Enttäuschte Liebe

Judentum In der Debatte um den Gaza-Krieg werden Philosemitismus und Antisemitismus wieder zu Machtinstrumenten. Die wichtigen Fragen bleiben offen
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Enttäuschte Liebe

Foto: Carsten Koall / Getty Images

„Wenn man es sich verbietet, bestimmte Menschen oder eine Nation kritisieren zu dürfen, gewinnt man ein unfreies Verhältnis zu ihnen, man wickelt sie gewissermaßen in Watte“, schrieb der deutsch-jüdische Philosoph Ernst Tugendhat im Jahr 2010. Wer Juden, nur weil sie Juden seien, für schlecht halte, sei ein Antisemit. Wer Juden, nur weil sie Juden seien, für gut halte, das Gegenteil: ein Philosemit.

Aus der Geschichte der beiden Ismen kann man sicher schlussfolgern: Philosemitismus hat seinen Grund im Antisemitismus. Er will auf eine maximale Distanz zum Antisemitismus gehen – und landet stets bei ihm. Wie aber ist das heute? Wie verhält sich der Philosemitismus zum Antisemitismus und umgekehrt? Was haben wir aus der Debatte der vergangen