Was im Herbst 2008 an der Wall Street geschah, hatten die allermeisten Menschen bis dahin für unmöglich gehalten, schließlich hatte man ihnen jahrelang weisgemacht, dass etwas Derartiges schlichtweg nicht passieren könnte. Es war, als ob man dabei zuguckt, wie die Sonne, kurz nachdem sie am Horizont aufgeht, komplett aus ihrer Bahn trudelt und abstürzt. Die Menschheit sah fassungslos zu.
Die alten Griechen hatten einen Begriff für Augenblicke wie diesen: aporía – ein Zustand vollständiger Verblüffung und Ratlosigkeit, ein dringendes Bedürfnis nach einem neuen Erklärungsmodell für die Welt, in der wir leben. Der Crash von 2008 war ein solcher Moment. Plötzlich funktionierte die Welt nicht mehr nach den Regeln, die ein paar Wochen zuvor noch als selbstverständlich durchgegangen waren.
Es dauerte nicht lange, bis die Auswirkungen überall zu spüren waren. Gewissheiten, die auf der jahrzehntealten Denke des Establishments basierten, lösten sich in Luft auf, zusammen mit Vermögenswerten in Höhe von rund 40 Billionen US-Dollar weltweit und 14 Billionen US-Dollar an Vermögen privater Haushalte allein in den USA. Dort gingen 700.000 Arbeitsplätze pro Monat verloren, unzählige Hauskäufer mussten ihr Heim wieder aufgeben, weil sie ihren Kredit nicht bezahlen konnten; die Liste ist so lang, wie die Zahlen, die sie enthält, unfassbar sind. Sogar McDonald’s – wie krass ist das denn? – bekam von der Bank of America keinen Dispokredit mehr.
Diese kollektive Aporie wurde durch die Reaktion der Regierungen verstärkt, die beharrlich an neoliberaler Wirtschaftspolitik festgehalten hatten, der vielleicht letzten Ideologie des 20. Jahrhunderts: Billionen von Dollar, Euro oder Yen wurden in ein Finanzsystem gepumpt, das einige Monate zuvor noch wie am Schnürchen gelaufen war, fabelhafte Profite abgeworfen hatte und dessen Protagonisten von sich behauptet hatten, den sprichwörtlichen Topf mit Gold am Ende des Globalisierungs-Regenbogens gefunden zu haben. Als dieses Vorgehen sich als nicht ausreichend erwies, begannen unsere Premierminister und Präsidentinnen – Männer und Frauen mit tadellosen anti-etatistischen Referenzen – eine groß angelegte Verstaatlichung von Banken, Versicherungsunternehmen und Autoherstellern, die sogar Lenins Heldentaten von 1917 in den Schatten stellt.
Ein wanderndes Monster
Zehn Jahre später begleitet uns die Krise, die 2008 in der Wall Street begann, noch immer. Sie nimmt an unterschiedlichen Orten verschiedene Gestalten an, tritt in Ländern wie Griechenland als Große Depression, in Staaten wie Deutschland als Geißel von Mittelschicht-Sparern auf, als der historisch größte Verstärker von brutaler Ungleichheit in den USA oder als stete Quelle für geopolitische Spannungen und Handelsauseinandersetzungen in Asien und Osteuropa. Die Krise wandert von Kontinent zu Kontinent, von Land zu Land, erzeugt hier Arbeitslosigkeit, dort Deflation, verursacht die nächste Bankenkrise und vergrößert die weltweiten Handels- und Kapital-Ungleichgewichte.
Europas herrschende Elite hat diese Krise zu einer Reihe von lachhaften Fehlern getrieben und es so geschafft, die moralischen und politischen Grundlagen der Europäischen Union zu zerstören. Auf der anderen Seite des Atlantiks ermöglichte sie Donald Trumps Präsidentschaft. Je mehr unsere Regierenden behaupten, die Krise im Griff zu haben, umso tiefer wird sie. Die Einzigen, die von all diesen andauernden Mutationen der Krise profitieren, sind die reichsten 0,1 Prozent, vor allem die Leute im Finanzsektor, und die nationalistische Internationale, die in Europa, Amerika und darüber hinaus eine neue faschistische, grässlich ausländerfeindliche Ära prägt.
Was nur ist 2008 passiert?
Der nächste Crash – Die Serie
10 Jahre nach Lehman Brothers versuchen wir aufzuklären, was passiert ist und in Zukunft passieren wird. Lesen Sie mehr zum Thema in unserer Serie
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir am Anfang beginnen – 1944. Als der Krieg sich dem Ende zuneigte, erkannte die New-Deal-Regierung in Washington, D. C., dass es nur einen einzigen Weg gab, wie sich eine Rückkehr der Großen Depression der 1930er verhindern ließ: Amerikas Überschüsse in Europa und Japan zu „recyceln“ und so im Ausland jene Nachfrage zu schaffen, die US-Fabriken am Laufen halten würde, um all die Waschmaschinen, Fernsehgeräte und Passagierflugzeuge zu produzieren, auf die die US-Industrie nach Kriegsende umstellen würde.
Heraus kam das Projekt der Dollarisierung Europas, der Gründung der EU als Kartell der Schwerindustrie, des Aufbaus von Japan, alles innerhalb einer globalen Währungsunion, bekannt als Bretton-Woods-System: ein auf dem Dollar basierendes System fixer Wechselkurse mit fast konstanten Zinsen; langweilige Banken, die strikten Kapitalverkehrskontrollen unterlagen; die Steuerung der Gesamtnachfrage nach den Gütern und Dienstleistungen des globalen Kapitalismus durch die USA.
Diese Anordnung der Weltwirtschaft war spektakulär, sie brachte uns ein goldenes Zeitalter mit niedriger Arbeitslosigkeit, niedriger Inflation, starkem Wachstum und deutlich sinkender Ungleichheit. Doch leider kam das Bretton-Woods-System schon in den späten 1960ern an sein Ende. Warum? Weil die USA keine Überschüsse mehr erwirtschafteten und in ein doppeltes Handels- und Haushaltsdefizit rutschten. Ohne Überschüsse konnten sie das globale System nicht mehr durch deren Recycling stabilisieren. Ohne lange zu zögern, beendeten sie ihr segensreichstes Unterfangen: Am 15. August 1971 verkündete Präsident Richard Nixon den Ausschluss Europas und Japans aus dem Dollar-Raum.
Nixons Entscheidung gründete auf einem erfrischenden Mangel an Angst vor Defiziten, wie er Amerika auszeichnet. Washington war nicht willens, die Defizite durch Sparmaßnahmen auszugleichen, denn das hätte die Fähigkeit der USA beschränkt, in aller Welt als Hegemon aufzutreten. Lieber trat Washington aufs Gas und ließ seine Defizite weiter ansteigen. Die amerikanischen Märkte funktionierten wie ein gigantischer Staubsauger, der gigantische Netto-Exporte aus Deutschland, Japan und später China aufsaugte – und damit die zweite Phase des Nachkriegswachstums – zwischen 1980 und 2008 – einleitete. Wie wurden die wachsenden US-Defizite finanziert? Mittels eines Tsunamis aus dem Geld anderer Leute: Rund 70 Prozent der Profite europäischer, japanischer und chinesischer Netto-Exporteure strömten begeistert an die Wall Street und suchten dort Zuflucht und höheren Profit.
Tatsächlich fiel so in den 1970ern der Startschuss für einen „globalen Überschuss-Recycling-Mechanismus“ (an anderer Stelle habe ich ihn mit einem globalen „Minotaurus“ verglichen): Die USA absorbierten einen großen Anteil der industriellen Warenüberschüsse aus dem Rest der Welt, während die Wall Street das Kapital, das in die USA strömte, auf drei verschiedene Weisen nutzte. Zum einen ermöglichte sie Kredite an US-Verbraucher, deren Gehälter und Löhne als Folge desselben Prozesses stagnierten, der die US-Profitrate hochtrieb und die Wall Street für ausländisches Kapital lukrativer machte als Europa oder Japan. Zweitens wurden Direktinvestitionen in US-Unternehmen gelenkt und drittens der Kauf von US-Staatsanleihen gefördert, was für die Finanzierung der amerikanischen Haushaltsdefizite sorgte.
Unsägliche Einfalt
Aber damit die Wall Street als derartiger Magnet für das Kapital anderer Leute funktionieren, die Überschüsse anderer recyceln und so Amerikas Defizite ausgleichen konnte, musste sie von den strengen Regulierungen der New-Deal- und Bretton-Woods-Ära abgekoppelt werden. Institutionalisierte Gier, Deregulierung im großen Stil, exotische Derivate und so fort waren nur Symptome dieses schönen neuen globalen Recycling-Mechanismus.
Vorhang auf für die Finanzialisierung! Europas Finanzzentren machten mit großem Enthusiasmus mit, und nach 1991 stießen zwei Milliarden Arbeiter aus der früheren Sowjetunion, China und Indien zum globalen Proletariat hinzu, um jenen neuen Output zu produzieren, der die einseitigen Handelsströme weiter verstärkte – voilà, die Globalisierung hatte begonnen!
In ihrem Fahrwasser schuf die EU ihre gemeinsame Währung. Die brauchte sie, weil sie, wie alle Kartelle, die Preise der wichtigsten industriellen Oligopole im europäischen Binnenmarkt stabil halten wollte. Dafür war es notwendig, die Wechselkurse wie während der Bretton-Woods-Ära zu stabilisieren. Nun war aber zwischen 1972 und den frühen 1990ern jeder Versuch, europäische Wechselkurse zu fixieren, kläglich gescheitert. Also beschloss die EU, aufs Ganze zu gehen und eine gemeinsame Währung einzuführen. Das tat sie innerhalb jenes günstigen Umfelds von zeitweise beeindruckender globaler Stabilität, das der „globale Überschuss-Recycling-Mechanismus“ stützte, das aber in Wahrheit mit großen Ungleichgewichten einherging. Leider schuf die EU in ihrer unsäglichen Einfalt den Euro auf Basis eines Paradoxons, das man sich auf der Zunge zergehen lassen muss: eine Zentralbank, hinter der keine sie stützende Regierung steht, sowie 19 Regierungen ohne Zentralbank, die sie stützen könnte. Die EZB versorgte also die Banken von 19 Ländern mit einer gemeinsamen Währung, deren Regierungen in einer Krise dieselben Banken retten müssten, ohne eine Zentralbank zu haben, die sie unterstützt!
Unterdessen nutzten die Wall Street, die Londoner City sowie die französischen und deutschen Banken ihre zentrale Position im US-gestützten globalen Recycling-System, um aus den Nettogewinnen, die aus dem Rest der Welt in die USA flossen, kolossale Kartenhäuser aus privatem Kapital zu bauen. Das förderte das Recycling-Modell, da es eine immer schneller steigende Nachfrage in den USA, in Europa und in Asien befeuerte. Und es führte zur Abkopplung der Finanzkapitalströme von den zugrunde liegenden Handelsströmen.
Als die Privatgeld-Kartenhäuser der Wall Street 2008 wie von selbst zusammenfielen, konnte die Wall Street den globalen Recycling-Kreislauf nicht mehr „schließen“. Amerikas Banken konnten die Zwillingsdefizite der USA, das Außenhandels- und das Haushaltsdefizit, nicht länger dafür nutzen, genug Nachfrage innerhalb der USA zu erzeugen und damit die Netto-Exporte des Rests der Welt zu stützen. Zudem hatten die Schockwellen, mangels Stoßdämpfer, der gemeinsamen Währung, dem Euro, ordentlich zugesetzt.
Seit diesem finsteren Moment ist es der Weltwirtschaft – und im Besonderen der europäischen Wirtschaft – nicht gelungen, sich aufzurappeln und zu einer wie auch immer gearteten Normalität zurückzukehren.
Womit wir es seitdem zu tun haben, ist schnell gesagt: Sozialismus für Banker, Austerität für die Massen und der unaufhaltsame Aufstieg der nationalistischen Internationalen.

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Die meisten meiner deutschen Freunde können es bis heute nicht verstehen: Wie konnte es passieren, dass die Deutsche Bank und der Rest der deutschen Banken 2008 praktisch pleitegingen? Wie kann eine Branche innerhalb von 24 Stunden vom Jonglieren mit Milliarden in die Insolvenz abstürzen, sodass die Steuerzahler sie retten müssen? Die Antwort ist so einfach wie niederschmetternd.
Nehmen wir die deutschen Banken und Exporteure im Sommer 2007: Deutschlands volkswirtschaftliche Gesamtrechnung weist einen großen Überschuss im Handel mit den USA aus. Genauer gesagt, liegt Deutschlands Export-Einkommen durch den Verkauf von Mercedes-Benz-Autos und ähnlichen Waren an amerikanische Verbraucher im August 2007 bei entspannten fünf Milliarden Dollar. Was die deutsche volkswirtschaftliche Gesamtrechnung aber nicht zeigt, ist das wahre Drama hinter den Kulissen: das, was wirklich vor sich ging.
Zwischen Anfang der 1990er und 2007 hatten Wall-Street-Banker Unmengen toxischer Quasi-Geld-Derivate zusammengeschustert und es geschafft, dass deren Marktpreise stark anstiegen. Die Banker in Frankfurt am Main wiederum waren scharf darauf, diese lukrativen Derivate zu kaufen. Sie taten das mit Dollars, die sie sich dafür ausliehen, und zwar von – der Wall Street.
Im August 2007 dann begann das Horrorjahr der Wall Street, das im September 2008 mit der Lehman-Pleite seinen Höhepunkt erreichte. Wie es unvermeidlich gewesen war, begann der Preis der Derivate zu fallen. Die deutschen Banker traf der Schlag, als ihre in Panik verfallenen New Yorker Kollegen ihre Dollarschulden einzutreiben begannen. Die deutschen Banker brauchten sehr schnell Dollars, aber niemand wollte den Berg an toxischen US-Derivaten, den sie gekauft hatten, haben.
Die Hetze der Elite
Das ist der Grund dafür, dass die deutschen Banken, die auf dem Papier über Gewinne im Überfluss verfügten, von einem Augenblick zum anderen dringend Geld in einer Währung benötigten, die sie nicht besaßen. Hätten sie nicht US-Dollars von Deutschlands Exporteuren leihen können, um ihre Dollar-Obligationen zu erfüllen?
Sicher, nur reichte das bei Weitem nicht aus: Was konnten die fünf Milliarden US-Dollar aus Exporten im August helfen, wo die Außenstände der deutschen Banker bei der Wall Street doch mehr als 1.000 Milliarden US-Dollar betrugen?
Man könnte das, was hier im globalen Maßstab vor sich ging, so zusammenfassen: Einseitigen, in US-Dollar denominierten Finanzströmen, die ursprünglich aufgrund des US-Handelsdefizits gewachsen waren, „gelang“ es, sich von den sie ermöglichenden wirtschaftlichen Werten und Handelsvolumen zu lösen. Die Banker hatten toxische, in US-Dollar notierte Papiere erfunden und diese dann in ihre eigenen Bilanzen geschrieben. Dieses Vorgehen beschleunigten sie derart, dass sie die Schwerkraft fast schon überwunden hatten und ins All hochgeschossen waren – nur um 2008 dann dramatisch abzustürzen.
Von diesem Augenblick an setzten die Politiker alles daran, die Verluste von den Verursachern, den Bankern, auf unschuldige Dritte abzuwälzen: Mittelschicht-Schuldner, lohnabhängige Arbeiter und Angestellte, Erwerbslose, Menschen mit Behinderung und Steuerzahler, die es sich nicht leisten konnten, Depots in Steueroasen zu unterhalten. Vor allem in Europa wurde ein Land gegen das andere aufgehetzt – und zwar von politischen Eliten, die entschlossen waren, die Wahrheit auf den Kopf zu stellen. Aus einer von Bankern in Nord und Süd verursachten Krise machten sie einen Konflikt zwischen arbeitsscheuen Südländern und hart arbeitenden Nordeuropäern, oder eine Krise von angeblich allzu großzügigen Wohlfahrtssystemen in Deutschland, Italien oder Griechenland. Man muss kein Genie sein, um die Puzzleteile zusammenzusetzen und zu verstehen, warum – angesichts des Fehlens einer ernsthaften, wirkungsvollen, mit einer Stimme sprechenden Linken – in den USA und vor allem in Europa Nationalismus, Rassismus und eine allgemeine Menschenfeindlichkeit triumphieren.
1967 beschrieb der Ökonom John Kenneth Galbraith, wie der Kapitalismus sich von einer Marktgesellschaft in ein hierarchisches System verwandelt hatte, das von einem Unternehmens-Kartell kontrolliert wurde: der „Technostruktur“, wie er das nannte. Von einer globalen Elite angeführt, die Märkte an sich riss, Preise festsetzte und die Nachfrage kontrollierte, ersetzte die Technostruktur das Ziel des New Deal – Vollbeschäftigung – durch das eines wachsenden Bruttoinlandsprodukts (BIP).
Seit Ende der 1970er erweiterte die Technostruktur ihren Machtbereich, indem sie sich die schwarze Magie der Finanzialisierung einverleibte. Ein Beispiel dafür ist die Umwandlung von Autoherstellern wie General Motors in große spekulative Finanzunternehmen, die nebenbei auch noch ein paar Autos produzieren. Damit vergrößerte die Technostruktur ihre Macht um einen schwindelerregenden Faktor und ersetzte schließlich das Ziel des BIP-Wachstums durch „finanzielle Resilienz“: anhaltende Vermögenszuwächse für die wenigen und dauerhafte Sparpolitik für die vielen.
Dies stärkte die auf dem Dollar beruhende Hegemonie der Technostruktur in einem Ausmaß, wie es kein makroökonomischer Ansatz nachvollziehen kann, weil sich Makroökonomie per se auf die Volkswirtschaft von Staaten beschränkt – das eigentliche Geschehen hingegen fand seit den 1990er Jahren in den Bilanzen globaler Finanziers statt.
Am Ende gerieten Finanzialisierung und Technostruktur wegen des Ausmaßes ihrer eigenen Hybris an den Rand des Untergangs. Zwei Mächte gingen daran, das ganze Konglomerat vor sich selbst zu retten: zum einen die US-Regierung und vor allem die Billionen von Dollar, die die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) durch im Branchenjargon swap lines genannte währungspolitische Abkommen in europäische Privat- und Zentralbanken pumpte. Zum anderen intervenierte China, dessen kluges Wirtschaftsmanagement für Inlandsinvestitionen von nie dagewesenem Ausmaß sorgte; China behielt wertlose Dollar-Vermögenswerte, die viele andere abstießen, und ging sogar so weit, eine multilaterale Clearing-Union anzuregen, wie sie John Maynard Keynes auf der Bretton-Woods-Konferenz 1944 vorgeschlagen hatte und wie sie Handelsungleichgewichte auszugleichen vermag. Doch die US-Regierung unter Barack Obama lehnte Chinas Vorschlag ab. Sie zog es vor, das Privileg des Dollars nicht anzutasten und dafür einen höchst instabilen Kapitalismus in Kauf zu nehmen.
Wir müssen uns wehren
Während die Technostruktur von zwei Regierungen, der der USA und der Chinas, gerettet wurde, machten die Herrschenden alles Mögliche für die Krise verantwortlich: die Kosten der Sozialstaatssysteme, zu hohe Löhne, vermeintlich zu starre Arbeitsmärkte oder Gewerkschaften, die noch gegen die weitere Prekarisierung von Arbeiterinnen und Arbeitern kämpften. Jene selbstzerstörerische Sparpolitik kolossalen Ausmaßes, für die die Regierenden verantwortlich zeichneten, brachte vermeidbares massenhaftes Leid und Unrecht mit sich.
Jene brandgefährliche Fantasie von einer apolitischen Wirtschaftspolitik verhüllt bis heute den Klassenkampf, mit dem das Establishment alle Risiken und Verluste auf die Schwachen abwälzt und von ihnen verlangt, sich „in das Unvermeidliche zu ergeben“. Weil eine progressive internationalistische Alternative fehlt, treiben die Mächtigen jener Technostruktur ganze Bevölkerungen in die offenen Arme eines postmodernen Faschismus.
Zehn Jahre nach dem Kollaps von Lehman Brothers und jenem Moment der aporía hält sich die Technostruktur immer noch an den Schalthebeln der Macht. Aber der neoliberale populistische Mythos, auf den sie sich bezog, um konsensfähig zu sein, der ist am Ende – so etwa die Vorstellung, in einer vollkommen deregulierten Wirtschaft könnten die Wünsche aller auf demokratischem Wege in Erfüllung gehen.
Überrascht es da, dass Rassismus und geopolitische Spannungen in aller Welt überhandnehmen? War es nicht unvermeidlich, wie manche bereits seit 2008 warnten, dass eine nationalistische Internationale an Zustimmung gewinnen würde? Dass ihre xenophoben Parolen an die Macht gelangen würden, im Weißen Haus, in Italien, Österreich, Polen, Ungarn, in den Niederlanden und vielleicht bald auch in Deutschland, sobald Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Seite geräumt worden ist?
Wir sind an einem Punkt angelangt, der für unsere Generation den 1930er Jahren entspricht – kurz nach dem Crash, im Angesicht eines faschistischen Momentums. Die für diese Generation drängende Frage ist hart. Aber auch wenn kein junger Mensch es verdient hat, mit solch einer harten Frage konfrontiert zu werden, so haben wir alle doch kein Recht, uns ihrer Beantwortung zu entziehen: Wann und wie werden wir gegen die nationalistische Internationale aufstehen, die im gesamten Westen durch den hirnverbrannten Umgang der Technostruktur mit ihrer unvermeidlichen Krise entstanden ist?
Kommentare 52
Danke für den Beitrag !
Interessante Gedanken, aus denen ich einiges lernen konnte.
Allerdings hat sich mir der als zwanghaft dargestellte Zusammenhang zwischen dem Crash von 2008 und dem Anwachsen rechter Bewegungen in aller Welt nicht erschlossen. Was hat z.B. der Krieg in Syrien zusammen mit der daraus folgenden Flüchtlingswelle mit dem Crash von 2008 zu tun? Wurde in Italien die Lega Nord durch lauter ökonomische Verlierer gewählt oder deswegen, weil Europa das Land beim Ansturm der Flüchtlinge über das Mittelmeer im Regen stehen läßt?
Hat der Crash von 2008 in Polen und Ungarn so viele ökonomische Verlierer produziert, dass nun rückwärts gewandte Klerikale und Erzkonservative dort Wahlen gewinnen und die Demokratie abwürgen können mit dem Verweis auf eine drohende Islaminiserung ihrer Länder?
Geschah der ökonomische Kahlschlag in Ostdeutschland nicht schon kurz nach der Wende und hatte mit dem Crash von 2008 nur wenig zu tun? Wegen der vorübergehenden Spekulation in Ostdeutschland gingen um das jahr 2000 auch in Westdeutschland etliche Privatpersonen und Bauunternehmungen pleite, da kannte hier noch niemand Lehman Brothers und Co.
Hat nicht die gesamte politische Elite Griechenlands dafür gesorgt, dass das Land durch gigantische Fehlinvestitionen gepart mit einer maroden und korrupten Verwaltung in die Schuldenfalle ging, lange ehe der Crash von 2008 noch etwas mehr Schulden dazu tat?
Scheint so, dass ein "Kapitalismus mit menschlichem Antlitz" nur ein Placebo ist.
Wenn es die syrischen Flüchtlinge nicht gäbe, dann müsste halt der Afghane den Sündenbock geben, notfalls reichen auch zehntausende statt hunderttausende Flüchtlinge solange auch nur einer von ihnen kriminell wird. Oder irgendwas anderes. Dann gibt es noch den Islam der schon längst hier angekommenen. Man kann ja sogar einen einzigen Musel für das Ausscheiden der WM verantwortlich machen. Seit 2001 ist Islam der Gegner in einem globalen Kampf ums Abendland. Noch nicht gemerkt? Kann man abstreiten, tun viele Mitbürger aber nicht.
Ich kann einiges davon aus eigener Alltagserfahrung nachvollziehen. Es gibt Gründe warum Muslime auf der ganzen Welt größere Vorbehalte zu überwinden haben als andere. Aber Du musst das auch mal aus der Sicht der europäischen Oberschicht betrachten. Es gibt kein besseres Mittel, Löhne zu drücken und die domestizierte Bevölkerung mit lebenshungrigen, im Kern ultrakonservativen jungen Leuten aufzupimpen, die gegen linke Vorstellungen total immun sind. Die Großkopferten haben mit denen nur geschäftlich zu tun oder auch mal mit gern gesehenen saudiarabischen Alpentouristen im Luxussegment.
Wir dagegen müssen uns mit ihnen die Mietskasernen und Schulen teilen. Eine Zeit lang ging das noch so lala, aber mittlerweile kann man die Früchte des Zorns ernten weil eine steigende Zahl von Mitbürgern nicht mehr gewillt ist, die Integrationskosten (bzw. die Folgen nicht erfolgter Integration) zu tragen. Genau das ist jetzt die Ernte, die die rechten Politiker einfahren, zuallererst wohl die rechte F.D.P. (unvergessen Möllemanns "Gesellschaft für Deutsch-Arabische Freundschaft"), die radikalen in der CDU und ihr populistischer Arm, den man heute "AfD" nennt (ex "Vertriebenenverbände").
Der Irrsinn, dem jetzt die politische Linke anheimgefallen ist besteht darin, dass sie aus antirassistischen Motiven Leute mitverteidigt, die eigentlich nur einen Rechtsanwalt bräuchten.
Kann man so sehen, muss man aber nicht.
Jedoch, was hat das alles ursächlich mit dem Lehmann Crash von 2008 zu tun?
Endlich mal wieder eine Qualitätsartikel mit Hand und Fuß. Wieso können Journalisten das so selten ?
irrationale retorhistorische Reaktionen wie Natisonalismus, Rassismus, Faschismus sind sozusagen Steigerungsformen des kapitalkistisch-demokratischen Ausschlussprinzips. Sie schlagen dann in den Kernregionen des kapitalistischen Systems durch , wenn die ökonomischen Voraussetzungen, um die ideologische Illuison des Systems, den Mythos aufrechtzuerhalten, nicht mehr gegeben sind.
Die gewollte Ignoranz der politisch Indroktinierten und ökonomisch Abhängigen, aber nun in der Krise selbst auch Abgehängten (wie sonst nur die Menschen in der unterworfenen Periphärie des Kapitalismus) - siehe zB. Austerität und Lohndumping in der EU, bringt eben keine kritische Analyse der Situation hervor, wie auch?, sondern die andressierte Forderung nach der Führung zum "Besseren" durch angebliche Kompetenz. Diese aber gibt es in einem ebenfalls von der Wirtschaft abhägigen politischen Spektrum nicht. Es gibt nur Steigbüegelhalter und populistische Rollenclichees, welche sich als Strohmänner und Bodguards des Kapitals den Massen als Erloser anzubiedern wissen. Die Rolle der Medien ist dabei nicht zu unterschätzen. Für die herschenden (Kapital)Eliten ist das sehr bequem. Ihne sind diese Komponenten des kapitalistischen System auch in der extremen Form viel lieber als emanzipatorische Bewegungen egal welcher Art. Daher bekommen rechtsradikale Populisten nicht nur finanzielle Unterstützung von den Eliten ( siehe zB. AFD und FN), sondern gegebenenfalls auch deren "Absolution" für jegliche Maßnahmen, welche zur Erhalt der Kapitalmacht dient, Genozide inklusive. Siehe Hitler, der ohne die Zustimmung der deutschen Bänker nicht an die Macht gekommen wäre. Das heißt also eingekocht: Lieber Diktatur, denn der Kapitalismus ist ja auch eine, als Antikaptalismus ...
Also lieber Diktatur des Proletariats a la Stalin, Mao, Breschnew, Kim Il-Sung und Konsorten?
Geschichtsschreibung, Schuldzuweisung, Erklärungen, die nicht an den Herrschaftsstrukturen kratzen. Keine Zinsen mehr zu bekommen ist für die deutsche Mittelschicht die schmerzhafteste Folge von 2018, wie Mr. Varufakis ausführte. Das bleibt so bis zur nächsten Nachkriegszeit. Kapital ist jetzt wieder etwas für professionelle Kapitalisten. Für Kleinbürger auf der Suche nach dem finanziellen Perpetuum Mobile ist das Thema verbrannt. Wir sollen gefälligst arbeiten, unsere privaten Versicherungspolicen und Konsumentenkredite bezahlen. Mit dem erwirtschafteten Mehrwert sollen wir die Realwirtschaft am Laufen halten, uns aber aus dem Kapitalmarkt weitgehend heraushalten. Selbstständig machen? Nur wenn Du über Sicherheiten verfügst, die Deinen Investitionskredit doppelt und dreifach absichern. Komm, geh arbeiten und überlass die Investitionslenkung anderen.
Zu der Regulierungskrise, die Mr. Varufakis beschreibt kommt ja noch die ökologische Krise und die massive Überbevölkerung (jedenfals gemessen an unserem Lebenswandel). Auch hier punkten die Faschisten. Einerseits leugnen sie das alles aus machtstrategischen Gründen komplett, andrerseits bereiten sich die radikalsten unter ihnen auf den Tag vor, an dem die Supermärkte nicht mehr beliefert werden (sog. Prepper). Seit 40 Jahren raunt die ur-grüne Weissagung der Hopi in unseren Schädeln ("wenn der letzte Fisch gefangen..."), und es spricht wirklich sehr viel dafür, dass wir mit China und Indien im selben Boot einen Punkt ohne Widerkehr überschritten haben. Für diejenigen, die individuell überleben wollen ist das Preppen ein sinnvolles Hobby. Für diejenigen, die kollektiv überleben wollen ist die Aufrechterhaltung von Ordnung das entscheidende Argument pro Faschismus. Ich glaube, dass Geheimdienste ganz ähnliche Perspektiven aus ihren Erkenntnissen ableiten. Anarchie unter Millionen von lebensuntüchtigen Wohlstandszombies (mich eingeschlossen) mag ich mir auch nicht ausmalen.
Die liberale Fraktion scheint das Thema ebenfalls aus machtstrategischen Gründen auszublenden. Bei deren federführenden Vertretern habe ich den Eindruck, dass sie komplett der US-Ostküstenelite folgen, einerseits wegen des unbeschränkten Kapitals (s. Artikel), andererseits weil dort die größte Expertise in modernem Zivilisationsmanagment zu finden ist. Diese "progressiven" Kräfte wollen alles tun was technisch und kulturell möglich ist, um ohne Zivilisationsbruch so viele Menschen wie möglich durchzubringen (aber wohin?). Mit Trump und Co. bricht ihnen sowohl das Kapital als auch die Regulierungsfähigkeit weg. Der Neofeudalismus, der da auf uns zurollt braucht keine Lösungen für irgendwas zu entwickeln. Er muss nur seine Gefolgschaft unter Kontrolle halten und alle anderen ihrem Schicksal zu überlassen.
Ja, die Geschehnisse deuten auf Herrn Varoufakis und Ihre (vielen Dank an dieser Stelle für die Ausführlichkeit) Beschreibung hin. Auch die scheinbar unlogischen Handlungen der Regierenden. Vielleicht müssen sie auch wegen Verpflichtungen so handeln (jeder hat schwache Stellen an denen manipuliert werden kann).
Wie könnte Ihrer Meinung nach eine Lösung aussehen? Oder was kann der einfache Bürger dem entgegensetzen und sollte er? Auf was soll man seine Kinder vorbereiten?
? Komische Frage, oder?
Ich meinte die Eliten. Die bevorzugen in der Not und in der Krise ihrer Machtansprüche eher eine Diktatur, die ihre Macht stützt als ein emanzipatorische Bewegung zu zulassen, die sich von genau ihrer Macht emanzipieren will. Man beachte auch, dass die kapitalistische Hegemonie in der Fremde am liebsten mit Diktaturen zusammenarbeitet, diese stützt oder erst selber erzeugt im Falle von nicht erwünschten Unabhängigkeits- oder Selbstständigkeitsbestrebungen.
Und dazu hatte ich das Beispiel Hitlers angeführt, denn mit dem hatte sich die deutsche Finanzelite damals arrangiert. Eine " Diktatur des Proletariats a la Stalin, Mao, Breschnew, Kim Il-Sung und Konsorten?" ist nicht besser oder schlechte als jede andere Diktatur. Ein Fakt, der da meistens absichtsvoll für viel Verwirrung sorgt ist der, dass jede Diktaur auf die Untaten der anderen zeigt, um die eigenen unsichtbarer zu machen. Kennt man schon : Die Dissidenten der einen sind die Helden der anderen usw.
"Anarchie unter Millionen von lebensuntüchtigen Wohlstandszombies (mich eingeschlossen) mag ich mir auch nicht ausmalen."
Das ist wahrscheinlich auch nicht norwendig. Diese Anarchie halte ich zwar nicht für unmöglich, aber entsprechend ihrer weiteren Ausführungen, für ein allenfalls späteres Phänomen. Die Meisten gehen aschin vorher zu Grunde, entweder wenn das von den Eliten "Ereignis" gennante plötzliche Crashszenario eintritt, oder spätestens in den bürgerkriegartigen Zuständen und Genoziden, die sich dann ergeben, wenn sich eine totalitäre Mehrheitsdiktatur zu etablierten versucht. Die totalitaristische "Lösung" der Eliten weißt auf eine drastischen Reduzierung der Bevölkerungen schon jetzt in gewissen Vorläufen hin.
<<Für Kleinbürger auf der Suche nach dem finanziellen Perpetuum Mobile ist das Thema verbrannt. Wir sollen gefälligst arbeiten, unsere privaten Versicherungspolicen und Konsumentenkredite bezahlen.>>
Die meisten Kleinbürger. die ich kenne, regeln dieses Problem mit einer Investition in den prosperierenden Immobiliensektor.
<<Anarchie unter Millionen von lebensuntüchtigen Wohlstandszombies (mich eingeschlossen) mag ich mir auch nicht ausmalen.>>
Na dann habe ich ja noch ein paar ruhige Jährchen vor mir. Im Stadtrat der Mittelstadt, in der ich lebe, sitzen weder linke Untergangspropheten (Linke)noch faschistoide Ordnungsfanatiker (AFD) noch liberale Kaltmenschen (FDP). Geil, was?
>>liberale Kaltmenschen<<
Wo ich wohne sitzen liberale Kaltmenschen im Gemeinderat, "S"PD&Grüne haben sogar eine Mehrheit, und die CSU gibt es auch noch. In der nahen Grosstadt ist es kaum besser...
Als meine Tochter vor ein paar Jahren nach Neuseeland gereist ist habe ich ihr unmissverständlich klargemacht, dass ich es sehr begrüßen würde wenn sie dort bleiben würde. Sie hat einen guten Beruf und das richtige Alter. Sie hat leider nicht den erhofften Schäfer fürs Leben getroffen. Jetzt ist sie wieder hier und will schwanger werden. Reden Sie das mal ihrer eigenen Tochter aus. Es bricht mir das Herz.
>>Es bricht mir das Herz.<<
Kann ich nachvollziehen. Wenn ich hätte schwanger werden können hätte ich es auch gewollt. Könnte es heute nicht verantworten und würde wahrscheinlich mit permanent schlechtem Gewissen rumlaufen...
Ich nehme ihn schon lange nicht mehr für "ernst": was er so zusammenschwurbelt (er selbst ist ja ein Globalist und Technokrat 1. Ranges - genau jene Spezies, die er hier kritisiert) was man schon an seiner Ansage:
- ich war dagegen, dass Griechenland dem Euro beitritt - aber nun wo wir drinnen sind, bin ich dagegen, dass GR austritt ?!erkennen kann.
So viel an "wissenschaftlicher Konsistenz" ... liest man selten. Das sagte übrigens auch Gysie, als er vor ca. 6 Wochen in Wien eine Pressekonferenz zur "Europäischen Linken" gab, deren Vorsitzender er ist - um zumindest so ab und dann in den Medien aufzuscheinen.
- auch seine positive "Beurteilung" des Euroraumes, hat mit den Fakten nichts gemein, wie alle, die sich knapp über dem BILD-Niveau informieren, wissen - auch hier nachzulesen: https://www.freitag.de/autoren/pregetterotmar/eu-merkel-das-euro-und-griechenlandfiasko
- Dass er immer wieder die Lehman-Lüge hinausposaunt und strapaziert, macht es nicht besser, denn
a.) es ist wohl unmöglich, dass eine Pimperl_Investmentbank mit einer Bilanzsumme von gerade mal 600 Mrd Dollar (2008) - das ganze Eurosystem mit einer solchen von 30.000 Dollar "erschüttert" ... geschweige denn das globale Finanzsystem aushebeln kann
b.) damals haben die Banken so ca. 1% der Bilanzsumme als Gewinn erwirtschaftet, was eben so ca. 300 Mrd. Dollar je Jahr ausmachte, d.h. die ganze Lehman-Pleitewar mit nur 2 Jahresgewinnen aufgefangen,
c.) es angesichts dieser klaren bwl. Kennziffern viel über ihn aussagt, wenn er in 10 Jahren nicht mal g`scheiter geworden ist.
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Auch blendet er die Tatsache aus - man braucht ja nur die Handelsdefizite und Überschüsse Deutschlands so von 1980-2017 recherchieren - dass eben der Euro ein Gefängnis für alle schwachen Währungen (Lira, Francs, Peso , Drachme) war, weil eben diese nicht mehr abwerten können - und daher Deutschland alleine der irre Profiteuer ist, der mit exorbitanten Handelsbilanzüberschüssen von mittlerweile 8 % des BIP - alle anderen Euroländer ruiniert und diese an die Wand drückt. Auch das verkennt er.
- Ja, wenn es zur Austerity-Politik kommt, aber das weiss auch jeder Studiosi im 2. Semester, wenn er das Zitat von JM. Keynes kennt:
"Wenn nur einer in einem Kinosaal aufsteht - sieht nur er besser. Stehen aber alle auf - sieht niemand besser . . .nur müssen nun a l l e den Film im Stehen ansehen"!
- Sein PRO-Euro Lied - untermauert durch Abwertung der "Nationalstaaten", was eh schon tief blicken lässt - widerspricht auch der EU-Verfassung / dem Lissabonvertrag, zumal dort das Prinzip der Subsidiarität festgezurrt ist und das bedeutet, dass zumindest so lange nicht solche "Atlantiker und Kapitalisten" wie er was zu sagen haben, zumindest die Fiskalpolitik (also alle Steuern - und die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme) noch in den Händen der Länderverantwortung liegt.
Sehr gut so !!!
Zertrümmert man auch dieses letzte wichtige Machtgefüge der Länder, dann haben wir alle Länder quasi als Profit/Cost-Center der EU_Bürokratie übergeben.
ALLE Ökonomen rieten vom Fiskalpakt ab . . . aber bei uns stimmten gerade die Sozialdemokraten (Schulmeister soll sie alle mit erhobenen Händen angeflehnt haben, dies nicht zu beschliessen!) dafür. Eine Abweichlerin wurde schlicht bei der nächsten Wahl nicht mehr aufgestellt . . . so geht Demokratie, nicht wahr?
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Dass die irre Macht des Finanzsektors bei der privaten Gelderzeugung liegt, weiss mittlerweile auch schon jeder, der über das Wissen der Buchhaltung der 1. Klasse Handelsschule hinauskam.
Peter Bofinger ist nach wie vor der einzige Ökonom, der dies verstanden und auch in seinen Büchern korrigiert hat.
Auch ist es eine Tatsache, dass
1.) die Wirtschaftsforscher den Finanzsektor in k e i n e m ihrer Modelle inkludiert haben; liest man so 10 Jahre nach der Krise die Guru-Bücher in VWL durch (egal ob von Krugman, Mankiw oder Olivier Blanchard, den früheren Chefökonom des IWF uam.), so wird der Finanzsektor nach wie vor als "neutral" eingestuft . . . welch ein Unsinn der Extraklasse.
2.) die Gurus nicht mal den Kredit - das unbekannte Wesen - verstanden haben, weil eben in den vwl. Modellen man immer nur vom verfügbaren Einkommen ausgeht - und der Kredit eben k e i n Einkommen darstellt (da müsste man ja vom Kredit Einkommenssteuer bezahlen...) - sondern eine E i n n a h m e ist, d.h. ein liquider Geldzufluss o h n e dass es dazu eine fakturierte Leistung des Unternehmens gibt - das Geld wird ja aus dem Nichts erzeugt ...
3.) man daher diese irre Machtkonzentration nur brechen kann, wenn man den Banken die Buchgeldschöpfung entreisst - alle anderen Massnahmen sind sinnlos!
Dass es hier auch r a d i k a l e Lösungen a la Vollgeld geben muss, dafür plädiert niemand anderer als der Chefökonom der Financial Times, London, Martin Wolf !
Varoufakis, der Schwurbler..., schweigt dazu betreten - wieso wohl?
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Summa sumarum - schreibt er manches was man so stehen lassen kann (die Aussenhandelsdefizite zB,) aber über weite Strecken bleibt er eine klare, Analyse, die zur Quelle vorstösst, schuldig.
So ist auch die Ungleichheit eine Folge des 100%igen Schuldgeldsystems, weil sich eben alle Sektoren (Haushalte, Unternehmen und der Staat) NUR bei priviaten Banken verschulden m ü s s e n ... und wenn sich die Schulden in diesen Sektoren erhöhen - eben deckungsgleich auch alle Vermögen ansteigen und über den Zins es eben 80- 90% Zinsschuldner gibt ... die die Zinsprofiteure mit ihren in der Realwirtschaft erarbeiteten Zinsen bedienen und deren Reichtümer daher a u t o m a t i s c h steigen müssen!
All das ist hinlänglich bekannt . . . insoferne man sich auch mal schlau machen will und einen Zug zum Tor - also der wissenschaftlichen Wahrheit, dem was wirklich ist und sich in der ökonomischen Wirklichkeit a bbildet - hat !
Nein, Varoufakis fällt nicht darunter.
Lieber Otmar, antürlich hast Du recht , dass er nicht die Ursache des Themas berührt, aber ich nehme nicht an, dass es auch nicht seine Absicht war. Ich habe mal ein Buch des Autors gelesen, und das gefiel mir ganz gut in seiner einfachen Klarheit. Nein, auch da ging es nicht um die Grundlagen des Geldsystems, das ist einfach nicht sein Thema , würde ich sagen, zumindest nicht in der politischen Öffentlichkeit und Debatte. Der Mann ist mehr Politiker als Ökonom, zumindest was seine Aktivitäten angeht. Ebenso wie andere Politiker, die das Thema wahrscheinlich verstanden haben und gleichtzeitig als kritisch gelten, kann er sich das Thema strategisch nicht leisten.
Die Aufklärung zum Geldthema muss tatsächlich klandestin ablaufen, will heißen, dass sich das die Bürger wohl eher gegeseitig beibringen müssen wie Du und andere es eben machen. Dass die bekannten Ökonomien meist nur Wasserträger der Finanzwirtschaft sind, sollte gerade Dich ja kaum wunderen, und daher auch nicht ihr Schweigen im Walde. Was will man von Oportunisten schon erwarten.
Es werden also, wie ich meine durchaus erstmal Persönlichkeiten gebraucht, die auch bei entsprechenden Aufklärungsstand wissen was die Bürger wollen udn gbei Gelgenheit vielleicht richtig antworten konnen. Die Gelegenheit ist aber noch nicht da. Würden sie sich aber vorher zu sehr exponieren, siehe auch zB. Wagenknecht, ziehen sie Probleme an wie sonst nur Scheiße die Fliegen.
Also ich fand den Artikel für das was er sein wollte , recht gut. Immerhin ging es in erster Linie um einen Zusammenhang zwischen Rechtsdrift ind er EU und einer ökonomischer Gesamtlage, der durch gewisse politische Entscheidungen in der Krise verurscht worden ist. Es ging eben nicht darum das Geldsystem zu analysieren. Und ich meine, dass der Artikel denoch genug sagt, um zumindest all denen, die über die Hintergründe wissen, eine Message zukommen zu lassen.
Persönlich wäre ich sicher viel skeptischer, wenn Diem jetzt enormen Zulauf hätte . Hat es aber nicht. Die wurtschteln rum und sind da ... und um es kurz zu machen , liegen die in vielem richtiger als die meisten anderen politischen Institutionen. Denn das wollen sie sein. Die versuchen eine Kommunikationsstruktur jenseits des Nationalen und jenseits des akuten Austeritätsdenkens und dessen Folgen aufzubauen. Sollen sie doch. Wenn Varoufakis sich aber gleich gegen das Privateigentum stellt, und das ist es in der Konsequenz, wenn man dessen Haupthebel kassieren will, dann ergeht es einem selbst heutzutage wohlmöglich wie Babeuf. Wir sind zumindest schon nahe dran.
sorry : .... aber ich nehme an, dass es auch nicht seine Absicht war.
Was wollen Sie ausreden - schwanger werden oder hierbleiben?
Grob gesagt überlebten unsere Vorfahren verschiedenste Epidemien, Kriege, Revolutionen, Verfolgungen, Katastrophen... so gesehen haben wir es im Moment gut. Ich weigere mich für uns und unsere Kinder nur schwarz zu sehen.
Sehr vieles läuft im Moment falsch, auf sehr vieles haben wir überhaupt keinen Einfluss, aber auch sehr vieles wurde von unseren Vorfahren erkämpft und das gilt es doch zumindest zu erhalten. Es wird immer diejenigen geben, die auf Kosten der Allgemeinheit versuchen (oder auch tun) sich voranzubringen, auch oder gerade über Leichen gehen. Gerechtigkeit ist ein menschlicher Begriff, denn in der Natur trifft man sie nicht an. Deshalb müssen wir als Gesellschaft (wenn wir den Standard halten wollen) die Regeln bestimmen, erhalten und an die Gegebenheiten anpassen.
Auch ich beobachte die Ereignisse mit Sorge und habe das Gefühl, dass es seit ca. 1989 große Verschiebungen im Weltgefüge gibt.
>>Deshalb müssen wir als Gesellschaft (wenn wir den Standard halten wollen) die Regeln bestimmen, erhalten und an die Gegebenheiten anpassen.<<
Nur funktioniert das eben nicht, wenn wir uns nicht an die ökonomischen Grundlagen herantrauen. Es wurden schon allzuviele Enttäuschungen produziert um das noch länger auszublenden.
Für das herrschende Privatprofitsystem gilt: "In den vergangenen Jahren standen wir vor dem Abgrund, heuer sind wir einen grossen Schritt vorwärts gekommen."
"Für das herrschende Privatprofitsystem gilt: "In den vergangenen Jahren standen wir vor dem Abgrund, heuer sind wir einen grossen Schritt vorwärts gekommen.""
und bis wir ankommen bleibt nich genügend Zeit eine praktischen lööööööööösssssssssung ......
"Nur funktioniert das eben nicht, wenn wir uns nicht an die ökonomischen Grundlagen herantrauen. Es wurden schon allzuviele Enttäuschungen produziert um das noch länger auszublenden."
Die Ökonomie ist dazu da, das Leben zu erleichtern (meine Arbeit sollte etwas wert sein und mir ermöglichen davon zu leben) und ist ja auch das Thema dieser Diskussion. Und Politik ist dazu da Ökonomie und Gesellschaft auszubalancieren, was aber leider nicht praktiziert wird - aus Unfähigkeit oder Mutwilligkeit oder beidem...
Ja gut. Dann sollten wir doch endlich mal bessere Lobbyisten wählen.
"Und Politik ist dazu da Ökonomie und Gesellschaft auszubalancieren, was aber leider nicht praktiziert wird - aus Unfähigkeit oder Mutwilligkeit oder beidem..."
Es ist weder Unfähigkeit noch Mutwilligkeit im eigentlich Sinne. Man kann es natürlich so interpretieren , verfehlt aber den entscheidenen Punkt dabei. Diese Interpretation entstammt eher einer überholten Auffassung von Politik.
Tatsächlich mag es in manchen Perioden zumindest scheinbar oder oberflächlich betrachtet einen gewissen Ausgleich zwischen Ökonomie und Gesellschaft über die Politik als Mittelsmann gegeben haben. Man macht sich heute aber nicht mal mehr die Mühe die offensichtliche Komplizenschaft zwischen Großinduntrie und staatlicher Dienstleistung zu kaschieren. An sich aber ist Politik = Wirtschaft.
Die historischen herleitung , bzw. Kausalkette spar ich uns jetzt mal, aber der mehr oder wenihger bekannte Status Quo ist bemerkenswert: Die Monopolisierung der globalen Wirtschaft ist in den letzten Jahrzehnten so rasant zugenommen, dass die 500 größten Firmen der Welt etwa 53 % des globalen Bruttosozialprodukts kontrollierten, die 85 Reichsten Personen der Welt besitzen 50% des Weltvermögens (Oxfam). Ein Investmentmanagment Firma wie BlackRock (das ist keine Bank udn unterlegt daher auch keiner Regel) hat mittlerweile das Verwaltungsvolumen von 6000 Millarden überschritten und ist damit praktisch Regierungsmacht in sehr vielen industrialisierten Ländern der Welt, weil sie bedeutende Anteile an jeder globalen Firma halten, Anteile an zB jeder deutschen Dax notieretn Firma, an jeder französischen CAC 40 notierten Firma usw usf.. Im Vergleich dazu das Jahresbudget Frankreichs oder Deutschland um die 360 Milliraden. Mit anderen Worten , die haben über die Finanzmacht einen viel größeren Einfluss auf alles als jede einzelne Regierung, können Regierungen im Standortwettkampf gegeneindander ausspielen, befördern ungehindert die weiter Monopolisierung und Machtakkumulation (zB. Bayer und Monsanto waren beides Firmen dis starkt von BlackRock beeinflusst und nun von BlackRock zusammengeleget wurden)....
Kurz , was früher vielleicht Unfähigkeit oder Mutwilligkeit, Opportunismus oder Korruption war oder genannt wurde, ist heute ganz offensichtlich und einfach nur noch pure Machtlosigkeit. Der Staat und seine "Politik" fallen weitfgehend unter Servicleistungen für die Großindustrie - siehe Entscheidungen zu Glyphosat, Energiepolitik etc. oder zur Steuerpolitik. Da braucht einen die Personalauswahl in der Politik nicht weiter wundern, oder?
"Hat der Crash von 2008 in Polen und Ungarn so viele ökonomische Verlierer produziert, dass nun rückwärts gewandte Klerikale und Erzkonservative dort Wahlen gewinnen [...]"
Nein, der 'Crash', der in Polen etliche Verlierer hervorgebracht hat, fand bereits 1990 statt. Natürlich war dieser Wandel, ebenso wie in der DDR, gewollt, aber die Erfahrung von Massenarbeitslosigkeit, bedrängender Armut, war für viele natürlich traumatisch. Es sei an dieser Stelle an die Ausbeutung polnischer Pflegekräfte in deutschen Familien erinnern. Diese Menschen führen ein Sklavenleben: kein Freiraum für die Gestaltung des eigenen Daseins, sondern völlige Aufopferung für einen anderen Menschen. Man kann sich ungefähr vorstellen, wie die soziale Situation in Polen immer noch ist, angesichts dessen, dass Menschen sich gezwungen sehen, so etwas mitzumachen. Wenn ich einer der Betroffenen wäre, wären mir Demokratie und Rechtsstaat auch erst mal nicht sonderlich wichtig. Dass die Rechten in Polen mit sozialen Versprechungen und Maßnahmen punkten können, ist daher nicht verwunderlich.
Das haben Sie wirklich sehr gut erklärt, iDog. Wobei derzeit zu beobachten ist, dass der amerikanische Kapitalismus den europäischen ganz klein erscheinen läßt. Man vergleiche mal die Entwicklung des Aktienkurses von J.P. Morgan Chase mit dem von der Deutschen Bank oder der Commerzbank. Die beiden letzteren dachten mal, sie gehörten zur Championsleage, werden aber gerade in die Kreisklasse runtergereicht und fliegen aus DAX und Eurostoxx. Auch die in letzter Zeit publizierten Analysen, auf die auch Varoufakis in seinem kürzlichen Beitrag hinweist, dass wir zwar Exportweltmeister sind, aber nur das Auslandsvermögen der USA kräftig und anhaltend wächst, während in den letzten zehn Jahren deutsches Auslandsvermögen im Wert von 600 Mrd Euro verbrannt wurde. Das Finanzergebnis ist also so, als hätten wir unsere Daimlers für lau an die Amis verschenkt.
Spannend wird sein, welches Gegengewicht der chinesische Kapitalismus entwickeln kann. Dort wird ja die ökonomische Entwicklung schon noch vom autoritären Zentralstaat gelenkt, wie übrigens eine Liga kleiner auch in Südkorea, wobei man dort in den letzten Jahren sehen kann, dass nicht mehr klar ist, ob die Großkonzerne oder der Staat das ökonomische Steuer in der Hand haben.
Der Finanzkapitalismus ist US-amerikanisch und Walstreet basiert, klar. Die selbstgebastelte "Krise" von 2007-2008 war amerikanisch, die Opfer innerhalb der Finanzindustrie aber global verteilt. Es gingen hunderte von privaten Banken weltweit unter, bzw. wurden billig aufgekauft, darunter auch deutsche. Die DB ist einer der global player gewesen , der in Schieflage geriet, weil er sich wie viele andere zu viele wertllose amerikanische Derivate angeschafft hatte, und daher wahrscheinlich auch irgendwann geschluckt werden wird, denn er kann sich nicht mehr davon erhohlen. Die sogenannte Finanzkrise ist vor allem ein Monopolisierungsprozess. Es wird aber nicht nur Geld(schöpfung) monopolisiert, sondern vor allem Macht.
Die Frage, ob es sich dabei um eine "deutsche" oder "amerikanische" oder "schweizer" Privatbank handelt, die da untregeht oder profitiert ist indes nicht besonders relevant, nicht nur weil Privatbank eben gleich Privatbank ist und die von Natur aus keine Nation kennt, sonderen auch weil die Aktienanteile bzw. Eigentumsverhältnisse ja auf einer weiteren übergeordneten Ebene, die in der Konsequenz der Krise erst ihre heutige Bedutung erhalten hat, sowieso von Firmen wie BalckRock verwaltete und gesteuert weden, auch zB. die der "Deutschen Bank". Und BLackRock ist nur die größte dieser Investmentmanagment Firmen . Es gibt noch etwa ein Dutzend andere mit ähnlich mächtigen Volumina.
Lieber Idog,
mag sein, dass ich nach 10 Jahren der totalen Lügen um die Finanzkrise 2008 ff - eine davon ist eben die Lehman Lüge! - diesen Schmarrn nicht mehr lesen kann - wie er schreibt zB:
"Die alten Griechen hatten einen Begriff für Augenblicke wie diesen: aporía – ein Zustand vollständiger Verblüffung und Ratlosigkeit, ein dringendes Bedürfnis nach einem neuen Erklärungsmodell für die Welt, in der wir leben. Der Crash von 2008 war ein solcher Moment. Plötzlich funktionierte die Welt nicht mehr nach den Regeln, die ein paar Wochen zuvor noch als selbstverständlich durchgegangen waren."
?
Das ist inferiore Opfer-Täter-Umkehr ... vonwegen Ratlosgkeit, vollständiger Verblüffung usw. ... das fätllt für mich unter Inkompetenz und Ver ******* aller Menschen, womit er sich selbst so richtig vorstellte.
Er war der Mr. NO NAME unter den Ökonomen vor seinem Job und nachdem er so einige Monate in der Politik herumturnte, liegt sein Fokus nun, seine Bücher zu verkaufen - da kommt nix mehr, sorry.
Vielleicht liegst Du da richtiger und weniger kritisch als ich, wenn Du meinst, man dürfe so quasi eh niemand daran messen, ob sie das Geldsystem thematisieren, weil sie dann nicht mehr "ernst" genommen werden.
Aber wie lang denn noch sollen wir komfortable Nachsicht genau mit jenen üben - die 10 Jahre später genau null gelernt haben und uns schon wieder - oder eh noch immer ?! - mit ihrer fokussierten UNintelligenz total an der Nase herumführen?
Auch seiner Erklärung des Rechtsrucks eh fast überall, kann ich wenig bis nichts abgewinnen, zumal der Trend von "New Labour" + Schröder mit Hartz4 gleichzeitig
- aber früher noch bei uns mit Vranitzky, unter dem 1995 die Vermögenssteuern abgeschafft und auch das weltberühmte "Privatstiftungsgesetz" beschlossen wurde, wo die Reichen über Jahrzehnte Gewinne unversteuert ... in der Stiftung belassen konnten, etwas das man jetzt hart bekämpft, weil Kurz auch für alle Kapitalgesellschaften die KÖST auf Null settzen will! -
in allen Sozialdemokratien das kapitalistische Credo per se war.
Lohndumping und die wohl überlegte Schaffung eines Niedriglohnsektors, hat mit der Finanzkrise genau nichts zu tun, wie Du ja selbst weisst!
Androsch - wurde von Kreisky gefeuert und das hätte er mit Vranitzky, der ca. 20x bei den Bilderbergern weilte (natürlich ist das eine reine VT ... weil sie dort ja nur Vanilleeisschlecken und sich übers Preisschnapsen unterhalten) und später 1 Mio ATS vom Boss der Gewerkschaftsbank BAWAG in einem Palstiksackerl für 5 Telefonate zum Euro erhielt, auch tun sollen. Aber dazu hatte er als Ehenvorsitzender nicht mehr die Macht.
In DE hat Schröder sowohl die KÖST, vorallem aber die Sptzensteuersätze stark reduziert und auch Unternehmensverkäufe steuerfrei ( ? ) gestellt - alles lang vor der Krise.
Die neoliberale Agenda war ganz einfach:
den Wohlfahrtsstaat zu demolieren, einen Billiglohnsektor schaffen - um damit die Gewinne ins Unermessliche exploderen zu lassen. Und dies fand so 5-10 Jahre vor der Krise 2008 statt - und hat daher mit den Gedanken von Varoufakis nichts zu tun. Aber ich denke, so dumm ist er ja auch wieder nicht..., dass er dies selbst genau weiss.
Dass die Schulden - vor allem des Staates in der Eurozone von etwa 60 auf über 90 % des BIP anstiegen, ist natürlich - da hat er recht - auf die Austerity-Politik zurückzuführen.
Wobei man dabei nicht vergessen darf, dass Staatsschulden nichts mit dem Devisenkurs einer Währung zu tun haben, weil es ja keine Korrelation (der Kurs des Euro zunm Dollar sank - dann stieg er weider , die Staatsschulden stiegen aber unentwegt über fast 10 Jahre an) und daher auch keine Kausaltität gibt.
Auch dieses wissenschaftlichen Basics sollte der gute Varoufaikis ... kennen!
ad) Diem25 bis 33,3?
Ja, ich mache mich etwas lustig darüber, weil es dort zwar einige gute Denker gibt, Slavoj Zizek zB. aber keiner der Leute dort auch nur ansatzweise so was wie eine Rampensau - ein Wahlkampftiger - ist.
Menschen im Niedriglohnsekter brauchen rasche Lösungen - aber sicher keine endlos pseudointellektuellen Debatten, was nun wirklich der Unterschied zwischen Kapitalismus und der "invsible hand" ist. Das Thema ARMUT .- in Wien sind es 500 000 oder fast ein Drittel der Menschen - interessiert auch niemand, aber dafür streicht man bei uns die Mindestsicherung für die Ärmsten, 70% davon sind Österreicher und Kinder, - was so um die 100-150 Mio bringt, ca. 1 Promille der Staatseinnahmen .
ad) Sahra: ja, sie zieht natürlich viel Kritik auf ihre neue Bewegung, die wirklich eine Wende bringen kann.
"Nur getroffene Hunde bellen" - besser gesagt: winseln . . .
Auch wenn sie wieder von Flassbeck, dem krankhaften Besserwisser, der auch nicht mal das Geldsystem behirnt hat und immer wieder die Deppengleichung Sparen = Investieren hinausbrüllt, in Grund und Boden geschrieben wird:
Sahra und Oskar liegen völlig richtig !
Dass sie nicht von Anfang an alles bis zum letzten Beistrich durchformuliert haben, ist jedem klar, der auch nur 1 Tag mal in einer Bewegung was organisiert, auf die Beine gestellt hat.
Aber gerade an Sahra + Oskar reicht Varoufakis nicht ansaztweise heran - und deshalb sind auch seine Zeilen, vielleicht mal "nice to read" ... aber doch über weite Strecken substanzlos.
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o.K. - ich bin halt ein Sonderfall, der mit Worthülsen noch nie was anfangen konnte. Ich ändere mich aber deswegen sicher nicht mehr.
Nicht mehr in diesem Leben ... ;-)
"o.K. - ich bin halt ein Sonderfall, der mit Worthülsen noch nie was anfangen konnte. "
sei dir gegönnt. Mir geht's ganz ähnlich.
Nun finde ich einerseits ganz löblich , dass der Freitag hier sone Serie zum "Nächsten Crash" inszeniert, andererseits sind die Beitrage dazu schwach, Varoufakis' relative gesehen noch der beste. Das wirklich kritische Niveau wird halt nie bedient ... zu gefährlich ??
Nun haben wir ja schon mal aufgeatmet, als wirklich mal ein redaktioneller Artikel zur ex nihilo Geldschöpfung kam. Aber Folgen hat der nun auch nicht hinterlassen. Warum nicht, fragt man sich ? Und die nahe liegende Antwort ist sicher , dass trotz vereinzelter Detailaufklärung und obwohl dann vielleicht einge mehr die "Mechanik" verstanden haben, dennoch wenige sich das Ausmaß der Konsequenzen klarmachen oder klarmachen wollen.
Man kann sich wahrscheinlich viel leichter mit der Tatsachen abfinden, dass Privatbanken einfach so das Geld durch Kredit aus Nichts erschaffen und für diesen quasi magischen Akt eine unglaublich reale Gegenleistung verlangen dürfen, als mit den für manche unüberschaubar erscheinenden, globalen Konsequenzen dieser institutionalisierten Magie, Hokuspokus, Zirkusnummer.
Das Erstere fällt unter den ganz gewöhnlichen Fatalismus des Unterworfenen, der eben auch nur dumm guckt, wenn irgendwo Bomben abgeworfen werden oder das Brot teurer wird, das Zweite fällt dagegen unter so was wie "Weltbild", historisches Wissen, ethisches Bewusstsein, Philosophie, Empathie, politische Positionierung, Radikalität, etc..
Weil sich in der Realität nur graduell etwas ändert aber nichts paradigmatisches, muss Politik sich, heutzutage ganz sicher, immer mit "Kommunikation" begnügen. Du nennst das "hohle Worte". Chomsky nennt es "Konsensindustrie". Ist alles dasselbe.
Weil wir Gegner des galoppierenden Schwachsinns, will sagen des Kapitalismus, einer irrsinnigen Macht und daher auch Gewalt gegenüberstehen, die sich gerade aus dieser Kombination von sacrosanktem Eigentumskonstrukt (siehe Artikel 17 der human rights charta) und dem Hebel genau dieses Geldsystems ergibt, bleibt uns auch meist nur die Kommunikation. Wir erklären sie zur Waffe, aber auch das hilft meist wenig.
In diesem Kommunikationsprozess lässt sich nicht auf direktem Weg eine praktikable Strategie erdenken dn absprechen. Das ist sogar unter denen, die das System ohne Vorbehalte und realistisch betrachten, im stillen Kämmerlein schon sehr schwer bis unmöglich. Radikale Lösungen, bzw. Erlösungen sind zwar denkbar, aber die Umsetzung erfordert etwas, ein oder mehrere "Elemente", die allen beteiligten fehlen. Das ist nicht nur der Mut der Verzweiflung, sondern auch der vor dem Feind. Alle wissen: Auf dieser Ebene ist ein Menschenleben nicht viel wert - nie gewesen. Davor schreckt unweigerlich jeder zurück.
Alle historischen Ansätze die gewaltbasierte Misère mit entsprechender Gewalt zu erwidern wurde ideologisch diskreditiert. "Linke" sind heute meist auch Pazifisten. Das macht einerseits Sinn, wirft aber andererseits die Erkenntnis zum kollektiven Besseren auf dieselbe kommunikative Ebene zurück, auf der sich schon die ganz verlogene Politik befindet. Mist.
Auf dieser beschissenen Ebenen befinden wir uns alle zusammen mit unserem erklärten Feind und der hat gerade da die perfekt funktionierende Struktur etabliert. Wir sind hier gerade mitten drin, sozusagen. Trotzdem tut jeder, der an die Möglichkeit einer anderen Gesellschaft glaubt, genau auf der Ebene sein Bestes.
Wenn es eine kollektive strategische Einsicht geben kann, die ohne viel Aufhebens von einer Mehrheit akzeptiert und praktiziert werden kann , dann ist es dieser Davids-Kampf auf der Kommunikationseben. Und selbst da werden ja gerade die Spielräume wesentlich enger, juristisch reduziert. Die Brisanz der allgemeinen, globalen Situation bezüglich der Kapitaleliten und eines schleichenden Machtverlusts lässt sich wie auf einem Thermometer an der totalitärere werden Zensurgesetzgebung ablesen. "Wir" sind also auf dem Weg, könnte man fast daraus schließen. Und ich habe den Eindruck, dass uns die Geschichte einmal gesonnen sein könnte. Das instabiler werde Finanzsystem, die untergehende Hegemonie, das in Sicht kommende Ende der Monopolisierungsspirale, die Schuldenfalle, das Elend der Massen, unbeliebte Kriege ... you name it, machen ein Engagement heute sinnvoller und effektiver wie schon lange nicht mehr.
Man könnte sich also die subversive Frage stellen, ob es nicht fast egal ist, mit welcher Lüge die Massen gegen das System mobilisiert werden können, wenn diese Unwahrheit nur in die Aufklärung ihrer selbst münden kann. Darüber hinaus stellt sich sogar die fast existentielle Frage, ob diese "Mobilisierung", besser Motivierung überhaupt mit einer Wahrheit erreicht werden könnte. Denn die Wahrheit hat den unpraktischen Nachteil der Komplexität, welche nie eint - siehe Pseudokompexität als Waffe.
Der Populismus als Vulgarisierung komplexer gesellschaftlicher Zusammenhänge ist mittlerweile unser tägliches Brot. Friss oder stirb! Gibt es eine legitime Vulgarisierung in Sinn der Sache? Wir sollten sie zu nutzen wissen. Ich meine, viele Aktivisten suchen genau danach. Manche meinen es gefunden zu haben zB. : ”Nicht das Klima ändern, sondern das System.”
Und damit sind wir wieder bei der Rampensau. Man versucht ad personam jede linke "Rampensau" als solche durchs Dorf zu treiben (oder wirklich abzuschießen), aber die des Establishments als Helden des heiligen Evangeliums zu segnen. Wie perfide diese Methode ist, sieht man an rechtskonservativen Publikationen und ihrer medialen Multiplikation jeden Tag - auch hier. Wann lernen wir den Spieß so intelligent umzudrehen, dass "teile und herrsche" nicht mehr funktioniert?
Wieso versucht man zb. hier ”irgendwie Linke” damit abzulenken dumme Sprüche unter Fotos zu schreiben, die keiner Legende bedürfen. Müssen wir uns nicht frage : Welcher Slogan reißt eine resignierte Masse von ihren Bildschirmen hoch? Welcher politischen Legende bedarf unsere akute Situation?
"Löblich"?
Nur mal so am Rande: "Er war der Mr. NO NAME unter den Ökonomen vor seinem Job und nachdem er so einige Monate in der Politik herumturnte, liegt sein Fokus nun, seine Bücher zu verkaufen - da kommt nix mehr, sorry."
und wie titelt sich dein "Sparringspartner selbst im Logo "Prom. Ökonom, Uni-Lektor, Buchautor."
Richtig ist zwar, dass der Bekanntheitsgrad nicht unbedingt für Qualität garantiert, aber mit Understatement lässt sich das Texten eines mir bis dato zumindest völlig unbekannten Ökonomen wohl kaum beschreiben, der den Freitag als Forum benutzt, um seine Texte zu posten. Wäre er wirklich so prominent, glaubst Du wirklich, er würde hier privat als Ökonom texten? Um ein wenig aufzuklären? Und hat sich das bei "Mr. NO Name" etwa geändert?
Verehrte @ iDog & @ Pregetter Otmar
Wenn ich einige der Kommentare hier lese, kann ich mich nur ehrfurchtsvoll vom Stuhl erheben und salutieren.
Aber eine bescheidene Anmerkung möchte ich machen: Neben Alexis Tsipras war es auch Yanis Varoufakis, der Herrn Schäuble die Steilvorlage für die gemeinsame Erpressungsstrategie Schäuble/Draghi (Bunk Run bei gleichzeitiger Geldverknappung) nahezu aufschwatzte. Zu vorlaut hatten die beiden Herren im Vorfeld der anstehenden Verhandlungen immer wieder erklärt, den EURO-Raum auf keinen Fall verlassen zu wollen.
Das war dilettantisch:
Klug wäre gewesen, die beiden Herren hätten für Griechenlands Verbleiben in der EU-Zone von vorneherein Bedingungen formuliert, die Austeritätspolitik "zu vermenschlichen" und sich die Möglichkeit des Ausscheidens nicht als Niederlage, sondern als Ergebnis ihres engagierten Einsatzes für die Bevölkerung und gegen deren „humanitäre Katastrophe“ offengehalten.
S i e hätten den sogenannten Grexit zu ihrem Trumpf machen und die devoten Vasallen des Großkapitals an deren eigenen Argumenten ersticken lassen sollen. Wenn das Horrorszenario wirklich so ein Horrorszenario gewesen wäre, dann hätten Merkel/Schäuble & Co es ebenso gefürchtet, wie sie uns damit verängstigen wollten. – So aber haben die neoliberalen Despoten der EU, der Troika und des IWF die SYRIZA-Regierung damit erstickt und mit ihnen wurden es die griechischen Bürgerinnen und Bürger. - Welch geniale Leistung!
Lieber Flegel, ich weis es natürlich auch nicht ganz genau, habe aber denoch den Eindruck, dass Varoufakis genau in dem Augneblick ausgestiegen wurde als klar war, dass der griechische "hold up" gescheitert war. Das spricht in gewisser Weise für ihn.
Eins seiner Bücher, dass kurz danch erschien, klärte zwar nur mäßig über die genauen Détails dieser Affaire auf, aber denoch ein wenig über den gescheiterten Plan. Warum sich Tsipras und Varoufakis trennten ist mir nicht bekannt, kann ja aber auch nicht keinen Grundgehabt haben. Und dass Varoufakis nur das Bauernopfer war leuchtet irgendewie nicht ein.
Ich will mich nicht zum Advokaten Varoufakis machen, bin aber denoch überzeugt , dass Varoufakis zu denen gehört, die alles verstanden haben und denoch Teil der kritischen Seite sind. Er ist um Aufklärung bemüht. Wie Leute wie er oder Zizek (nach Eigenaussage Marxist - wobei heute klar ist, dass Marxismus alles mögliche sein kann - und trotzdem schätze ich seine krtitischen Gedanken) nun wirklich zur Herrschaft stehen , weis man nicht. Dazu gibt es selbstverständlich von anderen Seiten klarere Positionen ... Aber wie gesagt , sind das immer nur die, die selbst eben nicht aktiv ins politische Geschehen eingreifen wollen , sondern eben nur kommentieren oder analysieren ...
ich versteh jetzt ehrlich gesagt nicht worauf du hinaus willst. Varoufakis mir Otma vergleichen? Äpfeln mit Birnen? Bücher mit Büchern?
Wenn ja, denke ich, dass Otma und Varoufakis grob in die selbe "Ecke" gehören, aber denoch nicht vergleichbar sind. Keiner ist vergleichbar und jeder ist auf seine Art interessant, solange er Infos, etwas Konstruktives, Strategisches usw. anzubieten hat ... richtig spannend würde es doch erst, wenn die beiden sich mal aussprechen könnten, und wenn sie einen guten Grund dazu hätten ...
Ich denke die sind wahrscheinlich näher beieinander als zB Otmar meint. Auch Varoufakis wollte eine staatlich gesteuerte Währung gegen den Euro setzen und wusste sicher woher das Geld kommt, bzw. kommen sollte .... möglich, dass Varoufakis ein Karrierist ist und es daher andere Autoren gibt , die wesentlch deutlicher sind, zB . Otmar, oder auch Ziegler, Pfluger, Scheidler, etc.. Wo Otmar aber recht hat, hat er recht, denn unter den "Ökonomen" ist die Zahl der Deutlichen sehr gering. Die meisten sind eben Bankangestellte. Und das Sujet, das besagt, dass Kritik am Geldsystem zwangsläufig Systemkritik ist, das Giargeldschöpfung ein magischer Akt ist .... das hatten wir ja auch alles schon.
Schauen Sie mal, was der feine Herr Varoufakis alles so von sich geben kann:
»Ich würde auch viel lieber für eine radikale Agenda eintreten, die darauf abzielt, den Kapitalismus durch ein vernünftigeres System zu ersetzen. Aber ich will erklären, warum ich denke, dass ein Zusammenbruch des europäischen Kapitalismus – so dysfunktional dieser auch sein mag – um jeden Preis vermieden werden muss. Ich will radikale Linke davon überzeugen, dass wir eine widersprüchliche Mission zu erfüllen haben: Wir müssen den freien Fall des europäischen Kapitalismus aufhalten, um die Zeit zu gewinnen, die wir für das Ausarbeiten einer Alternative brauchen.« (Anmerkung JB: So ein ausgemachter Quatsch! Der Grexit ist euer Trumpf, Veränderungen herbeizuführen! Nutzt ihn!)
Das war am 16.03.2015. Die zornige Anmerkung in Klammern stammt von mir.
»Radikale Bekenntnisse wie dieses hier sind vielleicht ein Gegengift gegen jene Mechanismen, die uns allzu leicht zu Rädern im Getriebe werden lassen. Wenn wir Bündnisse mit unseren politischen Gegnern eingehen, müssen wir es vermeiden, so zu werden wie die Sozialisten, denen es nicht gelang, die Welt zu verändern, die aber recht erfolgreich darin waren, ihre eigenen Lebensumstände zu verbessern. Die Kunst besteht darin, revolutionäre Maximalforderungen zu vermeiden, die am Ende nur den Neoliberalen helfen. Und zugleich die immanenten Fehler des Kapitalismus im Auge zu behalten, während wir – aus strategischen Gründen – versuchen, ihn vor sich selbst zu retten.«
Also – mit Verlaub – ich halte den Mann für einen Quatschkopf!
In einem Interview machte Janis Varoufakis gegenüber dem TV-Sender "La Sexta" deutlich: "Jeder, der mit der Idee spielt, man könne einen Teil mit der Hoffnung aus der Euro-Zone abtrennen, dass der Rest das überleben wird, spielt mit dem Feuer" und machte darauf aufmerksam, dass dies zu einem Domino-Effekt führen dürfte. Und schon bevor es Thomsen vom IWF erklärte, machte Janis Varoufakis deutlich: "Wenn sich die Idee bei Leuten festsetzt, dass die Währungsunion nicht für die Ewigkeit ist, beginnt die Spekulation." Es käme die Frage auf: "Wer ist der nächste Kandidat?"
Wie gesagt, es geht um eine quasi sakrosankte Vorfestlegung auf den Verbleib im EURO, mit der er Herrn Schäuble die Steilvorlage lieferte.
…
Im Übrigen scheint Yanis Varoufakis der eigene Narzissmus zum Verhängnis geworden zu sein:
Am Freitag, 13.03.2015, titelte SPIEGEL ONLINE »Finanzminister "ganz privat": Griechen spotten über Varoufakis' Hochglanz-Homestory.«
Die Homestory erschien kurz nach einem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel.
»Die Hochglanz-Homestory mitten in der Finanzkrise. In seiner Athener Wohnung zeigt sich das Ehepaar Varoufakis in verschiedenen Outfits und Posen - er im eng geschnittenen T-Shirt am Klavier, am Esstisch mit Gattin Danae auf der Terrasse mit Blick auf die Akropolis.«
»Nicht nur die Fotos irritieren viele Beobachter, sondern auch die Aussagen, die der Politiker dem Blatt in den Block diktiert hat. Denn diese stehen im scharfen Kontrast zu der Fotostrecke. "Ich misstraue dem Star-System", sagte Varoufakis dort. "Dass ich nun Teil davon bin, ist für mich eine große Quelle der Besorgnis und der Unzufriedenheit", so der Minister weiter. Er wolle sich aber nicht gegen dieses "Star-System" auflehnen, "denn es bekämpfen, heißt, es in Gang halten". Er könne "ihm nur den Sauerstoff entziehen", so der Minister. Was auch immer er damit meint.«
»Vor allem in deutschen Medien wurde viel darüber diskutiert, dass Varoufakis wegen einer Home-Story in der französischen Zeitschrift Paris Match unter Druck geraten sei. Tatsächlich leidet das anfangs hohe Ansehen des Ökonomieprofessors unter dessen ständiger Medienpräsenz.«
»Noch hat Varoufakis die volle Rückendeckung seines Premiers. Tsipras schützt ihn gegen Angriffe aus der eigenen Partei ebenso wie gegen Angriffe der BILD. Seitens der griechischen Regierung wird die Zeitung als treibende Kraft einer Kampagne gegen den Finanzminister identifiziert…
Tatsächlich berichten griechische Medien gefühlt über jeden einzelnen Artikel der BILD. Alexis Tsipras entschloss sich dazu, öffentlich mit Varoufakis durch Athen zu spazieren. So sollte aller Welt die Einigkeit der Regierung demonstriert werden.«
Am 27. April 2015 titelt SPIEGEL ONLINE »Die schleichende Entmachtung des Gianis Varoufakis«.
»Mit seinem aggressiven Stil bringt Gianis Varoufakis die Euro-Partner gegen sich auf. Nun bekommt Griechenlands Finanzminister für die Verhandlungen einen Aufpasser. Seine Entlassung scheut Premier Tsipras jedoch.«
»Schon wird spekuliert, ob Premier Alexis Tsipras seinen flamboyanten Finanzminister rauswerfen könnte, um doch noch eine Einigung mit seinen Geldgebern zu sichern. Leute, die Varoufakis nahestehen, erklären SPIEGEL ONLINE, solchen Berichten solle man "nur auf eigene Gefahr glauben". Der Finanzminister werde aus "offensichtlichen Gründen" zur Zielscheibe bestimmter Medien und Stimmen aus den europäischen Hauptstädten.«
»Doch den anderen Finanzministern der Eurozone vergeht zunehmend die Lust, mit Varoufakis zusammenzuarbeiten. Als Kampf von 18 gegen einen sei die Diskussion in Riga verlaufen, erzählte man später. Der Grieche habe erneut den Sinn des Sparprogramms infrage gestellt.«
Und:
»Dass es so nicht weitergeht, hat auch Tsipras erkannt. Offiziell lässt er eine Ablösung von Varoufakis dementieren. Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis sagte SPIEGEL ONLINE, dass an den Gerüchten "absolut nichts dran" sei. Allerdings ist Varoufakis am Wochenende in Bezug auf die Verhandlungen mit den Geldgebern weitgehend entmachtet worden.«
»Die griechische Opposition forderte sogar den sofortigen Rücktritt von Varoufakis: Er sei ein "Narziss" und "Klotz am Bein der Regierung", sagte Dora Bakogianni, eine frühere Außen-ministerin und führende Politikerin der konservativen Nea Demokratia.
Doch Varoufakis zu entlassen traut sich Tsipras nicht, obwohl der selbstbewusste Ökonom selbst innerhalb seiner Partei umstritten ist. "Je mehr die Europäer und die Medien Varoufakis angreifen, desto unwahrscheinlicher wird seine Entlassung. Er würde dann als Märtyrer oder Sündenbock gesehen", sagte ein ranghohes Regierungsmitglied zu SPIEGEL ONLINE.«
SPIEGEL ONLINE am 06. Juli 2015 »Varoufakis tritt zurück«.
»Wenige Stunden nach dem Sieg des Nein-Lagers beim Referendum in Griechenland hat Finanzminister Gianis Varoufakis überraschend seinen Rücktritt verkündet. Einige Mitglieder der Euro-Gruppe hätten ihm klar gemacht, dass sie es vorziehen würden, wenn er nicht mehr an ihren Treffen teilnehmen werde, schrieb Varoufakis am Montag in seinem Blog unter der Überschrift "Minister no more". Er sei aus Kreisen der Euro-Gruppe darauf hingewiesen wor-den, dass es dafür eine "gewisse Präferenz" gebe.
Sein Abschied sei von Ministerpräsident Alexis Tsipras als "potenziell hilfreich" betrachtet worden, weshalb er heute das Finanzministerium verlasse. Der Rücktritt könne Ministerpräsident Alexis Tsipras möglicherweise helfen, eine Vereinbarung mit den Geldgebern zu erreichen. "Aus diesem Grund verlasse ich das Finanzministerium heute", schreibt Varoufakis weiter.«
Ja, da bin ich schon bei Dir und Deiner Frage:
wieso die offensichtliche Wahrheit (die Lüge hat Struktur und beginnt ja schon in der 1, Klasse Handelsschule, wo man lernt wie man einen Kredit, dessen Tilgung und den Zinserlös vonseiten er Bank verbucht – aber eben nie darüber aufgeklärt wird, das genau damit das Geld aus dem Nichts entsteht) keine Spuren hinterlässt?
Man sieht es bei der Lehman Lüge – weil niemand das offensichtliche, nämlich die Frage: w i e s o so eine so kleine Pimperlbank überhaupt das Finanzsystem aus den Angeln heben könne? Stellt. Die Antwort liegt bei den „Qualitätsmedien!, also der FAZ, SZ, derZeit – besser wäre ja Unzeit ;-) – uam.
Diese idiotische Ausrede der Lehman Lüge kommt natürlich allen Gurus in den Wirtschaftsforschungsinstituten sehr gelegen. Sie müssen gar nichts erklären, am allerwenigsten ihre eigene Dummheit und wissenschaftliche Unbedarftheit !
Erinnerst Du Dich noch an meinen Kommentar hier, ob Bofinger das Geldsystem verstanden hat? Nun, er wollte bei den G7 erwirken, dass man das Bargeld abschaffen möge . . . und da stellte ich die simple Frage: schon eigentümlich … dass gerade ein Univ. Prof, die Abschaffung des gesetzlichen Zahlungsmittels vorantreibt ? Nun, er ist mittlerweile der Einzige, der seine Meinung korrigierte – Hut ab!
Die Beantwortung Deiner Frage liegt mM. auch darin, dass es keinen anerkannten deutschsprachigen Ökonomen gibt, der die Krise kommen sah (Ausnahme. Prof. Max Otto) .
Jene, die die Expertise haben/hatten – wie zB. Steve Keen (der sich mit Krugman ob des Geldsystems matchte und feststellen musste, dass der Guru für eh alles … auch keine (offizielle?) Ahnung hatte – oder Michael Hudson (sein Buch: der Sektor ist eine sehr detaillierte Bestandsaufnahme der Verbrechen der Banken per se), den der pathologische Besserwisser Flassbeck, als kleinen Kasperl diffamierte – werden kaum öffentlich zu Debatten eingeladen und ihre Bücher werden auch nicht empfohlen, so wie zB jenes von Stephan Schulmeister, der nicht mal die Buchungen der 1. Klasse Handelsschule kapiert hat … und allen ernstes bei einer Tagung der Diplomatischen Akademie in Wien meinte:
Geld aus dem Nichts – macht ja nix … :-D
Radikal hingegen – und sicher keiner dieser Mainstream-Gurus – ist Martin Wolf, Chefökonom der FT, London, der in einem Interview zur Vollgeldinitiative sagte: das ist doch nicht radikal aber sicher einer der möglichen und wichtigen Lösungen (sinngem. Übersetzt).
Für mich erklärt eben dieser übermächtige, verlogene Mainstream der Univ.Profs (siehe auch den SV-Rat) der nach wie vor und trotz hanebüchener Unkenntnis des Geldsystems das Sagen hat – die eher enttäuschende Durchdringung in der Öffentlichkeit.
Was mich betrifft, so bin ich der Stachel im Heuhaufen, natürlich nicht so bekannt - zumal ich ja kein Univ.Prof., (wie unnötig) oder altgedienter Beamter an irgendeinem WIForschungsinsitut bin.
Interessant ist für mich, dass ich aufgrund meiner „Sonderstellung“ zB. gemeinsam mit Prof. Haber (Donauuni, Krems und Berater von BK Kurz) die SERVUS Doku: Gier – Wirtschaftskrise mit System kommentiert habe (sie lief 2012,2014 und 2015).
Auch zur Doku übers Bargeld 2017 – wiederum von SERVUS TV gemacht – wurde ich neben Treichl, (Boss der größten Bank Österreichs) und Vorständen der FMA, Finanzmarktaufsicht, und der Nationalbank eingeladen, meine kritischen Kommentare abzugeben . . .
also: die Kritiker sind nicht sooo beliebt, aber … so hie und dann ;-)
Ja, die Welt ändert sich langsam – aber doch: alles was mit Banken zu tun hat, erliegt einer öffentlichen einzigartigen Propaganda, wie man sie nur mehr kurz vom totalen Crash erlebt. Das meiste – auch das Dümmste was man sich vorstellen kann – bleibt vor allem in den öffentlich_rechtlichen Medien unwidersprochen – wie zB. hier:
Zitat: "... Und erst vor ein paar Wochen hat Griechenland das Rettungsprogramm... .. verlassen, das seine Wirtschaft für 8 Jahre s t a b i l ... gehalten hat".
Das muss man sich als EU.-Kommissar auch mal sagen trauen – und sie muss keine Angst haben, dass sie kritisiert oder gar mit einem nassen Fetzen … genau! https://derstandard.at/2000086928528/Die-Welt-sehen-wie-sie-ist-und-besser-machen?ref=article
Aber – es gibt auch Gutes zu berichten – lies mal: http://www.spiegel.de/wirtschaft/aufstehen-mit-oder-ohne-sahra-wagenknecht-die-zukunft-liegt-links-a-1226965.html
Künftige Wirtschaftspolitik Die Zukunft liegt links
// Ob mit oder ohne Sahra Wagenknecht: Wer die großen Probleme unserer Zeit lösen will, braucht alles - nur nicht die wirtschaftsliberalen Rezepte der vergangenen Jahrzehnte. Das schreibt Thomas Fricke, früher Chefökonom der FT.DE – die groß in die Pleite schlitterte. Ich las ihn damals rel. gerne, bis er und die FT.DE eine Wahlempfehlung für die FDP und Westerwelle abgaben.
Was ist mit dem Mann nun passiert, dass er gegen die neoliberale Doktrin auch noch gut argumentierend anschreibt?!
Und bei uns stehen auch echte Grössen auf, wie Elfriede Jelinek – auch eine Steira_rin … weisst eh ;-)
Bitteschön. https://derstandard.at/2000086915716/Jelinek-ruft-mit-neuem-Text-zu-Anti-Regierungs-Demo-auf?ref=article
Ihr Video ist mehr als sehenswert. Also – ein bisserl was regt sich schon im neoliberalen Gebüsch. Aber nicht nur Dir geht’s zu langsam, mir auch!
Ja, insbes, bei uns herrscht ein Klima (soll auf Maria Theresia zurückgehen – sagt man …) der totalen Unterordnung mit kräftigem Anlauf vor – und die andere Seite ist die massenmedial Propaganda der neoliberalen Agenda, die seit 3 Jahrzehnten große Früchte trägt.
Da hast Du wohl recht!
Aber auch die „Konsensdemokratie“ – die hohlen Worte eines Kurz zB,. – bekommen immer schneller, immer größere Risse. Die Demo zum 12h-Tag war ein wichtiges Zeichen und wenn Du Zeit hast, dann lies mal den Kommentar von Heinz Mayer, emerit. Verfassungsjurist, zum totalen Murks des Standortentwicklungsgesetzes.
Auch die Intelligenzia scheint bei uns munter zu werden.
„Die Wirtschaft ist kein Selbstzweck, sondern muss zum Wohle des Staates und seiner Bürger tätig sein. Das neue Standortentwicklungsgesetz tut das nicht und gefährdet nebenher noch den Rechtsstaat“ – https://derstandard.at/2000085780471/Make-Austria-Great-Again
Es tut sich einiges – immer rascher. Ich bin da guter Dinge, aber wir müssen natürlich immer nachlegen.
Du bist ja auch ein Steira … „aufgebn tuat ma an briaf“ !
Dein erwähnter Davidskampf auf der Kommunikationsebene ruft, zumindest bei uns in der Basti_Bumsti_Republik, immer mehr Leute zur Aktion, zur Tat, zum Widerstand auf.
So hat auch Wolfgang Ambros – einer der dem Wiener Hackler (Arbeiter) wohl am meisten aus der Seele spricht - die Regierung einen „braunen Haufen“ genannt – und nachgeschoben, dass es bald Zeit wird, „bis es auch der letzte Depp“ kapiert hat . . .
„Die Vorgeschichte: Am Montag hatte sich die Austropop-Legende in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" klar gegen die türkis-blaue Regierung positioniert.
In der FPÖ ortet der 66-Jährige "viele braune Haufen", was etwa die Liederbuch-Affäre um antisemitische Texte in der Burschenschaft Germania zuletzt gezeigt habe. Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) glaube er "kein Wort", und auch an Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ließ Ambros kein gutes Haar: Dieser lasse "skandalöse Aussagen der FPÖ unkommentiert" und schweige, "wenn es unangenehm wird". - https://derstandard.at/2000085071496/Wolfgang-Ambros-trotzt-der-Hasslawine-nach-Kritik-an-Regierung
Hubert von Goisern schlug in dieselbe Kerbe und stellte sich klar hinter Ambros.
Ja, es keimt bei uns echte Hoffnung auf, weil das unsere Kapazunder sind – und nicht irgendwelche Leute aus der 3. Reihe einer Landesregierung.
Ambros, Goisern und Fendrich – der unmittelbar vor der Angelobung Kurz bei einer seiner Vorstellungen öffentlich ob der Koalition mit der FPö scharf kritisierte – das sind unsere echten und unverwüstlichen „Rampensäue“ … und sie brauche nicht mal lügen, sondern einfach nur sagen, was ist !
Und oben auf schwingt wieder Elfriede Jelinek ihr bissiges Kritikzepter !
Auf geht`s - hoffentlich auch bald bei euch.
Es ging mir einfach darum, wie despektierlich er über andere schreibt. Da ist Varoufakis nun kein Einzelfall.
Ja , teilweise kennen ich diese Textausschnitte. Der Spiegel ist nun nicht gerade eine Referenz, der ich realitätsnahe Aussagen zutraue. Neben der ZEIT ist es mit das Reaktionärste, mit dem ein Bildungsbürger sich verbilden kann - auch schon mal Bildzeitung für Vermieter genannt. Und Bild ist Schweinetreiben.
Und sicher weis ich es nicht genau, wie ich schon sagte. Ich halte den Mann einfach für authentischer als viele andere ... aber vielleicht hast Du auch recht und er ist auch nur ein Schauspieler im großen "Teile und Herrsche" Szenario gewesen.
Was sein Aussage bezüglich des Euros und den befürchteten Dominoeffekt angeht ist natürlich richtig , das man das auch ganz anders sehen kann.
Wenn man mal kurz das von Jean Ziegler sehr gut auf den Punkt gebrachte Thema des Schuldenerlasses für die sogenannten "Entwicklungsländer" gegen die Finanzkrise von 2008 stellt insoferen nie auch nur ein Banker, Poltiker oder Ökonom jemals gemeint hätte, man könnte bei den "Entwicklungsländeren" ruhig einen Schuldenschnitt machen ( nur Herrhaus hatte es angesprochen) , damit es diesem Teil der Welt wieder besser gehe, weil immer nur die Mähr kolportierte würde, die besagte, wenn man das mache, würde das ganze globale Finanzsystem zusammenbrechen etc. pp. . Horrorquatsch! Die etwa 1500 Milliarden Schulden der 122 Entwicklungsländer sind nichts gegen die Werte die während der Krise 2008 und folgende verdunsten sind und bzw. auf Kosten der internationalen Steuerzahler nachgeschossen werden musten. Das globale Finazsystem hat zwar kurz gezuckt aber ist ganz und gar nicht untergegangen. Die verbliebenen Banken sind heute reicher als jemals, wie man weis. Hat funktioniert. Die wollen mehr Verschuldung , nicht weniger , soviel steht fest.
Die Griechenlandnummer dann ist ja das selbe in klein. Man, die Bankeigner, hätten wahrscheinlich den Schuldenschnitt für Griechenland machen können (inklusive der Gefahr der Geierfonds, die sich da sofort draufgestürzt hätten) ohne dabei zu verarmen. Das da also ein Theaterstück ablief, ist anzunehmen. Es ging nur vordergründig ums Geld, weil sich das so gut kommunizieren lässt. Es geht um die Herrschaft, und die wird udn wurde mit Privatisierungen konsolidiert. Man hat also einen Ballon steigne lassen, ähnlich wie in Zyperen und doch anders strukturiert. Und ob der Autor hier nun der war, der das verhindern wollte oder ob er nur eine Komparsenrolle innehatte - bewusst oder unbewusst, werden wir vielleicht später noch erfahren, falls es dann überhaupt noch Relevanz haben sollte.
Bei der Krise von 2008 hat sich manch einer (ich auch) zuerst noch gedacht : lasst die Banken doch einfach pleite gehen ... bis man dann gemerkt hat, dass die genau wussten was sie wollten und das auch bekommen haben. "Krise" ist immer nur die Deutung der Verlierer. Auf der Gewinnerseite heißt das selbe Ding "Geschäftsmodell".
Und "Win-Win" ist und bleibt der heißeste Euphemismus unserer Epoche für die ganz große Abzocke ... zwischen 2010 und 15 ist das Guthaben der etwa 600 reichsten Personen der Welt um gut 40% gestiegen.
Die Frage bliebt also: Wie hinkommen zu so was wie Vollgeld und einer Institution, die das durchsetzen und lange genug legitimiert verteidigen kann ? Varoufakis hatte möglicherweise keine Antwort drauf, genau wie wir hier.
Kann man davon ausgehen, dass ein Land wie vielleicht die Schweiz das eines Tages per Abstimmung durchsetzt ? Gibt's dann nur den Kapitalexodus aus der Schweiz, oder kurz drauf keine Schweiz mehr oder ... ??
Dummerweise ist diese Szenario sehr unwahrscheinlich. Die Schweizer lieben ihre Reichtum wie verrückt - wie alle Westeuropäer. Wer aber macht dann wann und wo wirklich mal was anderses . Gaddafi hatte es in Afrika angefangen...
"Auf geht`s - hoffentlich auch bald bei euch."
nee , in FR ist Betpause. Die nächte Wahl ist 2019 aber es ist die Eu Wahl und recht bedeutungslos. Macrone verliert zwar seine Leute und seineRückhalt aber tun tut sich nicht viel. Hulot ist zurückgetreten, weil er einmal so ne Art "Wahrheit" sagen wollte, ... und das verträgt sich nicht mit Politik. Polittik ist : den Leuten Scheiße erzählen. Wenn das wenigstes mal allen klar würde, wären wir ein Stück weiter.
»Bei der Krise von 2008 hat sich manch einer (ich auch) zuerst noch gedacht : lasst die Banken doch einfach pleite gehen ... bis man dann gemerkt hat, dass die genau wussten was sie wollten und das auch bekommen haben. "Krise" ist immer nur die Deutung der Verlierer. Auf der Gewinnerseite heißt das selbe Ding "Geschäftsmodell".«
Ich selbst habe als blutiger Laie bei einer anderen Gelegenheit folgendes geschrieben:
Das internationale Finanzsystem gestaltet und pflegt gemeinsam mit devoten Politikern eine verhängnisvolle Kultur des permanenten fiskalischen Tohuwabohu, um seine maßlosen Ziele zu erreichen. Die Politiker sind zugleich kalkulierter Bestandteil eines entsprechenden und hoch effizienten Belohnungssystems. Ein besonders unappetitliches Beispiel: José Manuel Barroso! Der fuhr soeben bereits seine zweite Belohnung ein. – Als es darum ging, den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Coalition Of The Willing von 2003 gegen den Irak zu organisieren, stand der Portugiese in der ersten Reihe neben George W. Bush und Tony Blair. Genau wie die beiden anderen müsste er eigentlich vor das Haager Kriegsverbrechertribunal gestellt werden – stattdessen kriegt er nun ein Pöstchen ohne Geschäftsbereich bei Goldman Sachs. – Barroso war von 2002 bis 2004 Regierungschef von Portugal. Danach leitete er bis 2014 die EU-Kommission in Brüssel.
…
„Never let a good crisis go to waste“ ist die Devise des internationalen Finanzsystems. Das gestaltet und pflegt gemeinsam mit devoten Politikern eine verhängnisvolle Kultur des permanenten fiskalischen Tohuwabohu, um seine maßlosen Ziele zu erreichen und läuft nach immer demselben Ritual ab: Das Drehbuch wird von internationalen Geldinstituten geschrieben (z. B. IWF), willfährige Politiker arbeiten ihnen unter dem Chorgesang der meisten System-Medien als Erfüllungsgehilfen zu.
„Krise“ ist in diesem Zusammenhang die angstmobilisierende Worthülse, um die Bevölkerung zu disziplinieren.
"„Never let a good crisis go to waste“"
So is es ! Der Kapitalismus ist ein "Krisensystem", ein System, dass die Krisen der anderen erzeugt udn sich daran bereichert. Es identifiziert sich damit als Dominationsmodell. BNicht umsonts komt die Krise in der klassichen Ökonomie gar nicht erst vor. Dort geht es nur um Harmonie.
Thx for the roses, aber wir denken nur nach ...
ad) Eurozone - irreversibel ???
Das ist, oder war auch damals, der Überschmäh - diesen verzapft wieder der so hoch geehrte Schulmeister und dabei brennen bei ihm sämtliche Sicherungen des letzten Quäntchen Hausverstandes durch,
- denn bis 1999, in Bargeld dann ab 2002, entwickelten sich alle Länder, allen voran auch die kleinen, wie Österreich und Schweden etc., hervorragend seit 1946 und niemand würde meinen, dass das damals ein riesiger Wettbewerbsnachteil gewesen sei, weil man sich nur die Wachstumsraten als auch die geringe Ungleichheit ansehen muss!
- Schulmeister meinte auch, dass es zu viel kosten würde - der nächste Propaganda-Unsinn. Der Handel ist ja immer ausgeglichen, auch innerhalb der EU/des Euroraumes, d.h. mein Exportüberschuss = dein Importdefizit. Ergo dessen würde eine Rückkehr zu den eigenen nationalen Währungen vor allem Deutschland hart treffen, weil eben ihre Waren schnell um so 5-10% aufgewertet würden - womit auch so was wie eine ausgeglichene Handelsbilanz (wie es eben die Jahrzehnte zuvor üblich war) wieder einkehren würde.
- die Kosten einer verlorenen Generation - damalige Schüler sind fast an die 30 Jahre alt und erlebten 10 irre Jahre, die sie alle um ihre Lebenschancen betrog! - gegen das frei "erfundene Konstrukt" einer Währungsunion aufzurechnen..., das gelingt auch nur jenen Ökonomen, deren Hirn durch 40 jähriges Beamtentum sämtliche Denkvorgänge auf Volksschulnieveau - um es mal etwas plakativ auszudrücken ... ;-) - absacken liess.
Jo Stiglitz meinte sogar, dass diese Kosten der verlorenen Generation locker jeden Ausstieg übersteigen würden.
Sie sind ein Verbrechen gegenüber der Menschlichkeit!
Und mal auf den berühmten Punkt gebracht: eine Währung kann man nie retten - wie denn?
- Die Crux wird auch (fast) nie angesprochen, nämlich dass durch den Euro der wichtige wirtschaftspolitische Anker - die Geldpolitik (die Zinsfestsetzung + das individuelle Fixieren der Mindestreserve, mit der man ein bisserl das Kreditvolumen steuern kann, an die EZB delegiert hat) - an die EZB delegiert wurde . . . f r e i w i l l i g ?!
Und nun will man auch noch die Fiskalpolitik (durch die Hintertür) an die EZB geben - wenn es nach Macron ginge?!
- und noch ein rechtlicher Aspekt: irreversibel ... da muss man alle Politiker in die "Anstalt" verweisen - ja in die geschlossene - weil in den Vertrögen nicht mal eine E x i t k l a u s e l inkludiert wurde ! In jedem 1. Semsester lernt man, dass bei allen Verträgen auch eine beisseitig plausible Exitklausel das Um und Auf sind, weil man ja irgendwann auch wieder aus der Chose aussteigen will - nicht so beim Euro:
der ist in Stein gemeiselt und für die Ewigkeit gebaut ?
Depperter gehs nimma - offen gesagt-
- - -
Alle ökonomischen Parameter verweisen auf ein irres Desaster der Eurozone, von Erfolg weit und breit keine Spur.
Aber in fast allen Medien wird nur gejubelt, so als ob man nicht ganz Südeuropa devastiert und die Menschen - nur wegen einer Währung ! - in einen humanen Supergau gemanagt hätte.
Natürlich darf man sie deshalb nicht der Lüge bezichtigen - wie unschön ... :-D
Schade, weil bei uns fühlt es sich derzeit gut an, der Widerstand wächst und wenn erst mal die Henkergesetze - 12h-Tag, Kürzung der Notstandshilfe + Hartz4 a la Austria usw. - kommen, wirds noch lauter werden.
Die Gewerkschaft redet schon sein Wochen vom "heissen Herbst", aber ich glaube erst daran, wenn sie mal so eine Woche gestreikt haben. Unser Gewerkschafter sind ja mit den Arbeitgebern total "verhabert", was ua. auch mit den Aufenthalten in den gleichen Logen zu tun hat - sagt man...
Macron,. las ich, ist ja noch schlechter in den Umfragen als Hollande damals zur selben Zeit. Von den Streiks liest man bei uns auch nix mehr, schade!
Die Lügen der Politiker sind seit 100en von Jahren immer dieselben: nachdem es immer nur um die Bereicherung der obersten 10% aufkosten der unteren 90% ging - sind auch die Lügen immer die gleichen: gut, etwas adaptiert auf einen "ein bisserl erweiterten Horizont", weil man mittlerweile auch NLP vorm Spiegel gelernt hat und auch alle Politiker densellen Rhetorikkurs besuchten . . .
alles gleicht sich bis auf das Knopfloch: bei der FPÖ die Kronblume, den Roten ist ihre Nelke noch nicht abhanden gekommen - und a_sozialen Pseudochristen halten sich an den alten Schüssel-Sager:
Hände folt`n - Gosch`n holt`n ;-)
"Macron, las ich, ist ja noch schlechter in den Umfragen als Hollande damals zur selben Zeit. Von den Streiks liest man bei uns auch nix mehr, schade!"
Das ist richtig. Mal sehen wie es sich entwickelt. Klar war jetzt nicht viel los, denn im Sommer ruht hier die Politik , bzw. da wird nur im Hinterzimmer verhandelt. Meistens ist aber was im Herbst los - aber hauptsächlich die übliche Besitzstandswahrungsdemo.
Aber wenn Du es jetzt so sagst, war natürlich auch nicht garnichts. Die Bahnangestellten (SNCF) haben sogar im Sommer gestreikt aber wenig erreicht. Ansonsten hängt die Pleite über Frankreich wie ein Damoklesschwert. Man hat füer 2019 Quellenbesteuerung eingeführt, um eher an Kohle zu kommen ... und weil in der Privatwirtschaft nichts läuft baut der Staat Bürgersteige im Wald - ohne Scheiß jetzt. Hier kommt man duch gottverlassene Weiler mit 7 Häusern und die haben plötzlich Straßenbeleuchtung , Bügersteig , Zebrastreifen, digitales Infopanel , Mediathek und Überwachungskamera ...
Um NDDL ist es ruhiger geworden nachdem es noch ein paar Verletzte gab in Frühjahr ...
erhellend, artikel und kommentare. das gefühl des ausgeliefertseins bekommt mehr objektivität. hg
Wann, weiss kein Mensch. Doch, der Prozess läuft. "Der Kommende Aufstand" 2010 vom Unsichtbaren Komitee, "An unsere Freunde" 2015 dito und "Jetzt" 2017 dito, geben uns Auskunft. DIEM25 tritt 2019 als Partei zur EU-Wahl an. Sollten sich die 0,1% allerdings für den Faschismus entscheiden (wie 1924), wird es übel. Der Klimawandel und die Digitalisierung als Rahmenbedingungen befeuern dies alles ungemein. Der tipping point ist längst überschritten. NATO: urban operations in the year 2020 -
ich kann Ihre bemerkungen zur ngo-gründung:
"finanzwende" kaum erwarten....
Das ist brillant. Leider werden solche richtigen Gedanken durch ein Verwirrspiel derer verdeckt, die eine ihren Interessen dienende Darstellung in Medien mit grösserer Verbreitung publizieren können.
Was mir fehlt - und ich habe da selbst auch keine Antwort - mit welchem politischen Mechanismus will man den Kampf führen? Man könnte eine Parei gründen und mit dieser um Wählerstimmen werben, aber dieses Verfahren ist versucht worden und hat nicht funktioniert - wie Yanis Varoufakis aus eigener Erfahrung in Griechenland weiss.
Andere Wissenschaftler haben ein Manifest für eine Neugründung der EU als soziale und demokratische Institution verfasst. Mir scheint, bereits die Worte zeigen, wo das Problem liegt: Die sozialdemokratischen Parteien befinden sich fast überall im Niedergang. Jede Neugründung in dieser politischen Richtung wird mit einem immensen Glaubwürdigkeitsproblem zu kämpfen haben.
Der Liberalismus wird in der westlichen Welt nun (erneut) verschwinden, nicht total, aber ziemlich, nicht überall, aber fast überall, nicht gleichzeitig, sondern nach und nach. Die Rechten werden regieren, tun es ja vielerorts schon, insgesamt ein bisschen auf die Bremse treten und schließlich - ähnlich Franco, oder im Zeitraffer: ähnlich Erdogan - die Wirtschaft abmurksen (freilich nicht so wie in Venezuela) und die Gesellschaft einfrieren (freilich nicht so wie in Nordkorea), bevor sich dann der Liberalismus erneut meldet und die Linksliberalen vorschickt, seine Ziele in wohlklingende Menschheitszideale zu kleiden. Das wird eine zeitlang ebenfalls gutgehen, bis dann immer mehr Blasen am Kapitalmarkt entstehen, bis dann irgendwann eine Bubble platzt und die Reaktion wieder übernimmt. In immer rechtssozialistischeren Formationen.
So alt, so bekannt. Keiner der drei heutigen Grundodeologien kann Stabilität. Die Liberalen sind schließlich Exzess, die Rechte versteinert irgendwann und die Linke, der schwächste der drei Spieler, ist vollkommen weltfremd, auch wenn sie viel davon versteht, sich selbst das Gegenteil weiszumachen und sitzt normalerweise gar nicht als eigener Faktor am Tisch. Wo sie es doch tut, sind sich Rechte und Liberale einig und bringen Figuren wie Pinochet an die Macht.
Man schneide alle alten Zöpfe ab, nenne es Harmoniepartei, bringe etwas fernöstliches Denken ein und vermeide vor allem die drei Kardinalfehler der Gegenwart: seichter Materialismus (Liberale und Linke), Zerstörung der Rechtsstaatlichkeit (Linke und Rechte) und Wachstums- bzw. Ausdehnungsideologie (Liberale und Rechte).
Das könnte tatsächlich funktionieren, zumindest mittelfristig. Bei der jungen Generation käme es wohl besser an als alles, was gegenwärtig im Angebot ist.
Leider benennt er nicht das Hauptproblem des real existierenden KapitalismusNeoliberalismus/Korporatismus - das parasitäre Zins- und Zinseszinssystem, von der FED installiert und seit 100 Jahren "perfektioniert" hin zu einem Banken- und Finanzfaschismus, der über die karzinogene Globalisierung und eine schwachsinnige Wachstumsideologie den von Steven Hawking prophezeiten Weltuntergang bis 2050 zeitigen wird. Denn die Volksverdummung/mind control und mediale Verblödung durch die parasitäre Plutokratie und ihre Sklaven ist atemberaubend ...