Justitias Augenbinde verrutscht

Wochenthema Der ewige Datenhunger von Behörden im Anti-Terror-Fieber bedroht das gesellschaftliche Leben. Ein Plädoyer für ein starkes Recht auf Anonymität im Datenverkehr
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Anonyme Briefe, anonyme Anrufe, anonyme Alkoholiker. Das Anonyme weckt zunächst wenig positive Assoziationen. Menschen, die nichts zu verbergen haben, könnten ja offen auftreten. Wer seinen Namen nicht nennt, hat ein Problem oder schlechte Absichten. So geißelte auch der Verfassungsrichter Udo Di Fabio jüngst die anonymen Diskutanten im Internet. In der Demokratie sollten Meinungen mit Namen verknüpft sein. Anonymität gilt als Krankheit, die mit Hilfe des Gesetzes ausgerottet werden muss. Das ist ein Irrtum. Unsere informationsgeile Massengesellschaft braucht dringend ein starkes Recht auf Anonymität.

Das „Anonyme“ ist ohne Namen (altgriechisch an-onyma), das nicht Benannte, das Unbekannte. Geben wir etwas einen Namen, ordnen wir es in unsere S