Die „Programmreform“ des Kulturkanals WDR 3 unter Ägide der Intendantin Monika Piel wurde durchgewinkt – mit großer Mehrheit, wie es hieß. Dieser Majorität schien es zu aufreibend, sich eingehend mit den Argumenten der Radioretter – Initiative für Kultur im Rundfunk zu befassen. Sie wollte wohl auch nicht zur Kenntnis nehmen, dass sich der Protestwelle am Ende fast 19.000 Hörer, WDR-Mitarbeiter, Autoren, Wissenschaftler und Künstler angeschlossen hatten. Das Aufbegehren, so scheint es, ist erstickt.
Ein Blick in die Stellungnahme des Aufsichtsgremiums zeigt, dass man gegenüber dem Widerstand der Öffentlichkeit und der eigenen Mitarbeiter verbale Konzessionen machen musste. „Erkennbar“, so heißt es da, seien Anregungen aus der Diskussion in das Konzept der Hörfunkdirektion eingeflossen. Gelobt wird z.B., dass die „Resonanzen“, hauptsächlich ein Sendeplatz für Wiederholungen, künftig einen „pointierten Kultur-Kommentar enthalten“ sollen; ebenso, dass das einstündige Musikfeature „im Grundsatz erhalten“ bleibt. Zur „Profilschärfung“ soll ein wöchentlicher Radio-Essay beitragen, auch der Literatur wird redaktionelle „Stärkung“ versprochen. Der Rundfunkrat empfiehlt seinem Sender sogar eine „veränderte Kommunikationsstrategie“ im Umgang mit der Öffentlichkeit und wünscht sich eine „Zukunftswerkstatt“ für die „Entwicklung neuer Sendeformate“.
Kultur-Info-Schiene
Die „Radioretter“, darunter zahlreiche betroffene Redakteure, weisen in ihrer Erwiderung allerdings nach, dass WDR-Leitung und Rundfunkrat vielfach als Neuheit ausgeben, was ein alter Hut ist: So gab es in den „Resonanzen“ schon immer einen Kultur-Kommentar – nur wird der nun nach der neuen Planung um etliche Minuten gekürzt. Das Angebot einer „Zukunftswerkstatt“ empfinden die Kritiker als Hohn: Nachdem über die Zukunft bereits entschieden wurde und der Boden, bildlich gesprochen, mit Pestiziden verseucht sei, richte man nun eine Umweltgruppe ein.
Dass erstmals eine gemeinsame Initiative von Radiomitarbeitern und -hörern sich so deutlich Gehör verschafft und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk an seine Aufgaben erinnert hat, wird freilich nicht ohne Folgen bleiben. Zwar wird die alte Garde im WDR die seit zehn Jahren praktizierte Politik der kulturellen Verarmung vorerst fortsetzen und die Probleme in der ARD vermehren. Die Alternative zu einer „durchhörbaren“ Kultur-Info-Schiene ist indessen klar umrissen: ein Kulturradio, das dem Anspruch seiner Hörer auf Qualität, Kritik und Reflexion gerecht wird und sich zugleich die Vielfalt neuer Formate und Kommunikationsformen, einer neuen Radiopraxis im digitalen Zeitalter erschließt.
Klaus Kreimeier
Klaus Kreimeier ist Publizist. Von 1997 bis 2004 war er Professor für Medienwissenschaft an der Universität Siegen
Kommentare 4
Es ist schon dreist, wie die WDR-Hierarchen den Unmut und Protest kaltschnäuzig ignorieren. Zu hoffen bleibt, dass die "Radioretter", wie sie es versprechen, tatsächlich durchhalten und den WDR bzw. die Öffentlich-Rechtlichen weiter beobachten. Denn das Thema ist ja beileibe nicht nur WDR3 bzw. der Sender insgesamt, sondern Thema ist die allgemeine Programmverflachung aller öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehprogramme. Der Arroganz und zugleich die Dummheit der Argumente für ihr Programm, wie sie immer wieder von ARD-Hierarchen wie Volker Herres oder Monika Piel zu lesen sind, muss immer wieder mit Gegeninformationen begegnet werden.
Dank der "Radioretter" ist das Thema Programmqualität wieder einmal in ein breiteres Licht gerückt worden, so dass auch überregionale Medien darüber berichtet haben.
Das Thema müsste regelmässig aufgegriffen werden, denn es ist für die Gesellschaft zu wichtig, um nur selten beachtet zu werden. Für den "Freitag" könnte etwa heissen, nicht nur regelmässig den aktuellen "Tatort" zu reflektieren, sondern sich auch mal das restliche Programm mit seinem wenigen Guten und vielem Schlechten vorzunehmen.
Das Motto lautet mediale Bewirtschaftung der Massen! Das unangenehme ist, ich muss ab 2013 zwangsweise auch noch für diese Propagandasoldaten Frondienste leisten.
Das schwierigste in meinem Leben ist die tägliche Morgenimmunisierung - sanftes ohhhhhhhhhhmmmmm - damit ich nicht meine Mistgabel aus dem Stall hole und den erstbesten Vertreter des Establishments - .......
Nun - meine Mistgabel ist schon alt und rostig - ich bin gut erzogen - absolut gewaltfrei - ich lebe meine Zeit ab - und tippe mir hier und in meinem Blog die Wut von der Seele - mehr kann ich nicht tun, da überall wo ich aufkreuze schon potentielle neue "Führer" mit den Hufen scharren, die jetzigen Idioten duch Ihre Idiotie zu ersetzen.
Es lebe die individuelle Anarchie - im I-Net gibt es unglaublich viele gute Dinge - von einsamen kleinen Niemands - die uns dank - der noch -freien Verfügbarkeit - mit Kultur versorgen.
Wenn mir übel ist, schalt ich den Fernseher ein, dann muss ich mir den Finger nicht in den Rachen stecken!
An die GEZ ich geh zum Fernsehen zur Omi!
Neben dem Deutschlandradio gibt es meines Hörens nach nur noch das 1. Programm des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Österreich als Alternative zu dem Vielen hierzulande (z.B. rbb-kulturradio, ndr kultur...)
also: www.oe1.orf.at