Einheit vor Freiheit

Zeitgeschichte Vor 150 Jahren entstand der italienische Nationalstaat. Doch von Feierstimmung ist südlich der Alpen kaum etwas zu spüren. Die Geburtsfehler wirken bis heute nach
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Die augenblicklich Regierenden können sich kaum als legitime Erben einer glorreichen Vergangenheit inszenieren. Zu schwer wiegt der Schaden, den Silvio Berlusconis Regime des autoritären Populismus dem Ansehen Italiens permanent zufügt. Auch wäre es vergebliche Mühe, in den Jubiläumsreden nach einem kritischen oder wenigstens zweifelnden Umgang mit dem historischen Erbe zu suchen – so sehr der geboten ist. Denn das 1861 geeinte Italien wurde im 20. Jahrhundert nicht nur zum Mutterland des Faschismus, sondern auch zum Komplizen Nazi-Deutschlands. Geschichte verläuft zwar niemals geradlinig, doch es stellt sich schon die Frage, welche Umstände der Staatsgründung spätere Katastrophen begünstigten.

Die Proklamation des Königreich