Im Nero-Kostüm

Zeitgeschichte Vor 65 Jahren endet in Nürnberg der Prozess gegen die NS-Kriegsverbrecher. Das Verfahren ließ auch erkennen, wie die Naziführer gern die eigenen Reihen gesäubert hatten
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Hermann Göring ist zur Wutsäule erstarrt, als am 3. Mai 1946 Hjalmar Schacht, einer der 21 Angeklagten des Nürnberger Tribunals, vor Gericht gehört wird. Der frühere Reichsbankpräsident, der Hitler von 1934 bis 1937 auch als Wirtschaftsminister gedient hat, erinnert sich des Empfangs in einer der Residenzen des Reichsmarschalls. Der Hausherr sei bei dieser Séance als römischer Imperator erschienen. Vielleicht wollte er Nero sein. Jedenfalls habe Göring einen knallroten Umhang und Sandalen getragen, sich das Gesicht geschminkt und die Fingernägel lackiert.

Auf der Anklagebank bricht Hess, einst Stellvertreter des Führers, in ein wieherndes Lachen aus. Ex-Außenminister von Ribbentrop schüttelt den Kopf, Albert Speer, Hitlers Arc