrhunderten herrschenden Antisemitismus; die den einzigen pluralistischen und demokratischen Staat in der gesamten Region als faschistisch bezeichnen und selbst noch für reaktionäre Entwicklungen in den islamischen Staaten verantwortlich machen, obwohl es offenkundig der Islam als politische Religion ist, der erst den Raum, die Grundlage und die Plattform bietet für die menschenverachtenden Zustände dort; die die Juden am liebsten noch heute über den Erdball jagen würden, anstatt ihnen einen Staat zuzugestehen; die jede intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Islam im Keim zu ersticken versuchen mit dem Hinweis auf vermeintlich Islamophobie. Selten wurde die Religionsfreiheit unter traditionell sonst eher atheistischen Linken derart abgefeiert wie ausgerechnet beim Islam. Warum eigentlich? Erklärt mir das doch mal bitte, liebe Islam-Apologeten. Ich glaube ja, es liegt daran, dass Ihr Rassismus und Islamkritik nicht unterscheinden könnt, dass Ihr also offensichtlich Eure eigene Position nicht ganz verstanden habt. Haltet Ihr die Zustände in der islamischen Welt für besonders fortschrittlich? Oder ist es doch nur purer Vernichtungswille gegenüber Israel bzw. dem Judentum?
nö
wir müssten darüber reden, wie 'rationale Kerne' zustandenkommen
Sprich: Wir sollten hieraus einen Diskurs machen, der das Problem zunächst ins Vorfeld, dann ins Seitenaus und anschließend in die Etappe verschiebt, bis wir früher oder später bei Fragen nach Sprache, Verstand, Vernunft und der conditio humana überhaupt landen, einige Regalmeter Sekundärliteratur aufgestapelt haben und am Ende gar nicht mehr wissen, worum's eigentlich ging, aber immerhin konstatieren können, daß es mal wieder schön war, darüber nicht-geredet zu haben und wir gut daran tun, die Finger still und die Klappe geschlossen zu halten.
So wie das eben zu gehen pflegt im Land der Eigentlichkeit.
@j-ap
Gut beobachtet und sehr schön ausgedrückt.
Neben der Weigerung, die eigenen Begriffe zu definieren ("Islamophobie"), damit man sie umso besser zum Totschlagen von Argumenten benutzen kann, ist dieses rhetorische Mittel wohl eines der bewährtesten, um unliebsame Tatsachen wegzuschwurbeln.
"Oder ist es doch nur purer Vernichtungswille gegenüber Israel bzw. dem Judentum?"
Ja.
Ich lese bloß eine eine Buchbesprechung mit einigen subjektiven Einfärbungen durch Magnus Klaue, um noch ein paar Seitenhiebe auf andere Themen unterzubringen.
Und dann lese ich einen Titel, der irgendwie nix mit dem Artikelinhalt zu tun hat und der außerdem schon den Keim der Unlogik trägt. Rationaler Kern einer Phobie - also was nun, krankhaft ängstlich oder sachlich begründet?
@Ernst
So ähnlich habe ich das auch empfunden, nur dass ich die Seitenhiebe für durchaus berechtigt halte.
Eine "Phobie" kann normalerweise per definitionem keinen rationalen Kern enthalten. Das ist ja das Perfide an diesem Begriff, der sehr gut geeignet ist, um Andersdenkende mundtot zu machen, aber für eine sachliche Diskussion völlig unbrauchbar.
Die iranischen Mullahs, die die "Islamophobie" erfunden haben, werden sich schon etwas dabei gedacht haben. Meinungsfreiheit und demokratische Diskussionskultur hatten sie dabei sicher nicht im Sinn.
Lieber Ohitika,
Indianer und alter Grieche. Gar nicht schlecht. Reizt es Sie nicht, ein wenig zu dieser starken Kindheitserinnung, der Autorin,etc., hier im Blog zu schreiben?
Vielen Dank für die Auskunft und Dawei, dawei
Christoph Leusch
Islamophobie hat genauso wenig einen rationalen Kern wie Logophobie. Da ist jedes Wort zuviel.
Islamophobie hat genauso wenig einen rationalen Kern wie Logophobie. Da ist jedes Wort zuviel.
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Sollte der Text jetzt zweimal auftauchen, kommt erschwerend eine Diplopiphobie hinzu.
Im Text steht der Satz: "Es wird evident, dass „Islamophobie“ – die Angst vor dem Islam – durchaus einen rationalen Kern haben kann."
Daraus wird die Überschrift: "Der rationale Kern der Islamophobie
"
Der Satz im Text steht im Kontext der individuellen Erfahrung eines Juden, der von muslimischen Mitschülern diskriminiert und drangsaliert wird. Ich finde diesen Satz von Magnus Klaue mindestens diskussionswürdig, weil nicht geklärt wird, ob der Islam als Religion für den Antisemitismus der Mitschüler die zentrale Rolle spielt - oder vielmehr die kulturelle Gruppenzugehörigkeit oder politische Ideologie (vielleicht politische Religion / politischer Islam?).
Soweit, so unglücklich. Was daraus aber in der Überschrift wird, ist qualitativ etwas ganz Anderes. Bei dieser denke ich zunächst einmal an die "Islamophobie" der Pro-Köln-Moscheegegner und sonstiger deutscher Deppen, die Phobie als Angst (sofern diese überhaupt existiert) sofort in Ablehnung, Ausgrenzung und Hass umwandeln. Eine solche Art der "Islamophobie" ist etwas ganz Anderes als die (sicherlich notwendige) Islamkritik oder Kritik des politischen Islam. Sie ist auch etwas ganz Anderes als die Angst eines Schülers, der seinen Mitschülern ziemlich ausgeliefert ist - die realen Machtverhältnisse sind hier einfach umgekehrt.
Fazit: (a) Man kann gerne nach "rationalen Kernen" von Phobien suchen, diese dann aber bitte keine Assoziationen mit "rationalen Kernen" von Ressentiments oder Hass hervorrufen. (b) Lieber Freitag: Fragt doch mal Eure Autoren, was sie von Euren Überschriften halten, vielleicht bleiben uns dann solche Diskussionen erspart, die vom eigentlich interessanten Thema, nämlich dem Antisemitismus, ablenken.
Herr Weinzstein schrieb:"ist erst seit Juli 2010 Mitglied der FC.
Unter welchem Nick ich ihn davor kennenlernen durfte, weiß ich nicht.
Was mir bei ihr/ihm auffällt, ist ein wenig Stalkerei in manchen ihrer/seiner Kommentare, in denen man ohne Quellenhinweis kurz zitiert wird. Harmlos also, ein wenig lästig aber, weil er hier auf user/innen verweist, die sich hier - vor ihrer oder seiner Zeit - mit vier bis fünf Nicks bewegen konnte[n]. "
Man kann beim Freitag auch mitlesen, ohne dass man Mitglied ist. Dieses gilt ab Erscheinen des Online-Freitags. Es bedarf also weniger technischer Grundkenntnisse, als banalitäten. Ich führe es für Sie, Herrn Weinsztein, aber gerne deutlicher aus. Ich lese seit letztem Frühjahr die Beta-Version.
Zu den Quellenhinweisen sage ich Ihnen, dass ich davon ausgehe, dass jeder User sich an seine Aussagen erinnert, sofern er hinter ihnen stand oder genau so weitermacht.
Apropos finde ich es drollig, wie sehr ein Hirn doch versiebt sein und versagen kann. Aber was kümmern schon die Aussagen von damals, sagte der Adenauer schon mit anderen Worten.
@ Weinsztein: Was Sie anscheinend gar nicht kapiert haben ist, dass es nicht um die harlmose Userin Lee bertine geht. Es geht um diejenigen, die Mehrfach- Accounts stillschweigend und gewollt gutheißen oder schweigen, wenn es um Wahrheiten hinter den Figuren geht. Warum wird soetwas gemacht? Ein Grund kann sein um von eigenen Meinungsmacher Nicks abzulenken. Begründet wird soetwas bekanntlich mit dem Schlagwort Freiheit.
meide die popkultur...
www.hagalil.com/01/de/Antisemitismus.php?itemid=1076
Ist doch albern.
Ich glaube, der Anti-Semitismus kann uns ganz gleichgueltig sein. Gibt es irgendetwas irgendwie wichtiges, ausser dem nun einmal geschehenen Holocaust, das mit dem Begriff verknuepft waere?
Man sollte sich lieber um reale Auseinandersetzungen kuemmern. Den jeweils anderen nicht verteufeln. Die Aussenpolitik in Frage stellen. Die Heiligkeit der Kriegsgruende
Wo bleiben eigentlich all die Moralapostel, die hier wegen jedem Furz "Islamophobie" schreien?
Antisemitismus scheint dagegen salonfähig zu sein. Herzlichen Glückwunsch.
qed
@j-ap
herzlichen glückwunsch zum obigen beifall!
@derDonnerstag
"Moralapostel, die hier wegen jedem Furz 'Islamophobie' schreien" - ist Ihnen das nicht ein wenig peinlich, so zu schreiben?
Den unvermeidlichen Herrn Teich als Zeugen für hier grassierenden Antisemitismus zu bemühen, finden Sie seriös?
Dass Sie hier begeistert Islamophobie furzen, quartalsweise und notorisch, hat diese Community längst registriert.
Sie und ihre mitfurzenden Freunde sind so wichtig wie Herr Teich. Man liest das Zeug und weiß, dass im Schnitt rund 15 Prozent der Menschen in westeuropäischen Ländern ähnlich denken oder für was anfällig sind. Dass sie hier als Linker firmieren, macht es unappetitlich wie einen feuchten Furz.
Sie wissen, was ich meine.
@Magnus Klaue
Ich kann trotz Lektüre Ihres Beitrags nicht erkennen, was "der rationale Kern der Islamophobie" sein soll.
Bitte seien Sie so nett und erklären es mir mit eigenen Worten.
och, mir kommen die tränen.
du meinst sicher "beifall von der falschen seite", nicht wahr, rahab?
uns kommt es doch hier ausschließlich auf die inhalte an, nicht wahr? oder ist das eine höhere form der dialektik, die sich kleingeistern wie mir nicht erschließt: aussage a ist richtig, wenn sie von person x kommt, hingegen falsch, wenn von person y?
wenn du j-aps aussagen für falsch hältst, was ich mal ganz stark vermute, dann darf ich also davon ausgehen, dass dein einwurf von 0:24 gar nicht ironisch gemeint war, sondern aus tiefstem herzen kam?
@weinsztein
Mir sind ganz im Gegenteil Ihre unverschämten Unterstellungen und Pöbeleien peinlich. "Fremdschämen" nennt man das.
Peinlich ist es auch, antisemitisch angehauchte Sprüche zu tolerieren - es gab hier auch noch einen anderen; lesen Sie einfach mal - , und zugleich hinter jeder Ecke "Islamophobie" zu wittern.
Es gibt natürlich Leute, die mit Widersprüchen gut leben können. Z.B. mit dem Widerspruch, dass es ultracool ist, Witze über den Papst zu reißen, Witze über den "Propheten" dagegen nur von "Islamophobikern" = Rassisten = Nazis stammen können. Ich gehöre nun dummerweise zu der Fraktion, die auf dem Recht beharrt, sich über beide lustig machen zu dürfen. Wenn Sie das lieber etwas einseitiger sehen, bitteschön.
Und wie weit Sie den Begriff "Islamophobie" fassen, ist natürlich Ihre Sache. Was Sie von mir halten und welche Verschwörungstheorien Sie sich sonst noch zurechtstricken ebenfalls. Aber sparen Sie sich bitte in Zukunft Ihre haltlosen Unterstellungen.
Ich verbreite hier ja auch nicht über Sie, dass Sie sicher einer verschwindend kleinen Minderheit angehörten, die zu Recht vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Oder dass Sie sicher früher mal Freunde hatten, deren Wirken in einem recht erfolgreichen Film mit Ulrich Mühe dargestellt wurde.
Nicht dass ich daran glauben würde, was ich da eben in den Raum gestellt habe. Aber es wäre natürlich denkbar.
Ungefähr auf diesem unterirdischen Niveau bewegen Sie sich mit Ihrem inquisitorischen Eifer und den Rufmordkampagnen, die Sie sich anscheinend zum Hobby gemacht haben.
@ oca
Ich kann dem Text des Artikels nicht mit Sicherheit entnehmen, daß es sich bei den Attacken der arabischen bzw. islamischen Mitbürger überhaupt um rational begründete Aktionen handelte (Das Buch kenne ich allerdings nicht). Politische oder religiöse Motivationen der Moslems in Shalicars Umfeld? Oder einfach nur Dummheit Primitivität?
Wir kennen wohl alle solche irrationalen Beweggründe, die jemanden hassenswert erscheinen lassen oder ihn zu einem Prügelknaben abstempeln. Dahinter mag einfach nur die Lust auf Provokation, auf Piesacken stehen. Wäre der Vater von Shalicar Polizist, möglicherweise hätten dann andere ihn Scheißbullenkind genannt. Das könnte dann zu einer Phobie vor Autonomen z.B. führen - aber rational begründet ist diese ebensowenig.
Bemerkenswert erscheint mir der erklärende Satz des Vaters: "Du bist Jude und die ganze Welt hasst dich." Diese Deutung ist nicht rational - schon weil sie weder begründet ist noch weil sie pauschal stimmt.
Subjetiv gefühlter Antisemitismus als irrationaler Ausgangspunkt kann geglaubt werden. Als rationaler Kern einer Angst vor dem Islam taugt dieser Glaube auch nicht.
aus dem kopf-schütteln darüber, dass j-ap still-schweigend beifall von einem hinnimmt, der antisemitismus für etwas rationales hält
und aus meiner verwunderung darüber, dass j-ap meint, die frage nach dem 'rationale' hinter derartigen darstellungen wie der, welche Klaue abgeliefert hat, wolle vom realen ablenken
daraus kam mein kurzer einwurf
Rational ist der Kern dieser Angst wohl nicht. Ich halte ihn - und das scheint mir der wesentlich passendere Begriff - aber für nachvollziehbar.
Ich schreibe das vor dem Hintergrund eines Erlebnisses, das ich vor etwa vier Jahren während meines Zivildienstes hatte, und das mir Antisemitismus so nachdrücklich vor Augen geführt hat, wie kein anderes Erlebnis bisher (was nicht heißen soll, dass Antisemitismus kaum vorkommt; vielmehr denke ich, dass das Gegenteil der Fall ist). Ich habe mich mit einem (nicht-muslimischen) Jugendlichen unterhalten, vielleicht 14 oder 15 Jahre alt, der in genau so einer gesellschaftlichen Konstellation aufgewachsen ist, wie Shalicar. Er wollte mich beleidigen und sagte: "Du Jude!", was ich überhaupt nicht als beleidigend auffasste und weshalb ich ihn - den Gedanken an Antisemitismus schon im Hinterkopf - fragte, was denn wäre, wenn ich Jude wäre, ob er ein Problem damit hätte. Und er sah mich ganz entgeistert an und sagte etwas wie: "Ja wenn du Jude wärst, Mann, dann, dann, dann..." - er überlegte kurz - "dann würden dich alle fertig machen". So unverhohlen und im negativen Sinne ehrlich, ist mir Antisemitismus noch nie persönlich begegnet. (Persönlich soll hier nicht heißen, dass ich zum Opfer von Antisemitismus geworden wäre.)
Und vor dem Hintergrund dieses Erlebnisses, kann ich Shalicars Werdegang nur zu gut verstehen. Das heißt nicht, dass man diesen Werdegang nicht auch kritisch sehen kann und in einigen Punkten vielleicht sogar muss.
@Ernst
"Wäre der Vater von Shalicar Polizist, möglicherweise hätten dann andere ihn Scheißbullenkind genannt. Das könnte dann zu einer Phobie vor Autonomen z.B. führen"
Ach, und wenn sein Vater ein Alt-68er war und er deshalb "linke Zecke" genannt wurde: Gegen wen richtete sich dann die "Phobie"?
Auch wenn Sie es vermutlich nicht hören wollen, sage ich es Ihnen trotzdem: Ich entwickle allmählich eine Phobie gegen Leute, die allen Ernstes behaupten, Antisemitismus gebe es als reales Phänomen gar nicht. Das sei nur so ein "Gefühl". Von da ist es nicht mehr weit bis zur Behauptung, Antisemitismus sei nur eine Erfindung "der Juden", um sich Vorteile zu verschaffen. Diese widerliche Unterstellung schimmtert hier ja in so einigen Beiträgen durch.
Den Satz "Du bist Jude und die ganze Welt hasst dich." kritisieren Sie vordergründig zu Recht. Mit ein wenig Einfühlungsvermögen könnte man allerdings auch konzedieren, dass der Vater vermutlich meinte: Antisemitismus ist ein universales Phänomen; aber nicht: alle Menschen, außer den Juden selbst, sind Antisemiten.
Schon komisch, dass der 1979 von Khomeini kreierte Begriff der Islamophobie hier sehr viel mehr Zuspruch findet. Dass die Wahl dieses Begriffes ("Phobie") - im Gegensatz zum Antisemitismus-Begriff - nicht darauf zielt, real exisitierende Phänomene zu beschreiben, sondern ganz im Gegenteil reale Phänomene zu irrationalen zu erklären, wird dabei geflissentlich ausgeblendet.
Genauer gesagt: reale und irrationale Kritik gegen den Islam und Muslime wurde in diesem Begriff zusammengerührt, damit Islamisten wie die iranischen Mullahs behaupten können, jegliche Kritik am Islam sei irrational begründet. Wer darüber einmal für fünf Pfennig nachdenkt, wird die frappierende Ähnlichkeit zur Haltung der christlichen Kirche im Mittelalter bemerken: hier die Rechtgläubigen, dort die Ketzer.
Ich möchte noch kurz etwas zu meinen Ausführungen hinzufügen: Wenn ich schreibe, "der Kern dieser Angst" sei wohl nicht rational, dann gehe ich davon aus, dass die Angst sich gegen "den Islam" und "die Moslems" richtet. Bezogen auf den konkreten Fall von Beleidigung und Beschimpfung ist die Angst sicherlich zwar auch nicht rational, denn Angst ist ein Gefühl und somit nicht rational (wenn es auch rational nachvollziehbar ist, wie es zu dieser Angst kommt, wie es auch rational nachvollziehbar ist, dass es in einer Situation wie der Shalicars zur Angst vor dem Islam kommen kann). Sie ist aber begründet und angebracht, schon alleine vor dem Hintergrund des Selbstschutzes. Und wenn man sich einmal von dem Begriff der Angst löst, dann kann man sich vor dem Hintergrund des Selbstschutzes sicher auch rational für Vorsicht gegenüber denen entscheiden, die einen aufgrund der eigenen Abstammung beleidigen, ausgrenzen oder angreifen. (Ich formuliere das absichtlich vage.)
@Donnerstag
Wie vor einigerZeit schonmal bewundere ich immer noch Ihre fast unendliche Geduld, mit der Sie versuchen einen fairen, kritisch- rationalen Diskussionsstil aufrechtzuerhalten.Bei Leuten mit Hang zu fanatischem Bekennertum ist das aber möglicherweise vergebliche Liebesmüh,,denn rationale Appelle stoßen bei denen bestenfalls auf Gleichgültigkeit, wenn nichtgar auf einen automatisierten "Feindreflex". Es bringt also vermutlich nichts, wenn man "Anfurzern" vernünftig anwortet oder gar zurückfurzt.
Und nun zu den "Phobien":
1. Antisemitismus richtet sich gegen MENSCHEN.
Diese Menschen wegen ihres "Semiten - seins" (was auch immer das bedeuten mag) zu verunglimpfen oder zu hassen verletzt deren Menschenwürde und ist deswegen für "Demokraten" unzulässig.
2. Islamfeindlichkeit (aus welchem Grund auch immer)
bedeutet die Ablehnung oder Verunglimpfung einer IDEOLOGIE .Da eine Ideologie keine Menschenwürde besitzt, darf man sie kritisieren, ablehnen, ja sogar hassen.Ist die Ideologie nachgewiesenermaßen menschenfeindlich, totalitär oder beides, sollte man sogar darüber nachdenken, ob es nicht sogar die PFLICHT eines "Demokraten" ist, islamo- phob oder generell religions- phob oder noch genereller Ideologie- phob oder - feindlich zu sein.
Oder ist jemand anderer Meinung?
Freundliche Grüße an alle Furzer und dezentere Meinungsausscheider
little Louis
little Louis derDonnerstag, ihr tut der Diskussion in der hiesigen Community sehr gut, vielen Dank Euch!
hallehulja!
@Little Louis
Ich schätze, wir sehen das sehr ähnlich. Nur dass ich "phob(ie)" jeweils durch "kritisch" bzw. "-Kritik" ersetzen würde.
Man sollte sich den Begriff "Islamophobie" nicht aufdrücken lassen, meine ich. Warum, habe ich schon erklärt. In Kurzform: Eine Phobie ist per definitionem irrational. Antisemitismus beruht auf irrationalen Ängsten. Ergo soll jegliche Islamkritik, auch sachliche und berechtigte, indem man sie unter "Islamophobie" subsummiert, als irrational abgestempelt werden. Mit einem Wort: Kritiker sollen mundtot gemacht werden.
Wie das funktioniert, hat Caroline Fourest verschiedentlich sehr plausibel geschildert.
Wie das Schlagwort von Islamisten wie Tariq Ramadan eingesetzt wird, die sich bei jeder Gelegenheit als Opfer stilisieren:
www.taz.de/?id=archivseite=2005/03/02/a0191
Wie das Tabu wirkt und das eigenständige Denken behindert und wie damit letztlich die Idee universaler Menschenrechte beschädigt wird:
www.perlentaucher.de/artikel/6240.html
Herr Weinsztein schrieb: "Dass sie hier als Linker firmieren, macht es unappetitlich wie einen feuchten Furz.
Sie wissen, was ich meine."
Herr Weinsztein, geben Sie gut auf sich acht. Zuviel Wind um (gegenseitiges und selbstgerechtes) Zucker-in-den-*****-blasen kann dem End-Darm genauso schnell zu Flitze***** verhelfen wie ******* reden.
Ach ja, um es noch mehr heraus zu *******: Sie wissen, was ich meine.
Ach, Frau oder Herr Nickloss,
vom Furz sprach Herr Donnerstag, ich griff das auf, soweit so was überhaupt möglich ist.
Aber schön, dass ich damit Ihren Geschmack traf, denn irgend einen werden Sie ja haben.
gegen eine 'traditionelle' Caroline Fourest hilft es, immer mal ein bißchen Nira Yuval-Davis zu lesen
so was z.b.
www2.warwick.ac.uk/fac/soc/sociology/rsw/research_centres/gender/news/pastevents/symposium/yuval/
oder auch gleich ihr auch ins deutsche übersetztes buch
www.diebrotsuppe.com/11848588283-de-index.html
und hier
www.ihs.ac.at/pdf/soz/wwwpl_yuval.pdf
erfährt die geneigte leserschft etwas mehr über Nira Yuval-Davis
auf den ersten blick hat dies mit dem thema (das rationale des antisemitismus) nichts zu tun - auf den zweiten schon und auf den dritten zeigt es auf, dass die menschenrechtliche diskussion wesentlich weiter ist als die französische fassung von universalität - von der übrigen frau Fourest qua geschlecht ausgeschlossen war und die Roma vermittels fehlender krankenversicherung werden
(little Louis schrieb am 30.09.2010 um 19:37)
Wenn ich mir die dazugehörigen Diskurse betrachte — auch hier —, dann muß ich feststellen, daß Leute wie etwa Wolfgang Benz, der eine ganze Karriere damit verbrachte, den Antisemitismus als bloß irgendwie bedauerliches, irrationales »Vorurteil« zu verharmlosen oder ihn als separate Unterklasse von Rassismus zu nivellieren, offenbar auf ganzer Linie Erfolg hatten.
Der eliminatorische Antisemitismus hat mörderisch den irrwitzigen Versuch unternommen, das abstrakt vermittelte Verhältnis, das die Gesellschaft ist, in der Konkretion des Volkes zu zerstören. Er folgte Fichtes Forderung, das Verhältnis von Allgemeinem und Besonderem erst durch die ruppige Setzung des »Ich« aufzuheben.
Nachdem dieses hybride »Ich« sich aber als Vakuum herausstellte, suchten die ersten deutschen Romantiker das Wesen in der Selbstrassifizierung als Volk.
Die Volksgemeinschaft ist Stillstellung der gesellschaftlichen Widersprüche zugunsten von »Identität«, welche sich nur herstellen läßt, indem alles Nichtidentische stellvertretend für das eigene »Sein zum Tode« (Heidegger) geopfert wird. Und darin sind die Juden nicht einfach beliebige, bedauernswerte Sündenböcke (wie auch der Antisemitismus nicht einfach einer von vielen 'Rassismen' ist), sondern Opfer einer pathischen Projektion, die ihren Grund hat im Ressentiment (und nicht im bloßen Vorurteil), das am Einzelnen die Allgemeinheit der Gattung Mensch vernichtet.
Der Antisemitismus ist das Ressentiment gegen die Zivilisation, gegen die Freiheit und gegen das Glück des Einzelnen, weil diese Abstracta in der »Natur« (oder das, was man dafür hält) nicht unmittelbar existieren. Die Juden sind in den Vernichtungslagern des Begriffs des Menschen selbst entledigt worden, indem sie auf Nummern reduziert, nackt (also 'natürlich') in die Gaskammern geschickt und anschließend — als toter Organismus — noch einmal auf kriegswichtige Rohstoffe hin untersucht und sodann eingeäschert oder im Erdboden verscharrt wurden. Die Volksgemeinschaft verleibte sich die Juden ganz konkret ein, indem sie sie in (tote) Natur verwandelte.
Antisemitismus zielt auf die Verichtung des Abstrakten, welches in der Konkretisierung der Juden als »unwertes Leben« einer vermeintlich natürlichen und konkreten »Rasse« gegenüber gestellt wurde.
Die Rede von 'Ariern' und 'Herrenmenschen' ist nichts als Selbstrassifizierung, denn Rasse ist unverfälschte Natur, die Juden als 'lebensfeindliches Prinzip' hingegen sind die Agenten der Zirkulationssphäre, damit die der Zivilisation. Wie in der ökonomischen Krise Gebrauchs- und Tauschwert der Ware sich vermeintlich paradox gegeneinander zu verhalten scheinen, so wird vermittels Deutscher Ideologie das scheinbar Natürliche des Gebrauchswerts durch die Vernichtung des Tauschwerts evoziert.
Der Antisemitismus ist aber genau darum kein simpler Rassismus per se, weil die Rasse zwar als etwas Natürliches angesehen wird, nicht aber die Juden. Sie gelten als Gegen-Rasse, als Negation der anderen Rassen. Nur in der Vernichtung und Ausmerzung wurden sie zur Rasse gemacht, oder eben: re-naturalisiert.
ich finde es besorgniserregend, wie antisemitismus zunehmend zu rationalem erklärt wird - und das nur, um ebenfalls irrationalem eine rationale begründung zu verleihen
besorgniserregend nicht nur deshalb, weil es mich an mancher leutz verstand zweifeln läßt, sondern auch, weil es dafür herhalten soll, unter dem vorwand, eine "ideologie" zu bekämpfen, reale menschen zu ent-menschen.
@ B.M.
Danke, hab leider nur Zeit für einen gelegentlichen Einwurf wenns wieder mal etwas schlimm zugegangen ist. Immerhin hat`s mich provoziert
@ Rahab
Ein nicht ganz unbedeutender Philosoph (K. R.Popper) hat schon in den 40ger Jahren gesagt, es sei besser, schlechte Theorien/Ideologien zu opfern, bevor in deren Namen Menschen geopfert bzw. geschlachtet werden.Er sagte dies vor dem Hintergrund des "Revolutionären Kampfes " in Wien in den 1918- 20ger Jahren, an denen er beteiligt war und während derer Kommilitonen von ihm ums Leben gekommen waren
.
@ j-ap
Ich hab den Text durchgehalten - bis zur letzten Zeile.Für den Fall, dass er ernst gemeint war:
Ich wusste gar nicht, dass den kahlen oder linksscheitligen Antisemiten in den "National- befreiten Zonen" West- und ostdeutsch- nationalen Hintergrunds derart ausgefeilte Sprachkompetenz innewohnt und sie damit in die Lage versetzt, Texte der von Ihnen zitierten Art aufzunehmen und sich damit auseinanderzusetzen.
Nichts für ungut, aber ein (anderer) brühmter Philosoph hat mal gemeint: Was man überhaupt sagen kann, kann man (auch) einfach sagen.
freundliche Grüße
little Louis
und wie und von wannen und kraft wessen entscheidung ist islam "schlechte Theorie/Ideologie"?
hat da Popper auch was zu verlautbart?
@ Rahab
Der Islam ist überhaupt keine Theorie und deswegen schlechte Ideologie. Eine Theorie ist so konstruiert, dass man sie (wenigstens prinzipiell) immer durch "nicht in sie hineinpassende/ nicht zu ihr passende" Beobachtungen aus der Wirklichkeit widerlegen können muss.
Über die Einzelheiten/Feinheiten kann man streiten .Aber:
"DER" Islam ist als Grundlage für eine menschliche Ethik schon deswegen ungeeignet, weil es "den Islam" als in sich schlüssige,widerspruchsfreie Idee nicht gibt.(Dasselbe trifft auf das Christentum zu)
Man kann Theorien für gutes oder richtiges Handeln nicht aus einem Legendenbuch ableiten, aus dem man willkürlich Zitate für die Zulässigkeit der gegensätzlichsten Handlungen heraus- oder hinein- interpretieren kann.(Was ja auch ständig geschieht)
In den 70ger Jahren las ich bei einem Religionskritiker (Joachim Kahl), dass es sinnlos sei, mit einem Theologen zu dikutieren,da er er auf das Vorhalten der Unmenschlichkeiten der jew. Konfession immer antworten würde:"Ja, Das stimmt, aber das ist ja gar nicht mein Verständnis des Glaubens,denn ICH interpretiere das zur Diskussion stehende Thema ja ganz anders.
Grüße
little Louis
also ... wenn islam keine theorie ist sondern eine religion, dann kann islam auch nicht eine ideologie sein
vor allem dann nicht, wenn es den einen derIslam nicht gibt
was wollen Sie eigentlich sagen, lL?
dass Ihnen dieses oder jenes, was mit religiöser überzeugung begründet wird, nicht gefällt?
das könnte ich verstehen
es geht mir nämlich auch so
und nun können Sie mir vielleicht freundlicherweise erklären, was die erlebnisse von mar Shalicar mit derIslam, den es garnicht gibt, zu tun haben?!
Da vermuten Sie falsch, Herr Donnerstag, sehr falsch.
Denn der europäische Antisemitismus unterscheidet sich intern nicht, seien Sie versichert. Ob ein deutscher rechter Prolet beim Pokern seine Freunde mit "Setz endlich, Jude!" unwirsch auffordert zu spielen oder ein türkisch-deutscher oder arabisch-deutscher Stöpsel sich erfrecht, meinen Bruder vor der Disco zu fragen, "was er Jude" sich denn wohl erlauben würde "einfach so ne geile Alte abzuschleppen etc"...das ist Jacke wie Hose: Primitives Überdach und gestenreich aggressive Kompensation von Minderwertigkeitsgefühlen, Orientierungs- und Fühllosigkeit. Gerade jungen Türken und Araber beziehen den Ansporn von ihren Gegnern, sie wissen, dass Neonazis bereits in den 80ern und 90ern große Beachtung mit Ihrem Antisemitismus erzielt haben; dieses wurde als maximal unmenschlich, aggressiv, unbeiirbar, ja dämonisch, zumindest pathologisch gefährlich eingeschätzt. Dieses gilt diesen hilflosen Schrumpfköpfen als Maßstab für Potenzgehabe: "Machen wir es wie die Bösesten unter den Bösen, und alle werden sich vor Schreck gelähmt aus unserem Weg schmeissen. Wie die Neos. Mimikry halt, Anpassung an die, vor denen sie die allermeiste Angst haben. Credo:
So mitleidslos erscheinen, wie es nur geht.
Sich abhärten gegen Empathie, gegen affirmative Potentiale.
Keine Gnade -emma
Hallo Columbus,
vielen Dank für den Link auf das Video. Der Mann macht einfach seinen Job. Er verkauft ein Produkt. Das macht er nicht einmal besonders gut, wenn ich einmal davon absehe, ob man dieses Produkt überhaupt gut verkaufen kann.
Ab 2:00 min: "um uns in Zukunft weiter verbessern zu können"; "höchsten ethischen Standards der Kriegführung verpflichtet". Was verkauft der Mann eigentlich? Allesschneider, Staubsauger, Teppichreiniger?
Von so einem Mann will ich gar kein Buch lesen. Wenn der kritisch über die israelische Armee reflektiert ist der seinen Job los? Warum aber sollte ich ein Buch lesen, welches nicht kritisch über die israelische Armee reflektiert?
So schließe ich mich der vorgeschlagenen Meinung von Jap an und betrachte den Artikel einfach als:"die Rezension von nicht mehr und und nichts anderem als dem Buch von Arye Shalicar? ergänzt um: einem Mann, der seinen Job macht und diesen gern behalten möchte.
Der Artikel von Magnus Klaue schöpft das Spannende an der Geschichte von Shalicar nicht aus, sondern reduziert sie auf den zur Zeit gut gängigen "Sarrazin Plot".
Hallo Columbus,
vielen Dank für den Link auf das Video. Der Mann macht einfach seinen Job. Er verkauft ein Produkt. Das macht er nicht einmal besonders gut, wenn ich einmal davon absehe, ob man dieses Produkt überhaupt gut verkaufen kann.
Ab 2:00 min: "um uns in Zukunft weiter verbessern zu können"; "höchsten ethischen Standards der Kriegführung verpflichtet". Was verkauft der Mann eigentlich? Allesschneider, Staubsauger, Teppichreiniger?
Von so einem Mann will ich gar kein Buch lesen. Wenn der kritisch über die israelische Armee reflektiert ist der seinen Job los? Warum aber sollte ich ein Buch lesen, welches nicht kritisch über die israelische Armee reflektiert?
So schließe ich mich der vorgeschlagenen Meinung von Jap an und betrachte den Artikel einfach als:"die Rezension von nicht mehr und und nichts anderem als dem Buch von Arye Shalicar? ergänzt um: einem Mann, der seinen Job macht und diesen gern behalten möchte.
Der Artikel von Magnus Klaue schöpft das Spannende an der Geschichte von Shalicar nicht aus, sondern reduziert sie auf den zur Zeit gut gängigen "Sarrazin Plot".
@ Rahab
Stimmt, wir sind vielleicht etwas vom Thema abgekommen.
Aber es ging bisher halt auch darum, ob man Angst vor dem Islam haben darf und ob das rational oder vernünftig ist, oder ob Islamangst als reine "Phobie" azulehnen ist, und wenn Phobien irrationale, unbegründete und nur eingebildete Ängste sein sollen.
Noch eine allgemeine Bemerkung zur Vermutung, der Autor (Shalicar) könnte Propagandaschreiber in Auftrag seines Dienstherren sein:
Und wenn dem so wäre. Was solls?
Die Gültigkeit einer Behauptung ist nicht so sehr abhängig von der Motivation, der moralischen Integrität oder psychologischen Befindlichkeit ihres Autors, sondern von ihrer inneren Logik und der Wahrheit ihrer Grundvoraussetzungen.
Wo der (Meinungs- ) Gegner Recht hat, hat er eben Recht. Und wenn er mir einen Fehler nachweist, habe ICH eben Unrecht, egal ob ich ihn für ein prinzipienloses amoralisches Mietmaul halte, oder nicht.
Nur so kommt man "der Wahrheit" näher - vorausgesetzt dass man daran ein Interesse hat natürlich. Und wenn ich so fahrlässsig argumentiere,dass ich selbst einem gegnerischen Propagandalügner eine offene Flanke biete, ist das schließlich allein meine Schuld.
Freundliche Grüße
little Louis
@administrator
Nach dem ersten "senden- Klick hat sich leider minutenlang nichts getan.
Grüße
little Louis
@Rahab
Es ist zwar leicht zu erraten, worauf Du hinaus willst, bzw. was Du beweisen und was Du verschleiern willst.
Aber wie kommst Du darauf, dass Antisemitismus "zu rationalem erklärt wird"?
Ich sehe hier zwar einige Kommentare, in denen Antisemitismus verharmlost wird. Aber wo bitte wird Antisemitismus für rational erklärt?
Ihren Kommentar an mich las ich leider erst gestern abend.
Es ist überhaupt keine Frage, sicher gibt es realen Antisemitismus. Heute und seit vielen Hunderten von Jahren und das in Europa, in den USA und auch im russischen Asien (ob das auch in anderen Regionen der Welt zutrifft weiß ich nicht).
Bemerkenswert ist dabei, daß die christliche Religion hierbei eine wesentliche Rolle spielte und spielt. Allerdings sind auch sehr "weltliche" Motivationen vorhanden, beispielhaft sei die Geldverleihung erwähnt, die man heute Bankertätigkeit nennt. Wie beliebt Bankiers heute sind, das kann man ja reichlich in allen Medien finden.
Ich denke allerdings, es gibt daneben auch noch etwas dass ich einmal "irrealen Antisemitismus" nennen möchte, eine Aggressivität, die überhaupt nicht einer Motivation bezüglich des Judentums entspringt. Das ist es, was ich oben zumindestens als Möglichkeit nicht ausschließen möchte. Diese Antihaltung ist schon grundsätzlich gegen alles und jedes in den Akteuren vorhanden, gesellschaftliche und zeitgeistige Erscheinungen dienen lediglich als Vehikel und Vorwand.
Rationalität kann ich in keiner Erscheinung entdecken.
Wie cms schon schrieb, nachvollziehbar ist die Reaktion in Form von Angst der aggressiv behandelten Menschen(gruppen) schon.
@ j-ap 1.10. 8:57
Verharmlosen bzw. Unterklasse des Rassismus?
Jeglicher Rassismus birgt in sich die Gefahr, existenz- und lebensbedrohlich zu werden. Jegliche religiös oder anderweitig motivierte Antiismen (auch völlig unmotivierte) sind niemals harmlos.
Ein Antiislamismus wäre ebenso als ein schlummernder Vulkan zu bezeichnen. Lassen Sie jemanden auftreten, der diese einzelnen Gruppen von Aggresiven kanalisiert, sammelt und ausrichtet: Die Katastrophe ist da.
Die Rasse als solche sei im Gegensatz zur jüdischen natürlich? Und die Juden seien eine Gegenrasse? Diese Natürlichkeit hat meines Wissens noch nie daran gehindert, sie doch mal kurzerhand auszulöschen und auch gleichzeitig ihre gesamte Kultur so gut wie vollständig zu beseitigen.