Ende einer Dienstfahrt

Zeitgeschichte 1990 wehrt sich die Leipziger Sektion Journalistik ein Jahr lang gegen das Unvermeidliche und findet keine Gnade. Als „Ideologiefabrik“ wird sie abgewickelt
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Eine kleine Gruppe marschiert Mitte Dezember 1990 im Schneeregen über den Dresdner Altmarkt vorbei an den Buden des berühmten Striezelmarktes. Ihr Ziel ist das neue sächsische Wissenschaftsministerium. Man hat Termin beim Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Hans-Joachim Meyer. Dort will man um Gnade bitten. Seit vier Tagen ist es definitiv. Die Sektion Journalistik an der Karl-Marx-Universität Leipzig wird abgewickelt wie auch alle anderen gesellschaftswissenschaftlichen Fachbereiche.

Meyer empfängt die Gruppe mit einem kühlen Lächeln. Sektionsdirektor Hans Poerschke erzählt einem sichtlich ungeduldigen Zuhörer von den Reformanstrengungen an der Sektion seit zwölf Monaten. Er hat sich Beistand aus dem Westen mitgebracht. Gün