In breiten Kreisen Wurzeln gefasst

Nürnberger Gesetze Wie weit war ein aufgeklärter Bürger 1932 in der "Judenpolitik" bereit zu gehen? Der Fall Bavink beleuchtet die beiden Spielarten des Antisemitismus
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Vor 70 Jahren, am 15. September 1935, verabschiedete der Reichstag auf dem Nürnberger Parteitag drei Gesetze: Neben dem "Reichsflaggengesetz", das Juden verbot, die Reichs- und Nationalflagge zu zeigen, waren dies das "Reichsbürgergesetz" sowie das "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" oder kurz "Blutschutzgesetz". Das Reichsbürgergesetz führte neben der bisher geltenden Staatsangehörigkeit eine qualifizierte Reichsbürgerschaft ein, von der Juden grundsätzlich ausgeschlossen waren. Das Blutschutzgesetz verbot Eheschließungen und außerehelichen Geschlechtsverkehr zwischen Juden und "Staatsangehörigen deutschen und artverwandten Blutes" und untersagte es Juden, "deutschblütige" Haushaltsgehilfinnen unter 45 Jah