Früh übt sich, wer im festen Glauben leben will

Pädagogik Der neu gegründete Salam Verlag aus Freiburg richtet sich an muslimische Kinder und deren Eltern

Was lesen eigentlich die in Deutschland aufwachsenden muslimischen Kinder und Jugendliche? Und vor allem: was sollten sie lesen? Zwar wird in der Debatte über den Islam viel über die Bildungsmisere unter den hiesigen Muslimen gesprochen, aber wenig wurde bisher getan, um etwas daran zu ändern. Eine Ausnahme bildet der Freiburger Islamwissenschaftler und Philosoph Ahmad Milad Karimi.

Pünktlich zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse hat Karimi zusammen mit dem Freiburger Verleger Andreas Hodeige einen muslimischen Kinder- und Jugendbuchverlag ins Leben gerufen. Der Salam Verlag möchte einen konstruktiven Beitrag für die Integration und Förderung der Minderheiten im deutschsprachigen Raum leisten. Salam heißt Frieden. „Bücher stiften Frieden“, lautet das Credo des Verlegers Karimi, sie tun es, indem „sie aufklären, bilden, anregen und Fragen evozieren“. Der so spricht, wurde in Afghanistan geboren. Als er 13 Jahre alt war, flüchtete er mit seinen Eltern vor dem Krieg nach Deutschland. Mit einjährigem Sohn und deutsch-griechischer Frau lebt er in Freiburg und promoviert derzeit über ‚urdeutschen Geist‘: Hegel und Heidegger.

Nach den letzten Statistiken sind 28 Prozent der hier lebenden Muslime unter 15 Jahren. „Und diese leben ohne Literatur“, betont Karimi, „und zwar ohne Literatur und Aufklärung darüber, wie sie ihre Religion verstehen sollen.“ Viele Muslime können mit Buchhandlungen nichts anfagen, weil sie glauben, dass sie dort nichts finden, was für sie nützlich ist. Zwar leugnet Karimi nicht, dass islambezogene Literatur in den Buchhandlungen vorhanden sei. „Aber wer sind die Adressaten dieser Bücher? Es sind die gebildeten FAZ-Leser, wenn man das so sagen kann. Das Problem sind aber die weniger gut Ausgebildeten. Nicht alle Eltern sind in der Lage, die Fragen der Kinder zu beantworten. Fragen die vor dem Hintergrund der Islamkritik in den Medien gestellt werden. Fragen ‚Wieso bin ich noch Muslim?‘ oder ‚Wieso gibt es so etwas wie Selbstmordattentäter?‘“

Integravtives Moment

Unterstützt wird der Verlag von einem wissenschaftlichen Beirat, dem unter anderem Bülent Ucar angehört, der an der Universität Osnabrück den Lehrstuhl für Islamische Religionspädagogik inne hat. Auch die Schriftsteller Feridun Zaimoglu und Rafik Schami zählen zu den Unterstützern von Salam. Zur Frankfurter Buchmesse erscheinen zunächst fünf Titel. Bärbel Manaar Drechsler, eine ehemalige Erzieherin aus Berlin, vermittelt in ihrem Buch Der kleine Hassan durch packend erzählte Geschichten die Wertevorstellung und die Spiritualität des Islam. Ausserdem wird ein Arabisch-Sprachlernbuch für Kinder und ein Buch über die religiösen Grundlagen des Islam verlegt.

Neben der Vermittlung der religiösen Grundladen ist die Sprachvermittlung ein wichtiges Anliegen von Karimi. Dazu plant er auch bilinguale Bücher auf den Markt zu bringen. Ein weiteres Buch des aktuellen Programms erzählt von krebskranken Kindern, das Hörbuch dazu, mit, unter anderm, Sky du Mont ist in der Mache.

Eine zentrale Aufgabe sieht Karmini in der Veröffentlichung von Literatur für den islamischen Religionsunterricht. „Gute Literatur hierfür ist ein Desiderat, der Bereich der wissenschaftlich verantwortbaren Literatur soll bedient und ausgebaut werden“, betont er. Das Ziel seines Verlages sei es, das Bewusstsein der Kinder zu stärken, ihre Religion als ein integratives Moment der deutschen Mehrheitsgesellschaft zu verstehen. Ein solches Bewusstsein, sagt Karimi, wirke gegen die Entwicklung einer jeden Parallelgesellschaft.

Eren Güvercin schreibt im Freitag regelmäßig zum Islam. Zuletzt interviewte er die Autorin von Halbmondwahrheiten

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