Der Undercover-Wurst-Walraff

Kampagnenkritik Uli Hoeneß war bisher eher für seine Wutausbrüche als für seinen Humor bekannt. Jetzt verkauft er Würstchen bei McDonald's – und wirbt dafür mit selbstironischen Spots

Uli Hoeneß, einst legendärer Elfmeter-Verschießer, heute Bayern-München-Präsident und Wurstfabrikant, hat sich einen Schnurrbart angeklebt. Er sitzt in einem Sushi-Imbiss, am laufenden Band rattern Fischrollen vorbei. Hoeneß schaut sich um, dann stellt er ein Bratwurst-Brötchen auf das Förderband. Als die Sushiköche den Fremdkörper entdecken, bricht Chaos aus.

Der Drei-Minuten-Sketch ist aber nicht Hoeneß’ Bewerbung als Hape-Kerkeling-Nachfolger, sondern eine McDonald’s-Werbung. Mit drei anderen Clips bewirbt er im Netz den „Nürnburger“, ein Brötchen, auf dem drei „Würstl“ aus Hoeneß’ fränkischer Großmetzgerei liegen. Dazu ein Tupfer Senf und Röstzwiebeln. Ein simpler Marktplatz-Imbiss, der jetzt zwischen Big Mac und Softeis verkauft wird.

Mit der Wurst-Werbung beschreiten die Burgerbrater Neuland. „Es ist unsere erste virale Produktkampagne“, sagt Unternehmenssprecherin Mirja Lehmann. Hoeneß ungelenke Versuche als Undercover-Wurst-Wallraff seien von einer „Seeding Agentur“ im Netz verstreut worden, auf Youtube, in Blogs und Foren. Drei Monate gibt es den „Nürnburger“ zunächst zu kaufen.

Gelohnt hat sich die Zusammenarbeit schon für beide Seiten: Hoeneß verkauft nicht nur mehr Wurst, sondern beweist mit den Clips Mut zur Selbstironie. Und McDonald’s hat gezeigt, dass auch ein Fastfoodriese mit viralen Strategien bei der Netzgemeinde landen kann. Die Vervielfältigungsmaschine Internet ersetzt teure TV-Werbung. Nur eine Frage bleibt: Will man wirkliche seine Bratwurst bei McDonald’s kaufen?

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