Handtasche für Arme

Werbekritik Bono, der Sänger von "U2", erweitert sein Engagement für Afrika und wirbt in Großwildjägerästhetik für Louis Vuitton - befremdlich oder avantgardistisch?

Robert Redford gab in Jenseits von Afrika den blonden Abenteurer Denys Finch Hatton, den Großwildjäger, der zuletzt wohl mit dem Flugzeug abstürzte. In der dem großen Wurf verpflichteten Werbekampagne von Louis Vuitton sehen wir nun Bono. Fotografiert in der Ästhetik von Sidney Pollacks Kolonialistenromanze, ist Bono der Denys Finch Hatton des 21. Jahrhunderts – nicht mehr der Großwildjäger, sondern dessen moderne Inkarnation, der Rockstar. Das Sportflugzeug parkt hinter ihm in der Savanne. Statt des Elefantentöters trägt er einen Gitarrenkoffer.

Kaum ein anderer Popmusiker hat sich so sehr für den Kontinent eingesetzt wie der U2-Sänger. Dass er sein Image nun für einen Luxusartikelhersteller verwendet, mag auf den ersten Blick befremden, ist aber geradezu avantgardistisch: Man beweist sein Umweltbewusstsein durch so genanntes klimaneutrales Handeln (wer einen Wald pflanzt, darf auch um die Welt jetten). Also darf, wer sich um die Armen sorgt, auch für Taschen werben, deren Preis das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt der meisten afrikanischen Länder übersteigt. Und da Louis Vuitton seit 2009 mit 49 Prozent am Charity-Modelabel Edun beteiligt ist, das Bono und seine Frau Ali Hewson (auf der Anzeige mit im Bild) betreiben, kommt rein rechnerisch nun jeder Kauf eines Louis-Vuitton-Produkts irgendwie auch den Armen zu Gute.

Wohltätigkeit ist weniger lästig, wenn sie sich im Flagship Store erledigen lässt: Letztes Jahr haben wir für Brot für die Welt gespendet. Jetzt kaufen wir bei Louis Vuitton.

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